Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 01.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189807016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18980701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18980701
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-07
- Tag 1898-07-01
-
Monat
1898-07
-
Jahr
1898
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dieser Beschluß wird in Frankreich und Rußland abermals zu Erörterungen über die ägyptische Frage Anlaß geben. All England vor zwei Jahren die Regierung det Khedive für den Gedanken der Wiedereroberung d«S ehemals ägyptischen, durch die Mahdisten besetzt gehaltenen Sudans gewonnen hatte, regt« sich sofort rin entschiedener Widerspruch seitens Frankreichs und Ruh lands. Dieser Widerspruch behielt aber lediglich akademischen Charakter, bis die Kostenfrage aufgeworfen wurde und die inter nationale Staatsschuldenverwaltung in Kairo dem Anträge Eng lands zugestimmt hatte, au- den ausgesammelten Ersparnissen der Staatskasse eine halbe Million Pfund für den Feldzug zu ver wenden. Der Beschluß wurde mit Stimmenmehrheit gefaßt, wo- * bei England, Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien sich da für, Frankreich und Rußland aber dagegen aussprachen. Aus den Einspruch Rußlands und Frankreichs hin wurde die ägyp tisch« Regierung vom AppellationSgerichtShose verurteilt, die bereit» der Kasse entnommenen Beträge an diese wieder zu entrichten. Die notwendige Folge war, haß England ihr die notwendigen Summen vorschoß. Et wurde damals gleich von der deutschen Presse hervorgehoben, zu welchen politischen Konsequenzen dies führen müßte. Daß England dadurch sich nicht abhalten lasten würde, den einmal geplanten Sudanfeldzug auch durchzusühren, war vor- auSzusehen. Durch die Leistung des Vorschusses brachte «S die Regierung des Khedive nur noch in eine größere Abhängigkeit, als sie schon vorher bestanden hatte. ES war daher seitens Ruß lands und Frankreichs ein politischer Fehler, die ägyptische Re gierung in eine solche Zwangslage zu versetzen. Die Deutung, daß sie durch Zustimmung zur Verwendung der ausgespeicherten Ersparnisse für Zwecke des Feldzuges der Fortdauer der englischen Besetzung den Stempel ihrer Ermächtigung gegeben hätten, konn ten sie leicht durch eine feierliche Erklärung vorbeugen, in wel cher sie feststellten, daß sie nach wie vor diese Besetzung für wider rechtlich hielten und grundsätzlich auf der Forderung der Räu mung Aegyptens bestehen. Darüber, daß England dieser Forde rung nur unter materiellem Drucke, nicht infolge von Drohnoten, Genüge leistm würde, konnten die genannten Mächte damals ebenso wenig wie heute im Zweifel sein! So hätten sie durch die unter dem angegebenen Vorbehalte gewährte Zustimmung in der KostendeckungSfcage keine ihrer Forderungen bezüglich Aegyptens preisgegeben, wohl aber hätten sie vermieden, daß Aegypten sich zu noch größerem Danke England gegenüber verpflichtet fühlte, wie er durch die unleugbar vorzüglichen Leistungen der englischen Verwaltung und durch die thätige Mitwirkung Englands bei der Wiedcreroberung der verlorenen Provinz begründet gewesen wäre. Durch den obenerwähnten Beschluß des Unterhauses tritt der Fehler Frankreichs und Rußlands in Helles Licht. Nun hat Eng land der ägyptischen Regierung nicht bloß über augenblickliche Ver legenheiten hinweggeholfen, sondern die bisherigen Kosten, auch den ägyptischen Anteil an denselben, gänzlich auf seine Schultern genommen. Es ist klar, daß hierdurch die Stellung Englands in Aegypten außerordentlich gefestigt wird. Es kann darauf Hin weisen, daß cS nicht bloß mit dem Blute englischer Soldaten, sondern auch mit großen Opfern an Geld und Gut die sudanesische Provinz mit Aegypten wieder vereinigt hat. Wir nehmen damit zwar die noch bevorstehenden Ereignisse im Sudan vorweg; nach der bisherigen, höchst anerkennenswerten Thatkraft, welche England bei diesem Feldzuge bewiesen hat, zu urteilen, läßt sich aber mit großer Sicherheit mit der erfolgreichen Durchführung des großen Planes rechnen, zumal die Kräfte des Nachfolgers des Mahdis früher sehr überschätzt wurden und durch die lextjährigen Ereignisse auch die moralische Widerstandsfähigkeit der Mahdisten ohne Zweifel sehr erschüttert worden ist. Wenn von Rußland und Frankreich darauf gerechnet wird, daß nach Vollendung der Wiedereroberung des Sudans England vorgehalten werden könne, cs habe seine Aufgabe nunmehr erfüllt, so macht man die Rechnung ohne den Wirt, als welchen sich England schon lange bezüglich Aegyptens fühlt. Er wird alsdann, wie schon so oft vorher, erklären, daß Frankreich ja seinerzeit die Teilnahme an der Regelung der ägyp tischen Verhältnisse aus freien Stücken abgelehnt und die Verant wortung für die weitere Entwickelung des Pharaonenlandes ganz allein England zugeschoben habe. Aegypten sei aber, so wird «S weiter argumentieren, nicht fähig, die wiedergewonnenen Landes teile zu verwalten. England müsse deshalb auch sernerhin die Verantwortung tragen. Einen Erfolg haben sonach Frankreich und Rußland nicht errungen. „Willkommen, Herr Leutnant, herzlich willkommen," .rief er freudestrahlend und kam hastig angelausen. „Guten Tag, Friedrich!" Er reichte ihm freundlich die Hand, die dieser mit zitternden Händen ergriff. „Na, immer noch stramm auf den Beinen, Alterchen?" „Nu, nu, nu, es geht ja noch immer ganz paßlich, wenn ich auch nicht mehr Hopsasa tanzen kann! Aber nee, die Freude, daß uns' Herr Leutnant heil und gesund wieder heimkommen. Die gnädige Herrschaft hat sich Sorgen gemacht, viel schwere Sorgen. Aber ich weiß cS wohl, uns' lieber Herrgott verläßt keinen braven Soldaten nich!" Er sagte das alles, während er mit dem Handgepäck dem jungen Ossizier zum Wagen folgte. „Willkommen to Hus, Herr Lcitnant," grüßte auch der Kutscher, der auf dem Bocksitz des leichten Jagdwagens saß, und nahm die Mütze ab. Der Offizier nickte ihm zu und richtete ein paar teilnehmende Fragen auch an ihn. Dann schwang er sich leicht in das Ge fährt, das sich gleich darauf in Bewegung setzte. DaS Herz schlug ihm zum Zerspringen. Mit wcitgcöffnctcn feuchten Augen be trachtete er die freundliche Gegend, in der er ausgewachsen war, da- Stückchen Welt, das er so schwärmerisch liebte, wie der Schweizer seine heimatlichen Berge. Er drückte die Hand auf die Brust, um seine Aufregung zu beschwichtigen. Die Landstraße war staubig, aber blauer Himmel, klare milde Frühlingslust lag darüber. Die Sonne beschien sreundlich die zarten Blüten der Brombccrbüsche am Wcgrain und die bunten Mohn- und Lupinenfclder zu beiden Seiten. Hohe Berge, starre Felsen, tiefe Gebirgsseen und rauschende Wasserfälle waren nicht vorhanden, nur Heide, Heide, so weit das Auge reichte. Und dennoch ein Gelände voller Leben und Fülle, das mit seiner tief poetischen Natur einen eigenartigen, das Gemüt seltsam ergreifenden Reiz enthalt. Und die Vögel sangen ihre Lieder, die Bienen summten und die Grillen zirpten ring» hemm. Vertliches und SSchfisches. Frankenberg, SO. Juni 1898. Die Umwandlung unseres Tageblattes in größere- Format ist, wie wohl auch der mit der technischen Herstellung einer Zei tung nicht vertraute Leser sich vorstellen können wird, so well ein greifend in den Betrieb der Tageblattdruckerei, daß e- zur zwin genden Notwendigkeit wird, di« Jnseratenschluhzeit pünktlich einzuhaltrn. Wir richt«» deshalb an unsere geehrten Inserenten an dieser Stell« die dringliche Bitte, Inserat« stets so zeitig al- irgend möglich, größere Anzeigen thunlichst schon tag» zuvor, auf- zugrben, damit die Verbreitung d«S Blattes über Stadt und Land eine recht pünktliche sein kann. Er liegt dies im eigenen Interesse der Inserenten, denn von der Pünktlichkeit in der Verbreitung de» Blattes und dem Umstand, daß jeder zur gewohnten Zett daS „Tageblatt" zur Hand bekommt, hängt zum guten Teil auch die Wirksamkeit der Inserate ab. -j- vermißt! Seit 25. Juni nachmittags gegen 2 Uhr hat sich der am 9. Februar 1840 zu Zschopau geborene, hier Alten- hainer Straße Nr. 22 wohnhafte Weber Karl Heinrich Knoth aus seiner Wohnung entfemt, ohne bisher in dieselbe zurückzukehren. Da nach Erkundigung seiner Ehefrau der Vermißte auch nicht bei seinen Angehörigen aufhältlich, derselbe aber herzlridend ist, so vermutet sie, daß ihrem Ehemann ein Unglück zugestoßen sein könne. Knoth war beim Verlaffen seiner Wohnung mit dunkel blauem Jackettanzug, grauem weichen Filzhut, Vorhemdchen mit Schlips und Schaftstiefeln bekleidet. Etwaige Mitteilungen über den Verbleib des Vermißtem werden entweder an die Ehefrau des selben oder an die Polizeibehörde zu Frankenberg erbeten. -j- Es empfiehlt sich, wie eS alljährlich um diese Zeis zu ge schehen pflegt, vor dem Wegwerfen von Kirschkernen auf die Straße zu wamen, da hierdurch schon manches Unglück hervorgerufen worden ist. Der friedliche Spaziergänger, der auf die kleinen tückischen Kerne aus seinem Wege nicht achtet, gleitet, sobald er darauf kitt, nur allzuleicht aus und schmerzhafte Verletzungen, wenn nicht Schlimmeres, können die Folge sein. 1- Das Niedertreten de» Getreide» wird streng bestraft. § 368,9 des Str.-G^B. droht Geldstrafe bis zu 60 M. oder Haft bis zu 14 Tagen demjenigen an, der unbefugt vor beendeter Ernte über Wiesen und bestellte Aecker rc. geht. Es erscheint in dieser Zeit angebracht, jene Gesetzesbestimmung in Erinnerung zu bringen. -j- Die zweite partielle Mondfinsternis in diesem Jahr« findet nächsten Sonntag, den 3. Juli, abend- zwischen 8 Uhr 46 Min. und 11 Uhr 49 Min. statt. Sie kommt der Totalität sehr nahe, da reichlich neun Zehntel des Monddurchmesters mit dem Erd schatten bedeckt sein werden. Die Finsternis ist sichtbar in Au stralien, Asien, dem atlantischen Ozean, Europa, Afrika, dem in dischen Ozean und in Südamerika. — Die ringförmige Sonnen finsternis des 18. Juli ist bei uns nicht sichtbar. -j- Keine 2-Pfennig-Marken! Es ist die Nachricht ver breitet worden, daß die Reichspostverwaltung mit der Herstellung von 2-Pfennig-Wertzeichen vorgehe. Die Mitteilung ist nach der „A. F. Z." in dieser Form unzutreffend oder verfrüht. Die Einführung von 2-Pfennlgmarken kann nur eine Herabsetzung des Minimaltarifs für Drucksachen von 3 auf 2 Pstß bedeuten. Als Voraussetzung für eine Verbilligung des DiuckjachenportoS gilt der Postverwaltung aber die Erledigung der Privatpostfrage. So bald das Poskegal auf die Beförderung geschlossener Briefe innerhalb der Ortsgemeinden ausgedehnt worden ist, hat die Postverwaltung allerdings die Absicht, wohl um der Konkurrenz der Privatposten in bezug auf Drucksachen zu begegnen, an dis Ermäßigung des Minimaltarifs für Drucksachen heranzutreten. — Ein Unglücksfall mit tödlichem AuSgange ereignete sich dieser Tage in der Waldschlößchenbraucrei zu Hilbersdorf. Auf noch unaufgeklärte Weise ist der Brauführer Brambach mit dem Kopfe in den im Gang befindlichen Fahrstuhl geraten. Nach einigen Minuten sand ein zufällig vorübergehender Beamter die Leiche des Unglücklichen. Diese ist nach Löbau, dem Wohnsitz der Eltem Brambachs, überführt worden. — Ein Mord- und Selbstmordversuch wurde heute stütz gegen 4 Uhr in Chemnitz verübt. Der 47jährige Gcflügclhändler Perthel, gebürtig aus Netzschkau i. V., hatte seine frühere Ge liebte, die 45jährige in der Zimmerstraße wohnhafte Witwe Kaden, durch mehrere Stiche in den Hals, den Rücken und die Schulter zu ermorden versucht. Hierauf hatte sich Perthel, der früher bei der Kaden gewohnt, den linken Unterarm zur Hälfte durchschnitten, um sich die Pulsader zu öffnen, sowie 11 Stiche in die linke Brustseite versetzt. Tie von den aufmerksam gewordenen Hausbewohnern benachrichtigten Polizeibeamten mußten die von Perthel von innen Jetzt tauchten zwischen blühenden Obstbäumen die mit Schin deln gedeckten Häuser eines Dorfes auf, von dem eine breite Ulmenallee direkt nach dem Schlosse sührte, das von einem Kranze pralter Ricseneichcn umgeben war, die ein Studium für Maler abgeben konnten. Der alte Steinbau lag grau und massig da, ohne viel archi tektonischen Schmuck aufzuweisen, noch ganz so, wie ihn der erste Baron Hobenstein nuuo Domini 1530 sür sich und seine Nach kommen erbaut hatte. Aber die Sonne warf ihren Hellen Schein über die düstern Mauern und vergoldete die hohen Bogenfenster mit den blcigefaßten Scheiben, daß sie weit ins Land hinauS- strahlten. Der Wagen rollte vor da- Portal, welches daS in Stein ge meißelte Wappen der Hohensteins trug. Mit einem Satze war der Offizier aus dem Wagen gesprungen und eilte nun hastig die Sandsteinstusen zur Vorhalle hinan. Dort standen sie — der Vater, eine große aristokratische Gestalt mit grauem Vollbart, und daneben die Mutter, eine zarte schlanke Frau mit weichen, sanften Gesichtszügen. In überquellendcr Freude warf er sich dem Vater an die Brust und umhalste ihn, dann flog er in die zitternden treuen Muttcrarme. Aber kein Wort konnte er hervorbringen vor starker innerer Bewegung. „Wir haben Dich wieder, mein Sohn, Gott sei gepriesen!" sagte der Baron. „Und wir können von Glück reden, denn wenn die verdammte Kugel ein bißchen tiefer gegangen wäre — na, Du verstehst mich! Schließlich bist Du dadurch zu dem Orden gekommen. Es hat mich doch sehr gefreut — ja sehr gefreut! Bist mein guter tapfrer Junge, ein echter Hohenstein ohne Furcht und Tadel. Hast unserm alten Namen neue Ehre eingcbracht." „Ich that einfach mein« Pflicht, nicht mehr und nicht weniger als meine Kameraden." „Nun ja, aber es hätte Dir doch Dein junge- Leben kosten können, mein armer Ulrich", seufzte die Mutter und streichelte - verriegelte Thür zur Wohnung der Kaden auffprengen. Die bei den Schwerverletzten wurden von eine» hinzugezogenen Arzt« ver bunden und sodann in- Krankenhaus übergesührt. ,— Benn Stadtrat« zu Haintchen find dieses Jahr bereits 57 Stück Kreuzottern gegen die ausgesetzt« Iangprämi« von je I Mark abgeliefert worden. Di« Zahl der vorigen Jahre» ebensall» gegen eine Prämie von I Mark abgelieferten Kreuzottern betrug 112 Stück. Die meisten der Reptile werden in den Waldungen bei LangenstriegiS gefangen. — In SSrber«dorf bei Oederan brannte gestern stütz in der 4. Stunde dat zum Findeisenschen, früher Kempeschen Gute gehörige sogenannte AuSzugthaut mit den darin aufbewahrten Ackergerätschaften, sowie Vorräten an Stroh rc. nieder. Bös willige Brandstiftung wird vermutet. Der Besitzer hatte glück licherweise versichert. — Ein 25jährige» Jübelsest stiert in diesem Jahre auch Prinz Georg (geb. 8. August 1832), und zwar als komman dierender General des Königlich sächsischen (XII.) Armeekorps, am 9. November, an welchen Tage vor 25 Jahren der Prinz den Oberbefehl über die sächsischen Truppen an Stelle seiner am 29. Oktober 1873 zur Regierung gelangten Bruder- übertragen erhielt. Er hatte den Oberbefehl bereits im deutsch-französischen Kriege geführt und zwar vom 19. August 1870, dem Tage nach der Schlacht bei St. Privat bi- zum 11. Juli 1871, dem Tage des Truppeneinzuges in Dresden. — Die beiden 17jährigen Lehrlinge, welche kürzlich unter dem Eindruck des Lesens von Abenteurer-Romanen sich aut Klein» bauchlttz bei Döbeln entfernten, mit dem Vorsatz, ins Ausland zu gehen, sind in Wittenberge festgehalten und von ihren Vätern von dort zurückgeholt worden. — Eine für Leisttig hochwichtige Frage, über die schon 1885, 1894 und 1897 Verhandlungen gepflogen worden sind, und die viel Staub aufgewirbelt hat, wurde am Montag ent schieden. In einer Generalversammlung des „Aktienvereins für Gasbeleuchtung in Leisnig" waren 330 Aktten mit 69 Stimmen, gleichbedeutend mit einem Aktienkapital von 49 500 Mark, ver treten und wurde das von der Stadt Leisnig gemachte Angebot, die' Gasanstalt in städtischen Betrieb gegen Auszahlung von 235 M. auf die 150 M. lautende Aktie, sowie einer letzten, per 1. Oktober 1898 auszuzahlenden Dividende von 10 Prozent, gleich 15 M. pro Aktie, zu übernehmen, angenommen. Für den Ver kauf wurden 55 Stimmen mit 801 Aktien, gleich 45 )50 M. Aktienkapital, und gegen den Verkauf 14 Stimmen mit 29 Aktien, gleich 4350 M., abgegeben. Die seit 1859 bestehende Aktien gesellschaft geht sonach 1. Juli 1898 in städtischen Besitz über. Die Stadt verzinst daS I. Oktober 1898 zur Auszahlung kom mende Aktienkapital ab 1. Juli mit 4 Prozent den Aktionären. Der seitherige GaSdirektor, Oberreich, verpflichtet sich, die technische Leitung der Gasanstalt noch ein Jahr zu übernehmen. — DaS Los Nr. 23183 der Berliner Pferdelotterie, woraus kürzlich eine bespa.mte Equipage im Werte von 10000 M. ge fallen, der Gewinst aber nicht erhoben worden war, hat sich in den Händen eines/ Kaufmanns in Oelsnitz i. V. befunden, ist aber von Kindern verschleppt worden und dürste nicht wieder aus zufinden sein. — Die Witwe Metzner in Mühltroff t. V. ist nach ein gehendem Verhör sofort wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Nach ihren Aussagen ist sie an dem Brandunglück schuldlos. Es ist nicht glaubhaft, daß die Witwe daS Feuer böswillig angestiftet hat, da der Frau alles mit verbrannt ist und sie nicht einmal versichert hatte. Dagegen ist nicht ausgeschlossen, daß das Feuer durch Leichtsinn, wie man glaubt, durch Wegschütten noch glühen der Asche, verursacht worden ist. — Von Mem schweren Unfälle wurden drei beim Bau der Straße nach Deutsch-Einsiedel beschäftigt« tschechische Arbeiter betroffen. Zwecks Absprengung von Steinmassen war ein Bohr loch geschlag^ worden, der eingesetzte Schuß ging jedoch nicht loS. Statt/nun, den Weisungen des SchachtmeistcrS gemäß, ein neues Sprengloch in den harten Felsen zu bohren, versuchten die Arbeiter, das Loch, in dem der Schuß noch saß, wieder zu öffnen, um sich dadurch die doppelte Arbeit zu ersparen. Einer von ihnen hielt den langen Meißel, auf den ein anderer Arbeiter mit einem: schweren Hammer losschlug. Plötzlich ging der Schuß loS und schleuderte «lle drei Arbeiter zur Seite. Dem den Meißel hal tenden Arbeiter wurde die eine Hand zum Teil abgerissen, daS eine Auge völlig vernichtet und die Brust schwer verbrannt; die beiden andtten Arbeiter kamen mit verhältnismäßig leichteren Ver letzungen havon. Der zuerst genannte, am schwersten verletzte Arbeiter Hürde ins Olbernhauer Krankenhaus üoergesührt, wo er schwer leidend darniederliegt. seine Hai». „Komm, laß Dich noch einmal ansehen, mein Sohn! Bist Du ganz gesund? Und Deine schwer« Wund«, ist sie völlig geheilt?" „Ich bin so kräftig, wie ich war, liebe Mama. Ich habe mit meiner guten Natur alle Aerzte in Erstaunen gesetzt. Als sie mich aus der Kur entließen, hielt «s mich keine Stunde mehr in der Fremde und nun will ich mich noch daheim ein bißchen pflegen lassen!" „Wir dürfen Dich also jetzt längere Zeit bei unS behalten, nicht?" kragte die Baronin mit zitternder Stimme. „Ach, Ulrich, ich habe,nie geglaubt, den heutigen. Tag zu erleben. Wir standen schwere Angst um Dich aus und vergingen beinahe vor Gram. Doch Gost ist barmherzig gegen uns gewesen und hat Dich uns erhalten. Ich weiß gar nicht, wie ich ihm danken soll für so viel Gnade. Denn was find wir mehr al» Gravenhorsts, deren einziger Sohn bei Sedan den Heldentod starb — und als Peters dorfs, die zwei hübsche hoffnungsvolle Jungen — ja zwei — in der Schlacht bei Gravelotte verloren haben. Und so barmherzig, so gütig ist der Vater im Himmel gegen uns gewesen!" Sie brach schluchzend ab und preßte ihr Taschentuch gegen die Augen, denn die Thräncn fielen in großen Tropfen aus die Hände ihre- Sohnes, der sich abwendet«, um srine Rührung zu verbergen. „Du weinst, Irma, aber wie paffen Thränen zu dem heutigen Frerdentage?" rief der Baron und schlang den Arm um sie. „Freilich, eS mar eine schlimme Z«it für uns, aber sie ist jetzt vorüber. — Und bin ich nicht ein guter Prophet gewesen? Sagt« ich nicht immer, der Junge wird gesund wiedcrtommen? Na, da haben wir ihn ja und nun wollen wir zur Großmama mit ihm gehen, die schon auf ihn wartet." Er schritt beiden voran durch di« Vorhalle und öffnet« «ine Flügelthür, die zum Familienzimmer führt«, einem hohen altertüm lichen Salon im Erd-eschoß. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)