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Preise in einer ganzen Reihe von Fällen eine absteigende Linie zeigen (Lebhafte Zurufe b. d. Soz. — Abg. Kautzsch: Das haben Sie schon oft gesagt!), und damit wird auch die Kaufkraft gestärkt werden. Ich habe mich alfo für verpflichtet aehalten, unsere sächsische und weiter die deutsche Wirtschaft gegen diese unerhörten Borwürfe, die vor allen Dingen der Herr Abg. Graupe hier erhoben hat, in Schutz zu nehmen. Herr Direktor Wittke vom Landesausschuß der sächsischen Arbeitgeberverbände, den ja Herr Kollege Arndt sehr aut kennt (Zurufb. d. Soz.), hat jetzt sehr richtig auf der Tagung der Arbeitgeberverbände gesagt: Gegen die Erwerbslosigkeit hilft Arbeit und nicht Unterstützung. (Zuruf b. o. Soz.: Das haben Sie heute fchon einmal gesagt!) Sorgen Sie dafür, daß wir aus eigener Kraft Kapital haben, um der Arbeitslosigkeit zu steuern, und es ist der beste Weg gegeben, um aus diesem Elend herauszukommen! (Heilrufe links.) Abg. vr. Troll (Landv.): Der letzte Herr Redner der Kommunistischen Fraktion hat von der Kapitalbildung bei der Arbeiterschaft und von den hohen Verwaltungs kosten wie von den Gehältern bei den Gewerkschaften gesprochen. (Zuruf b. d. Komm.: Bon den hohen Ge hältern in der Industrie vor allen Dingen!) Insofern kann man ihm zustimmen. Wenn aber der Herr Aba. Mildenstrey davon gesprochen hat, daß die Landwirtschaft einen Stundenlohn von 1b Pfg. zahlt, so kann das doch nicht unwidersprochen vor dem Lande bleiben. Er sollte doch als Arbeitervertreter wissen, daß das Arbeitsamt nur zu Tariflöhnen vermitteln darf und das jedenfalls auch getan hat. Die Tariflöhne liegen aber weit höher. Allerdings sind die Tariflöhne mit abhängig von dem Wert der Deputate, und das wird wieder durch die Zoll- Politik bestimmt. Solange der Bauer selbst nach den Untersuchungen des Herrn Professor Münzinger in Hohen- heim einen tuSndenlohn von 10 bis 20 Pfg. für sich, seine Frau und seine Familie hat, solange werden Sie nicht erwarten können, daß er seine Angestellten, seine Mitarbeiter zu höheren Löhnen, etwa zu BauarVeiter- löhnen, entlohnen könnte. Sobald Sie uns aber höhere Preise für unsere Produkte verschaffen, werden wir so fort bereit fein, auch entsprechende Löhne zu zahlen. Daun möchte ich aber eine Bemerkung des Herrn Abg. vr. Wilhelm richtigstellen. Trotz seiner sonst gewiß warmen Stellungnahme zur Landwirtschaft hat er an- aedeutet, daß die Landwirtschaft in günstiger Weise durch die Inflation gekommen se». Er hat aber vergessen, dabei darauf hinzuweifen, daß die Landwirtschaft ihr ganzes Betriebskapital ebenfalls in der Inflation verloren hat, und das ist oft der größte Teil des landwirtschaft lichen Vermögens, das aber weiter, soweit eine Auf wertung in Frage gekommen ist, gerade bei der Land wirtschaft Restkaufgelder aufgewertet worden sind, und daß diese Restkaufgelder bekanntlich voll aufgewertet werden mußten. Abg. Schneider (Komm.): Der Herr vr. Troll ist auf die Ausführungen des Kollegen Mildenstrey eingegangen. Was Mildenstrey vorhin ausgeführt hat, daß die Tarif löhne nicht höher sind als 15 Pf. pro Stunde, hat noch inklusive der Deputate, also der Verpflegung gegolten. Mit 1b Pf. pro Stunde einen Lebensunterhalt zu be streiten, ist eine Unmöglichkeit. Ich würde Ihnen wünschen, Sie sollten für 15 Pf. arbeiten. Und wenn Sie (nach rechts) nur 15 Pf. die Stunde bekämen, ich glaube, Sie würden auch nicht den großen Bauch haben, den Sie jetzt besitzen. (Heiterkeit.) Und wenn weiter der Vertreter der Großlandwirt- schaft, Herr vr. Troll, behauptet, den Landwirten ginge es allen zusammen schlecht, so behaupte ich, der Groß- landwirtschaft geht es zum Teil sogar sehr gut. Die Beweise hat sie im Reichstag selbst erbracht. Wenn 'ein Großgrundbesitzer 2—3000 M. in kurzer Zeit ver brauchen kann, ohne seine Lebensbedingungen ein- fchränken zu müssen, glaube ich ganz bestimmt, daß sie für ihre Arbeiter auch einen höheren Lohn zahlen können. (Bravo! Sehr gut l b. d. Komm.) Damit ist die Aussprache erschöpft. Rach den Schlußworten der Antragsbegründer werden die Anträge Nr. 16«, 173 und 177 dem Haushaltans- schütz 8, ferner von dem Antrag Nr. 186 der Abs. I und von dem Abs. Ila die Punkte 2 und 7 dem Ha«»- Haltausschutz 8, die übrigen Punkte des Antrags Nr. 186 dem Haushaltausschutz überwiese«. Zusatzantrag vr. Wilhelm zu dem Antrag Nr. 18« und der AbänderuugSantrag Müller-Leipzig zu dem Antrag Nr. 167 werde« mit überwiesen. Weiter wird auf die Anregung der Negierung hi« in ihrer veantwortung zur Anfrage Drucksache Nr. 198 einstimmig folgender Antrag angenommen: Der Landtag wolle beschlietzen: Der Haushaltausschutz 8 möge alsbald in Be ratungen über die infolge von Konzentrationen und ähnlichen Matznahmen in Sachsen beobachteten VetriebSabwauderunge«, Stillegungen und Ein- stellungen eintreten und die zur Hebung des Arbeitsmarktes im Interesse des sächsischen Wirt schaftslebens erforderlichen Matznahme« vor» bereiten. Unterzeichnet: Blüher, Siegert, Buck, Atzmann, v. Kittinger, Mack, vr. Dehne. Damit ist die Tagesordnung erledigt. (Schluß der Sitzung 20 Uhr 3 Minuten.) Druck von B. G. Leubner in Dresden.