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S U Sonntaßh, den Iss. Oktober 1888. 57. Jahrgang MMdnUr o Bezirks - Anzeiger Amtsblatt der Königlichen AmtshauptnramlschaftFlöha, des Königlichen Amtsgerichts und desStadtrats zu Frankenberg Anstral-Heöü-r-u« Einspaltige Petit-Zeil« oder deren Naum 1OPs.; im amtlichen Teil« pro Zeile 30 Pf.: „Eingesandt" und Reklame unter dem Redaktionsstrich 2b Ps. — Kompliziert« Inserate nach beson derem Taris. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat LbPs.extra berechnet -rfch«1»t t«<NH mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends sür den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. bl) Pf., monatlich bl) Pst, Einzelnummer bPs. Bestellungen nerden in unserer Geschäftsstelle, von den Bolen und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Verantwortlicher Nedaklcur: Ernst Rostberg in Frankenberg i. Sa. — Druck uud Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg I. Sa. Wis ivivd die erste rtirnrnter -es T«»sebl«rtte» srrr die ««ietzste rvoetze vererts «Hy Hloulttff Irük s LIKr «»nss-sebe«. Inser«te sür dieselbe ertsitte« «»ir bi* s4»üteste«r* Ss«nt«»s inittos 12 tkhr Viv Lxpvißition «>v» ^»gvkivttvv. Bekonntlnochuug. - Frettag und Sonnabend, den 21. und 22. Oktober 1898, werden die Geschäftsräume der unterzeichneten Königlichen AmtShauptmannschast gereinigt und können deshalb an diesen Tagen nur dringliche Sachen erledigt werden. Königliche AmtShauptmannschast Flöha, am 7. Oktober l898 von Soeben Vgt. HtM Eduard Jießlers iiKausdorfMWsMs ick. Diejenigen, die dem verstorbenen Herrn Mühlenbesitzsr Eduard Zießler in Hausdorf aus irgend einem Grunde Etwas schulden, ersuche ich hiermit um gefällige alsbaldige Zahlung. Frankenberg i. Sa., den 14. Oktober 1898. Justizrath Reinholdt, Konkursverwalter. Sachfische Gedenktage für 18S8. 16. Oktober 1873. Kronprinz Albert eröffnet den 1b. ordentlichen Land tag; sein Vater war erkrankt. 17. Oktober 1873. Kronprinz Albert besucht seinen erkrankten Vater in Karlsbad. 18. Oktober 1884. König Albert erbt von dem verstorbenen Herzog von Braunschweig da» prächtige Jagdschloß Sibyllenort in Schlesien. 19. Oktober 1892. Bei Tharandt schießt König Albert seinen 1000. Hirsch. 20. Oktober 1867. Eröffnung der Eisenbahn von Grimma bis Leisnig. 21. Oktober 1866. FriedenSschluß zwischen Sachsen und Preußen. 22. Oktober 1893. In ganz Sachsen findet die Feier deS 50jährigen Militärdienst-Jubiläums König Alberts statt. Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 15. Oktober 1898. , -j- Eine neue Verordnung über den Transport von Ge fangene» und die Einlieferung von solchen in LandcS-Straf- anstalün hat daS sächsische Ministerium der Justiz erlassen. Ziffer 5 des 8 2000 der Geschäftsordnung wird durch folgendes ersetzt: Fluchtversuche und Durchstechereien ist mit allen hierzu ge eigneten und erforderlichen Mitteln entgegenzutreten. Im Notfälle ist der Gefangene zu fesseln, namentlich a) wenn er früher schon sich als gewaltthätig gezeigt oder einen Fluchtversuch unternommen hat oder doch hierzu geneigt erscheint, d) wenn er Widerstand leistet und nur durch Fesselung überwältigt werden kann, e) wenn er zur Todesstrafe oder zu Zuchthaus verurteilt ist oder wenn er zur Zeit deS Transportes Gefängnisstrafe von mindestens einem Jahr noch zu verbüßen hat oder wenn er eines schweren Ver brechens beschuldigt ist, ü) wenn der Transport während der Dunkelheit oder sonst unter Umständen, die eine Flucht besonders begünstigen, aus,»führen ist. Die Fesselung soll thunlichst un- ausfällig sein. Ob eine Handfessel genüge oder festeres Schließ- zeug zu verwenden sei, ist nach der Person des Gefangenen (Körperkrast, Gefährlichkeit) zu bemessen. Ketten sind nicht zu verwenden, wenn eine andere Fessel genügt. Nur unter beson deren Umständen sollen gefesselt werden: au) gebrechliche, schwache, hochbetagte und andere Gefangene, bei denen ein erfolgreicher Fluchtversuch ausgeschlossen erscheint, db) Personen, die nur zu Festungshaft bis zu 3 Jahren oder nur zu Haft oder zu beiden verurteilt sind oder verurteilt werden können, co) zu Freiheits strafen Verurteilte, die sich freiwillig oder auf einfache Ladung zur Strafverbüßung gestellt haben. Die Flucht kann auch durch andere geeignete Mittel, z. B. durch Abnehmcn der Hosenträger, erschwert werden. Die Entschließung über Fesselung oder Nicht- feffelung eines zu transportierenden Gefangenen liegt, soweit nichts anderes bestimmt ist, dem richterlichen oder staatsanwaltschaftlichen Beamten ob, der den Transportbefehl erläßt. -j- Nötigung. Erklärt ein Geselle mitten in der Arbeit: „Wenn Sie mir nicht sofort mehr Lohn versprechen, so arbeite ich nicht weiter", — so liegt nach "einer Entscheidung der Reichs gerichts Nötigung vor und es tritt bei sofortiger Anzeige beim Staatsanwalt Freiheitsstrafe ein. DaS Urteil des Reichsgerichts sagt in einem derartigen Falle: „Wird zum Zweck der Erlang ung günstigerer Arbeitsbedingungen das Mittel der 'Nötigung an gewandt, so gelangen beim Vorhandensein der sonstigen Thatbe- standsmerkinale di« Strafbestimmungen 88 240 und 253 deS Strafgesetzbuches zur Anwendung, gleichviel, ob diese Nötigung von einzelnen oder von einer Koalition und ihren Vertretern aus geht." 8 240 droht mit Gefängnis bis zu einem Jahr, 8 253 nicht unter einem Monat. 1- Die Lotterie der 4. sächsischen Pferdezuchtausstellung, deren Ziehung am 19. und 20. d. M. in Dresden im Hotel „Deutscher Herold" öffentlich vor Notar und Zeugen stattfindet, hat durch den starken Besuch am vergangenen Sonntag anläßlich der Ausstellung bewiesen, in welch hoher Gunst sie allenthalben steht. Allseitigen Beifall fanden nicht nur allein das wertvolle, in Ostpreußen angekauste Pferdematerial, sondern auch die voll wertigen nützlichen Jndustriegegenstände, welche von den Ge winnern gegen andere Waren umgetauscht werden können. Für die Gewinnausgabe hat der Dresdner Rennverein in der Bank straße zwei Läden gemietet, woselbst in den Schaufenstern die Gewinne ausliegen und von jedermann eingehend besichtigt werden können. Die Gewinnausgabe selbst findet nach beendeter Druck legung der Gewinnliste von Montag, den 24. Oktober, ab statt. ä 1 M. (11 Stück 10 M.) sind in den bekannten Ver kaufsstellen noch zu haben. -j- Nach Falb ist der heutige Sonnabend ein kritischer Tag erster Ordnung, während für den 29. Oktober ein solcher zweiter Ordnung von dem großen Wcttermacher prophezeit wird. Jin großen und ganzen soll nach Falb der Oktober nasses Wetter bringen, das in der zweiten Hälfte des Monats sogar zu Hoch wassergefahren in Mittel-Europa führen könnte. In Falbs all gemeiner Charakteristik des diesjährigen Oktoberwetters heißt es: Dieser Monat scheidet sich bezüglich der Niederschläge in zwei, be züglich der Temperaturen in drei verschiedene Perioden. Die Temperatur verhält sich im ganzen nahe dem Mittel. Vereinzelt treten auch Gewitter auf. Die zweite Hälfte ist sehr reich an Niederschlägen. Infolge derselben dürfte fast allgemein in Mittel- Europa Hochwassergefahr eintrctcn. Das Wetter zeigt einen fast sommerlichen Charakter. Die Temperaturen steigen im dritten Drittel wiederholt erheblich über das Mittel. Gewitter treten aus fallend zahlreich ein. — Soweit Falb. Von einer ziemlich hohen Temperatur hat man bis jetzt in diesem Monat allerdings noch sehr wenig empfunden, eher das Gegenteil. Hoffentlich behält er auch mit der Hochwassergefahr nicht recht; das wäre von Herzen zu wünschen! ch Gesundheitsregeln für de» Monat Oktober. Mit den rauheren Tagen stellen sich Husten, Heiserkeit und Schnupfen ein. Die beide» ersteren werden vielfach veranlaßt durch eine unange messene Atmung. Der Eingangskanal für die Atcmluft ist die Nase und nicht der Mund. Atmet man durch den Mund, so trifft die rauhe Luft unvermittelt auf den Kehlkopf und die Luft röhre und ruft hier Katarrhe hervor, die sich äußerlich als Husten und Heiserkeit kennzeichnen. Fließt die Atemluft dagegen durch die 'Nase, so wird sie durch die hier gelegenen Höhlen vorgewärmt. Die Erwärmung der eingedrungencn Luft geht teils dadurch vor sich, daß sie sich mit der bereits in dem Nasenraum vorhandenen Lust mischt, teils dadurch, daß sie über eine spiralig gerollte Vor richtung, die untere Muschel streichen muß, die reich an Blutge fäßen ist und durch die Blutwärme die Luft erwärmt. Die an fänglichen Schwierigkeiten, die mit der Nasenatmung verbunden sind, legen sich bald. Dagegen werden, weil die Atmungsorganc nur von warmer Luft getroffen werden, Husten und Heiserkeit vermieden. Im Gegensatz hierzu entsteht der Schnupfen weniger durch eine örtliche Einwirkung kalter Luft auf die Nasenschleimhaut, als durch plötzliche Abkühlung anderer Körperteile. Für die hier gestörte Hautthätigkeit sucht der Körper einen Ersatz. Besonders angeregt wird die Hautthätigkeit durch warme Bäder mit nach folgenden kalten Abreibungen. Eine regelmäßige Hautpflege schützt vor Schnupfen. ch Auerswalde. Am Mittwoch hielt unser Herr Pastor <>88. v. Feilitzsch seinen Einzug. Aus dem Bahnhofe Oberlichtenau schon wurde derselbe samt seiner werten Familie durch viele Her ren zu Wagen und zu Roß empfangen. An der Flurgrenzc er warteten ihn die Herren Lehrer mit einigen Schulklassen, und hier wurde er durch Lied und Wort und Ucberreichung zweier Blu- menbouketts durch zwei Schülerinnen aufs herzlichste begrüßt. Nun ging es in langem Zuge daS Dorf entlang unter Glockengeläut« der Pfarrwohnung zu. Der Herr Pastor sprach aus tiefbewegtem Herzen seine Freude und seinen Dank über den festlichen Empfang aus. Am Abend desselben Tages fand noch zu Ehren des be treffenden Herrn und seiner werten Frau Gemahlin ein Festessen unter sehr zahlreicher Beteiligung in der hiesigen „Amtsschenkc" statt, welches ebenfalls in sehr befriedigender Weise verlies. Mor gen, Sonntag, findet nun die Einweisung unseres neuen Seel sorgers durch Herrn Superintendent Fischer aus Chemnitz unter Assistenz des Herrn ?. Schulze in Nicdcrlichtenau und unter Bei wohnung des Kirchcnpatrons, Sr. Exz. Herrn Grafen Vitzthum v. Eckstävt auf Lichtenwaldc, statt. -- Möge dem hochchrwürdi- gcn Herrn Pastor eine lange und segensreiche Wirksamkeit in sei ner neuen Kirchgemeinde bcschicden sein! — Aus Hainichen wird geschrieben: Zur allgemeinen Freude der Bürgerschaft wurde der unserer Stadt im Osten vergelagertc Park durch gemeinsamen Beschluß des Rates und der Stadtver ordneten für 70000 Mark von der Stadt angckaust. Da dieser zirka 80000 Quadratmeter umfassende Komplex mit dem I. Ja nuar 1899 in den Besitz der Stadtgcmeinde übergeht, wurden die städtischen Körperschaften in ihren letzten Sitzungen auch über di- Verwaltungsfragc schlüssig. Die nähere Regelung derselben übernimmt ein neungliedcriger Ausschuß. Pfleg- und Beaussich- tigung im Park aber hat man dem seitherigen, treu bewährten Parkgärlner Voigt, übertragen, welchem nunmehr auch die anderen gärtnerischen Anlagen der Stadt unterstellt sind, und dessen festes Jahreseinkommen auf 1500 Mark und freie Wohnung festgesetzt worden ist. Voigt betrieb auf Rechnung des jetzigen Besitzers eine großartig entwickelte Roscnkultur im Parke, aus welcher die Stadt allein eine Einnahme von 2400 Mark erzielen wird. Si cherlich aber wird Hainichen infolge dieser Erwerbung nun auch eine größere Anziehungskraft für Fremde und Touristen haben. — Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgang ereignete sich am Mittwoch in Memmendorf bei Oederan, indem der WirtschaftS- bcsitzcr August Spillner beim Herunterwerfen von Getreide in der Scheune durch die Bodenluke aus beträchtlicher Höhe auf die Tenne hcrabstürzte. Der im 50. Lebensjahr stehende rüstige Mann war sofort eine Leiche. — Der größte Teil unserer Landtagsabgeordneten vereinigte sich am Donnerstag mittag in Dresden, um einer Feier beizu wohnen, wie sie in der Geschichte des sächsischen Landtages nur äußerst selten verzeichnet ist. Am Donnerstag war ein Zeitraum von 25 Jahren verflossen, seitdem der Abgeordnete des 19. länd lichen Wahlkreises, Rittergutsbesitzer Karl Heinrich Richter auf Baßlitz bei Priestewitz, in den sächsischen Landtag eingetreten war. Er vertrat den Amtsgerichtsbezirk Riesa, den Amtsgerichtsbezirk Großenhain und den Amtsgerichtsbezirk Oschatz in einer solchen Weise, daß er seit 1873 von seinen Wählern immer wiedergewählt wurde. Während dieser Zeit hat er seine Abgeordnetenthätigkeit in 13 ordentlichen und 2 außerordentlichen Landtagen entfaltet und dabei 1024 Sitzungen beigewohnt. Seit 1881 gehörte R. der Rechenschastsdcputation als Schriftführer und stellvertretender Vorsitzender an. Eine Deputation, bestehend aus den Abgeordneten Oekonomierat Kökert-Plauen und Rittmeister Steiger - Leutewitz, holte den Jubilar aus British-Hotel zu Wagen ab und geleitete ihn dann nach de» oberen Räumen des königl. Belvedere. Hier waren gegen 60 der Landtagsabgeordneten versammelt, die den Jubilar unter Führung des Landtagspräsidcnten Geh. Rat Acker mann herzlichst begrüßten. Der Letztgenannte feierte die Verdienste des Jubilars und überreichte ihm dann ein Prachtalbum in Leder schnittarbeit. An die offizielle Feier schloß sich ein Festmahl. — Das Defizit der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Leipzig beträgt, wie nunmehr fcststeht, rund 619 000 Mark. Der Rat hat nunmehr beschlossen, zur Deckung dieses Fehlbetrages «ine Beihilfe aus städtischen Mitteln in Höhe von 400 000 Mark zu gewähren. In diese Beihilfe würde der zum Garantiefonds gezeichnete Betrag von 250000 M., wovon 100 000 M. ü koncks povrlu gegeben waren, einbe griffen sein. Der Rat ist zu diesem Beschlusse, der noch der Zustimmung der Stadtverordneten unterliegt, aus dem Grunde gelangt, weil die Ausstellung der Stadt nicht nur in ideeller Hinsicht von großem Nutzen gewesen ist, insofern der Ruf der Stadt und damit auch der Fremdenverkehr gewonnen haben, son dern weil auch im allgemeinen eine günstige Einwirkung auf Handel und Gewerbe zu verspüren gewesen und daraus ein Vor teil für die weitesten Kreise entstanden ist, ganz abgesehen von dem direkten materiellen Nutzen, der manchen Erwcrbsklassen ent standen ist. Weiter kam aber in Betracht, daß die Ausstellungs leitung durch Ausführung von Erdarbeiten, namentlich durch Aus füllung der früheren Postwiesc und Unioersitätswiese, der Stadt- gemcindc die Erfüllung von Arbeiten abgcnommen hat, die ihr früher oder später abgelegen hätten. Die von der Ausstellungs leitung auSgcführten Erdarbeitcn auf dem Terrain der Ausstellung haben nachweislich -inen Kostenbetrag von 540 000 M. erfordert. Die Zustimmung der Stadtverordneten zu dem Ratsbcschlusse vor ausgesetzt, würde unter Abrechnung der stävtischcn Beihilfe noch -in Fehlbetrag von 219 000 M. durch die Garantiefondszeichner zu decken sein. Da sich der von den dortigen Instituten und Privaten gezeichnete GaranticsondS auf rund I >/« Mill. M. be läuft, so würden also die Zeichner im Höchstfälle bis zu einem Betrage bis zu 15 Prozent hcrangezogen werden, wobei in Aus sicht genomnien ist, die minder bemittelten Zeichner überhaupt nicht zur Deckung des verbleibenden Fehlbeträge» heranzuziehen. — Ueberall im Lande klagen die Landwirte über di- große Mäuscplagc in diesem Jahre, der durch diese kleinen Nagetiere verursachte Schaden ist überall ein erheblicher. Derselbe wird in manchen Strichen erhöht durch die reiche Zahl der Hamster. DaS kommrnde Jahr verspricht ein Maikäfcrjahr erster Ordnung zu werden, denn in großen Mengen findet der Landmann beim Pflügen die Engerlinge.