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worden. Di« BerufSgenoffenschast gewährte zwar den Hinterbliebenen Renten in der gesetzlichen Höhe, jedoch nur aus die Dauer von vier Jahren, weil der Arzt be gutachtet hatte, der Verunglückte wäre wohl auch ohne den Unfall in etwa vier Jahren an dem Lungenleiden zu Grunde gegangen. Dtese Begrenzung der Renten hat da- NeichSversicherungsamt für unstatthaft «klärt und nach der „D J.-Z." ausgesührt: In dem Un- fallvelficherungsgefetze ist Höhe und Dauer des Schaden ersatzes durch positive Bestimmungen festgesetzt. ES ist deshalb im Falle der Tötung einer versicherten Person, die — wie dies vorliegend der Fall ist — Frau und Kinder hinterläßt, gemäß tz 6 des Gesetzes die Hinter bliebenenrente bis zum Tode oder der Wiederverheiralung der Witwe und bis zur Erreichung des fünfzehnten Lebensjahres der Kinder zu zahlen, wenn sich auch bis zur größten Wahrscheinlichkeit nachweisen ließe, daß der Gelötete auch ohne den Unfall in kurzer Frist und lange vor jenen Terminen gestorben wäre. — ES ist vielfach die Meinung verbreitet, daß daS Betreten fremder Felder nach „Michele" jedem ohne weiteres freistehe. Dies ist aber irrig, vielmehr ist eS verboten, über besäete oder noch nicht vollständig abgeerntete Fluren zu gehen. Nach Reymonds Ge- dächtniSverfen bestimmt nämlich § 369 unter Nr. 9 deS ReichSstrafgesetzbuchS: „In Haft bis 14 Tage sitze, Pönal dis 20 Thaler schwitze: Wer über frem des Eigentum, bas eingesriedigt ringsherum, bezw. durch Warnungszeichen gefeit ist oder wer dergleichen auf Ackern, die gepflügt, besät, auf Wiesen, wo das GraS noch steht, durch Gärten oder Rebengut, Vieh treiben, fahren, reiten thut, ja selbst zu Fuß sie nur betritt." Tagesgerichte. Deutsches Reich. — AuS Darmstadt wird berichtet: Der Kaiser von Rußland, der Großherzog und der Großfürst SergiuS folgten am Montag vormittag 11 Uhr einer Ein- ladung deS OffizierkorpS des großherzoglich hessischen Leib-GrenadlerregimentS Nr. 24 zum Frühstück im Offizierskasino des Regiments. — Die Festvorstellung deS „Lohengrin" am Sonnabend nahm einen glän zenden Verlauf. Als das russische Kaiseipaar mit dem großherzoglichen Paare und den übrigen Fürst- lichkeiten di« großherzogliche Loge betrat, brachte der großherzogliche Thealerbirektor Werner ein Hoch aus das Kaiserpaar aus, in welches das Publikum dreimal begeistert einstimmte. Daran schloß sich ein Vortrag der russischen Nationalhymne, welche stehend angehört wurde. Die Majestäten dankten wiederholt sür die Huldigungen. — Auf allerhöchsten Befehl wird im kgl. Theater zu Wiesbaden am 19. d. die Oper Jngwelde und am 20. Theodora gegeben. Der in Wiesbaden erwartete Besuch des russischen Kaiserpaares für Diens tag ist abgesagt worden. Der russische Hofmeister Graf Woronzow Daschkow und Feldmarschall Gurko sind zum Kurgebrauch in Wiesbaden eingetroffen. — Wie der „Schw. Merkur" vernimmt, hat der württembergische Justizminister vr. v. Faber mit Rück sicht auf seinen Gesundheitszustand und sein hohes Alter um Versitzung in den Ruhestand gebeten. — Die „Hamb. Nachr." erwidern gegenüber den Meldungen verschiedener Blätter über zunehmende Al tersschwäche des Fürsten Bismarck, dieselbe sei bei seinem hohen Alter natürlich. Eine Aenderung im sonstigen Gesundheitszustand des Fürsten sei eigentlich nicht ein- vetreten. Der Fürst leide seil 1879 an nervösen Ge sichtsschmerzen, die mit den Jahren nicht besser gewor- den und gerade in diesem kühlen und feuchten Jahre besonders unbequem gewesen seien. Hieraus resultiere auch die Schlaflosigkeit, an der der Fürst mitunter leide. — Die gestrige Vormittags-Sitzung deS sozial demokratischen Parteitages in Siebleben wurde durch Singer eröffnet. Adg. Pfannkuch erstattet den Ge schäftsbericht; er behandelt ausführlich die Parteipresse und weist dre gegen dieselbe erhobenen Vorwürfe teil weise zurück, teils erkennt er sie als berechtigt an. Es sei großer Mangel an Krästen vorhanden, außerdem würden unvorsichtige Neugründungen gemacht. Die Kasseneinnahmen aus den Parteiunternehmungen seien günstig, dagegen seien die Beiträge zurückgegangen. Zn der Diskussion klagen die meisten Redner über die schwache Agitation seitens der Parteileitung, welch' letztere nur von wenigen Rednern in Schutz genom men wird. — NachmittagS-Sitzung. Bei Besprechung der Parteipreffe findet der Antrag, den Chefredakteur deS „Vorwärts" jährlich zu wählen, keine Unter stützung. Im Verlaufe der Diskussion beschwert sich vr. Quarck über die persönlichen Angriffe des „Vor- värts" und über die unanständige Haltung dieses SlatteS, sowie der übrigen Parteizeitungen. Es fol gen heftige Angriffe aus die „Neue Welt", wobei der Ibg. Frvhme und der Verleger der „Neuen Welt" en Redakteur Steiger angreifen, weil er die moderne naturalistische Richtung bevorzuge. Steiger verteidigt die moderne Kunst als eine sozial empfindende Kunst in einstündiger Rede. Ein Anrrag spricht dem „Vor wärts" und dem Adg. Schmidt-Magdedurg in Sache« vr. Quarck Mißbilligung auS. — Von de« deutschen Geschäftsleuten wird seit der Beseitigung des Zollkrieges mn Spanien darüber ge klagt, daß Vie spanischen Konsuln nur solche Ur sprungsatteste beglaubigen, ,« denen der Fabrikant selbst den deutschen Ursprung bescheinigt. Diese« Uebelstande ist jetzt dadurch adgeholsen worben, daß die spanisch« Regierung olle spanischen Konsul« in Deutsch land, sowie die spanischen Zentralstellen angewiesen hat, die früheren Formular« für Urspruugsatteste wi« solche vor AuSbruch des Zollkrieges mit Spanien in Gebrauch waren, vorläufig wieder anzuerkennen. — Nach Erkundigung«» an unterrichteter SEe ist bei dem bereits gemeldeten Vorkommnis in einem Restaurant in Karlsruhe Leutnant v. Brüsewitz zuerst angestoßen worden und hüt darauf den betreffenden Herrn, einen Techniker namens Siobmann, aufgefor- dert, sich zu entschuldigen, was dieser verweigerte. Darauf kam es zu Auseinandersetzungen und bann soll, wie der Offizier behauptet, Liebmann ihn ge- schlagen haben, was aber andere Augenzeugen in Ab- rede stellen. Ter Offizier Hal sodann feinen Säbel umgeschnallt und ist zur Thür hinausgetreten. Al» dann der Techniker ebenfalls herauskam, begannst, oie Streitigkeiten draußen von neuem. Bei dieser Gele» genheit ist der tödliche Stich erfolgt. — Dit vr. Essersche Expedition tst, wie die „Post" meldet, am 8. d., nachdem sie ansehnliches Gold- und Silbervorkomwen im Innern Afrikas konstatiert chatte, in Mossamedes eingotrvffen. Bo-n da wird sie sich nach Kapstadt begebm. — Zum Lobe braver Männer. Zum Untergang des „Illis" bringt der „Ottas. Lloyd" ehrenvolle Stimme« englischer Blätter in Osiasien. Tie „North China Daily News" schreiben: „Bravo, deutsche Kriegsmarine! Bravissimo, kleiner, braver „Uns". Dies ist das Material, aus dem brave Männer und prächtige Seeleute gegossen werden. Die heroische Ge sinnung -beweist sich am besten, wenn der Mensch sich in einer Lage befindet, in der o« ein Entrinnen nicht zu denken ist, und dann nicht nur einfach in unrr-- schrockenen Handlungen, fondern auch in ruyigc-onEnt - fchlusfe und Gehorsam. Wenn umzingelt, wird selbst die feige Memme kämpfen und Blut vergießen, wie ja auch die Ratte sich zum Kämpfe rüstet, wenn sie sich in äußerster Gefahr sieht, aber die vollkommene Disziplin, das ruhige Gemüt, den sicheren Tod vor Augen, dos Herz, das selbst bau« noch an die Pfllchr denkt — die Mannschaft bracht« drei Hochs auf den Kaiser aus und stimmte ein patr-iotlsches Lied an — dies sind alles Charakterzüge eines Helden. Unser Blut zuckt in unsern Adern, wenn wir die einfache, aberschaudererregende Erzählung lesen: wir Engländer sind stolz darauf, baff wir verwandt sind Mit solchen Männern, und daß wir gemeinschaftliche Vorfahren Haden. Die deutfche Kriegsmarine hat sicherlich «ine Zukunft vor sich, wenn ihre Offiziere und Leut« sol chen Mut besitzen. Bislang hegten wir zeitweise Zweifel in betreff der Wirkung einer etwas zu stren gen Disziplin oui den deutschen Schiffen; wir kaa^n mitunter auf den Gedanken, daß es möglich sei, in einem Manne seinen ganzen geheiligten und vesirn Teil durch zu vieles Exerzitium zu vernichten. Wir waren früher zur Ansicht geneigt, daß der deutsche« Teerjacke, trotz ihrer vielen Charakterzüge, doch Un erschrockenheit und SelbstbesNmmbarKit abgehe, wir hoffen, wir sind im Irrtum: j tzt hat der deutfche Seemann gezeigt, daß die Frage, gleichviel von wel- chem Gesichtspunkte genommen, eine herrliche Kehr seite hat. Die deutsche Marine ist noch zu jung, um viele Ueberlieferungen zu haben, desto mehr muß sie das Andenken an Vorkommnisse, wie jene im Hafen von Apia und den Untergang des „Iltis" ehren. Die Tapfer leit und Disziplin, die dort an den Tag gelegt wurde, wird sie nicht im Stiche lassen, wenn der Tag der Prüfung kommt." — „Die „Tastern World" bemerkt: „Der Heldenmut der tapferen Toten hat den Lebenden ein leuchtendes Beispiel gegeben für alle Zeiten, der Geist, der sie beseelte, ist unsterblich, er lebt fort in ihren Kameraden, und so werden auch die Toten, wenn eS wieder einmal gilt, sür Kaiser und Reich einzustehen, den Lebenden helfen, ihre Schlachten zu schlagen, mit einem Hoch aus den Kaiser d-n Feind zu besiegen, wie sie den Tod selbst be siegten." Frankreich. — Der „GaulvtS" erfährt von angeblich hoher maßgebender Persönlichkeit, daß thatsächlich seit 1894 eine von Casimir-Perier und Giers unterschriebene russisch französische Militärkonvention besteht, welche stipuliert, daß, falls Rußland oder Frankreich von einer der Dreibundmächte mit Krieg bedroht würde, die Militärkräste der anderen Macht mit derjenigen der angegriffenen in Aktion zu treten haben. Fast sicher sei eS, daß nunmehr auch ein formeller Offensiv- «2^ S-8 L. Abzugeb 721! . land die Besserung der engLlsch-sranzösijchen Beziehlin- von VKM Nachbars jenseits des Kanals verhalten werde. Nur lös l.- MD s z i kr — D ceichS, d. nach den Schwerge oie sortg asiatischer butte geze lich in d Grenze, i stsllung z wurden fi men. Di bieten seU den an C Truppenn Ztg." sch FriedcnSsi In Turke massen zr päischc G SEe der Korps ve sind rm , 1. urch L Dragoner -8L» tOU -s" ir„ finden dauer Ho Uilfforstjorl '!, 7- Z« 82 4" 8-L Großbritannien kaum erfüllbare Wünsche der Russen selbst übrig, daß es mit dem Dreibund wohl seine« U aus Jacque werden ges 0 Ven i ll" 24^ 8^ 1(^:1 Ari In mein« «1s erster ü herffze», ei ratheter, i versehener dauernd Wb»! SU iW führt. Gipfel i liegt da jenen h« gegen ff sich imm Ferner i durch ih> gnügung lich,eit" haßt ist. wahrschei zu kämpf V. ert»« ^Mn und Desenfivvertrag, w«lch«r die MilitärSanvent.Ivr ergänzt, in den letzten Tagen abgeschlossen und ui „er, schrieben worden sei. — Frankreich macht auf Madagaskar diese lben Erfahrungen, die ihm i« Tonkin vcfchieden w Iren. Zuerst flohen die Einheimischen vor vem Erol «wer,' dann aber gewöhnt«« sie sich an die „Pulverfpr ache^ und empörten sich, wohl bewaffnet und kriegsl usti», gegen die Eindringlinge. Madagaskar wird,für F ran?.^ reich zum Unheil »erden, versichert rin Baaap artist^ daS französische B«dget und Heer werden da, an zu- Grunde Hetzen. Wenn »an wenigsten- scho« das K» lonialheer besäße, von dem »schon so lang« die Red» ist! Aber es besteht «kaum auf dem Papier. und Ma dagasckar wird mit jungen Truppen zurückorobert wer den müssen. „Zxrückmobert" betont er, nicht etwa beschwichtigt; denn eS handelt sich um eine Eroberung 8./L. S' Uork-8.-^ -8« 72 (7 NsicZkuü'LÄ Wir fuck mhtt 4irt«»ri V cd dsox I«- s iUls etlt^ oct: ik ««e Alteksm tzs» qr» /Aus-Ailoff (13" (7LL di, (UL g ko tHildsrkiä Ml erhallen bei Bahnhof; Flöha. gen nur bann begünstig««, wenn es begründeten An- laß Hit, Frankreich -versprechen zu können, daß Eng " land »sich fortan ausmerffamer zu den Interesse« seines ^'7^ nach dem Spaziergange, den General Duchesne durch die Insel gemacht hat. Dec arme Gen«»! Gallieni.! der daS Werk mit ungenügenden Truppen -vollbringen soll, «ist zu bedauern. Die GaLdaten, die dahinsterben,- werden durch Wuchtig auS dem afrikanischen Heer« ersetzt werden und dann, wenn der Tod auch unte>> diese« Lücken reißt, aus de» heiunschen Heere. Und^ sie werden durch Fieber und Seuchen weit anehr heim ' gesucht werden als durch den Krieg. Der Minister! anrd für die Expedition 25 Millionen »erlangen und dan« abermals 2b Millionen für di« Fortsetzung, weil man die Sache nicht m«t einem Maie abzuthun- wagt. G G«kbrU«uieu. — In London läßt man keine Gelegenheit außei Acht, sich dem Zweibund als Dritter im Bunde an getegenrlich zu empfehlen. .Zm Hydepavk fand am Sonntag ein« große Kundgebung sür di« Armenier und zu Ehren ihrer Abordnung statt, undselbst diesen heiLlen Anlaß chielt man für geeignet, das LiebeSwer- oen anzubringen. Bel dem Bankett hielt Alkin« eine Rede, in der er der -Hoffnung Ausdruck gab, daß der Schreckensherrschaft in der Türkei durch ein gemein sames Vorgehon der Nordmächte bald em^Ende de. reitet würde, 'während von Oesterreich-Ungarn und Deutschland keine Hilfe zu erwarten sel. Dle „Now Wremj." belehrt aber das bündnisbegcbrende Eng- la«d über die Bedingungen, unter denen aüein an eine Annäherung zu denken sn; in -dem Artikel Hecht es: „Dem Marquis Salisbury muß es völlig-bekannt sei«, daß nach -dem.monarchischen Willen des russi sch«, Selbstherrschers die Ereignisse, durch welche du-. jetzige Woche sür Frankreich bezeichnet wird, als ein unwiderleglicher Beweis-für die Festigkeit jener-freund schaftlichen Beziehungen erscheinen sollen, die zwischen unserem Vateiland« und .jenem großen Reiche bestehen, welches dem russischen Kaiserpaare nun begeistene Ehran erweist. Unter diesen Verhältnissen kannMnß- ^je eine K-i ^neugeschafi ^Zd>e Namen e.'-eigenartige l^jder Paris guten Wege hat. Das Anerbieten englischer Blätter, Konstantinopel Rußland zu überlassen, weist die „N W." ziemlich höhnisch zurück: „Einige englische Blätter bieten uns in einem Anfall von Großmm und mit echt britischer Majestät sogar Konstantinop l an, als ob Konstantinopel den Engländern gehörte. Um Konstantinopel zu besetzen, wüßte man doch vor her der Türkei den Krieg erklären und wi-derum alle Lasten dieses Krieges mit seinen sämtlichen Folgen auf sich nehmen. Rußland wünscht jedoch den Frieden und hofftimmer noch, daß ein festes Auftreten unserer Diplomaten in Konstantinopel unter Beihilfe Frank reichs auch ohne Blutvergießen die Armenier und die sonstigen türkischen Christen vor einer Wiederholung jener Greuel schützen kann, welche die Mohammedaner verübt haben." Italien. — „. ... Ich bin lebensmüde! Laß mich nach Afrika gehen und einen Soldatentod sterben, im Kampfe für unsere Fahne und für dick, meinen König und geliebten Oheim!" Diese Worte der Verzweiflung richtete dieser Tage der Herzog von Aosta an den König Humbert. Noch vor wenigen Monaten war der Her- zog einer der am meisten beneideten Männer in Europa: ein Sproß vom kgl. Stamme, jung, schön, liebens würdig, reich, hatte er damals die hübsche Prinzessin von Orleans, die Tochter des Grafen von Paris und Schwester des Herzogs von Orleans, zum Altar ge- zum soforti geschnitten) Richard in diesem Falle, der es uoraussttzt, daß die ägyptische ttü Frage anil Erlaubnis Englands auf die Tagesordnung komme, werden sich jene Ergebnisse erzielen lassen,) auf welche die Londoner politischen Kreise äugens schetnlrch rechnen." Rußland will also für seinen! Bundesgenossen zunächst,möglichst viel-Nutzen heraus»! n«. 1-1« schlagen. Sollte England -ui diesem Punkte Ent i gegenkommcn zeigen, so blieb«, aber noch so viele für m Such A». 18