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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 06.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189809067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18980906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18980906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-06
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
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beiden Reich«hälsten scheidet al«dann, bi» auf di« Quotenflage, aut der parlamentarischen Diskussion für längere Zeit au» und Oesterreich hat Zeit, zu warten, bis e» von den Sprachenwirren durch irgend einen geschickten Staatsmann befreit wird: eine Aut- sicht, die nicht gerade sehr ermutigend ist. Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 5. September 1898. 's Die „Kgl. Sachs. Vereinigung der SchleSwtg-Holstetner Veteranen vom Jahre 1849 in Dresden" gedenkt den 50jährigen Jahrestag der Erstürmung der Düppler Schanzen am 13. April 1899 angemessen und würdig zu begehen. Alle Veteranen, die an diesem Feldzuge, bei welchem Se. Majestät, unser allverehrter Landetvater, als 21jähriger jugendlicher Prinz, sich die ersten Lor beeren erwarb, teilgenommen, werden kameradschastlichst ersucht. Vor- und Zunamen, jetzigen Stand und Wohnort (mit Straße und Hautnummer), sowie einstige Truppengattung und Chargengrad an den Vorsteher obiger Vereinigung, Herrn August Venu» in Dresden, Wintergartenstrahe Nr. 70, I. Stock balvgesälligst mit zuteilen. Aufstellung einer Stammrolle aller noch lebenden Ve teranen ist beschlossen und das weitere Programm wird nach Fest stellung den sich Meldenden, erwartend, daß et deren noch recht viele find, rechtzeitig zugehen. Hoffentlich gelingt e» auch, daß den Veteranen Fahrpreisermäßigung gewahrt wird. — Die 1849er Veteranen von Frankenberg und Umgebung werden sicherlich voll zählig sich melden, wird doch so mancher Düppelkämpfer durch die geplante Stammrolle erfahren, daß noch der oder jener alter Kamerad, der seit der Dienstzeit dem Gesichtskreis entschwunden ist, noch unter den Lebenden weilt. -j- FalbS Wctteransage für den Monat September lautet fol gendermaßen: I. bis 4. September: Auffallend find die zahl reichen Gewitter dieser Tag«. Die Temperatur, welche anfangs normal ist, geht infolge derselben zurück. Die Niederschläge sind jedoch vorläufig noch nicht sehr bedeutend. — 5. bi» 9. Sept.: Die Gewitter verschwinden. Die Regen jedoch nehmen zu und erreichen namentlich um den 7. oder 8. erhebliche Stärke und Ausdehnung. Die Temperatur hält sich saft allgemein ziemlich tief unter dem Mittel. — 10. bis 20. Sept.: Die Regen hören auf. Es wird sehr trocken. Die Temperatur geht noch mehr zurück. Selbst um den 10., einem kritischen Termin 2. Ord nung, ist nur eine schwache Zunahme der Niederschläge vorüber gehend zu erwarten. Das Wetter bleibt andauernd kühl. — 21. di» 30. Sept.: Es tritt ein auffallender Umschwung in der Wetterlage mit Neigung zu winterlicher Temperatur ein. Wer's glaubt! -j- Die von uns schon wiederholt erwähnten Schwindler E- äarvar ü-äres haben jetzt ein neu«S Unternehmen unter der Firma Hiebei LlLäavar, karis und Beirut, begründet und dürften bald wieder beginnen, den Chemnitzer Distrikt, in dem sie leider schon so manches Opfer gesunden haben, auss neue unsicher zu machen. Das „Konstantinopeler Handelsblatt" bringt in Nr. 31 vom 3. August d. I. bereits ein« Warnung vor d«r neuen Firma. Sie lautet: „Des syrischen EchwindlerpaareS Lleüuvur kröres Wiederauserstehung. Aus Beirut geht uns die dortige Zeitung „Bd-^kval" vom 19. Juli zu, in welcher über ein neue» Un ternehmen der unermüdlich«» syrisch«» Gauner Lleäurvsr kräres, Beirut, Marseille, Paris, berichtet wird. Der Artikel lautet in seiner Uebersetzung wie folgt: „Von Paris ist unS ein Zirkular zugegangen, daß unser Landsmann Herr Michel Mdawar daselbst ein'Geschäftshaus gegründet hat, welches sich hauptsächlich mit Warentransport nach dem Auslande beschäftigen wird. Da Herr Medawar in dieser Branche eine langjährige und vollkommene Er fahrung besitzt, so dürste er ohne Zweifel günstige Erfolge haben, waS wir ihm von ganzem Herzen wünschen." — Wir unsererseits sind überzeugt, daß der Ehrenmann bei seinen langjährigen und vollkommenen Erfahrungen e» bald wieder so weit bringen wird, daß die europäischen Fabrikanten sich ausS neue um die Ehre reißen werden, von ihm betrogen zu werden. Denn nachgerade fangen wir an, zu glauben, daß eS eine ganze Masse von Ex porteuren giebt, denen weder durch Warnungen, noch sonstwie zu raten und zu Helsen ist." -j- Flöha. Am Mittwoch gegen abend hatte ein tschechischer Arbeiter, aus Prag gebürtig, in Niederwiesa den Eisenbahnzug verlassen, um sich zu ersrischen; er erreichte erst den Zug wieder, als derselbe schon im Gange war, und sprang noch aus. Seine Persönlichkeit sollte nun auf dem Bahnhof Flöha bchuss Bestra fung des verbotswidrigen AusspringenS sestgestellt werden. Er weigerte sich nicht nur, seinen Namen zu nennen, sondern schlug auch um sich, auch auf den inzwischen herbeigceilten Gedärmen schlug er ein. Nachdem seine Verhaftung trotz heftigen Wider standes erfolgt und der Arbeiter in die amtShauptmannschaftlichc Arrestzelle übergesührt worden war, inszenierte er daselbst einen ganz gewaltigen Spektakel. Er zertrümmerte u. a. daS eiserne Vorgelege seiner Zelle. Am Donnerstag früh wurde er dem Amtsgericht Augustusburg eingeliesert. — Nicht weniger als 10'/, Millionen Staatspapiere wurden einer solchen That vielleicht auss neue wieder einen Korb aus teilen?" „Ja, Vater, dazu bin ich fest entschlossen", erwiderte sie mit etwas schwankender Stimme, „siehst Du nicht ein, daß seine Werbung keine srciwillige, sondern eine von den Umständen er zwungene ist?" „Den Teufel sehe ich ein", polterte der Stadtsekretär mit zornig gerötetem Gesicht, „nichts sehe ich ein, als daß Du ein« Undankbare bist, die cs durchaus nicht verdient hat, daß ein Mann wie Rudolf Steinmann Dir jahrelang treu geblieben ist und Dir seine Liebe jetzt auf eine Weise bewiesen hat, die einen solchen Brief wahrlich ganz unnötig macht. Geh, Du verdienst es, ein sam und unglücklich Drin Lebelang zu bleiben." Er erhob sich und schritt, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, der Thüre zu. Klara halte ihm regungslos zugehört, in ihrem seinen Gesicht wechselten Röte und Blässe, bis ihre Augen am Schluß der ker nigen Standrcdc plötzlich hell ausblitzten und ein glückliches Lächeln ihren Mund umspielte. „Vater!" rief sie bittend, „willst Du so zornig, wie ich Dich ja niemals gesehen, wirklich von mir gehen?" „Soll ich mich vielleicht über Deinen Undank, Deine tollen Einbildungen freuen?" ries er, die Thür öffnend, im rauhen Ton«. „Aber so komm doch wieder her, Väterchen!" bat sie weich, „höre mich nur ruhig an —" „Danke schön, habe genug davon — ich gehe auS, kannst den Freitag vormittag 9 Uhr den Glatöfen der Aktiengesellschaft für Glasindustrie, vormal« Friedrich Siemens in Dresden, zur Ver brennung überwiesen. E« waren die- Staatsschuldenscheine, säch sisch-schlesische Eisenbahnaktien, Löbau-Zittauer Eisenbahnakticn, Partialobligationen au» den Jahren 1839/41 der vonpaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahnkompanie, ebenso Schuldscheine derselb«» Gesellschaft auS den Jahren 1806 und 1872. Dieselben wurden auf Grund der bestehenden Geschäftsordnung de- LandtagsauS- schusseS zu Verwaltung der Staatsschulden in Gegenwart einer Kommission dieser Behörde verbrannt. Die Mengen («S sind rund 19 000 Stück) brauchten zwei Tage, bevor dieselben vollständig zu Asche verbrannt waren. — In der allen Kaserne zu Born« wurde der zur 4. Es kadron gehörende Karabinier Kielwagen, welcher in kurzem mit zur Reserve entlassen werden sollte, am Donnerstag abend von einem Pferde an den Unterleib gefchlagen und so schwer verletzt, daß er am Freitag nachmittag verstorben ist. Ein zweiter Kara binier erhielt gleichzeitig von einem Pferd« «inen Hufschlag, der 3 Rippenbrüche verursachte; auch da- Leben dieses Karabinier- soll in Gefahr schweben. — Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend nachmittag in der 4. Stund« in ein«r Maschinenfabrik in der Braustraße zu L.-Plagwitz. Daselbst geriet der 15jährige Schlosserlehrling Kirchhoff in das Getriebe einer im Gange be findlichen Hobelmaschine, wobei dem Unglücklichen der Schädel eingedrückt wurde und der Tod augenblicklich eintrat. Kirchhoff hatte, obgleich er wiederholt gewarnt worden war, die Maschine, während dieselbe im Gange gewesen, geputzt. — In plötzlichen Schreck wurde an einem der jüngst ver gangenen Abende die Bewohnerschaft von Wolkenstein gesetzt, als kurz vor 8 Uhr abends eine ganz ungewöhnlich starke Deto nation erfolgte und unmittelbar darauf Feuerfignale erklangen. Zum Glück ging die große Katastrophe aber ohne Brand vorüber. In einem dortigen Gasthofsgrundstücke war eine AcetylengaSbc- leuchtungSeinrichtung hergcstellt und diese probeweise benutzt wor den, wobei eine gewaltige Explosion erfolgte. Die Zerstörung, welch« diese Explosion an Wänden, Thüren, Fenstem und Dächern des betreffenden Grundstücks und der Nachbarschaft angerichtct hat, ist ziemlich bedeutend. Ein günstiger Zufall ist es, daß Menschen und Tiere hierbei nicht verunglückt find und demzufolge irgend welche Haftpflicht für di« Beteiligten für diesmal nicht eintritt. Aus welche Weise diese Explosion verursacht worden ist, ist noch nicht aufgeklärt. — Die 51 Jahre alte, von ihrem Ehemann getrennt lebende Frau Karoline Ehnert, die in einer zum Rittergut Rauenstetn bei Lengefeld gehörigen Scheune mit Herabwerfen von Garben beschäftigt war, verunglückte daselbst, indem si« auf die Tenne herabstürzte, tödlich. — Am Freitag ereignete sich im Auer Stadtteil Zelle ein schwerer Unglücksfall. Auf einem Neubau waren Arbeiter damit beschäftigt, eine vier Zentner schwere Zementstufe zu transportie ren. Eine schon liegende Stufe brach aus noch nicht ermittelter Ursache auf der zweiten Treppe und durchschlug die ganze Treppe, wobei von sechs Arbeitern vier in die Tiefe stürzten. Während zwei von ihnen mit leichteren Verletzungen davonkamen, erlitt der Maurer Kunz den Bruch beider Beine und schwer« Verletzungen am Kopfe, der Maurer WillSmetz auS Böhmen brach ein Bein und verletzte sich die Hand stark. Die beiden schwer verletzten Maurer wurden ins städtische Krankenhaus gebracht. — Als neuer Beitrag zur Vereinsmeierei ist mitzuteilen, daß am Sonntag voriger Woche in Schöneck siebzehn Vertreter von „PseifenklubS" dit Gründung eines obervogtländischen Rauchver- bandeS beschlossen. Der hat allerdings gerade noch gefehlt! — Durch die in Ebmatlt i. V. stationierten Grenzbeamten sind am Sonnabend morgen in Oclsnitz zwei stattliche Pferde be schlagnahmt worden. Die Tiere sind vor einigen Tagen von Roßbach (Böhmen) auS über die sächsische Grenze herüber ge schmuggelt worden, und dürsten ihrem Besitzer nun sehr kostspielig werden. — Um Fabrikationsgeheimnisse und Geschäftsbetrieb zu er kunden, kamen am Sonnabend morgen wieder einmal zwei Aus länder in einen großen Fabriketablissement in Reichenbach i. V. an und stellten sich als Fachlehrer an der Webschule zu Eger vor. Als man aus naheliegenden Gründen den Wunsch der Beiden abschlug, entfernten sich dieselben nicht gerade in der höf lichsten Form. — Aus Stadtilm i. Th. wird geschrieben: DaS altgotische Bauwerk, die Stadtkirche, wird unS nun doch erhalten bleiben. Die drei Geld-Lotterien von je 80000 Losen, ä Mk. 3,30, welche die fürstl. schwarzburgisch« Regierung zur Gewinnung von Mitteln für Restaurierung der Kirche genehmigt hat, sind von weiteren 17 deutschen Bundesstaaten zum Vertrieb zugelaffen. Die Instandsetzung deS kirchlichen Baudenkmals ist gewährleistet, nachdem das bekannte Bankhaus Karl Heintze die drei Geld- Lotterien übernommen hat, von denen die 2. Ziehung erster Lotterie bereits am 14. Sept. d. I. in Gotha stattsindet. — Die Moden der kommenden Saison machen sich schon be- Nudolf allein abseitigen, da ich ihm nicht wieder unter die Augen treten mag." „Bitte, fDatcr, nur einen Augenblick!" Sie trat zu ihm, schlang beide Arme um seinen Hals und flüsterte ihm stockend einige Worte inS Ohr. Der alte Herr sagte kein Wort darauf, aber er drückte sie fest an seine Brust und küßte sie zärtlich. Dann streichelte er lieb kosend ihr schönes Haar, löst« sich sanft auS ihren Armen und schritt hinaus, um ihr seine liefe Bewegung zu verbergen. Klara laS den Brief wieder und wieder und mochte jetzt wohl ganz anderes daraus gelesen haben als vorher, denn sie drückte ihn an di« Lippen, und Thränen de» Glückes, deS herzinnigen DankcS fielen aus die Zeilen, welche ihr nun einen Himmel eröffneten. Sie war zu sehr Weib, um nicht jetzt an ihre Toilette zu denken, und in fliegender Hast warf sic sich in ein Hausgewand, daS in geschmackvoller Einfachheit ihre geschmeidige Gestalt zur vollcn Geltung brachte und dessen lichte Farben die Jugendfrische und Lieblichkeit ihrer ganzen Erscheinung unabsichtlich hoben. Klara wollte schön sein und sie war es jetzt doppelt in dem Widerschein eine» inneren Glückes. Sie warf noch einen zufriedenen Blick in den Spiegel und wollte in» Wohnzimmer hinabgehen, al» ihr Fuß stockte und da- Herz wieder so ungestüm hämmerte, daß sie ihre Hand daraus pressen muhte. Die Thürglocke hatte geklingelt, gewiß war er schon gekommen, um sich die Antwort zu holen. Sie horchte an der Thür, er war e», doch klang seine Stimme so erregt, so hastig und ängstlich, als ob er dem Vatcr ein Un merkbar. Cape« und Jackett« werden hinten wett länger, al« vorn getragen. Die Röcke verschiedener Farben vom Schoß ob lassen die Abstammung vom männlichen Schweifrock »lüw Frack leicht erkennen. Di« Kragcn werden so hoch wie möglich getragen. Viel Stickerei kommt zur Verwendung, namentlich auf d«m gigan tischen Revert und auf den geformten Busenstreifen, die so viele Kostüme charakterisieren. Die Rückentaschen an den Röcken wer den meistens abgcsteppt. Chenille findet aus Ländern, Toque« und auch auf Kleidern Platz. Die Hauptverwendung bildet eine Art Netzwerk mit BlumenappliquL auf den Leibchen. Dazu kommt Goldgaze, die die Muster hervortreten läßt. Für die nächste Zeit werden die Straußsedern mit schmalem Spitz«ngrund und auch mit Strohsäden eingesaßt. Tagesgeschichte. Deutsches «eich. — Kaiser Wilhelm, welcher am Tage vorher mit seiner Ge mahlin in Hannover eintras und abends bei dem Festmahl im Schlöffe in seinem Trinkspruch auf die „treue Provinz" für den herrlichen Empfang dankte, fuhr am Sonnabend vormittag in Be gleitung der Kaiserin zu der großen Parade des 10. Armeekorps, der 17. Division und der Kavalleriedivifion L bei Linden. Am Eingang zu der Hannover benachbarten Stadt Linden hinter der Jhnabrllcke war eine Ehrenpforte ausgestellt, an der die städti schen Behörden, die OrtSgeistlichkcit und Ehrenjungsrauen zur Be grüßung Ausstellung genommen hatten. Die Fahrt ging dann weiter zum Ricklingen, wo ebenfalls eine Ehrenpforte aufgestellt war und Begrüßung erfolgte. Am Ricklinger Holz bestieg daS Kaiserpaar die Pferde. Beim Eintreffen auf dem Paradeplatz wurde daS Spiel gerührt, die Fahnen senkten sich und der Kaiser ritt die Fronten ab. Der sodann folgende Vorbeimarsch wurde exakt ausgesührt. Unter großen Ovationen kehrten der Kaiser und die Kaiserin nach Hannover zurück, woselbst daS übliche Parade diner und abends ein großer Zapfenstreich stattfand, der Tausende nach dem Platze vor dem Schlöffe lockte, die dem Kaiserpaar be geistert huldigten. Am Sonntag machten die Majestäten nach dem Gottesdienst eine Ausfahrt. Heute, Montag, treffen dieselben in Oeynhausen ein und tags darauf beginnen die Manöver. — Ein wesentliches Erfordernis für die Vorbereitung der neuen Handelsverträge, nämlich der neue Zolltarif, dessen Aus arbeitung der Staatssekretär Graf Posadowsky schon zu einer Zeit in Aussicht gestellt hatte, als er noch Chef des Reichsschatzamtes war, ist jetzt zum Abschluß gebracht worden und den beteiligten Ressorts zur Begutachtung zugegangen. Der neue Zolltarif ist in erster Linie übersichtlicher, als eS der alte war, und enthält im Gegensatz zu diesem auch alle diejenigen Produkte, welche erst durch die neueren Fortschritte der Chemie und Technik hergestellt werden konnten. — Sozialdemokratische« auS Baden. Der sozialdemokratische „Volksfreund" de» Landtagsabgeordneten Adolf Geck in Offenburg ist entsetzt über den bisherigen Genossen Stadtrat Nöller in Pforz heim, der in einem Gedicht dcm Fürsten Bismarck,Lob gespendet hat und deshalb aus der Partei „hinauSgewimmelt" worden ist. Herr Nöller hat nämlich dem „Voltssreund" nochmals eine län gere Entgegnung gesandt, in der er seinen Standpunkt rechtsertigt. Vor allem sührt Nöller in seinem Artikel den grellen Gegensatz vor Augen, der besteht zwischen den tönenden Phrasen von der Freiheit, für welche die Sozialdemokratie angeblich kämpft, und zwischen der Thatsache, daß jeder Genosse, der selbst in unterge ordneten Fragen eine andere Ansicht vertritt, als die Parteihäup ter, unbarmherzig vor die Thüre gesetzt wird. Nöller bekennt sich sodann zum Schrecken des „Volkssreundes" als warmer An hänger des deutsche» Einheitsstaates. Weiter erklärt er: „Wenn auch meine Parteigenossen aus Haß gar nichts Gutes an Bis marck lassen wollen, so muß doch anerkannt werden, daß er der jenige war, welcher da» allgemeine und direkte Wahlrecht im Reichstage eingesührt hat. Hierdurch ist uns doch Gelegenheit geboten, im deutschen Reichstage zum Fenster hinaus mit dem Volke sprechen zu können. ... Es scheint, daß eS bei den So zialisten gerade so gehässige und barbarische Menschen giebt, wie Bismarck sich bei Lebzeiten gegenüber den Sozialdemokraten durch sein fluchwürdiges Sozialistengesetz gezeigt hat. . . . Fahren Sie nur so fort, meine Herren Kollegen, und alle denkenden und fried liebenden Menschen werden sich von Ihnen abwenden. Dann ist cs Zeit, ein anderes sozialdemokratisches Programm aufzustellen, darin der Satz 1 heißt : Ausrottung deS Tyrannen, zuerst in uns selbst! Ist nicht die Einheit unseres Volkes etwa- Schöner und Großes?" — Das find bittere Worte für die sozialdemokratischen Parteihäuptlinge. Wenn sich nun der „VolkSfreund" darüber lustig machen wird, so läßt sich doch nicht die Thatsache auS der Welt schaffen, daß Nöller mit seinen Worten ins Schwarze ge troffen hat. — AuS der letzten Leben-zeit de» Fürste» Bismarck wer den noch weitere Mitteilungen gemacht. So berichten di« „Leipz. Neu«st. Nachr.", daß der letzte politische Artikel, den der Fürst heil verkünde. Ohne sich weiter zu besinnen, flog sie die Treppe hinab und sah Rudolf in der offenen Thüre der Wohnstube stehen, während der Vater in sichtlicher Auflegung seinen Hausrock mit einem andern vertauscht«. „Guten Morgen!" sagte sie mit einer an ihr ganz unge wohnten Schüchternheit, welche ihr einen neuen Reiz verlieh. „Ist ein Unglück geschehen?" Rudolf wandte sich rasch um. Sein aufleuchtender Blick um faßte die liebliche Gestalt. Er trat auf sie zu, erfaßte wortlos ihre Hand und preßte seine Lippen darauf. „Klara!" flüsterte er, „Du willst die Meine sein?" „Ja, Rudolf, Herz und Hand gehören Dir!" Wie gern hätte «r sie in seine Arme geschloffen, aber er mußte sich jetzt beherrschen und dem Stadtsekretär wieder Rede stehen, der zur Eile drängt« und da» Töchterchen auf späteren Ausschluß vertröstete. „Der alte Riehl ist gerettet, Kind, unser Rudolf hat eine wichtige Entdeckung gemacht, halte uns nur um GotteSwillen nicht länger auf, der Tod könnte uns sonst «in«» Strich durch di« Rechnung machen." Herr Steinmann konnte aber doch da» Hau« nicht verlassen, ohne die Geliebte im Flug« umarmt und ihr d«n ersten Kuß ge raubt zu haben, was Klara mit einem süßen Schrecken, den Later jedoch mit stiller Genugthuung, welche sich in einem zufriedenen Schmunzeln kundgab, erfüllte. Wa« war gesch«hen? Welche Entdeckung hatte Rudolf Stein mann auf seinem Morgenspaziergang gemacht? (Forts, folgt.)
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