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Mittwoch, den "27. IM »»8. 57. Jahrgang frfi-ilat tägllch mit Ausnahme der Vmm- uüdFesttage, -tbenbs-fii» den sM- geude» Leg. Preis vicrtcljährtich -1 -M. -U, Ps.. monatlich lO Ps., -EiuzrlnnnimerVPi. vesleNungru . merden in > unserer Äcfchästssteüe, von deii Bolen und Aus- gabvücüen, iotvic allen i PostaNMtdn »-augentmmeu. Knstrat-chevüsreur Sinspaliige Petit--seile oder deren Nanni 10Pi.; in« amtlichen Teile pro Ztil« noPs.: „tringcjalidt" und Reklame unler dem Nedatlionöftrich L5 Ps. — Komplizierte Inserate »ach beson deren» Tarif. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat SSPs.extra berechnet Amtsblatt Äer Königlichen Amtshauptmannschast Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und desStadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von Ct-G. Roßberg in Frankenberg I. Sa. Zwangsve^fteigenmn. Di« im Grundbuch« aus den Namen des Handarbeiters Julius Gustav Fiedler in GarnS- darf eingetragenen Grundstücke, 1. das Wohn», Echeuuen- und Sette«wohng<bitude, Folium 15 des Grund buchs für Tarnsdorf, Lichtenwalder Antheils und Nr. 46 des BrandcatasterS, umfassord die Parccllen unter den Nrn. 27a, 27d, 112b, 114b, 116b, 118b, 11vd und 120, nach dem Flurbuch« 4 da SI,1 a groß, mit 162,12 Steuereinheiten belegt und geschätzt auf 13190 M. — Pf., 2. dat Feld, Folium 54 d«S Grundbuchs für GarnSdorf, Lichtenwalder Antheils, Nr. 1S1b, 132, 133 und 134 des Flurbuchs van^ObergarnSdorf, nach dem Flurbuche 2 ba 89,1 a groß, mit 71,69 Steuereinheiten belegt und geschätzt auf 3750 M. — Pf., fallen -an unterzeichn«ter Gerichtsstelle zwangsweise »ersteigert werden. Hierzu ist Ver S. August 18S8 Vormittags 10 Uhr als Versteigerungötermin, sowie der 12. August 1898 Vormittags 10 Uhr als Termin zu Berilituvung de» «erth-tlungsplauS. anberaumt worden. Eine Ueberficht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts «ingesehen werden.j Frankenberg, am 22. Juni 1898. K S-n » g l i ch eS Amtsgericht. Ass. Mr. Bithr. Günther, Sekr. Berfteigevung in Gnus-orf. Donnerstag, den 28. Juli d. I., von Rachm. 7,4 Uhr an, sollen in Hausdorf 1 Melkziege, 3 junge Ziegen, 11 Hühner und 1 Hahn, 12 junge Hühner und 1 GanS gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Sammelort: Wittigs Gasthof. Frankenberg, am 26. Juli 1898. Sekr. Müller, Gerichtsvollzieher. Englische Politik. Di« englische Presse ist schon seit geraumer Zeit bemüht, Nachrichten zu »rrbrcitrn, welche geeignet find, Mißtrauen gegen Deutschland wachzucusen, insbesondere Feindschaft gegrn Deutsch land und der nordamerikanischen Union zu säen. Teils sind die Nachrichten erfunden, teils sind unbedeutende Dinge aufge- bauscht oder gar > zu einem bestimmten Zweck zugespitzt, immer läßt sich die Absicht erkennen, Argwohn gegen das deutsche Reich hervorzurufen. Dieses Bvrgrhen erfolgt planmäßig, also wohl nach «inan von dem englischen Auswärtigen Amte ausgegebenen Stich wort; -e» bettiligt sich auch die gesamte englische Presse daran, «S-Handtlt sich also wohl nm einen sorgfältig «rwogenen Echach- zug dtr britischen Politik, der als unerläßtich für die Weltstel lung d«S britischen Reiches «rkannt worden ist. Di« britischen Politiker find den unserigen »eit überlegen; sobald die Jntereffrn Englands auch nur im geringsten in Frage kommen, machen sie alle gemeinsame Sache gegen die Fremden, ter un» dagegen wird immer ein« Anzahl vaterlandslofer und querköpfiger Leut« be reit sein, gegen da« eigene Vaterland die fremde Sache zu ver fechten. WoS Mit der Hetz« gegen Deutschland beabsichtigt wird, ist leicht zu erkennen: es handelt sich einfach um eine Fortsetzung d«r britischen Politik, wie sie nun schon seit hundert Jahren betrieben worden ist. Der Faden ist derselbe, nur eine andere Nummer wird gesponnen. England ist stets bestrebt gewesen, die europäischen Mächte in Uneinigkeit zu . erhallen, > während die Völker Europas sich fchlugen, konnte England wegen seiner Welt stellung ja unbesorgt sein. Die Fäden der britischen Politik sind noch ,nicht gang aufgedeckt,- über soviel -ist schon jetzt erkennbar, daß Engs«w> die . Hand überall im Spiele gehabt hat, wo «S im letzten Jahrhundert in Europa-einen Krieg, «in« Revolution od«r »in« finanzielle Krisis gab. Di« Völker des europäischen Frst- loUdeS -rieben ihre Kräfte auf in Kämpfen und Eifersüchteleien, England -«eitet« unterdessen ungestört seinen -Kolonialbesitz und seine industriell« Thätigkeit aus. Während man auf dem Kon tinent, mstst «in.'sehrgweifelhafkt Ursachen willen,- sich gegenseitig zerfleischte und dabei noch, naiv genug, eifrig den salbungsvollen Begleitworten lauschte, mit denen man von der Themse aus den Vorgängen in Europa folgte, machte sich England in aller Ge mütsruhe fast alle Länder der Welt, sei «» direkt, sei «S durch seine Waren oder sein Kapital, zinsbar. -Aus der Uneinigkeit des Festlandes erwuchs Englands Größe. Das wird nun allmählich anders. Man hat in Europa ein sehen gelernt, wem die ewigen Kämpfe zu gute gekommen -find. Die wirtschaftliche Entwickelung hat die kontinentalen Mächte auch gedrängt, über das kleine-Europa hinweg die Blicke auf die Weltpolitik zu lenke«, und damit find die europäischen Fragen in ihrer Bedeutung sehr zusammengeschrumpft. Endlich aber ist mit Rußland «in« Macht auf d«n Plan getreten, welch« für di« Dinge in Europa viel weniger Interesse hat als in Asien. Da» alles macht Händel inEuropa viel weniger bedeutsam als früher. Man bringt auf dem europäischen Kontinent Zwistigkeiten nicht gern mehr zum Austrag, «eil man weiß, daß sich daS nicht lohnt den wichtigen Interessen gegenüber, die anderswo auf dem Spiele stehen. Die britische Politik weiß sich dieser oeränderten Sachlage geschickt anzupassen. Wie früher auf dem europäischen Festland«, so sucht sie jetzt auf dem Schauplatz der Weltpolitik di« Mächte zu verfeinden. Was sie alles gesponnen haben mag, um Ruß land mit den anderen Mächten zu entzweien, läßt -fich noch nicht übersthen; jedenfalls ist dazu aber viel Geld und Mühe-aufge» «endet worden, vorläufig -freilich vergeblich. Mit dem spanisch amerikanischen Kriege hat ein neuer diplomatischer Feldzug begon nen. England hat sich mit Begeisterung auf die Seite Amerikas gestellt. Dadurch hat «S Vertrauen und Sympathie bei den Amerikanern gewonnen, die in diesem Kriege von dem Wohl wollen der anderen Mächte nicht gerade erdrückt werden. Nun gilt eS weiter, die Union mit der einen oder anderen Macht zu entzweien. DaS würde, mag man in London denken, die Union einesteils noch fester an England ketten, anderntrils aber all mählich in Abenteuer verwickeln, bei denen England vielleicht bequem im Trüben fischen könnte. Am einfachsten ist eS, wenn Deutschland mit Amerika verfeindet werden kann; Deutschland ist ja der unbequeme Konkurrent England»; wenn Deutschland und Amerika recht gründlich verhetzt find und, sei e» auch nur auf handelspolitischem Gebiet«, -einander Unfreundlichkeiten zufügen, so -kann da» England nur zum Vorteil gereichen. Zugleich ober wird durch -solch« Reibungen die Aufmerksamkeit von dm großen Fragen abgelenkt, von denen England bedroht ist, und ihre Ent scheidung wieder hinausgeschoben. Bi» jetzt -läßt sich alles recht gut für England an. Die Union läßt sich die Freundschaft Großbritanniens recht g«m ge fallen und, den in Ametika allerdings nicht einflußlosen Irlän dern z»m Trotz, bahnt -sich in Amerika eine Stimmung an, die al» Borstuf« für da» von England sd lebhaft yewünschte englisch- amerikanische Bündnis gelten kann. Jedenfalls -find di« Amerika- -ner auf dem Punkte-angelastgt, daß sie sich mglischm Einflüste rungen zugänglich erweisen und unter Umstünden auch «»schieben lassen, wo es gilt, BaSheiten gegen ein« ander« Macht au-zuüben. Wenn man sich in Deutschland auch mührn wollte, den Ametika- ««m nachzuweistn, daß eS sich bei den Verdächtigungen de» Rei- che» nur um -englische Erfindungen handelt, so würde da» doch wenig helfen, denn da» Mißtrauen gegen Deutschland ist bei den Danke«» nun einmal wächgeruftn, und Englands Einfluß bei den ameritanischen Politikern ist einstweilen noch im Wachsen. In einer Republik, namentlich wenn -sie noch die ersten Versuche in Weltpolitik macht, find ja Beeinflussungen durch fremde Mächte ohnehin leichter, al» in Monarchien, und di« englisch«» Staats männer Ibissen jedeNfall» .sicher die Schlüssel zu -find«», die ihnen die Helgen der führenden - amerikanischen Politiker öffnen. Bei der gaiqen, -schön eingefädelten Intrige ist nur ein klei ne» Häkchen. Die von England -umschmeichelten Amerikaner könnten sich an den gegrn Spanien errungenen glorreichen Siegen berauschen und nun gar zu stürmisch Weltpolitik machen wollen. Ostafien würde sich ihnen dazu ganz von selbst als ge«igneteS Feld dorbietcn. Damit aber würde die Leitung der Intrige den Händen Englands «ntgltiten, «S würden gerade die Fragen auf gerollt, von denen England die Mächte gern ablenken möchte. Rußland ist bisher wohlweislich aus dem Spiele gelaffen worden. Es soll nicht gereizt werden. Wenn aber Ametika jetzt Miene Romqn-von -J. B«rg«r. «ft-Metzune.) Nachdruck vcr>°!cn.> -Silva schüttelt« ihr Köpfchen. ^Bewahre, Papa! --Unsere Gespräche waren stets sehr «nist, Du-kannst-e» glauben. Eine» DqpS pvomenierten wir -ganz allein im Garten. Es «ar ein wundervoller Sommerabend, -der Mond schien hell." — Silva» Stimme wuÄ>« plötzlich fast udhörbar, «ine hkiße Blutwelle schoß »«rttsterisch- in-«ihr Besicht. Dunn oerstummtc sie ganz, überwältigt von Erinnerung, di« ihr durch di« Se«le zog. ..„Also d«Mvndischien>htll!"warfBerndt nach «iner Weile lächelndem. , j^Ja, Papa", t sagte sie leise. „Der ganz« Garten war von seinem -schön«« Glanz »bergoffen und unser Haus glich einem Feenschioß. Wir fetzten-uns auf «ine Bank und freuten unSüber den SpvingbruNn««, "-«ssen durchsichtiger Strahl- wie «in zarter Silberschleier- in- der Luft flattert«." „„Sehr -poetisch — D«in« B«sch«ibung. Hahaha! Aber konntet Ihr nichts Bessere» thun, al» Euch -über so'n dumme» kwschwnene» Wass« fttlieN?" «V doch, Papa", flüstert« sie. . Mevrg gestand mir seine Liebe und — dann »«lobten wir u«»." -Wie «iwe Bombenschlagen ihre Worte auf-ihn ein, « konnte sich- vor -Schreck -und- Fassung kaum «holen. „Gott -behüt« «ich, - da» kann ja gar nicht- wahr sein," rief « ßassungsko«. ' >„-E» ist wirklich wahr," beteuerte -sie treuherzig- „W«S? «Und - kein Stmbmwwörtchen hast Du un» davon ge sagt, Du tzruchlerin, Du?" brach der Fabrikant empört lo». pHab' ich Dich -««halb wie eine Prinzessin «zieh-n-laßen, und mich Tag -emd gtachz ,sä, DWegnjUckÜ, nur »muit Du Dich nachher an- einwörKomut»-«egwrestn «sollst? Und-«noch dazu «hinter ineinirn Rückent" Er starrte bitter vor sich hin. Wann hätte er das je geahnt, daß sein Schoßkind, sein Abgott, sein Verzug, solche Streiche machen würde. Silva gab sich alle Mühe, den Fabrikanten zu beruhigen. „Ach, Papa", sagte sie, „ich mußte ja alle» vor Dir geheim halten, gerade darum, weil Georg nicht al» armer Buchhalter vor Dich hintreten wollte, um meine Hand von Dir zu erbitten. Erst wollte -er sich Vermögen und eine angesehene Lebensstellung er ringen. Er ist so fftolz, Papa. Und jetzt hat er glücklich sein Ziel erreicht. Nämlich sein Onkel in Gao Paulo, «in schwer- reichcr Plvntagenbesitzer, dessen Geschäfte « bisher führte, hat ihn zu seinem Erben eingesetzt und ihm jetzt schon -ein großes Kapital geschenkt. Wenn Du mir erlaubst, ihn zu heiraten, dann bekommst Du «inen Schwiegersohn, der Dir gewiß viel lieber sein wird, als ein verarmter Baron. Und ich bekomme «inen reichen Mann. Was ist denn da Große», wenn ich von meinem vielen Geld« «in paar Hunderttausend« fortgebe? — Ta» muht Du doch wohl selbst einsehen, lieber Papa." Der Fabrikant lachte auf. „Du bist ja «in Teus«l»mädch«n l Heimliche Brautschast, jedenfalls auch heimlicher Briefwechsel. — Pläne auShecken und Intrigen spinnen. — Dann den alten Vater damit überraschen und sich so aufspielen, als müßte «r gleich Ja und Amen zu der ganzen netten Geschichte sagen. Go ist's recht! — Wenn ich aber doch nicht zu Diensten stände — wa» dann?" Sie sah ihn erschrocken an und wurde totenblaß, ihr« Glieder zitterten vor Aufregung. „O, dann, dann würde — ich sterben," stammelte sie und barg ihr Gesicht in rührrnder Hilflosigkeit an i seiner Brust, lind mm begann sie herzbrechend zu weinen und AU schluchzen. Und dem Mann«, der sich bisher allem gegenüber gewappnet glaubte, - wurde auf -einmal angst und bange. Diese» schlicht«, l -wahr and natürlich empfindende Menschenkind mit dem zarten -Körper und der ftwcken Seele, deffen Jd«n und Anschauungen I ihm fremd und unsympathisch waren, hatte mächtig an sein Herz gepocht und eS aufgerüttelt auS der erbärmlichen Selbstsucht. Alles Mute und Edle in ihm, das verdrängt von schnödem Eigen nutz und häßlicher Geldgier jahrelang geschlummert hatte, lebte plötzlich wieder auf. Er erkannte, daß sein ganzes Dasein nicht» weiter gewesen war, als ein unedle» Ringen nach äußeren Gütern. Die Scham regte sich in ihm, er machte sich Vorwürfe und sein schmerzlich zuckende» Gesicht legte Zeugnis ab von den herben Empfindungen, die ihn in diesem Moment bewegten. Er war plötzlich wie umgcwandelt — ein reuiger Sünder. Und was « nun thun wollte, wollte er ganz thun und sich mit Halbem und Kleinem nicht aufhalten. Mochten die Leute über ihn lachen und die Köpfe schütteln. DaS war ihm jetzt glcichgiltig, völlig egal. Er beugte sich über Silva h«rab und küßte sie warm und liebevoll auf die Stirn. „Mein Herzenskind", sagte er mit vibrierender Stimme. „Es soll alles geschehen, wa» und wie Du willst. Nur dieses ver zweifelte Schluchzen nicht mehr, da» bricht mir mein alter Herz. Ich kann Frauenzimmer nicht heulen sehen. Und so wahr wie ich hier neben Dir sitze, so will ich dafür sorgen, daß Dein Schützling au» der Patsche kommt und die Rose ein HochzeitS- geschenk kriegt, daS die ganze Stadt in Erstaunen setzen wird." Er schob ihr Kinn leicht mit dem Finger in die Höhe und sah ihr tief, tief in die »erweintcn braunen Rehaugen. „Na", sagte er, „nun bist Du doch mit mir zufrieden und nicht mehr traukiq, meine Kleine? — Wir?" „Nein, Papa! — glücklich, glücklich, überglücklich!" Sie zog seine Hand an ihr« Lippen und küßte sie heiß. „Und nun rück« Dir mal den Hut wieder zurecht und streiche Dein Haar glatt. Wir müssen machen, daß wir nach Hause kommen." Sie that alle» mechanisch. Sir stammelt« wiederholt ihrrn Dank, und schluchzt« ein paar mal mied« auf vor laut« Glück- ftligkeit.