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«77 i Mittwock, den November I8S8 > ! 57. Jahrgang erlitt»! u«ki mit Autuahme Ler Sonn-und Festtags, abends für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. SO Pst, monatlich 50 Pst, Einzelnummer bPf. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Anler«t-He»«hren> Einspaltige Petit-Zeile oder dereu Raum 10 Ps.; im amtlichen Teile pro Zeile 30 Pf: „Eingesandt" und Reklame unter dem Redakttonsstrich 2b Pst — Komplizierte Inserate nach beson derem Taris. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat 2b Pf.extra berechnet X Amtsblatt der Königlichen Amtshauptnrannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg in Frankenberg >. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg I. Sa. Bekanntmachung. Bei.der am gestrigen Tage stattgefundenen Stadtverordneten-Ergänzungswahl haben von 1180 stimmberechtigten Bürgern 47S von dem Wahlrechte Gebrauch gemacht. Nach dem Ergebnisse der Stimmenauszählung haben erhalten: a) von den ansässigen Bürgern die Herren: I. Gustav Oskar Schiebler, Kaufmann, 427 Stimmen, 2. Karl Rudolf Raum«««, Stadtgutsbesitzer, 413 3. Ernst Loui- Möbius, Nähmaschinenhändler, 412 - 4. Julius Anton August Reinhold Bvsdvrf, Buchbindermeister, 406 - 5. Heinrich Richard Jahn, Baumeister, 405 - 6. Franz LouiS Leinart, Agent, 386 - 7. Karl Friedrich Helb, Schuhmachermeister, 250 - 8. Friedrich Paul Kattermann, Webwaarenfabrikant, i. Fa. Kattermann u. Hoppe, 181 - S. Friedrich Bruno Richter, Bäckerobermeister, 163 - 10. Friedrich August Kattermann, Webwaarenfabrikant, 132 - 11. Ernst Paul Buchheim, Cigarrenfabrikant, 99 - 12. Robert Hugo Schubert, Bäckermeister, 90 - 13. August Ludwig Flatter, Rentier, 87 - 14. Ernst Max Jäger, Möbelfabrikant, * 85 15. Karl Moritz Pohpe, Maschinenfabrikant, 73 - 16. Friedrich Wilhelm GrahMUNN, Webwaarenfabrikant. 47 - b) von den unansässigen Bürgern die Herren: 1. Gustav Moritz Schreiber, Rentner, 398 Stimmen, 2. Karl Emil Stange, Buchhändler, 391 - 3. Johann Friedrich August Seibel, Bürgerschullehrer, 344 - 4. Friedrich Hermann Freund, Tischlermeister, 228 - 5. Wilhelm Emil Rudolf Gurckhaus, Maschinenfabrikant, 204 - 6. Friedrich August Dippmann, Graveur, 117 - 7. Friedrich Louis Baltin, Cigarrensabrikant, 92 - 8. Paul Gustav Beher, Bankkassirer, 79 - Die übrigen Stimmen haben sieb zersplittert. Hiernach sind die unter Nr. 1 bis 6 der Ansässigen und Nr. 1 bis 4 der Unansäsfigen Ge nannten auf die Jahre 1899, 1900 und 1901, und die unter Nr. 7 und 8 der Ansässigen ge nannten Herren aus die Jahre 1899 und 1900 als gewählt zu betrachten. Einwendungen gegen das Wahlverfahren sind bei Verlust derselben binnen 3 Wochen nach der am gestrigen Tage erfolgten Stimmenauszählung hier anzubringen. Frankenberg, am 29. November 1898. Der Stadtrat h. Mettig, Bürgermstr. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Eisengießereibesitzers Gottfried Anderegg hier wird heute, am 28. November 1898, Mittags 12 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Justizrath Priber hier wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen find bis zum bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falle- über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 2«. Dezember 1898 Bormittags 19 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 24. Januar 1899 Bormittags 10 Uhr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. . Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkurs masse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 17. Dezember 1898 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Frankenberg. t Bekannt gemacht durch den GerichtSschreiber S-ktr. Günther. Wohl- und Generalversammlung Mittwoch, den 30. November d. I., Abends 8 Uhr bei Hngo Meyer, Humboldtstratze. u) Tagesordnung der Wahlversammlung: 1. Wahl der Vertreter der Arbeitgeber zu den Generalversammlungen 1899/1900. Es sind zu wählen: für die Kauf- und Handelsleute 4, Müller, Bäcker und Conditoren 3, Buch- und Steindrucker 2, Fleischer, Musiker, Schneider, Gast- und Schankwirthe, Kamm- und Bürstenmacher, Buchbinder und Pappschachtelmacher, Barbiere und Friseure, Hut- und Mützenmacher, Schreiber, Kommunaldienst je 1 Vertreter. Wird die Wahl von den Arbeitgebern verweigert, so ruht deren Vertretung in den Generalver sammlungen für die betreffende Wahlperiode. 2. Wahl der Vertreter der Kaffenmitglieder zu den Generalversammlungen 1899/1900. Es find zu wählen: für die Kauf- und Handelsleute 7, Selbststeurer 6, Müller, Bäcker und Conditoren 5, Buch- und Steindrucker 4, Fleischer 3, Apotheker, Musiker und Photographen 3, Schneider und Kürschner 3, Gast- und Schankwirthe 2, Kamm- und Bürstenmacher 2, Buchbinder und Pappschachtelmacher 2, Böttcher und Korbmacher, Barbiere und Friseure, Hut- und Mützenmacher, Schreiber, Brauer und in Kommunaldiensten Be schäftigte je 1 Vertreter. Wahlberechtigt und wählbar sind nur diejenigen Kaffenmitglieder, welche großjährig und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind, und werden für den Fall, daß die Kaffcnmitgliedcr die Wahl nicht ausübcn, deren Vertreter von der Aufsichtsbehörde ernannt. b) Tagesordnung der Generalversammlung: 1. Wahl des Vorstandes. 2. Wahl zweier Kassenrevisoren. 3. Antrag über Ausscheidung aus dem Verband. 4. Sonstige Anträge. Um recht zahlreiches und pünktliches Erscheinen der Herren Arbeitgeber und Kaffenmitglieder bittet Frankenberg, am 21. November 1898. der Vorstand: Otto Grahmann, z Z Vorsitzender. Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 29. November 1898. -j- Die gestrige Ergänzung-Wahl für dar verfassungsmäßig ausscheidende Drittel des Stadtverordneten-Kollegium- hatte von 1180 wahlberechtigten Bürgern deren 479 an die Wahl urne geführt. Die Wahlbeteiligung war also erheblich schwächer als im Vorjahr, da damals von 1192 Stimmberechtigten 546 Abwärts. Roman von Marie Widdern. l. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Pochen reihten sich aneinander, ehe der Majoratsherr wieder ngch Perternheim Wstckkam. Für Agnes aber war er seit dem Tage seiner Heimkehr ein vollständig anderer. Er dachte nicht Mehr haran, sie m dem gewohnten Stelldichein in einem unbe nutzten Wildhüterhäuschen zu laden. Wenn er jedoch nach der Oderförsterei kam, war er zerstreut und stattet- überdies seine Be- suche daselbst »hl seltener ab, als er es bisher gethan. Dann kan, er auch stets zu Zeiten, in denen er den Oberförster daheim ÜNd Kau Bexger, welche jetzt °lS Repräsentantin der Hausfrau hei.den Meswinger^ wirtschaftlich unbeschäftigt wußte. Ta NUN «her zur Z-jt, q>j- bereits berichtet, weder der Oberförster Nüch die frühere Erzieherin eine Ahnung davon hatten, rn welchem Verhältnis die einzige Tochter Hans Merwingers — derselbe be- sgß autzer Agges nur noch zwei Söhne — zu dem Schloßherrn stand, so muht- sich das junge Mädchen natürlich bezwmgen und durfte sijcht dgran denken, den Geliebten zu fragen: „Was ,hm geschehen, dgß sich ihr gegenüber so verändern konnte." Di« leidenschaftliche Natur AgneS Merwingers aber ertrug da« nicht lange. So hatte sie denn auch vor einigen Tagen an Adalbert vowWertern -inen ihrer glutatmenden Briese geschrieben. > An seiner Stelle schlug sie ihm nun eine Zusammenkunst in dem Wlvhüt-rhäurchen vor. Aber dir Baron war nicht gekommen. Ein zierliches Billet entschuldigte ihn und ersuchte sie zugleich, ihn während der nächsten acht Lage auf ihren gewohnten Nach- mi1tagSspa»'erg«ng«n hu -rwart-n. „Oh d-S .be«itr Gleichgiltigkeit ist?« hatte sich Agne, qual voll g-st-St, »ese "-"'gen Zeil-« gelesen. Und doch gewählt hatten. Betreffs der einzelnen Wahlresultate verweisen wir auf die amtliche Bekanntmachung an der Spitze der vorliegen den Nummer. -j- Von den bereits erwähnten, im Roßsaale stattfindenden Vorträgen der Astronomischen Gesellschaft Dresden wird der auf morgen, Mittwoch, abend angesetzte Vortrag^das Publikum in das Reichs der Unendlichkeit führen. Die „K. A. Z." schreibt über einen solchen Vortragsabend: Die gestrige Vorführung war machte sie sich gestern früher als sonst noch auf den Weg. Aber Baron Adalbert ließ wieder vergebens auf sich warten. „Und ich gab ihm alles — alle- — mein ganzes Herz — Seele und Leib," jammerte sie und rang die Hände. Jetzt aber flüchtete sie sich endlich an die Brust ihrer früheren Erzieherin. Es war eine lange Unterredung, die die Frauen dann mit einander pflogen. Beide hatten heiße Thränen geweint, als sie dieselbe beendet. Frau Henriette Berger aber zog darauf da» arme Geschöpf, welches sich ihr in dieser Stunde ganz offenbart, an das Herz und flüsterte, jeden direkten Borwurf vermeidend: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß Baron Werter» an Dir zuffi Schurken werden sollte, unglückliches Kind. Er ist Edelmann, und wenn er Dir versprochen hat, Dich zu seiner Gemahlin zu erheben, so wird er dat gegebene Wort auch einlösen!" „Versprochen hat — mich zu seiner Gemahlin zu erheben", wiederholte Agnes stammelnd. „Gott, Gott!" schrie sie dann jedoch auf und warf sich vor ihrer zweiten Mutter auf die Knie«, „Frau Berger — können Sie es fassen — Sie, die ruhig denkende Frau, der während ihre» ganzen Lebens jede Leidenschaft fern gelegen — daß Adalbert nie — um meine Hand geworben. — DaS Wort „Heirat" ist — in bezug aus unser künftige» Verhältnis zu einander, auch nicht einmal über seine Lippen ge kommen." Frau Berger fuhr in die Höhe. Ihr seine», weißes, durch geistigtes Gesicht war noch bleicher geworden. „Nein — nein — das ist ja nicht möglich — denn sonst —" Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Aber AgneS Merwinger verstand sie doch und wand sich förmlich zu den Füßen der Er schrockenen. Eine Weile war eS nun still in dem trauten Wohn zimmer de» stattlichen Forsthause». Dann aber flüsterte d°S ver zweifelte Mädchen : „Unsere Staturen gleichen sich nicht alle, teure Frau, der einen Blut ist heißer, al» da» de» andern." ausschließlich astronomischen Charakters; da» gewaltige Heer der Sterne, die Konzentrierungen der Urnebel, die Nebularhypothese und die Bildung des Weltalls nach der Kant-Laplaceschen Theorie bildete den Eingang des durch sehr zahlreiche Tableaux illustrierten Vortrages. Aus diesem unendlichen Reiche wurde dann ein einziger verhältnismäßig kleiner Fixstern herausgegriffen, der aber für uns der wichtigste und bedeutungsvollste ist: unsere Sonne, das all- belebende Gestirn, um die ihre Kinder, die Planeten, unter ihnen „Kann ich dafür, daß ich so geworden, wie ich bin. Meine Liebe zu Adalbert absorbierte überdies so jedes Gefühl, daß ich gar nicht der Zukunft dachte. Ich ging aus in der Gegenwart, die er mir zu einem Himmel machte mit seinen Küssen — seinen bezaubernden Liebesworten. Daß beide je versiegen könnten, dachte — fürchtete ich nicht. Und doch —" „Aber weißt Du e» denn so bestimmt, daß der Baron sich wirklich von Dir zurückgezogen und — jede legitime Verbindung zwischen Euch ausgeschlossen ist?" „Bestimmt? — Noch hat er es mir nicht klar gesagt!" rief Agnes. Und sich ebenfalls plötzlich aufrichtend, setzte sie hinzu: „Aber ich will Gewißheit haben — ich muß sie haben." „Brav so, Kind", entgegnete Frau Berger. Und mit der Hand über den dunklen Scheitel des aufgeregten Mädchen» gl-itend, fragte sie sanft: „Würde eS Dir recht sein, wenn ich mit dem Baron spreche?" „Sie? — O nein, nein! Niemand — niemand auf der ganzen Welt soll vermittelnd zwischen mir und den Mann meiner Liebe treten. — Aber ich selbst werde ihn fragen. Ist er heute nicht gekommen, so kommt er vielleicht morgen." Jetzt aber war da» Morgen da und Agnes eilte mit hoch- klopfcndem Herzen den Weg hinab, welchen Werter» als ihren gewohnheitsmäßigen Spaziergang kannte. Doch auch jetzt sah sie nirgend» die hohe, ritterliche Gestalt des jungen Majoratsherrn, den sie wie einen Gott angcbetet hatte, trotzdem die Leute auf der Herrschaft behaupteten, er sei weit entfernt davon, auch nur ein außergewöhnlich edler Mensch zu sein. „Er kommt auch h-ute nicht", stöhnte sie endlich und rang die Hände. „Und doch mutz ich ihn sprechen, ich werde sonst wahnsinnig über diese Ungewißheit! Schon schmerzt mir der Kopf zum Zerspringen, und die Bedanken verwirren sich in mir." Agne« preßte ihre Hände gegen die Schläfe. Regungslos