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S«7 ers«««»« tt,nq mit Ausnahme der Sanu- und Festtage, abends für den sol- genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. 50 Pst, monatlich 50 Pst, Eintelnummer bPs. Bestellungen > -erden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie alle» Postanstalten angenommen. Sonntaq, den 28. Oktober I8S8 57. Jahrgang ^Mderger Anserat-Hevihr-v! Einspaltige Petit-Zeile oder deren Raum 10Pst; im amtlichen Teile pro Zeile 30 Pst; „Eingesandt" und Reklame unter dem Redaktionsstrich 25 Pf. — Komplizierte Inserate nach beson derem Taris. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat 25Ps.cxtra berechnet Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst NoPberg in Frankenberg i. Sa. — Dem! und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg l. Sa. Aufruf. Am 29. Juli 1898 hat ein schweres Hagelwetter die Gemeinde Mnueisbeig betroffen und die anstehende Ernte zum größten Theil vollständig vernichtet, wodurch ein Schaden von 44546 Mark —. erwachsen ist. Bon den Betroffenen hat Niemand versichert gehabt, da die meisten der selben nach mehrjährigen Mißernten sich in so ungünstigen Vermögensverhältnissen befinden, daß sie die Prämien für die Versicherung nicht haben ausbringen können. In Folge der Verschuldung ihres Grundbesitzes und deS Mangels an Kapital sind die Betroffenen aber auch nicht in der Lage, aus eigenen Mitteln den ihnen erwachsenen Verlust zu ersetzen, und sie würden ohne fremde Hülfe ihr Vieh vor dem Eintritte des Winters veräußern und von der Bestellung ihrer Necker Abstand nehmen müssen. Um dies zu verhindern, gestatten sich die Unterzeichneten, sich an die öffentliche Mildthätigkeit zu wenden und richten an alle die herzlichste Bitte, ihre bedrängten Landsleute vor völligem Ruine schützen und wenigstens die dringendste Noth lindern zu helfen. Jede, auch die kleinste Gabe wird dankbar angenommen und wird um deren Zusendung an die Kaffenverwaltung der Amtshauptmannschast Marienberg crgebciist gebeten. Marienberg und MauerSberg, den 10. October 1898. Amtshauptmann von Oppen. Wolfram, Pfarrer. Robert Schreiter, Gem.-Vorstand. Albin Schreiter, Vorsitzender des Landwirthschaftl. Vereins. Wilhelm Lorenz, Gutsbcs. NortheUhaftes Angebot für die Abonnenten des Frankenberger Tageblattes. Um unseren verehrten Abonnenten angesichts der Kaiserreise in das gelobte Land eine beson ders eindrucksvolle Darstellung der Stadt Jerusalem zu geben, haben wir mit einem Kunstverlag ein Abkommen getroffen, welches es uns ermöglicht, den Abonnenten unseres Tageblattes ein herzliches DanoMum von Jerusalem, ausgesührt in 12 Farben, fast I Meter breit und 60 Centimeter hoch, sür den sehr geringen Preis von Drei Mark (3 M. —-) anzubieten. (Nach auswärts Porto und Verpackungskosten zu sammen 50 Ps. extra.) Wir laden die Freunde christlicher Kunst ein, von diesem äußerst günstigen Angebot Gebrauch zu machen. Ein Probebilv liegt im Schaufenster unserer Geschäftsstelle aus. Die Expedition des Frankenberger Tageblattes. Sächsische Gedenktage für 1898 Prinz Albert übernimmt daS Kommando über das Oktober Oktober Oktober 1866. 1843. 1868. 23. 24. 25. 26. König Johann unterzeichnet da« FriedcnSprotokoll. Prinz Albert erhält da« LeutnanlSpatent. Eröffnung der Eisenbahn von Nossen nach Döbeln. 28. Oktober 1886. König Albert legt den Grundstein zur Garnisonkirchc in Dresden. 28. Oktober 1873. In Pillnitz stirbt früh 5 Uhr König Johann von Sachsen. Oktober 1848. Prinz Albert übernimmt da« Komn 4. Bataillon der Prinz Albert-Brigade in Bautzen. 27. Oktober 1883. ----- - -- der Prinz Albert-Brigade >» Bautzen. Dankerlaß König Alberts für die Kundgebung der Liebe und Verehrung aus Anlaß seines 50jährigen Militärdienst- jublläums. Oerttiches und Sächsisches. Frankenberg, 22. Oktober 1898. -st Nach der Schweiz, dem ersehnten Ziele von alljährlich vielen Tausenden von Touristen, führt uns von morgen ab das Kaiserpanorama. Eine großartige Bilderseri« wird uns damit dargeboten. Von Zürich, womit wir unsere interessante Reise be ginnen, gehen wir nach Luzern, betrachten von hier aus den Pi latus, benutzen den Dampfer nach Witznau, um den Rigi zu sehen und wenden uni dann nach Fluelen, woselbst wir u. a. als be sondere Sehenswürdigkeit „TellS Platte" betrachten. Weiter pas sieren wir Gersau am Vierwaldstätter See, Schwyz, Brunnen, Altdorf (mit der Statue Teils), Unterwalden und Uri, um so dann die St. Gotthardbahn und ihre Umgebung einer eingehenden Besichtigung zu unterziehen. Mit Tessin beschließen wir unseren kurzweiligen Ausflug, der uns die schönsten Punkte der passierten Streck« sehen ließ und uns die^hohcn Kosten einer Schwcizrcise im nächsten Sommer erspart hat. Wir sind überzeugt, daß diese Serie «ine besondere Anziehungskraft ausüben wird. -j- Leimringe bilden den besten Schutz der Bäume gegen den Frostspanner. Jetzt beginnen die schlimmsten Feinde unserer Obst- bäume, die Weibchen des Frostspanners, ihre geheimen Schlupf winkel in der Erde zu verlaffen, an den Bäumen emporzukriechen und ihre Eier in die lockere Rinde derselben abzulegen, um im Frühjahr als Würmer in die Blüten zu steigen und dieselben zu vernichten. Das Beste dagegen ist, Leimringe um den Baum stamm zu legen. — Eine Erfindung von epochemachender Bedeutung ist jetzt, In der Krandnng des Levens. Roman von I. von Werth. iS. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Ich entsinne mich noch", fuhr Fräulein Ternoff fort, „wie wir in der Pension beim Schwarzen-Peter-Spiel einmal einer gar zu gutmütigen Mitschülerin, die oft als Zielscheibe unserer Neckereien dient«, «inen recht martialischen Schnurrbart mit Alizarintintc ge malt haben, sodaß die Arme acht Tage lang mit verbundenem Gesicht umherlausen mußte. Auf alle Fragen schützte sie Zahn schmerzen vor. Sie mußte sich also als Kranke behandeln lassen und ausschließlich von Wassersuppe leben. Endlich gelang cs uns, auf geheimen Umwegen eine Citrone zu kaufen. Diese wurde ihr in feierlicher Prozession überbracht. Zu unserer allseitigen Freude hatte das Mittel wunderbaren Erfolg. Schon war die eine Seite des Bartes verschwunden, als uns doch noch der Lohn für unsere Unthat ereilen sollte. Ohne daß wir cs bemerkt, war die Vorsteherin «ingetreten. Eine ihrer erschütterndsten Straf predigten erging nun über uns. Die arme Hedwig aber sah so komisch aus mit dem einseitig kühn geschwungenen Schnurrbart, die andere Wange dunkelrot von dem eifrigen Reiben, daß wir trotz unsere- Schrecken- das Lachen nicht verhalten konnten. Die Vorsteherin muhte endlich auch lachen und so wurde der Streich vergeben. Schwarzer Peter war seitdem in den heiligen Hallen unserer Pension verpönt. Daher fürchte ich, daß ich es selbst in diesem Spiel zu keiner Vollkommenheit gebracht." Auch über da- Gesicht deS Konsuls glitt ein Lächeln, als er sich jetzt zum Gute-Nacht-Gruß vor ihr verneigte. Rose wollte ihm die Hand reichen, aber er schien es nicht zu bemerken. So griff sie mit der au«g«streckten Rechten schnell nach dem Leuchter wie das „Chemnitzer Tageblatt" berichtet, in der mechanischen Weberei zu verzeichnen; sie stammt aus Amerika und rührt von D. M. Seaton in San Franzisko her. Obwohl man in England und auch in anderen Ländern große Anstrengungen gemacht hat, diese Erfindung für sich ausschließlich zu gewinnen, ist cs doch gelungen, sie zuvörderst nach Deutschland, und zwar zuerst nach Chemnitz zu bringen. Seit alter Zeit hat die Aufgabe, Gewebe mit fortlaufendem Faden zu weben, denkende Menschen beschäftigt; die Lösung erschien fast so unerreichbar, wie die Beschaffung eines I'ei-petuum mobile. Seatons automatische Webstuhl-Vorrichtung, die gegenwärtig in der höheren Webschule, Logenstraße 28, In teressenten, sofern sie sich vorher im Büreau der Anstalt melden, yprgcführt wird, ersüllt diesen Zweck zum Erstaunen aller Fach leute. Die Vorrichtung kann an jedem Webstuhl, der bisher mit Schiffchen und Spule gearbeitet hat, leicht angebracht werden, so daß also die bisherigen mechanischen Webstühlc weiter benützt werden können und nicht ins alte Eisen zu wandern brauchen. Durch die erwähnte Erfindung wird eine ununterbrochene fort laufende Zufuhr des Schußfadens bewerkstelligt, dadurch beseitigt sie jeden Abfall, da eben jeder Zentimeter Schußgarn in das Ge? webe kommt; auch bietet sie einen Vorteil von hoher sanitärer Wichtigkeit dadurch, daß das bisher notwendige Ansaugen des Schiffchensadens wegfällt, und des weiteren beansprucht sie einen geringeren Krästeaufwand. Ein Wcbstuhl mit dieser automatischen Vorrichlung kann mit der Kraft betrieben werden, welche der alte mechanische Wcbstuhl erfordert. Von den übrigen Vorzügen erwähnen wir außer der Möglichkeit einfacherer und leichterer Ileberwachung seitens der Arbeiter noch den, daß durch die un unterbrochene Arbeit jedweder Zeitverlust erspart wird. Wenn ein gewöhnlicher Stuhl etwa 75 Amds in 10 Stunden webt, so fertigt der neue automatische Webstuhl 100 Dards bei gleicher Geschwindigkeit, denn ein gewöhnlicher Webstuhl steht 400 bis 800 mal jeden Tag — diesen zu 10 Stunden berechnet — still und jeder Stillstand ist Zeitverlust. Bcincrkt sei noch, daß der neue mechanische Wcbstuhl — oder besser — ein mechanischer Wcbstuhl mit der neuen automatischen Vorrichtung alle Waren, einfarbig oder bunt, mit gleicher Geschwindigkeit webt; dieser Vor zug allein schon würde genügen, die Erfindung zu einer der be deutendsten der Jetztzeit zu stempeln. — Von einem tragischen Geschick wurde am Donnerstag abend mit der brennenden Kerze, welchen Alessandro ihr präsentierte. Sie hatte während der letzten Stunde so ganz vergessen, daß sie in diesem Hause eine Fremde war. Durch diesen unbedeutenden, vielleicht ganz zufälligen Vorgang wurde sie daran erinnert und das that ihrem Herzen weh. In ihrem Zimmer angelangt, setzte sie den Leuchter aus den Kaminsims und schaute ernst in den darüber in die Want ge lassenen großen Spiegel. Sie war sich am Morgen so sehr „würdig" vorgekonnncn, als sic in Verona beim Ankleiden die üppigen Locken an den Schläfen herab zurückgenommen und im Nacken zu einem Knoten zusammcngcdreht hatte. Dennoch hatte sie der Mann mit dem häßlichen Gesicht und den wundersam sonnigen Augen „so entsetzlich jung" gefunden. Sic zog die goldene Nadel, die den Knoten zusammcnhiclt, heraus und schüttelte den Kopf, daß das braune Haar ihr in schweren, lockigen Strähnen um die Schultern fiel. Was würde er erst gesagt haben, hätte er sie so gesehen? Seufzend wandte sie sich ab und vertauschte das schwarze Kleid mit einem weißen Negligee und ging dann leise, das Licht in der Hand, nach dem Kinderzimmer, das nur durch eine von Portieren verdeckte Thür von ihrem Schlafzimmer getrennt war. Sie trat vorsichtig ein, den Schein der Kerze mit der Hand verdeckend. Da lagen die beiden kleinen Mädchen, die jetzt ganz ihrem Schutze onvertraut waren, auf den weißen Kissen. Carl-, di- Acltere, ein rotwangiges Schwarz- köpschen, hatte die kleinen Hände scstgeballt über den Kopf zurück geworfen. Rose zog si- ganz sonst herab, denn cs ist nicht ge sund, so zu schlafen. Die trotzigen Lippen der Kleinen bewegten sich lächelnd. In dem andern Bcttchcn lag Lia, eine kleine, zartgcgliedcrte Gestalt mit blonden Locken und vom Schlaf rosig angehauchten Wangen, wie eine Apselblüte. Als der Lichtschein in der 7. Stunde der Stadtverordnete Theodor Wagner in Chemnitz ereilt. Gesund und munter war er in die Stadt- vcrordnetensitzung gekommen, als er plötzlich von einem Unwohlsein befallen wurde. Er verließ die Sitzung, um sich nach Hause zu begeben, wurde aber im Hausflur des Rathauses von einem Schlag anfall betroffen, dem er trotz sofortiger ärztlicher Hilfe nach kurzer Zeit erlag. Die Stadtverordnetcnsitzung wurde sofort aufgehoben. — Zur Warnung! Als Angeklagter erschien dieser Tage vor dem Chemnitzer Gericht der 13 Jahre alte Schulknabe Schulze aus Neudorf bei Annaberg. Die Anklage gegen denselben lautete aus Gefährdung von Bahnzügcn durch mehrmaliges Auflegen von Steinen aus die Schienen der nach Oberwiesenthal führenden Bahnlinie und wiederholt verübte Sachbeschädigung durch daS Herabschlagen von Warnungstafeln, welche an genannter Bahnlinie am Krummer Wege in der Nähe des Vierensteigs angebracht sind. Der Angeklagte war seiner Vergehen auf Vorhalt des Vorsitzenden in der Hauptsache geständig. Er hat seiner Angabe gemäß nicht bedacht, daß durch das Auflegen von Steinen dieser Größe auf die Schienen irgendwelche Gefahr für die betreffenden Bahnzüge, resp. für Leben und Gesundheit der in denselben befindlich ge wesenen Reisenden habe entstehen können. Er hat sich nach eigenem Geständnis nach dem Auslegen der Steine in dem neben der Bahn sich hinziehendcn Walde versteckt, um von da auS zu be obachten, welche Wirkung sein Unfug ausüben würde. Die Steine wurden zum Teil durch die Räumer der Lokomotive von den Schienen hcrabgefegt, zum Teil auch von den Rädern zermalmt. Die Beschädigung der Warnungstafeln war durch den Knaben Schulze dadurch verübt worden, daß er die auf hölzernen Stangen, die neben der Eisenbahn standen, befestigten Holztafeln mit Steinen bewarf und beschädigte, zum Teil auch zum Herabfallen brachte. Die letzteren brachte der Angeklagte in einem Versteck im Walde unter, wo man sie später fand. Der Verteidiger des Angeklagten machte mit Geschick und Recht erfolgreich geltend, daß die Thäter- schast des Angeklagten in Anbetracht seiner Jugend nicht streng nach den Bestimmungen des Strafgesetzbuchs zu beurteilen sei. Es kommt hierbei mehr unbesonnener Jugcndübermut in Betracht. Das Urteil des Gerichtshofes lautete auf 2 Jahre Gefängnis. — Ein 27 Jahre alter lediger Zimmermann, namens Lung witz, aus Niederlommatzsch stürzte auf einem Neubau in Groß luga bei Pirna von einem 2'/, Stock hohen Gerüst herab und auf das liebliche Antlitz des Kindes fiel, schlug cs die Lider auf und schaute mit den sonnigen, blauen Augen des Vaters zu Rose auf. „Bist Du mein Schutzengel?" fragte die Kleine mit einer klaren, süßen Kinderstimme, daß jeder Laut sich in Roses Herz stahl. Sie beugte sich nieder, strich liebevoll über die gefalteten Händchen, hauchte einen Kuß auf die klare Stirn und sagte: „Ja, mein Liebling, von heute ab will ich cs sein." HDann schlossen sich die müden Augen wieder und ein fröh liches Lächeln legt- sich aus das Gesichtchen des schlafenden Kindes. Als Rose für die Nacht ihr Haar unter ein weißes Häubchen ordnete, und ihr Blick dabei in den Spiegel fiel, war cs ein tief friedliches Gesicht, das sie darin erblickte, und doch war ihr Kissen von Thräncn genetzt, als sie endlich cinschlief. Das war der erste Abend in fremdem Hause. 11. Nm nächsten Vormittag, vor der Frühstückszeit, ließ Rose durch Alessandro bei Signora Paccinini ansragen, wie ihr Be finden sei, und ob sie gestatte, daß sie ihr selbst die Kinder zum Morgcngruß bringe, um sich ihr vorzustellen. Signora Paccinini ließ darauf bitten, Fräulein Ternoff möge allein kommen. Sic fühlte sich zwar noch immer ein wenig an gegriffen, möchte aber nicht noch länger auf ihre Bekanntschaft verzichten. So folgte Rose dem Diener eine kleine Hintertreppe hinab, welche für die Familie die beiden Wohnungen verband, und trat in ein kleines, bequem eingerichtetes Boudoir. Bei ihrem Ein tritt erhob sich von der Chaiselongue im Hintergründe eine alte Dame. Schneeweißes Haar, über dem nur ein leichter, goldiger