Volltext Seite (XML)
-«scheint ttgktch «>t Ausnahme der Tonn- »ndMesttage, abends für den sol- genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. 50 Ps., monatlich «I Pf., Einzelnummer bPs. Bestellungen >'erden i» unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus. gabestelle», sowie allen Postanstaltcn angenommen. Dienstag, den LS. November L8S8 57. Jahrgang ^Bc»rscr O Bezirks- Anzeiger Zaserat-KeSützreni Einspaltige Petit-Zeile oder deren Raum 10Pf.; im amtlichen Teile pro Zeile 30 Ps.: „Eingesandt" und Reklame unter dem Redaktionsstrich 2ö Pf. — Kompliziert« Inserate nachbeson- dcrem Tarif. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat LbPs.extra berechnet Amtsblatt der Königlichen AmtshauPtmannschaftFlöha, des Königlichen Amtsgerichts und desStadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Nedaktcnr: Ernst Norberg in Frankenberg I. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Bußtags und Todtenfeftfeier bete. Mit Rücksicht auf die Mittwoch, den 16., bez. Sonntag, den 26. dieses Monats, stattfindende Bußtags» und bez. Todtenseier wird auf Grund gesetzlicher Bestimmung hier mit Folgendes veröffentlicht: Verboten find 1. Concertmufiken und andere, namentlich die mit Musikbegleitung verbundenen geräuschvollen Ver gnügungen an öffentlichen Orten an den Bußtagen und deren Vorabenden und an dem Todttnfestsonntage. 2. Theatralische Vorstellungen an den Bußtagen. An dem Todtenfestsonntage sinv solche Vor stellungen nur in geschloffenen Räumen gestattet. Auch wird vorausgesetzt, daß zu denjenigen theatralischen Vorstellungen, welche an den Vorabenden der Bußtage und am Todtenfestsonntage ausgesührt werden, angemessene Ernste Stücke gewählt werden unv namentlich die Ausführung von Poffen und ungeeigneten Lustspielen unterbleibt. 3. Alle Schaustellungen, öffentliche Auf- und Umzüge am Bußtage und dem Todtenfestsonntage. 4. Ocffentliche Versammlungen aller Art, sowie Versammlungen der Innungen und anderer Ge- noffenschasten an den Bußtagen und am Todtenfestsonntage. 5. Oeffentliche Tanzbelustigungen, ingleichen auch Privatbälle, selbst wenn dieselben in Privathäusern oder in Räumen geschloffener Gesellschaften abgchalten werden, an den Bußtagen und deren Vorabenden, sowie am Todtenfestsonntage und dem vorausgehenden Sonnabende. Bezüglich der Ausübung desHaNdelSgktverbeS an diesem Tage verweisen wir auf unsere Bekanntmachung, die Sonn- und Festtagsruhe im Handelsgewerbe betr., vom 1. Juni 1893, sowie auf die unter T nochmals abgedruckten Bestimmungen in 88 1 und 2 des Ortsstatuts für die Stadt Frankenberg vom 22. Juli 1892. Der Berkaus- von Blumen, Bindereien und Topfgewächsen am Todtenfestsonntag ist lediglich zum Griiberschmncke und zwar nur in der Zeit von 11—4 Uhr gestattet. Zuwiderhandlungen ziehen die gesetzlichen Strafen nach sich. Am Charsreitage, dem Todtenfestsonntage und den Bußtagen wird der Handel n) mit Brod und weißer Back.vaare, ausschließlich der Conditoreiwaaren, sowie mit Milch, Fleisch und Fleischwaaren, ausschließlich der sogenannten Delikatessen, auf die Zeit von früh 5 Uhr an bis ^9 Uhr Vormittags und von 7 — 8 Uhr Abends; d) mit allen anderen Eßwaaren, als Butter, Käse, Eier, Grünwaarcn, sogen. Delikatessen, Kolonial- und Trinkwaarcn, Conditoreiwaaren und dergl., sowie der Kleinhandel mit HeizungS- und Beleuchtungsmaterial auf die Zeit von früh ^/s7—'/z9 Uhr Vormittags beschränkt. 8 2. Die Beschäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern in Kontoren der Kaufleute und Fabrikanten, mit welchen offene Verkaufsstellen nicht verbunden, ist, soweit eine solche überhaupt an Sonn- und Festtagen zulässig ist, an Letzteren lediglich in der Zeit von >/,11—12 Uhr Vormittags gestattet, am Charsreitage, den beidcn Bußtagen und dem Todtenfestsonntage überhaupt verboten. Frankenberg, den 14. November 1898. Der Stadtrat h. vr. Mettig, Bürgermstr. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche aus den Namen des Bäckers Christian Friedrich Weitz, z- Zt. in Chem nitz, eingetragene, hierselbst an der Kirchgasse unter Nr. 4 belegene HauSgrundstück, Nr. 189 des BrandversicherungScatasters, Nr. 227 des Flurbuchs und Folium 170 des Grundbuchs sür Frankenberg, zur Brandcaffe mit 8790 M. eingeschätzt, 3,0 Ar groß, mit 188,43 Steuereinheiten belegt und gewürdert auf 10 700 M. — Pf., soll an unterzeichneter Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden. Hierzu ist der 1S. November 1898 Vormittags 10 Uhr als Bersteigerungstermin, sowie der 22. November 1898 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Berkündung des Bertheilungsplans anberaumt worden. Eine Ueberficht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältniffes kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Frankenberg, am 20. September 1898. Königliches Amtsgericht. Ass. Vr. Bähr. Günther, Sekr. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen des Handarbeiters Friedrich Oskar Eidam eingetra gene, in GarnSdorf gelegene HaUsgrUNdstiilk, Nr. 67 des BrandcatasterS, Nr. 58, 96 und 98 des Flurbuchs und Folium 31 des Grundbuchs für Gornsdorf, früher Auerswald« Antheils, zur Brandkafle mit 5830 M. —- eingeschätzt, 1 da 24,2 a groß, mit 72,99 Steuereinheiten belegt und geschätzt auf 8400 M. — - soll an unterzeichneter Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden. Hierzu ist der 22. November 1898 Vormittags 10 Uhr als Bersteigerungstermin, sowie der 29. November 1898 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Berkünduug des Bertheilungsplans anberaumt worden. Eine Ueberficht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältniffen kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Frankenberg, am 22. September 1898. Königliches Amtsgericht. Aff. Vr. Bähr. Günther, Sekr. „Zum letzten Male" erklängen heute, Moiitag, früh zwischen ^,8 und 8 Uhr die ehernen Stocken in V»ll«k Gtlüute herab vom Kirchturm zu unserer Kirchfährt, die im Begriffe steht, sich zur Entgegennahme einer neuen, vov Gemeindegliedetn mit ansehnlichen Opfern ge schaffenen Geläute- zu rüsten, das — will'- Gott — am ersten Advent zum ersten Male Son der hohen Stätte herab seine Klänge zur Gemeinde senden wird. Das heüiige MotgeMüten hat wohl in. so Manchem, der Herz und Genillt besitzt, ein Weihesiündchen herootgerusen und die Ge danken in di« Vergangenheit schweifen lassen, welcher unser nun verstummtes Geläute mehr denn ein Jahrhundert lang gedient hat. Beständäüch, wie schon Mehrfach erörtert worden ist, in dem Klang döS alten MläuteS eine Dissonanz, die dem Ohr des musikalisch Gebildeten ausgefallen ist, so waren «» doch liebe traute Klängst, die döin Gotteshaus« herab zu uns kamen und die die jetzt hier lebende Generation in Freud' wir in Leid zu andachts vollem Sinnen ünd Denken «hoben hat. „Zum letzten Male", ja dies Wort, da« im Leben der Ein zelnen eine so bedeutsame Rolle spielt, eS hat heute auf eine ganze große Gemeinde mächtig eingewirkt. „Zum letzten Male" habt Mr, lieben Glücken, gestern die Gemeinde zum Gotte-Hau» gerufen mit denselben Klängen, die, wie schon vor 100 Jahren so bi- in unsne neueste Zeit an jedem Sonn- und Festtag un verändert hinauStönten in den stillen SabathSmorgen, um zu Mwen: „Härt' ist d«4äß dös tzertn!" Und Du, dessen Wiege in der Ktrchstchrt Frankenberg gästakdik hat, erinnnere Dich an da» 'hMörlMe Laufglöckchen — <S hat einst auch Dir geläutet, al!l dir Setzin die christlichen Taufe über Dich kam —, denke zurück an Vie feierliche Stunde in der Osterzeit, da Du al» KonfiWsNd Mr KdnfirMandin an den Stufen des Altar« nieder- knirteft, uw aUftzenomlnen zu werden äl« mündiges Glied der Kirchengemeinde, hörst Dir nicht noch die Glocken über Deinem Häupte lSüttsi, empfindest Du nicht heilte noch jene Weihe, die in dieser Stunde auf Dich herabstrvmtr? Und nicht vergessen Wirst Dü, dir Du in der Kirche zu Frankenberg einem Gemahl Vie Häitd züM LebsnSbunde reichtest, die weihevolle Stunde, al« dle ehirtrin Stimme» Won der lustigen Höhe herab auf Euch er- kltttlgLn, 'Gottitz Sögen Euch zurüfend. HüMpf' schwer und bang wirkt- auf Eüch die metallische Stimm« «in, wenn sie den Heimgegangenen der Gemeinde galt! Wir mäckcher Lhttlnenstrom ist gestossen, wenn um einen Sarg und ein zu Kühe» Grab die Hinterbliebenen ständen und den »ater, die «Kitter oder rin lkM Geschwister betrauerten, während Ihr, nun verstummten Glocken, den letzten Seg«n»gruß der Pa- rochie den früh oder spät Verstorbenen auf den „letzten Weg" mitgabt. Und Du, der Du nicht in wüstem Taumel von einem „alten" in ein „neues" Jahr hineinschreitest, sandest Tu nicht, wenn Du am offenen' Fenster aus das Silvestergeläute lauschtest, aus den lieben Klängen zwei mächtige Töne heraus, die dem alten Jahre galten als: „Nun danket Gott" und dem neuen Jahre als: „DaS walte Gott"? Nicht nur das volle Geläute wirkte auf Dich, Gemeinde Fran kenberg. Der Schlag einzelner Glocken, der viertelstündlich und stündlich erklang, am Hellen Tag, wie in stiller Nacht, hat Dich manchmal gemahnt an die Spanne Zeit, die Gott Dir eingeräumt hat, um dein Tage- und LebenSwerk zu verrichten mit all den körperlichen und geistigen Mitteln, die der Schöpfer aller Dinge auch Dir gegeben hat; „flüchtig ist die Zeit, nütze sie", wollten die Glocken jede Stunde sprechen! Mit welchem erhebenden Ge fühl hast Du dann, wenn zur Dämmerstunde Dein Tagewerk sich schloß, dem kleinen Geläute gelauscht, das Dir einen „gesegneten Feierabend" zugerusen hat! Und Du kleines, verbleibendes Glöcklein hoch oben in der Durchsicht deS Turmes, wie oft hast Du mit einer Dein« Schwe stern vom Vollgeläut uns erschreckt, hast, wenn gierige Flammen emporschlugen, in Deinen Klang die Botschaft von Kummer, Schmerz und Sorge hineingemischt! Aber auch über den Dienst der Gemeinde hinaus, in den Dienst d-S Vaterlandes habt Ihr nun ik Euren eigenen Feier abend eingetretenen Glocken Euch gestellt. Als „FriedenSglocken" hör ten wir Euch 1866 und 1871 erklingen, noch denkt der Schreiber dieser Zeilen des wiederholten Geläutes, wenn eS freudig kündete: „Dein Sachsenkönig kommt in unsere Stadt" — — — wie wehmütig aber hast Du di« Gemeinde gestimmt, wenn Dir die Aufgabe'zufiel, einer Reihe von Gliedern unsere» Königshause« und de» deutschen Kaiserhauses ein „letztes Geläut", als ein Zeichen der Mittrauer unserer Gemeinde, zu spenden. Erhaben und in freudig-lichten Tönen erschien un- Dein Klang, wenn im Kreisläufe des Jahres ein 23. April, ein 27. Januar und ein 2. September erschien, um drei erhabene Ge burtstage zu künden: den unseres geliebten Königs Albert, den unseres hochverehrten Kaisers Wilhelm H. und den de» wieder erstandenen deutschen Reiches! So standet Ihr lieben Glocken mit unserem ganzen Denken und Fühlen in Verbindung, so dientet Ihr der Erhebung de« Herzen« in kirchlichen und weltlichen Dingen, und unvergessen wird un» trotz eine» neuen, vielleicht vollkommeneren Geläute« der alte liebe Klang bleiben! So habet denn Dank für Eure treuen Dienste, die Ihr seitdem 11. Oktober 1795 unserer Kirch gemeinde geleistet habt. Und wenn der Glockengießer, Äeister Bierling, Euch umformet, um nun au» Eurem Metall neue Glo cken zu bilden — bringt dann auch Eurer neuen Gemeinde und Heimat einen Segensgruß aus Frankenberg! So weh un» nun am heutigen Morgen da« Scheiden ward, so wollen wir doch hoffen, daß auch da« künftige Geläute, da» heute in Dresden seine Prüfung besteht, erbauend und segnend auf alt und jung in der ganzen Kirchfahrt wirken möge, und daß die neuen Klänge immerdar von Frieden und Freude in unserer Parochie, im engeren und weiteren Vaterlande, künden mögen! Während vorstehende Betrachtung zum Satz übergeben wird, geht uns von befreundeter Seite der nachfolgende poetische „Ab schied" zu, sür dessen Einsendung wir dem Verfasser herzlichen Dank hiermit abstatten: Abschiedsrus im die alte« Eloikeu. E« fallen die herbstlichen Blätter vom Baum, Der nährende Früchte getragen; So sinkt ihr herab auS dem lustigen Raum, Wo ihr unS die Stunden geschlagen, Wo euer erztönender, schallender Mund Ans Leben sich heilig gekettet Vom Taufstein bi« hin zu dem erdigen Grund, In den wir die Lieben gebettet! Ihr fanget herab auf manch' bräutliches Paar Den Segen mit ehernem Klange, Ihr riefet um Hilfe bei FeucrSgcfahr, Gern folgend dem menschlichen Zwange; Und al« einst der Deutschen schlachtkundiger Heer Die herrlichsten Siege errungen. Da habt ihr lautschallcnd den Tapfer» zur Ehr' In mächtigen Bogen geschwungen! Nun habt ihr vollbracht di« gewcihete Pflicht; — Wie ihr an den Gräbern geklaget, So wollen vergessen in Wehmut wir nicht Euch, denen man heute entsaget! Habt Dank! — Und wenn glühend zerschmolzen da« Erz, Um ne» in der Form zu erstehen, Dann denket im fröhlichen Glauben da« Herz: So wird's auch mit unS einst geschehen I