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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 21.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189809217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18980921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18980921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-21
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
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Die Ordnung ist nicht wieder gestört worden. Inder werden die Maßnahmen zum Schutz der italienischen Maurer aufrecht erhal ten. Die von d«nz Einigung-amt angestrebte Vermittelung zur Beilegung d«S Streikt ist gescheitert, weil die Arbeitnehmer so zialdemokratische Agitatoren zu den Verhandlungen entsenden wollten. — Prinz Heinrich von Preußen ist am Montag mit ei nem Sonderzug der Ussuridahn in Chabarowk» eingetroffen. Cha- barowka ist die Hauptstadt det rusfisch-sHirischen Küstengebiet». Prinz Heinrich hat eine sehr gastfreundliche Aufnahme gefunden. — In der Klagesache det Schriftsteller« Björns«« gegen die „Münch. N. N." hat da« Landgericht München I, entgegen der Entscheidung de« Amtsgericht», da« Hauptverfahren eröffnet. C» handelt sich bekanntlich um angebliche Aeußerungen de« Reich«, kanzler» Fürsten Hohenlohe über di« DreyfuSangelegenheit. — Bismarck« Vermögen. Um den willkürlichen und über triebenen Schätzungen des vom Fürsten Bi-marck hinterlassenen Vermögens entgegenzutreten, ist die „Nat-Ztg." von „bestunter, richtet«! Seite" zu der Mitteilung ermächtigt, daß da« ganze Ka- pital- und Barvcrmögen de« Nachlasses noch nicht zweieinhalb Millionen Mark betragen hat, und daß er für die Erben mit bedeutenden jährlichen Leistungen und Abgaben belastet ist. An Pretiosen sind nur mehrere Orden in Brillanten und eine Anzahl unveräußerlicher silberner Schaustücke vorhanden, deren Geldwert insgesamt erheblich unter 150000 Mk. angenommen ist. Oesterreich-Ungar«. — Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht weitere kaiserliche Handschreiben an den Ministerpräsidenten Grafen Thun und den Minister des Aeußern Grasen Goluchowski, welche besagen, der Kaiser habe sich, um ein bleibendes Andenken an seine innigst ge liebte Gemahlin zu schaffen, bestimmt gefunden, einen Orden für da» Fraucngeschlecht zu stiften, dem er in pietätvoller Erinnerung an die tiefbetrauerte Gemahlin und in Ehrung ihrer NamenS- patronin der heiligen Elisabeth von Thüringen, den Namen „Eli sabeth-Orden" beilegte. Mit dem Orden ist eine Medaille ver bunden, welche den Namen „Elisabethmedaille" führt. In dem Handschreiben an Goluchowski heißt «S: ,;Die Verewigte war in ihrem Leben rastlos bestrebt, Gutes zu schaffen und die Leiden ihrer Mitmenschen zu lindern. So soll aqch dieser neugegründete Orden dazu bestimmt sein, die Verdienste, welche sich Frauen und Jungfrauen in den verschiedensten Berufssphären oder sonst auf religiösem, humanitärem und philanthropischem Gebiete erworben haben, zu belohnen." In dec Einleitung zu den Ordensstatuten sagt der Kaiser: „Wir erwarten, daß alle, die Wir oder Unsere Nachfolger in der Regierung in Viesen Orden aufnehmen oder mit der Medaille auSzeichnen, in treuer Erinnerung an die ver klärte Kaiserin und Königin stets bemüht sein werden, durch ihr Verhalten sowohl im öffentlichen, wie im Privat- und Familien- leben das Ansehen und die Würde des Ordens zu wahren und zu heben, sowie alles zu vermeiden, was demselben zur Unehre gereichen könnte." Zufolge der Statuten steht das VerlcihungS- recht ausschließlich dem Kaiser zu. Der Orden besteht aus drei Graden, dem Großkreuz, der 1. und 2. Klasse. Das Großkreuz und die I. Klaffe ist ein goldenes, rotemaillierteS Kreuz mit weiß- emailliertem Mittelfelde, welches auf der Vorderseite daS Bildnis der heiligen Elisabeth von^Thüringen und aus der Rückseite daS Initiale „L" zeigt. Das OrdenSzeichen der 2. Klaffe ist aus Silber, ebenso die Elisabeth-Medaille. Aus der Vorderseite be findet sich das OrdcnSkceuz und auf der Rückseite das Initiale „L". — Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht ferner ein kaiserliche» Handschreiben an die Gräfin Sztarey, worin derselben die Ver leihung des Großkreuzes des Elisabeth-Ordens in Anerkennung der der Kaiserin in der Todesstunde geleisteten ausgezeichneten und hingebungsvollen Dienste mitgeteilt wirb. — Infolge des jähen TodeS der Kaiserin Elisabeth hat man auf eine friedliche Erledigung der schwebenden politischen Fragen gerechnet. Leider scheint diese Erwartung eine trügerische zu sein. Bei den in Wien aufgenommenen Verhandlungen der Führer der Rechten mit dem Grasen Thun haben sich die Jungtschechen sehr entschieden gegen eine Verständigung mit den Deutschen ausgespro chen. Im deutschen Parteilager giebt man sich bezüglich einer Aenderung der inneren Lage daher auch keinerlei Hoffnung hin. — Ueber Ausschreitungen gegen Italiener wird aus Reichen berg in Böhmen depeschiert: 800 Südtiroler und Krainer Arbeiter demonstrierten am Montag gegen die mit ihnen beim Bahnbau Teolitz-Reichenberg beschäftigten Italiener. Sie zogen unter Vor antragung einer schwarzen Fahne, Trauerlieder singend, durch die Ortschaft Christophgrund und vertrieben die Italiener, welche in den Wäldern nächtigen mußten. ES kam zu ernsten AuSschrei- tungen. Gendarmerie wurde requiriert. Die Unruhen dauern fort. Niederlande. — DaS in der auswärtigen Presse vcrbrritrt« Gerücht von einem die Königin Wilhelmine Ende August während ihres Aufenthalter in Soestdyk begegneten Zwischenfall ist völlig grund los. Es ist weder der Königin noch ihrer Hosvame etwa» passiert, «aS daS Gerücht rechtfertigen könnte. Frankreich. — Ueber daS Ende der französischen Manöver wird aus GenetineS, Dep. Allier, vom Freitag berichtet: Präsident Faure hielt heute die Schlußparade in einem sechsspännigen Landauer ab. Bei den Ordensauszeichnungen erhielt der dänisch« Gtneral Dalberg daS Kommandeurkreuz de- Ordens der Ehrenlegion. Während des Vorbeimarsches der Truppen nahm der sozialistische Deputierte Breton, Vertreter des Departements Cher, als «ine Fahne vorüberkam, nicht den Hut ab. Die herumstehende Volks menge geriet in Aufregung; man rief: „Nieder mit den Juden, nieder mit Dreysu»! Hoch die Armee!" Breton mußte sich flüchten. Der Schlußeffekt der Truppenschau, der Ansturm der Reiterei, wurde durch den aufgewirbelten Staub stark beeinträchtigt. Den darob verstimmten Nögrier tröstete Faure mit den Worten: „Und trotzdem war e« ein herrliche- Schauspiel." Dann gab Präsident Faure ein Festmahl, bei dem General Mgrier ver- ficheri«: „Niemals haben die Führer deS Heere- mehr Achtung vor den Gesetzen gehabt al» jetzt; niemals sind sie einiger und bereiter gewesen, einer für den' anderen einzutreten. Niemals hatten wir mehr Vertrauen zu den Truppen, und die Truppen erwidern da» Vertrauen." Faure» Antwort besagte, nach einem ( Danke an den Herzog von Connaught und die anwesenden fremd ländischen Offiziere, sowie auch einer Anerkennung für di« Truppen, da» Folgende: „Durch diese gelegentlichen Proben wird da» Band zwischen Volk und Aimee immer inniger. Indem ich mich hier an die Armee wende, spreche ich zu der ganzen französisch«» Na tion, den Kindern der großen französischen Familie. Ich seh« si«, ww sie von denselben Gesühlen bewegt sich um die Fahne scharen zur Wahrung de« gemeinsamen Erb«» und der Ehre. Diese Einigkeit ist unsere Stärke. Dank derselben hat Frankreich di« Sreigniss« üb«rwund«n, d«ren Erinnerung nicht au» unserem Se- dächtni» schwindet, und dank dieser Einigkeit wird unser geliebte« Vaterland seine Ausgabe in der Welt weiter verfolgrn können." Der Herzog von Connaught sagte, e« bereite ihm ein besondere« Vergnügen, sich al» Offizier und Mitglied der kgl. Familie in der Mitte der französischen Kamerad«» zu b«find«n und «r hoff«, daß stet» Sympathien zwischen beiden Heeren bestehen möge. Zum Schluß sprach d«r Herzog im Namen der fremdherrlichen Offiziere den Dank au» für die freundlich« Aufnahme. Die Musik spielte daraus die englische und di« russische Hymne. ' — Die Anspielung Faure» auf die Stellung de« Heere» an läßlich der Dreyfu»-Sach« ist nicht zu verkennen. Im übrigen vermißt man darin ein Wesentliche», nämlich da» Wörtchen „Friede", während man doch, nach halbamtlichen Aeußerungen der jüngsten Zeit, von Faure» Trinkspruch einen Hinweis aus die Haltung Frankreichs zur Kundgebung deS Zaren erwarten durste. Afrika. — Der neueste französisch-englische Streitfall ist schon beige legt. Di« Franzosen haben eingesehen, vaß sie Unrecht hatten und demzufolge Faschoda am oberen Nil wieder geräumt. Ue- brigenS heißt ei jetzt, daß die Expedition der französischen Hauptmann» Marchand kein« offizielle gewesen sei. General Kit chener hat nunmehr von Faschoda Besitz ergriffen. So melden wenigstens Londoner und Pariser Blätter. «sie«. — Zu dem Gistmordversuch auf den König von Korea wird neuerdings gemeldet, daß ein hoher Palastbeamter eingestanden habe, auf Veranlassung eines früher aus der russischen Botschaft thätig gewesenen Dolmetscher» hab« «r Arsenik in den Kaffee ge mischt, um den König, sowi« einige andere Mitglieder de» könig lichen Hauses zu vergiften. Der Grund zu dieser That soll da rin liegen, daß der erwähnte Dolmetscher, der früher eine sehr einflußreiche Stellung am Hose inne hatte, seit «iniger Zeit in Ungnade gefallen ist. — Eine internationale Leibwache hat der König von Korea sich zugelegt. Es wird berichtet: Neun Ame rikaner, neun Engländer, fünf Deutsche, fünf Franzosen und zwei Ruffen, welche in Shanghai al» Leibwache für den König von Korea angeworben wurden, sind in Söul eingetroffen. — Nach dem jüngsten Anschlag scheint der König da» Vertrauen zu seinen eigenen LandcSkindern verloren zu haben. Vermischtes. * Ueber eine Gistmordaffaire wird aus Tilsit berichtet: Gro ßes Aussehen erregt hier die Verhaftung de» Gutsbesitzers KiSlat und dessen Dienstmädchen Hoffmann au» Svabojaden unter dem Verdacht eines vollendeten und zweier versuchten Giftmorde. ,Die Schwiegermutter, die Frau und «ine Schwägerin deS K. erkrank ten vor einigen Tagen nach dem Genuß von Kaffee unter Ver- giftungSerschcinungen. Die Schwiegermutter starb, die beiden anderen Personen find schwer erkrankt. Wahrscheinlich war in den Kaffee Arsenik gemischt worden. In der K.schen Woh nung wurde eine Quantität Arsenik bei der Haussuchung vorge sunden. An dem Verbrechen soll auch rin Sohn de» K. betei ligt sein, welcher flüchtig geworden ist. * In Deutschostafrika verbrannt ist «in Sohn des Holzhänd- lerS Sixdorf in Schönebeck (Proo. Sachsen). Der 33 Jahre alte Mann betrieb seit längerer Zeit in der Kolonie einen schwungvol len Karawanenhandel. In Muanga stieß er kürzlich in seinem Zelt eine brennende Lampe um, wodurch dar Zelt und mit ihm S. verbrannte. * Verhaftung eines Titel- und OrdenSschwindlerS. Am Mitt woch wurde dem Wiener Landgerichte ein OrdenSschwindler ein- geliesert, der, auf die Eitelkeit der Leute vertrauend, mit vielem Erfolge operierte und seinen Klienten statt der gewünschten Orden wertlose Medaillen anhängte. In deutschen Journalen waren seit einiger Zeit Annoncen deS Inhalts erschienen, daß eine aus ländische Konzession, welche man nicht auSüben müsse, mit der aber ein Konsular- oder ein Hostitel erworben werben könne, nur an eine distinguierte Persönlichkeit abgegeben werden kann. Et waige Zuschriften seien unter der Chiffre „D. N. 2893" an Ru dolf Mosse in Dresden zu richten. Der Inhalt dieser Annoncen erregte beim königlichen Polizeipräsidium in Berlin Bedenken und gab zu umfangreichen Erhebungen Anlaß. Auch die Wiener Polizei behörde befaßte sich mit der Herkunft dieser Korrespondenzen. E» wurde hier ein sehr erfolgreiches Resultat erzielt, indem festgestellt wurde, daß der Inserent in Wien seinen Sitz habe. Als die» festgestellt war, wurde auch bald die Person des Inserenten er mittelt. E» ist die« der Elektrotechniker Eugen Moese-Nollendorf, Ritter von Jnnstein, ein Mann von 46 Jahren. Dieser wurde vom SicherheitSbüreau der Polizeidirektton vorgeladen und «inem Verhöre unterzogen. Bei diesem gab er zu, daß er di« fraglich« Annonce auch in einige Wiener Journale habe einrücken lassen, doch suchte er glauben zu machen, daß dies nicht auf eigene Rech nung, sondern im Auftrage einer dritten ihm nicht näher bekann ten Person in Dre»d«r geschehen sei. Seine Rechtfertigung er schien jedoch sehr bedenklich, und es lag der Verdacht nahe, daß eS sich um «in betrügerisches Gebaren handele. In der Wohnung v. Moeses wurde eine eingehende Revision vorgeaommen, deren Resultat so belastend für den Inserenten war, daß schon daraus auf einen durch ihn betriebenen OrdenSschacher geschloffen werden konnte. In seiner Wohnung sand man nämlich eine große An zahl von Medaillen der russischen Gesellschaft vom Roten Kreuze in Moskau, der belgischen Rettungsgesellschaft in Brüssel, ferner Ordensketten und Rosetten. Auch eine umfangreiche Korrespon denz fiel in die Hänv« der Behörde, und au- dieser ging aus daS Unzweideutigste hervor, daß sich Ritter v. Jnnstein gewerbsmäßig mit Ordensschwindel befaßt habe. Er verkaufte die russischen und belgischen Medaillen als Orden und alt russische Rote-Kreuzorden an dem Bande der Andreasordens. Für die Vermittelung dieser angeblichen Orden ließ sich Ritter v. Jnnstein von seinen Klien ten Beträge von 250 bis 600 Gulden als Honorar bezahlen. Auf diese Weise hat Ritter v. Jnnstein eine große Anzahl von Personen geschädigt. Er befaßte sich auch mit der Vermittelung von Adoptionen und Vermittelung verschiedener Titel, wie Kon sulats- und Kommerzialratstitel. Auf Grund dieses Ergebnisses der Untersuchung wurde Ritter o. Jnnstein in Haft behalten und dem Landetgericht« eingeliefert. * Von der Urania-Sternwarte in Berlin ist am 13. August d. I. ein neuer Planet entdeckt worden. Die Auffindung neuer Mitglieder der Planetoidengruppe wird nämlich jetzt systematisch auf einigen Sternwarten bettieben, indem eine photographische Platte am Fernrohr, da» durch ein Uhrwerk genau der Bewegung der Sterne folgt, «in bi« zwei Stunde» lang exponiert wird. Di« Bilder der Fixsterne erscheinen dann al« klein« kreisförmig« Scheib«», d«ren Durchmesser d«r Helligkrit der Sterne entspricht; wenn zusällig ein Planet in derselben Himmelsgegend steht, so erscheint sein Bild ober in Gestalt eiaeS Striche«, weil der Planet sich während der Aufnahmezeit bewegt hat und d«S von ihm auS- gesandte Licht stet« andere Punkte der Platt« grtroffrn hat. De» Planetenstrich fand di«s«Smal Witt b«sond«rS lang und als «r am folgenden Abend den Ort de» neuen Planeten direkt am Himmel bestimmte, bestätigte eS sich, daß der Planet sich ungewöhnlich rasch bewegte, etwa doppelt so schnell, als sonst di« kl«in«n Pla, n«t«n pflegen. Alrbald ward die Nachricht an die Hauptsternwarttn telegraphisch verbreitet, und allerorts wurde da- neue Gestirn, so häufig als daS Wetter e« erlaubte, b«obachtet. El war von vornherein klar, daß der Planet der Erde viel näher stehen müsse als di« sonstigen Asteroiden, denn ein« räumlich« B«w«gung sch«int uni unter einem desto größeren Winkel, je näher sich u»I der bewegte Körper befindet; daher dachte man wohl allgemein an einen kleinen Planeten, der sich innerhalb der üblichen Zone der Asteroiden, aber natürlich noch jenseits de» Mari bewege. Bald fand man, daß der Planet zwischen Erd« und MarS stehen müff«. DaS ist nun daS Rätselhaft«: Wi« könnt« ein Planet, dir alle sieben Jahre in der sechsten Größe nur 23 Millionen Kilometer von uns absteht, bis jetzt unentdrckt bleib«», wo s«it Anb«ginn dieses Jahrhunderts schwächere Planeten zu Hunderten durch direkte Nachforschung aufgesunden wurden und wo seit einigen Jahren die Photographie Planeten bis zur 12. und 13. Größe ohne sonderliche Müh« zu find«n g«statt«t. Und warum mußt« der Planet, wenn er so hell wird, gerade zu einer Zeit aufgefunden werden, wo er beinahe in seiner geringsten Helligkeit stand k Hier drängt sich unwillkürlich eine Vermutung auf, die zwar mit größter Vorsicht aufzustellen ist, die Annahme nämlich, daß der Planet seine jetzige Bahn erst seit kürzerer Zeit, vielleicht seit einigen Jahren beschreibt, sodaß er naturgemäß nicht früher aufgefunden werden konnte. Wir müssen dann annehmen, daß eS einer der Asteroiden ist, der der MarSbahn von außen sehr nahe kam, zu einer Zeit, wo MarS selbst dort stand. AuS großer MH« wirk«nd vermocht« dann di« Anziehung des MarS, den kleinen Weltkörper in eine völlig andere Bahn zu werfrn, eben jene, die er jetzt beschreibt. Wir kennen zwar keinen kleinen Planeten, der dem MarS so nahe kommt — e» muß eine Annäheruntz bi» auf wenige 1000 Kilometer angenommen werden — aber wir kennen auch lange nicht alle Asteroiden. * Eine für die Eisenverarbeitung hochbedeutsame Erfindung, die in gewissem Umfange sogar eine Umwälzung auf diesem Ge« biete herbeiführen würde, ist nach dem Pariser Etincelle Electriqu« von zwei belgischen Physikern, Hoche und Lagrange, gemacht worden. So unwahrscheinlich dies zunächst klingm mag, so ist da» Ver fahren doch in seinem Endzwecke dadurch nchtig gekennzeichnet, daß «ine. Eisenstange durch Eintauchen in kalte» Wasser bi» zur Weißglut erhitzt wird. Selbstverständlich ist bei diesem Wuiäer die Elektrizität im Spiele, die auf folgende Weis« wirkt: Dl« Wände eines rechteckigen, zur Hälfte mit Wasser gefüllten Metall kübels werden in Verbindung gesetzt mit einer elektrischen Batterie, die eine Stromstärke von 60 Ampere abgiebt. Aus der andern Seite wird der Strom in di« zu b«handelnd« Eistnstangr g«l«it«t vermitttlst «iner Art von Zang«, mit d«r di« Eis«nstange an ihrem Ende erfaßt wird; natürlich ist diese Zange, durch die der Strom hindurchgeht, mit einem isolierenden Griff« v«rs«hen. Wird nun die Eisenstonge in das Wasser des elektrisch geladenen Metallkübel» eingetaucht, so entsteht zwischen ihr und den Wänden der Kübel» eine starke elektrische Spannung, durch die da» den Widerstand bildende Wasser rund um die Eisenstange so heftig zersetzt wird, daß die Temperatur in etwa 20 Sekunden bi» auf 1200 bi» 1560 Grad erhöht wird und die Eisenstange in höchste Glut versetzt, sodaß sie zum Schmieden bereit ist. Die Schnelligkeit diese» Verfahren» sichert demselben eine große Zukunft. * Die Nähe der TeuselSinsel, wo Dreyfus weilt, auszusuchen, ist gefährlich. Jüngst wagt« sich der Dünkirchener Dampfer „Georges Croifet" heran. Man konnte Dreyfus' Hütte und da» WärterhauS unterscheiden. Plötzlich erdröhnten von d«r Insel her zwei Kanonenschüsse, denen bald rin dritter und ein vierter Schuß folgten. Die, letzte Kugel schlug direkt am Schiffe ein» und dos Wasser spritzte bis auf die Kommandobrücke. Schleunigst suchte der Dampfer dar Weit«. * Bei Kasan (Rußland) entgleiste ein Arbeiterzug; e» waren Schwellen quer über da» Geleise gelegt. Ein Zug-Beamter und 2 Arbeiter wurden getötet und 10 Arbeiter verletzt. * Von der sibirischen Eisenbahn wird aus TomSk berichtet, daß der regelmäßige Eisenbahnverkehr mit Irkutsk eröffnet worden ist. Meteorologische Station der Kealsch«te Araukeuverg. (270 Meter Höhe.) Beobachtungen Dienstag, L«« 29. September, mittag» 12 Ahr. Barometerstand: 743.1 mm, d. h. 7.1 mm über dem Mittel. Temperatur: -s- 15.3 Grade LelfiuS (10' 6. --- 8 ' L.). Wasserdampsgehalt: Ü.84 Gramm Im Kubikmeter Lust. Sättigung der Lust mit Wasserdampf: 53.8 Prozente. Taupunktslage: -s- S Grade Eelsiu». Niederschlagsmenge: — mm i oder Liter pro Hiervon war Schnee: — mm / Quadratmeter Tiefste Temperatur: -f- 4.2 Grade LelfiuS Der v«r»melerst«nd kann nur r» WM »OM Mittel aiwelchen. Der DaupunN gleit ungefähr die »elfte Temperatur der selgcnden Nacht. Boraussichtliche Witterung für den 21. September. Mittwoch: Meist trockenes, ziemlich heiteres, nachts kühle«, bei Tage etwas wärmeres Wetter. Konzert. Wenn eine Buchdruckerei auch gezwungen ist, Diskretion über ihr anvertraute Druckausttäge zu wahren, so glauben wir doch heute im Interesse unserer musiklicbenden Leser bezüglich de» In halte- des für da-morgen, Mittwoch, abend auf der „Hochwart«" stattfindende Solisten - Konzert unsere- Stadtmusikchors aufge stellten Programms in etwa« den Schleier lüsten zu dürfen. "Solistenkonzert" wird diese Veranstaltung mit Recht bezeich net — finden sich doch unter den 10 Nummern der Programm» nicht weniger al» sechs Eolosätze für die Instrumente Oboe, Cla- rinette, Cello, Violine, Trompete und Flöte. Außerdem bildet die Echlußnummer da» reizende Schreinersch« Potpourri: „Die Solisten", in welchem wiederum alle für Solovorttäge geeignet« Instrumente zur Einzelgeltung kommen. ES möge auch dieser von den Herren Prager veranstaltete Mufikabend lebhaft« Teil nahme finden und hoffen wir, manchem Musikfreund mit unserem Hinweis einen nicht unerwünschten Wink zu geben. Für di« tanzlustige junge Welt sei noch die Bemerkung angefügt, daß dem Konzert« Ball folgt. I von gestern mittag bi» s heute mittag.
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