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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 26.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189807263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18980726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18980726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-07
- Tag 1898-07-26
-
Monat
1898-07
-
Jahr
1898
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tischt al« geschäftliche Ziele verfolgen. Sie werden unsere Kon kurr«ILn im Handel nach Südamerika, Australien und Ostasicn werden. E« wird ein Konkurrenzkampf ohne gleichen werden, ein Konkurrenzkampf, in dem auch Deutschland nicht zurückbleiben darf. Deutschland wird, wenn es seinen Handel nach Nord- und Süd amerika, nach Australien und Oslasien aufrecht erhalten und er weitern will, beizeiten große Anstrengungen machen müssen. Immer neue Erscheinungen in der zeitgenössischen Geschichte be kräftigen die Erkenntnit, daß die Kämpfe der Völker im nächsten Menschenalter weniger auf politischem wie auf geschäftlichem Ge biete werden ausgetragen werden. Aber wer auf geschäftlichem Gebiete bestehen will, der muh politisch eine starke Macht sein. Die im Frühjahr ersolgte Annahme des Flottengesctzcs bedeutet den Anfang auf dem Wege, den wir, durch die Gegner ge zwungen, beschreiten müssen. Aber die Regierungen sowohl, wie die nationalen Parteien und alle Vaterland-freunde überhaupt werden in den nächsten Jahren einsehen, daß auf dem begonnenen Wege weiter vorwärts geschritten werden muß. Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 25. Juli I8S8. -f Nach einer Meldung aus Leipzig sind die in Aucrswalde gestohlenen wertvollen Pferde von einem Leipziger Händler ange- kaust und dafür l 00 Mark bar und 3 andere Pferde in Zahlung gegeben worden. Einer der Pferdediebe, ein 25 Jahre alter Dienstknecht aus Blindendorf, wurde in Leipzig ausgemittelt und verhaftet. 1- Wieder wird gemeldet, daß Pferd und Wagen gestohlen worden sind. Von dem zwischen Burgstädt und Mittweida ge legenen Dorf« Claußnitz aus ist laut polizeilicher Meldung am Sonnabend nachmittag ein unbekannter junger Mann von unge fähr 18 Jahren, mittler Größe, mit rötlich-braunem karricrtcn Jackettanzug bekleidet, unter Mitnahme eine« 12jährigen Pferdes (Blauschimmel mit Patent-Kummet mit schwarzem Schlüsselzeug, rundem Zügel mit roten Handlängcn) und eines ziemlich neuen rotabgesetzten Rollwagens mit Federsitz flüchtig geworden. Ein wie oben beschriebenes Geschirr (Blauschimmel mit Rollwagen) ist am Sonntag nachmittag gegen 2 Uhr in der Schloßstraße hier in Ler Richtung nach Hainichen bez. Mittweida beobachtet worden. Auf dem Wagen hatten zwei männliche Personen, eine im Alter von etwa 20 Jahren, die dem von Claußnitz auS signalisierten jungen Menschen entsprechen dürfte, und eine etwas ältere, Platz genommen. -f Um die in Frage kommenden Industriellen der hiesigen Gegend vor Schaden zu bewahren, geben wir folgenden Artikel der „Deutschen volkswirtschaftlichen Korrespondenz" wieder: Eng land läßt zur Zeit, wie wir schon erwähnt haben, die industrie- ellen Bezirke Deutschlands durch handelspolitische Agenten mit dem Auftrage bereisen, Stimmung für den Abschluß eines neuen Handelsvertrages zu machen. Die mit Empfehlungen offizieller Persönlichkeiten versehenen Emissäre England« werden gewiß mit einer gastfreundlichen Achtung an den Thüren empfangen werden, wo sie anklopfen. Im übrigen wird man jedoch gut thun, sich des Umstandes zu erinnern, daß angesehene kommerzielle und industrielle Persönlichkeiten Englands sich schon mehrfach dazu hergegeben haben, in Deutschland Spionicrdienst für die englische Industrie zu thun, um unferc Produktionsmethodcn und etwaige Produktionsgehcimnisse zu erforschen. Es wird daher geraten sein, die englischen handelspolitischen Agenten von Fabrik und Kontor so fern wie möglich zu halten „und ihnen jeden Auf schluß über gewerbliche und kommerzielle Angelegenheiten zu ver sagen". Man kann sich mit gutem Grund auf die Versicherung beschränken, daß diesseits der Wunsch allseitig besteht, mit Eng land zu einem guten handelspolitischen Verhältnis, d. h. zu einem solchen zu gelangen, in welchem nach beiderseitiger Ueberzeugung Leistung und Gegenleistung sich die Wage halten. Man verweise die Herren nur in aller Gelassenheit an das Auswärtige Amt nach Berlin, welches das wirtschaftliche Interesse am besten wahr- zunchmen gewillt und in der Lage ist. Ein schwerer Fehler würde es sein, falls einzelne Interessenten die englischen Emissäre in ihre Karten gucken ließen und so der englischen Regierung Waffen gegen unsere eigene bei den späteren Verhandlungen lie fern wollten. Dieser Fehler ist indessen umso weniger zu besor gen, als Herr Courzon durch die Entsendung seiner Emissäre be kundet hat, wie wenig er sich als Herr der Lage sühlt. Wäre cs anders, er hätte sicherlich nicht sür nötig gehalten, in unserem Lande Stimmung für die englische Auffassung der Lage Stim mung machen zu lassen. Dieser Versuch ist ein so verzweifelter, daß er schlschlagcn muß. — lieber die bevorstehenden Herbstmanöver der sächsischen „Siehst Du, Kind! Na und nun weiter im Text. Deine Geschichte ist doch nicht aus?" „Bewahre, nein! Also der Baron hat vor acht Tagen um mich angchalten. Er sprach ganz offen und vertrauensvoll zu mir." „Und Tu sagtest natürlich gleich ja?" „Nicht gleich. Die Sache ist sehr bedenklich. Ich kam mit ihm überein, daß er vierzehn Tage aus Antwort warten sollte." „So? — Und zu welchem Zweck?" „Weil ich ihn nicht heiraten werde. Er liebt nicht mich, sondern eine andere, viel schönere, und will mich nur deshalb zur Frau nehmen, um seinen Vater vor dem Bankerott zu retten. Er ist ein guter Sohn und bringt ihm sein Lcbcnsglück zum Opfer." „Hm — so — ein guter Sohn? Was ist das für ein Mädel, das er liebt?" „Hast Tu keine Ahnung, Papa?" „Nicht die blasseste!" „Es ist unsere Rose, Tu blindes Papachen. Und schon als Kinder liebten sie sich." Ter Fabrikant ließ ein kurzes, spöttisches Lachen hören. „Schon als Kinder", wiederholte er. „Mögen sich schön angc- schmachtet haben!" „Darüber ist gar nicht zu lachen, eher zu weinen", entgegnete Silva ernsthaft. „Ist cs etwa nicht furchtbar traurig, daß die beiden ihrer großen, starken Liebe entsagen sollen, weil sie arm sind? Das lhut mir weh, ich will ihnen zu ihrem Glück ver helfen. Der Baron soll sein Heideröschen bekommen. Du mußt mir das Geld geben, ja, Du mußt, Papa! Rose ist die Tochter Deines einzigen Bruders, der sie Dir sterbend noch ans Herz ge legt hat. Tu hast Pflichten sür sic zu crsüllcn, heilige Pflichten!" Sic kniete neben ihm nieder und sah ihm ängstlich forschend in die Augen. Nit gefurchter Stirn und stark gerötetem Gesicht saß er da und pfiff leise und vielsagend vor sich hin. Er war ganz entsetzt Tripp«» wird berichtet: Vom H3 bi» 25. August erfolgt der Marsch mS Manövergeländr bei Grimma, wo vom 27. August bis mit 2. September Brigade-Exerzieren, vom 3. bis 7. Sep tember Brigade-Manöver der 83. Jnsanteric-Brigade, am 8. Sep tember Rasttag sür die ganze 32. Infanterie-Division, vom 0. bis mit 13. September DivisionS-Manöver der 32. Division, am 14. September Rasttag, am 15. und 16. September Korps- Manöver der 24. und 32. Division staltfinden. Zur 24. Division gehören die 47. Infanterie-Brigade (10. Infanterie-Regiment Nr. 134, 11. Infanterie-Regiment Nr. 139, 14. Infanterie-Regiment Nr. 179), die 48. Infanterie-Brigade (7. Infanterie-Regiment Nr. 106 und 8. Infanterie-Regiment Nr. 107), sowie die 24. Kavallerie-Brigade (Karabimer-Regiment und 2. Ulancn-Regiment Nr. 18). Ferner werden der 24. Division noch zugeteilt der Stab der 12. Feldartillerie-Arigade, das 3. Feldartillcrie-Regiment Nr. 32, die 4. Kompanie des Pionicr-Batailloxs, eine DivisionS- Telegraphen-Abteilung, sowie die Kranken-Transport-Kolonnen Nr. 47 und 48. Zur 32. Division gehören die 63. Infanterie- Brigade (5. Infanterie-Regiment Nr. 104 und 9. Infanterie- Regiment Nr. 133), die 64. Infanterie-Brigade (Schützen-Regiment Nr. 108, 1. Jäger-Bataillon Nr. 12, 2. Jäger-Bataillon Nr. 13 und 3. Jäger-Bataillon Nr. 15), sowie die 32. Kavallerie-Brigade (I. KönigS-Husaren-Rcgiment Nr. 18 und 2. Königin-Husaren- Regiment Nr. 19). Es werden der 32. Division noch zugcteilt das 2. Feldartillerie-Regiment Nr. 28, der Stab und die 5. Kompanie des Pionier-Bataillons, eine Dioisions-Telegraphen-Ab- trilung, der Stab des Train-Bataillons Nr. 12 und 2 Divisions- Brückentrains, sowie die 63. und 64. Kranken-Transport-Kolonne. Die 23. Division hält vom 27. bis mit 31. August bei Döbeln und Rochlitz Brigade-Manöver ab, nachdem die 88. Infanterie- Brigade bereits vom 20. bis mit 26. August im Gelände bei Rochlitz in Brigade exerziert haben wird. Das Brigade-Exerzieren der 45. Infanterie-Brigade findet vom 29. bis mit 31. August bei Dresden, das der 46. Infanterie-Brigade vom 18. bis mit 23. August ebenfalls bei Dresden, das der 23. Kavallerie-Brigade vom 19. bis mit 28. August bei Zeithain statt. Am I. Sep tember ist sür die ganze 23. Division Rasttag und vom 2. bis 9. September werden im Gelände zwischen Döbeln und Rochlitz die Divisions-Manöver der 23. Division abgchalten. Zu dieser Division zählen folgende Regimenter: 1. Leib-Grcnadier-Regiment Nr. 100, 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 (45. Infanterie-Brigade), 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 und 4. Infanterie-Regiment Nr. 103 (46. Infanterie-Brigade), 12. Infanterie-Regiment Nr. 177 und 13. Infanterie-Regiment Nr. 178 (88. Infanterie-Brigade), Gardereiter-Regimcnt und 1. Ulancn-Regiment Nr. 17 (23. Ka- vallcrie-Brigade). Ferner werden mit der 23. Division an den Manövern bei Döbeln und Rochlitz beteiligt sein das 1. Jäger- Bataillon Nr. 12 (vom 19. bis 31. August bci der 88. In fanterie-Brigade, vom 2. bis 9. September bci der 23. Division, vom 10. bis mit 16. September aber wieder bei der 32. Division, zu der das Bataillon ja gehört), das 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12, die I. Kompanie des Pionier-Bataillons (vom 25. bis mit 31. August bei der 46. Jnsanteric-Brigade, vom 2. bis mit 0. September bci der 23. Division, vom 10. dis mit 16. Sep tember aber bci der 32. Division), die 45., 46. und 88. Kranken- Transport-Kolonnc. — In dem Berichte des Gcwcrbegerichts zu Leipzig Uber das Jahr 1897 ist folgende Stelle bemerkenswert: „Die im Laufe des Jahres gemachten Erfahrungen haben ergeben, daß die Kenntnis der für das gewerbliche Leben wichtigsten Gesetzesbestim mungen sich zwar immer mehr ausbreitet, aber mehr in den Krei sen der Arbeiter, als unter den Arbeitgebern. Von den letzteren sind cs vorwiegend die kleineren Unternehmer, welche den gesetz lichen Bestimmungen häufig zu ihrem Schaden nur geringes In teresse entgcgenbringen." Der „Vogtl. Anz." schreibt dazu: Wir wissen, daß sür weite Geschäftskreise dasselbe gslt, und nicht nur in den Beziehungen zu den gewerblichen Arbeitern, sondern auch in dem Verhältnis, in welchem sie als Fabrikanten und Kaufleute zu ihren kaufmännischen Angestellten stehen. Diese Erscheinung ist bedauerlich, erklärt sich aber sehr einfach daraus, daß die An gestellten aller Art im allgemeinen zur jüngeren Generation ge hören, die patriarchalische Verhältnisse kaum kennen gelernt hat, die aber dem ganz modernen Bestreben scharfer Abgrenzung von Rechten und Pflichten, der Hervorkchrung des reinen Rechtsstand punktes bci Konflikten umso größeres Interesse und Verständnis entgcgcnbringt. Außerdem gehören heute die Angestellten säst durchweg irgendwelchen Fachorganisationen an, die neben Einrich tungen wirtschaftlicher Natur auch meist in der Richtung thätig sind, über rechtliche und sonstige Interessen unter ihren Mitglie dern Aufklärung zu verbreiten. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber es liegt darin ein neuer Hinweis auf die Notwendigkeit, daß über ihre Worte. Das fehlte noch, daß er seine schönen Tau- sendmarkschcine gerade zum Fenster hinauswerfen sollte. Nein, niemals! Nun schob er die Tochter unsanft von sich fort und sagte rauh: „Laß mich in Frieden mit Deinen verrückten Ideen! Was denkst Tu denn? Du kennst den Wert des Geldes nickt. Wenn Du den Baron nicht heiraten magst, dann laß es bleiben, ich werde Dich nicht dazu zwingen. Und weil er beinahe mein Schwiegersohn geworden wäre, will ich mit seinem hochgeborenen Herrn Vater noch ein Jahr Geduld haben. Mehr kann ich nicht sür ihn thun. Was das Mädel, die Rose anbetrifft, die soll nicht ganz leer ausgehen. Sic ist eines reichen Mannes Nichte und wird eine ordentliche Aussteuer erhalten. Darauf kommt's mir nicht an. — So, nun Punktum, kein Wort mehr. — Mir wollen nach Hause gehen!" „Nein, Papa, ich gehe nicht", erwiderte sie eigensinnig. „Ich bleibe so lange aus den Knien hier liegen, bis Du meine Bitte erhörst. Wie oft hast Du gesagt, Du wolltest mir jeden Wunsch erfüllen, und nun thust Du cs doch nicht. Es ist das erste mal, daß ich Dich um etwas bitte, das erste einzige mal und nun kommst Du mir so. Laß doch die Beiden glücklich werden, die sich jetzt in Gram verzehren, die Beiden, Papa — und mich mit. Herr, mein Gott, laß mich doch nicht so lange hier knien und bitten und betteln!" Sic brach in hysterisches Schluchzen aus. „Dieses Lamento ist — weiß Gott — um verrückt zu werden", stieß er zornig hervor. „Bist sonst immer ein vernünfti ges Mädel gewesen, aber heute völlig übcrgcschnappt. Daß man so etwas an Dir erleben muß! — Rein mit Gewalt möchtest Du mich zum Verschwender machen, der unter Kuratel gehört — den alle Leute auslachen müssen." „Nicht auslachen, Papa. — Mell.icht ein paar Tage davon reden, dann giebt cS ein anderes Thema in der Großstadt." auch die selbständigen Geschäftsleute und Unternehm«! j«d«r Art mehr als bisher ihre eigenen Verständigung»- und Aufklärungs mittel pflegen. — Am gestrigen Sonntag beging die bekannte angeseh«ne Firma Moritz Wieprecht in Plauen, in'deren Verlag der „Vogt- ländische Anzeiger" erscheint, das Fest ihre- hundertjährigen Be stehens. Die jetzigen Besitzer, Oskar und Richard Wieprecht, sind die Enkel de- Gründers der Firma, die Firma blieb also hundert Jahre lang bei nur zweimaligem Wechsel de» Besitzer in derselben Familie, ein in der Geschichte de- Zeitung-wcsens gewiß höchst seltene- Vorkommnis. Die Buchdruckerei der Firma Moritz Wieprecht zählt übrigens zu den ältesten in Deutschland; sie wurde im Jahre 1843 von Johann Fülle begründet und ging im Jahre 1798 an Karl Christoph Wieprecht, Buchdrucker au» Weida, über. — Ein früherer Plauenscher Kaufmann ist, angeblich eben- salls in die Tülldiebstahlsangelcgenheit verwickelt, in der Rhein- gegcnd verhaftet worden und befindet sich gegenwärtig auf dem Wege zum GerichtsgesängniS nach Plauen i. V. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Von der Nordlandsretse des Kaisers. Kaiser Wilhelm, der am Freitag in Skjoldehaon weilte, begab sich abends an Bold der Aackt des Fürsten von Monaco „Prinzeß Alice" zur Beob achtung der Tiefcnforschungen, deren Ergebnis sehr interessant war. Gleichzeitig konnte die Mitternachtssonne beobachtet werden. Am Sonnabend ging die Dacht „Hohenzollern" mit dem Kaiser nach dem Hanland-Meerbuscn in See, woselbst die Ankunst am Sonntag erfolgte. — Die Ergebnisse des Reich-Haushalts für daS EtatSjahr 1897/98 haben sich dem „ReichSanzeiger" zufolge recht günstig gestaltet. Der Ueberschuß beträgt 25,3 Millionen Mark. Beim Reichsheer stellt sich das Gesamtergebnis um 2,38 Mill. M. besser, dagegen haben die Ausgaben der Marine 3,16 Mill. M. mehr erfordert, hervorgerusen durch die Erwerbung und Verwal tung des Gouvernements Kiautschou. Die Verwaltung und Ver zinsung der Reichsschuld hat 2,63 Mill. M. weniger ausgemacht, weil die Anleihe nicht in dem vorausgesetzten Maße zur Be gebung gelangt ist. DaS größte Mehr ergaben Zölle und Tabak steuer mit 69,32 Mill. M. Den Bundesstaaten sind 29 Mill. M. mehr überwiesen worden. Im ganzen sind an ordentlichen Einnahmen, soweit sie dem Reiche verbleiben, 63,132 147,43 M. mehr ausgckommcn, wovon 274 716,87 M. zur Deckung des Mehrbedarfs bei den Ausgaben und 37,500 000 M. zur Ver minderung der RcichSschuld verwendet sind, sodaß als Ueberschuß ein Betrag von 25,357 430,56 M. verbleibt. Angesichts dieses wirklich günstigen Ergebnisses wird hoffentlich nicht so bald an neue Steuern gedacht werden. — England fährt in seinen frcundnachbarlichcn Bemühungen fort, Deutschland mit den Vereinigten Staaten zu verhetzen. Der „Manchester Guardian" schreibt: „Die Wirkung der letzten Reichstagswahlen in Deutschland ist die gewesen, daß ein bedeu tend starkes kommerzielle» Element in das deutsche Parlament ein- gctreten ist. DicscS wird die Regierung drängen, amerikanische Produkte, besonders Fahrräder, Maschinen und Eisenwaren, die mit den deutschen Erzeugnissen auf dem deutschen Markt konkur rieren, durch Schutzzölle auszuschließcn. Die deutsche Regierung soll schon daS Handelsministerium aufgefordert haben, zu erklären, welche Aenderungen sich zu dem Ende am Zolltarif vornehmen ließen. Es heißt, daß der Bericht noch vor Ablauf diese- Mo nats eingehen wird." — Das Thörichte dieser Ausstreuung liegt, wie die „B. N. Nachr." bemerken, auf der Hand. Erstens ist der neue Reichstag nicht mehr „kommerziell" und nicht weniger „agrarisch" als der vorige. Vorbereitungen wegen der neuen Handelsverträge werden allerdings in umfangreichem Maße betrie ben, aber nicht mit irgend einer Spitze gegen Amerika, welches direkt dabei vorerst gar nicht in Frage kommt. — Das amtliche Protokoll über die Verhandlungen der inter nationalen Zuckerkonscrenz in Brüssel wird den beteiligten Re gierungen demnächst zugestellt werden. Wie verlautet, ist Ruß land jetzt wieder geneigt, erhebliche Zugeständnisse zu machen und an einer nochmaligen Konferenz teilzunehmen. In diesem Falle würde Frankreich natürlich ein Gleiches thun, sodaß die Brüsseler Verhandlungen am Ende doch noch zu einem positiven Ergebnis führen. Frankreich. — Mit der Ueberschrift „One vtouräoris äs I'LtLt-mazor" wird der „Straßb. Post" aus Paris, 18. Juli, geschrieben: „Der Der Fabrikant sagte nichts darauf, er ließ nur ein ungeduldiger Brummen hören. Silva richtete sich auf und wischte sich die Thränen auS den Augen. Dann setzte sie sich wieder aus die Bank. „Papa", sagte sie nach einem Weilchen. „Ich weiß jetzt, warum Du so unbarmherzig bist! Du willst mir nichts entziehen, denkst vielleicht, ich bekomme noch nicht g-nug. Wenn ich Dir aber erzähle, daß — —" „Herrgott, bloß keine zweite Litanei, hab' schon genug an der ersten!" wehrte er ab. Silva streichelte seine Hände. „Diesmal ist eS ein Geheim nis, was ich Dir offenbaren will, und thu' mir die Liebe, Papa, und hör' mich ruhig an." Eine feste Entschlossenheit lag in ihren Zügen. „Nun ja doch!" knurrte er. „Erinnerst Du Dich vielleicht noch Deines ehemaligen Buch halters, Georg Born, der vor zwei Jahren nach Südamerika ging? Dir war cs sehr unangcnchm, weil Du eine tüchtige Kraft auS dem Geschäft an ihm verlorst." „Ja, ich erinnere mich — er war ein brauchbarer, solider Mensch." „Du schätztest ihn sehr und um cs ihm zu beweisen, ludest Du ihn manchmal zu unsern Abendgesellschaften ein." „So — that ich das?" „Ja, Papa — und ich lernte ihn kennen. Er unterhielt sich immer viel mit mir und wie cs schien, auch recht gem. WaS wir damals eigentlich mit einander gesprochen haben, das weiß ich nicht mehr genau." „Schadet nichts, Kind. Mag schöner Unsinn gewesen sein. — Er hat Dir gewiß fürchterlich die Kur geschnitten? Man kennt da» schon!" (Fortsetzung folgt.)
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