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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189809085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18980908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18980908
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-08
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
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Ruh« und Ordnung — die pux dritLnruva, so pflegt der Eng- linder stolz zu sagen — öffnen dal vom MahdiSmu« verwüstete Land doch auch der europäischen Gesittung und dem europäischen Handel überhaupt. Freilich, die Pläne der vriten reichen offen bar noch weitrr. Aus die ehemaligen Aequatorialprovinzen, so meint man, richtet sich nun ihr Augenmerk, und schon bald viel leicht wird man davon hären, daß die englisch-ägyptischen Kanonen boote den Weihen Nil stromaufwärts dampfen. Und noch weiter im Hintergrund« zeichnet sich ein möglicher Zusammenwirken Sir Kitcheners mit dem in Uganda stehenden Major Macdonald ab. Daß hierbei da- letzte Ziel vorschwebt, von Norden her der Er richtung der britischen Herrschaft vom Nilthal dir zum Kaplande vorzuarbeiten, kann Zweiseln füglich nicht unterliegen. Zunächst allerdings begegnen sich am oberen Nil die britischen Interessen - mit denen der Franzosen, und auch der rusfensreund- lich« NeguS Menelit hat von Abessinien au- seine Posten nilaus- wärtt vorgeschoben. So verheißt die Einnahme vonOmdurman, obschon der nächste Abschluß de- Sudanfeldzuger durch sie erreicht ist, weitere be- deutsame Fragen afrikanischer Politik ins Rollen zu bringen. (D. ».) Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 7. September 1898. -j- W-r vom „Kaiserpanorama" im alten Kantoreigebäude vorauSgesagt wurde, ist vollständig zutreffend. Die Bilder der ersten Seri« (Tegernsee, Oberbayern) find von ganz vorzüglicher Ausführung und werden durch die guten Gläser zur vollsten Wirksamkeit gebracht. An sich ist auch die erwähnte Landschafts serie eine ganz sehenswert«. Wir blicken ein in die «berbayerischen Berge und Thäler, in das Heim des Waldes, das Blau der Seen, die traulichen Dörfer; die Umschau in den Kirchen von und bei Tegernsee fesselt den Beschauer in höchster Weise und ehe man eS sich vermutet, ist der ganze 50 Bilder zählende Cyklus an unserm Auge vorübergezogen. Noch bis zum Sonnabend kann man hier bequem und billig nach Oberbayern wandern bis hinauf zur Spitz« des majestätischen Wendelstein«. — Vom Sonntag an werden wir anderweit geführt: AndreeS Ballonausfahct nebst an deren Nordlandsbildern sollen wir schauen. Diese Auffahrtsbilder werden umsomehr den Besucher fesseln, als jetzt wieder erneut die Vermutungen austauchen, daß der kühne Forscher mit seinen Ge fährten noch am Leben sei. Unglaublich erscheint dies ja nicht, wenn durch den Mund von in kindlichen Anschauungen lebenden Indianern und Eskimos davon erzählt wird, „daß weiße Männer aus dem Himmel herniedergekommen seien". f- Die von den Pferdebefitzern stets mit Interesse verfolgte alljährliche öffentliche Versteigerung der auSzumusternden Dienst pferde der Kavallerie, Artillerie und deS Trains soll dieses Jahr an den nachgenannten Tagen und Orten von vormittags 10 Uhr ab stattfinden: Montag, den 12. September, in Dresden (Garde reiter-Regiment einschließlich Militär-Reitanstalt), sowie in Oschatz und Königsbrück, Dienstag, den 13. September, in Dresden (1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12), Sonnabend, den 17. September, in Grimma, Montag, den 19. September, in Borna und Riesa, Dienstag, den 20. September, in Großenhain, Donnerstag, den 22. September, in Pirna, Donnerstag, den 20. Oktober und Freitag, den 21. Oktober, in Dresden (Trainbataillon Nr. 12). d.-f Die am Montag im Bahnhofsrestaurant zu Niederwiesa unter Vorfitz des Herrn Bürgermeister« Rosenfeld aus Schellenberg abgehaltene und s«hr gut besuchte Versammlung der freien Ver einigung der Gemeindevorstände de« amt«hauptmannschaft- lichen Bezirke« Flöha, zu welcher auch Herr Amtshauptmann von Loeben geladen und erschienen war, bot insofern ein weiter- gehendeS Interesse, als in derselben über Haftpflicht- und Unfall versicherung der politischen Gemeinden verhandelt wurde. Der über dieses Thema vom Herrn Gemeindcvorstand Rockstroh aus Lichten wald« g«halt«ne Vortrag, sowie die nachfolgende lebhafte Debatte ergaben, daß es sich dringend empfiehlt, die politischen Gemeinden gegen etwaige Haftpflichtansprüche und die reichsgesetzlich nicht verficherten Beamten und Bediensteten dieser Gemeinden gegen Unfall bei einer Privatversicherungsgesellschaft zu versichern. Zu versichern seien insbesondere Schutzleute, OrtSpolizeidicner, Nacht wächter, Aufsichtspersonen und das Personal der Feuerwehr. Auch das Versichern der Spritzenbespannung gegen Unfall wurde em pfohlen. Jede Gemeinde kann sich vor großem Schaden bewahren, wenn sie sich durch Abschluß einer Haftpflicht- und Unfallver sicherung und durch Zahlung einer an sich mäßigen Prämie an eine PnvatversichcrungSgescllschast schadlos hält, da dieselbe die Deckung aller Schadenansprüche übernimmt, welche infolge eines Unfalles an die Gemeinde gemacht werden. angegriffen. Will auch für den Transport der Leiche sorgen — es kann vom Hospital auS mit einer Bahre geschehen. Eilen Sie nur mit Ihren langen Beinen voran, nehmen Sie aber den Stadl sekretär mit, der Polizei und Magistrat vertritt." Rudolf nickte und eilte wie ein Schnellläufer davon, geraden wegs in das Brandncrsche Haus, wo er, wie wir gesehen, im Fluge sein Glück umarmte. In dieser letzten Nacht war cS mit dem alten Riehl so schlimm geworden, daß der Wächter, welcher ihn bewachte, ihn fragte, ob er den Doktor oder vielleicht einen Geistlichen holen wolle. „Morgen, heute Nacht sterbe ich noch nicht, morgen will ich beichten und Abschied von der Welt nehmen", sagte der Kranke leise und unruhig, „könnte ich nicht einmal meine Tochter sehen?" setzte er zögernd hinzu. „Jetzt in der Nacht geht e« wohl nicht, weiß auch nicht, ob der Herr Assessor es erlaubt. Morgen srüh will ich gleich Nach fragen." Um sieben Uhr ging der Wärter nach der „Sonne" und der Herr Assessor von Lingen kam selber, um nach seinem Gefangenen zu sehen. „Wie geht es, lieber Riehl?" fragte er, anS Bett deS Kranken tretend. „Recht gut, Herr Assessor", erwiderte der Alte leise, „es geht zu Ende, ich möchte nachher um meinen Seelsorger bitten, aber noch vorher gern von meiner Tochter Abschied nehmen." „Sie wünschen natürlich allein mit ihr zu sprechen?" „Wenn es anginge, ja, eS ist mein einziges Kind, Herr Assessor!" Der alte Mann sah ihn so flehend dabei an, daß es ihn tief bewegte. „Gut", sagte er nach kurzem Nachdenken, „Eie sollen mit -f In d«r Fachzeitschrift „D«utsch«r Radfahrer-Bund" ist An fang vorigen Monat« ein« Anz«ige «rschirnen, nach der ein englischer Kahrrad-Fabrtkaut den ersten 100 Anfragenden, die sich v«r- pflichten wollen, die neueste und am leichtesten laufend« Maschine in Deutschland bekannt zu machen, «in prachtvoll«« Hrrren- oder Damen-Aluminium-Bicycle al« Geschenk zufichert. Daraufhin hat sich ein Dresdner Einwohner an die angegebene Adresse „A. Crawford, 32 Street, London W. O." gewendet. Nach einigen Tagen ist ihm hieraus von einem angeblichen „A. Kröber, 3. Rudge Row, London 11 O." ein Schreiben zugegangen, worin zunächst die Einsendumg von 15 Mk. für Verpackung u. s. w. gefordert wird. Die ganze An und Weise de« Vorgehens und insbesondere die fehlerhafte Abfassung deS Schreibens läßt keinen Zweifel darüber auskommen, daß die Sache auf Betrug berechnet ist. Da nun vermutet wird, daß dieses Gebaren Wiederholung findet, wird hiermit darauf aufmerksam gemacht und vor Eingehen auf dieses Schwindelmanöver ausdrücklich gewarnt. — Ein Sedenkblatt für treue Sachsen veröffentlichte in diesen Tagen daS amtliche „Dresdener Journal" an erster Stelle. Nachdem eS der Feier der Gedenktage der ruhmvollen Schlachten, der entscheidenden Siege und der Helden, die Deutschland wieder zu Macht und Ehren erhoben, gedacht, fährt daS Blatt fort: „Solche F«i«r ist wohlgethan, wenn über dem äußeren Glanz der Feste und der Festfreuden die ernste, sittliche Mahnung nicht ver gessen wird, die au« der Geschichte dieses Jahrhundert« dem deutschen Volke in da« Herz und Gewissen spricht. Sie ist wohl- gcthan, wenn wir darüber nicht vergessen, dankbar auch an da zu denken, wa« un« die Kraft verlieh, die unserem Volke in ent scheidender Stunde zum Siege verhalf. Denn nicht mit einem Schlage wird ein verachtete« und bedrückte« Volk zur siegreichen Heldenschar. In stiller Sammlung reift die Kraft, die ein Volk fähig macht, sich aus der Niedrigkeit zu erheben; diese Kraft will vorbereitet, erzogen und gepflegt sein. Vergessen wir also nicht, was unser Volk zu dem gemacht hat, als waS cs sich im Ent scheidungskampfe erwiesen hat. ES war daS in Deutschland nach dem ersten Befreiungskriege erwachende Verfassungsleben. Durch dieses wurde der Bürgergcist und Gemeinsinn im Volke geweckt, eine aus dem gehobenen Selbstbewußtsein erwachsende Thatkcast dem Volke anerzogen, der durch veraltete Einrichtungen und Ord nungen beengten Thätigkeit des Bürgers zur freien Bewegung verhalfen, das Volk von den seinen Wohlstand hemmenden Fesseln befreit. So konnte infolge des Ueberganges aus der alten Feu dalverfassung zu einem freieren Verfassungsleben das deutsche Volk erstarken und zu der Aufgabe erzogen werden, die ei im letzten Vierteljahrhundert glänzend gelöst hat. Vergefsen wir darum über ven Freuden der letzten Jahre die denkwürdigen Tage der vorher gegangenen Jahrzehnte nicht! Diese Mahnung ist berechtigt, weil es in unserem engeren Vaterland« Sachsen so still geworden ist an einem Tage, der vor Jahren als ein hoher Festtag gefeiert wurde: am 4. September. Es ist der Tag, an dem im Jahre 1831 dem Sachsenvolke die Verfassung gegeben wurde, der es seine Freiheit, seinen Wohlstand, seine musterhaften Einrichtungen und die ehrenvolle Stellung verdankt, die es im deutschen Reiche einnimmt. E« kann in Wahrheit gesagt werden: der 4. Septem ber war damals ein Festtag für daS ganze Land. Und heute? Der Glanz deS 4. September ist verblaßt hinter den Strahlen des 2. September. Der Tag, der dem deutschen Volke nach langem Sehnen die Erfüllung seiner höchsten Wünsche brachte, soll seine Ehre behalten. ES wäre auch nicht angebracht, gerade in dieser Zeit zu mehreren Festen auszufordern. An Gedächtnis- und an Jubelfeiern fehlt es wahrhaftig nicht; cs wär« bloß zu wünschen, daß etwas mehr gedacht und etwas weniger gejubelt würde. Also nicht zu prunkenden Festlichkeiten, die überdies ge- wöhnlich mehr zur Zerstreuung dienen, als zur Sammlung soll hiermit angeregt werden. Wohl aber sei allen Sachse», die ihr Vaterland lieben, anS Herz gelegt: Gedenket am 4. September unserer Landesverfassung! Laßt eure Söhne und Töchter erken nen, daß ihr euch deS hohen Wertes dieses Kleinodes bewußt seid! Erweiset euch dankbar gegen eure hochsinnigen Fürsten, so wohl gegen die, welche dem Lande dieses Kleinod verliehen, als gegen die, welch« es mit väterlicher Treue und Liebe bisher be wahrt haben!" — Die BeoSIkerungsziffer von Dresden einschließlich der Albertstadt betrug am I. August d. I. 384300. — Ueber 5'/^ Millionen Fahrgäste beförderten, wie man auS Dresden schreibt, die beiden Dresdner Straßenbahngesellschaften im Laufe deS Manats August. Zu diesem außerordentlichen Ergebnis trug im wesentlichen der außerordentliche Fremdenzufluß und dann nicht zum geringen Teil „die Vogelwiese" bei. Es entfielen mithin auf je 1 Tag 170000 Fahrgästc. — Die zwangsweisen Versteigerungen von Grundstücken und Ihrer Tochter sprechen. Werde dann noch einmal zu Ihnen kommen." Hc>r von Lingen ging. Nach etwa zehn Minuten Kat Agnes bei ihren, Vater ein, der ihr die abgezehrte Hand cntgegenstrcckte. Sie ergriff sie und setzte sich neben sein Bett. „Und daS konnte man mir verschweigen", begann sie in einem halb zornigen, halb weinerlichen Tone, „nicht genug, daß man uns widerrechtlich wie gemeine Verbrecher einspcrrt und uns ohne Beweise festhält, man hat e« mir nicht einmal mitgeleilt, daß Du so krank und elend darniederliegst, Vater! — O, cS ist himmel schreiend, wie man uns behandelt!" „Tie Thatsachen sprechen gegen uns, mein Kind!" erwiderte der alte Mann leise, „zu viele Verdachtsgründe rechtfertigen diefe Maßregeln. Sage mir nur, liebe Tochter, glaubst Du an meine Unschuld?" „DaS sagt« ich ja schon bei Deiner Verhaftung, Vater, ich bin überzeugt, ja, ich weiß bestimmt, daß Du die That, welche nian Dir ausbürdet, nicht begangen hast." „Wirklich, Du weißt cS bestimmt, Agnes?" Die Stimme des Kranken zitterte stark, er mußte mehrmals zum Sprechen ansetzcn, bevor er fortfahrcn konnte: „Nun, Du hast Dich doch geirrt, mein Kind, ich habe bereits bekannt, daß ich eS allein und kein anderer gethan." Agnes starrte ihn an, alt ob er den Verstand verloren, «in angstvolle» Gefühl, daß dem wirklich so sei, preßte ihr Herz zu sammen. „Unmöglich, Vater, wie konntest Du etwa- bekennen, wa« Du nicht begangen hast?" „Still, still", flüsterte er, „«« darf niemand hören — ich bin alt, werde heute oder morgen sterben, waS thut e«, wenn die Welt mich verdammt — Gott wird Erbarme» mit mir haben und mir die Lüge nicht anrechnen, da ich es auS Lieb« gethan. Häusern in Dr«td«n, die auf den Namen irgend eine« „Stroh- manne«" eingetragen find, nehmen in beängstigender Weis« zu. Im Laus« d«r verfloffencn Woche wurden nicht w«nig«r alt neun Grundstücke zur Versteigerung amtlich'»»gekündigt. — Da» eine Opfer der Familientragödie in der Burgstrahe zu Leipzig, die 20jährige Minna Schumann, die durch einen Schuh in d«n Arm verletzt war, konnte al« geheilt au» dem Kranken haus« entlast«» werden. D«r Vater, der Maur«r Franz Schumann, welcher die Mordwaffe gegen sich und seine Kinder gerichtet hatte, geht seiner vollen Genesung entgegen. Auch hofft man bei der am schwersten verletzten ISjährigcn Klara Schumann mit aller Bestimmtheit aus Genesung, obwohl sich bei ihr die KrankenhauS- pflege noch längere Zeit nötig machen wird. — Die Stadt Glauchau geht ebenfalls mit der Absicht um, ein Biimarckvenkmal zu errichten. — In der Nacht zum Dienstag kam die betagte Mutter de« Strickers Albert in Schneeberg zur Polizeiwache und klagte, daß sie von ihrem Sohne geschlagen worden sei. Die Frau wurde von Schutzleuten wieder nach ihrer Wohnung gebracht; dort ist sic alsbald gestorben. Die Untersuchung ist im Gange. Albert wurde in Haft genommen. Ob und welche Schuld er an dem traurigen Ereignis trägt, wird die Sektion der Leiche seiner Mutter ergeben. — Eine unsinnige Wette hat in Köblitz bei Cunewalde ein Menschenleben gefordert. In einer dortigen Gastwirtschaft sahen dieser Tage der Webermeister Kloß mit mehreren Arbeitskollegen, und im Verlaufe des Gespräches kam eine Wette zustande, nach welcher sich Kloß verpflichtete, drei Seidel Nordhäuser Schnaps, jedes in zwei Zügen, leer zu trinken, darnach ein GlaS Böhmisch Bier und zum Schluß noch ein halbes Seidel Nordhäuser. Er gewann auch die Wette, wurde aber um S Uhr abends besinnungs los nach Hause getragen. Nachdem er 24 Stunden in diesem Zu stande gelegen, ist er am Freitag gestorben. — Auch aus Kittlitz bei Löbau wird der Tod eines Menschen infolge übermäßigen Branntweingenusse» gemeldet. Der Arbeiter BiebaS trank in einer Restauration innerhalb 13 Minuten am Sonnabend abend «inen Liter Schnaps aus und begab sich dann nach Hause, wo er sich auf einen Stuhl setzte, am andern Morgen aber eine Leiche war. — Von der sächsisch-böhmischen Grenze wird geschrieben: Die Bewohner des nordwestlichen Egerlandes leben seit 14 Ta gen infolge wiederholter, von ruchlosen Händen angelegter Brände in Aufregung. Am 21. v. M. brannte in den ersten Morgen stunden im Marktflecken Wildstein ein Bauernhof nieder. Gerade acht Tage später brach inmitten desselben Orte» wieder Feuer auS unv legte zwei große Wohnhäuser und zwei Scheunen bis auf den Grund nieder. Alle umliegenden Gebäude, sowie die schöne Kirche wurden von den züngelnden Flammen und der großen Hitze angegriffen. Nur den fast übermenschlichen Anstrengungen der Feuerwehr und der Ortsbewohner war es zu danken, daß ein Umsichgreifen des Feuers verhütet wurde. Auch strömender Regen trug dazu bei, den Feuerherd zu beschränken. Andern TagS srüh gegen 9 Uhr legte in dem einige Minuten von Wildstein gelege nen Orte Altenteich ein Feuer ein größeres Gut und eine Bäckerei in Asche. Als Schreiber dieser Zeilen nachmittags um 5 Uhr auf di« Feuerstätte kam, geschah ein entsetzliches Unglück. Die Feuerwehrleute, welche mit dem Abräumen der Dachsparren be schäftigt waren, warfen gerade den letzten glühenden Balken von einer zweistöckigen Grundmauer herab, dieser Balken überschlug sich auf der Straße und traf einen fünfjährigen Knaben mit dem ei nen Ende an de» Kopf. Der Balken zertrümmerte die Schädel decke und ein großer in dem Balken befindlicher Nagel fuhr dem Kleinen durch den Schädel ins Gehirn. Der herbeigerufene Arzt sand das Kind zwar noch lebend, doch find die Verletzungen der art, daß an ein Aufkommen nicht zu denken ist. Noch an dem selben Abend färbt« sich der Himmel abermals feuerrot. In Neu dorf bei Wildstein zerstörte ein Feuer einen großen Bauernhof, wobei fast das sämtliche Vieh, darunter 17 Ochsen, verbrannt ist. Die benachbarten Feuerwehren konnten nicht helfen, da sie unter solchen Umständen stets auf der Hut sein müssen, ihren eigenen Ort zu beschützen. ES ist geradezu erschrecklich, wenn man beob achtet, wie viel Gesindel sich jetzt hier herumtreibt. Nicht nur zahlreiche Zigeunerbanden, sondern auch ganze Rotten arbeits scheuer Stromer weilen derzeit in unserer Gegend. TageSgefchtchte. Deutsches «etch. — Die Kaisermanöver. Den Paraden de» 10. und des 7. Arme«korpS am Sonnabend bezw. am Montag folgten vom Dienstag ab die eigentlichen Manöver, die bis zum 10. September Nicht wahr, Du wirst fortan auf GotteS Wegen wandeln, die Menschen lieben und von dem Vermögen deS armen Kleinen Gutes thun. Versprich es mir!" „Gewiß, lieber Vater!" versetzte sie, ihn ängstlich betrachtend, „aber weshalb hast Du Dich dieser schrecklichen That beschuldigt?" „Weshalb? Du fragst mich weshalb? — O, so fühlst Du noch immer keine R«ue? — Glaubst Du, daß man Dich nicht endlich überführen wird? — Ich will Dich retten, unglückliche- Kind, damit Du hi«nied«n Zeit behältst, Dich zu bessern und dereinst Gnade vor Gott zu finden." „Barmherziger Himmel!" rief Agnes, wie vernichtet auf die Knie sinkend, „Du glaubst, daß ich den kleinen Leo ermordet habe?" „Ich muß eS wohl glauben, unglückliche- Kind!" flüsterte der Vater, „hast Du ihn nicht immer gehaßt und ihm d«n Tod gewünscht? Sprachst Du es nicht gegen mich au«? — Doch - still, ganz still, kein Mensch soll e» erfahren. Gott wird mir die Lüge um der Liebe willen vergeben, nicht wahr, mein arme« Kind?" „Vater, mein geliebter, teuerster Vater!" sprach Agne-, s«ine Hand mit Thränen benetzend, die unaufhaltsam ihren Augm ent strömten, „jetzt erkenne ich erst, wie gut Du bist und wie schlecht ich Dich immer behandelt hab«. So schkcht, wie Du glaubst, bin ich aber doch noch nicht, da ich Marianne« Sohn im Grunde sehr lieb hatte und eher selbst gestorben wär«, al» ihm «in Leid zuzusügen, oder ihn gar zu töten. Nein, Du armer, guter Bakr, ich bin so unschuldig daran, wie Du selber, da« schwör« ich b«i allem, wa« heilig ist im Himmel und auf Erden. — Aber nie mals werde ich e« vergefsen, welche« Opfer Du mir hast bringen wollen, und diese Stunde soll ihre Früchte tragen für m«in ganz«« L«b«n." (Fortsetzung folgt.)
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