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Mittwock, -en IS. November I8»S. 57. Jahrgang 2«« ^»Mkkrgcr O Bezirks - Anzeiger Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends sür den sol- gcnden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. 50 Ps., monatlich 50 Ps., Einzelnummer bPs. nerden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Anferat-Eesützreni Einspaltige Petit-Zeile oder deren Raum 10 Ps; im amtlichen Teile pro Zeile 30 Pf.; „Eingesandt- und Reklame unter dem Redaktionsstrich 8b Pf. — komplizierte Inserate nach beson derem Tarif. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat 25Ps.extra berechnet Verantwortlicher Redakteur: Ernst Norberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg I. Sa. Bekanntmachung. Nachdem die alten Glocken der hiesigen Kirche nunmehr abgenommen worden sind, werden bis zur Ingebrauchnahme der neuen Glocken bei einem etwa entstehenden Brand folgende Glockensignale gegeben werden: Bei einem Brande innerhalb der Stadt (gleichviel ob rechts oder links der Mühlbach): 2 Schläge auf die kleine (sog. Feuer-) Glocke; Bei einem Brande außerhalb der Stadt: 8 Schläge aus die kleine Glocke. Frankenberg, am 15. November 1898. Der Stadtrat h. »r Mettig, Bürgermstr. Gesperrte Sparkassenbücher betr. Es ist gestattet, Gelder in die Sparkasse dergestalt einzulcgen, daß auf Erhebung der einge- zahlten und später noch einzuzahlcndcn Beträge bis zu einem bestimmten Tage oder bis die Einlagen eine gewisse Höhe erreicht haben, verzichtet wird. Zu diesem Zwecke werden „gesperrte Spar kassenbücher" ausgegeben. Der Eiuzahlende hat diesfalls eine der Sparkassenverwaltung aus zuhändigende Erklärung des Inhalts zu unterzeichnen, daß er sür sich wie alle künftigen Inhaber des Buchs bis zu dem bestimmten Tage oder bis zur Erreichung der bestimmten Einlagesumme auf Geltendmachung der ihm nach den bestehenden Regulativbestimmungen zustehenden Rückforderung Verzicht leiste. Die Sparkassenverwaltung wird hierdurch berechtigt, die Capital- und Zinszahlung so lange zu verweigern, bis die Voraussetzungen der Zahlung erfüllt sind. Mit Zustimmung Desjenigen, welcher die Sperrung beantragt hat, sowie nach dem Ableben Desjenigen, auf dessen Namen die Einzahlung geschehen ist, kann die Sparkassenverwaltung die Sperrung aushebcn. DaS Buch erhält die Bezeichnung: „Gesperrtes Sparkassenbuch" und cs wird darauf von der Sparkasscnvcrwaltung bemerkt, wann die Voraussetzungen der Zahlung gegeben sind. Wenn nach Maßgabe der Bestimmungen des Sparkassenregulativs der Zinsfuß sür die Ein lagen ermäßigt oder erhöht wird, so ist, obschon ein Kündigungsrecht dem Inhaber dieses Buches nicht zusteht, doch für Denselben die Aenderung maßgebend. Frankenberg, am 7. November 1898. Der Stadtrat h. »r Mettig, Bürgermstr. BekanntMÄchnrrg. Geordneter Maßen hat in diesem Jahre eine EkgäNZUNgsWahl des KirchkttVor- stNNdes stattzufinden. Es scheiden aus hiesigem Kirchenvorstande aus die Herren Jnspector Birkner, Bürgermeister vr. jur. Mettig, Postvircctor a. D. Rombach, Friedensrichter G. Schiebler, Rentner Weber in Frankenberg, Gemeindcvorstand Eichler in Gunnersdorf, Gemeindevorstand Gelbricht m Reudörfchen und der durch Tod ausgeschiedene Mühlenbefitzer E. Aieüler in Hausdorf. Die dem Kirchenvorstande noch angehörigen Mitglieder sind wieder wählbar. Listen für die Anmeldung zur Wahl, ohne welche «ine Theilnahme an derselben nicht zulässig ist, liegen von morgen, Dienstag, 8. November, bis Dienstag, 22. November, mit Ausschluß der Sonntage, von Vormittag 11 bis ^1 Uhr aus auf der Pfarre und bei den Herren Kirchenvorständen Justizrath Reinholdt und Fabrikant R. Bogelfang; für GunnerS- darf bei Herrn Restaurateur Rerge, für HauSdorf bei Herrn Gcmeindevarstand Fischer, für Ncudörschen bei Herrn Gemeindevorstand Gelbricht. Bei der Anmeldung für die Listen ist an zugeben der vollständige Name, Stand, Wohnung und Alter des sich Nnmeldenden. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen Hausväter der vier oben genannten Orte hiesiger Kirchfahrt, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, sie seien verhrirathet oder nicht, mit Ausnahme Solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben oder von der Stimmberechtigung bei den Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. Diejenigen, welche die Taufe oder die Trauung unterlassen haben, verlieren Stimmberechtigung und Wählbarkeit auf so lange, als diese Versäumniß in der Beobachtung der kirchlichen Ordnung durch deren nachträgliche Erfüllung nicht gesühnt ist. Die Wähler haben ihr Augenmerk auf Männer von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Gott lasse das Vorhaben zu unserer Gemeind« Bestem ausschlagen. Frankenberg, den 7. November 1898. Der Kirchenvorstand. Oberpf. Lesch, Bors. Bekanntmachung. Nachdem wiederholt wahlgenommen worden ist, daß das Verbot der Königlichen Amtshaupt mannschaft Flöha vom 9. Dezember 1897, das Befahren des Dammfutzweges zwischen Frankenberg und Sachsenburg mit Kinderwagen und Fahrrädern brtreffend, neuerdings vielfach übertreten wird, so sieht sich der unterzeichnete Vertreter des exemten Gutsbezirk«» veranlaßt, dasselbe hiermit aufs Neue einzuschärfen und darauf aufmerksam zu machen, daß künftig jede verbotswidrige Benutzung des Dammfußweges auf Grund von Z 1 Absatz 1 der Verordnung vom 9. Juli 1872, den Verkehr auf öffentlichen Wegen betreffend, in Verbindung mit § 866*° des Reichsstrafgcsetzbuches mit Geldstrafe bis zu 6« M. oder mit Haft bis z« 14 Tage« unnachsichtlich geahndet wird. Kammergut Sachsenburg, den 14. November 1898. Der Gutsvorsteher. Oekonomierath Uhlig. Dänische Wühlereien in Schleswig-Holstein. In der letzten Zeit hat sich die preußische Regierung bewogen gefunden, eine Anzahl dänischer Staatsangehöriger, die sich durch antideutsches Wühlen und Hetzen lästig machten, über die Grenze zu spedieren, und nun regt sich die gesamte dänische Presse auf und möchte Deutschland am liebsten gleich den Krieg erklären, weil ein deutscher Bundesstaat die Frechheit gehabt hat, sich nickt sein Haut unterwühlen lassen zu wollen I Schon erzählte „Poli tiken", der dänische Geschäftsträger in Berlin solle beauftragt wer den, bei der preußischen Regierung gegen die Ausweisung dänischer Staatsangehöriger vorstellig zu werden. Ob der dänische Ver treter di«s«n ganz unnützen Schritt wirklich unternommen hat, ist noch nicht bekannt; er dürfte ihn vielleicht unterlassen, wenn er folgend« Ausführungen der „Hamburger Nachrichten" zu Gesicht bekommt; danach betrug die Zahl der in den nördlichen Kreisen sich aushaltenden Dänen: 1896 1897 1898 HaderSleben . . . . 10002 10644 10704 Sonderburg . . . 2792 3018 3081 Apenrade . . . . 2592 2514 2395 Tondern . . . . 3205 3017 3065 Flensburg Landkreis 475 474 440 dagegen die Zahl der aus den nördlichen Kreisen seit Februar 1898 ausgewiesenen Dänen im Kreise Hadersleben 44, im Kreise Sonderburg 13, im Kreise Apenrade 3 und im Kreise Tondern I. Aus Vorstehendem ergiebt sich, daß in den Kreisen Haders- leben und Sonderburg, in denen die fanatischste Agitation be trieben wird, die Zahl der Dänen von Jahr zu Jahr zunimmt, sowie daß die Zahl der Ausgewiesenen im Vergleich zu den sich dort Aushaltenden minimal ist. Die dänische Agitation, die dies seits und jenseits der Grenze betrieben wird, hat an Umfang und Intensität neuerdings außerordentlich zugenommen. Die in Nord schleswig erscheinenden Zeitungen „Hjemdal" und „Dannevirkc" schüren unentwegt in antideutschem Sinne. In derselben Richtung sind zahllose Verein«, auch solch« unt«r d«n mannigfachsten harm losen Namen, thätig. Dänische Vereinsbankcn find gegründet zur Unterstützung der Dänisch-Gesinnten. Die an die Generalver sammlungen dieser und der Vereine sich anschließenden geselligen Zusammenkünfte werden benutzt, um national-dänische deutschhetzende Reden zu halten, den Danebrog zu entfalten und Kopenhagen und dänische Gegenden zur Darstellung zu bringen. Zahlreiche Massenausflüge werden veranstaltet, angeblich um sich frei be wegen zu können, allerdings nur auf dänischem Loden, u. a. auf dem Gute eines ehemaligen dänischen Minister», wo zu Hunderten aus Nordschleswig als Gäste erscheinende Dänisch-Gesinnte gefeiert werden, wo das untrennbar« Band zwischen Dänemark und Nord schleswig — oder, wie dann gesagt wird: „Südjütland" — durch fanatische Reden, an denen sich dänische Beamt« b«t«iligen, besiegelt wird, wo die südjütischen Gäste mit Schleifen in dänischen Farben und mit dänischen Hcrrscherbildern beschenkt werden. Längs In der Brandung des Ledens. Roman von I. von Werth. SS. Fortsetzung. Machdruck verboten.) Im selben Augenblick zuckte ein greller Blitz über den Himmel, ein krachender Donnerschlag begleitete ihn. Unfern der beiden Fahrzeuge rauschte das Wasser hoch auf. Der Blitz hatte in den See geschlagen. Zugleich war der Sturm entfesselt. Er pfiff von den Bergen herab, wühlte das Wasser hoch aus und trieb die beiden Boote, die im nächsten Augenblick zusammengestoßen wären, wieder weiter auseinander. Günther winkte mit dem Tuche und Rose reichte dem Schiffer ihr Geldbeutelchen mit seinem ganzen Inhalte, damit er seine An strengungen verdoppele. Der Manu griff danach, Da er sich aber nicht die Zeit nehmen konnte, cs sicher zu verwahren, nahni er es zwischen die Zähne. Dann kämpfte er von neuem mit allen Kräften gegen Wind und Wellen. Das Wasser schlug über Bord und durchnäßte das leichte, weiß« Sommerkleid des jungen Mädchens. Der Sturm riß ihr den Hut o»m Kopfe und die Wogen trieben ihn davon. Große, schwere Tropfen lösten sich nun von den Wolken und bald strömte ein dichter Regen heinieder. DaS lustige Kleid war bald durch näßt und schmiegte sich feucht noch enger an die Glieder. Der Sturm löst« den vollen Knoten ihres Haare» und peitschte es ihr in da» Gesicht, bis der Regen e« durchnäßt hatte und es schwer über den Rücken fiel. Jetzt hatten die beiden Boote sich wieder soweit genähert, daß der Schiffer einen Zipfel des Tuche» ergreifen konnte, das Günther ihm zuwarf. Vermittelst desselben zogen sie die Boote zusammen und gleich daraus lagen sic Stile an Seite. „Jetzt schnell, Signorina!" ries der Schiffer und reicht« ihr die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Auch von jenseits streckte sich ihr ein Arm entgegen. Das Boot schwankte bedenklich, aber im nächsten Augenblick schon stand sie drüben in der Barke. Das Tuch blieb in den Händen des Schrffers und im selben Moment riß der Sturm die beiden Boote gewaltsam auseinander. Günther hatte die hohe, schlanke Gestalt in den durchnäßten Kleidern mit dem triefenden Haar neben sich auf die Bank niedcrgezogen. Jetzt schlang er seinen Arm um ihren Leib und zog sie an sich, wie um sie zu schützen. Einen Moment schaute er ihr wie entzückt in das bleiche, ernst« Gesicht mit den wundersam glänzenden Augen. „Rose, Rose", sprach er dicht an ihrem Ohr, damit der Sturm seine Worte nicht ungehürt verwehe, „so führt Gott selbst Dich mir zu, in meine Arme, an mein Herz. Ich weiß es längst, längst, daß Du mich liebst, und der feste Glaube daran hat mein Leben be seligt. Bin ich doch von weit hergekommen, Dich zu suchen, Deine Liebe zu erringen und Dich heimzuholen. Du weißt das nicht, aber jetzt darf ich es Dir sagen: ich war jener Erbe von Strahleneck. Dort im Schlosse habe ich bewundernd vor Deinem Bilde gestanden, bis Dein süßes Angesicht meinem Herzen keine Ruhe mehr ließ, und ich endlich m die Ferne zog, Dich zu suchen. Nun ruhst Du an meinem Herzen! Ich halte Dich, um Dich nimmer wieder zu lassen bis in den Tod. Du Sehnsucht, Du einziger Gedanke meines Lebens." Er zog sie fester an sich und preßte seine Lippen heiß und zärtlich aus ihre Wange. Rose war an Leib und Seele gebrochen gewesen, als sie in seine Barke hinüber gestiegen. Die ruhelose Nacht, die schweren Seelenkämpfc, die sie durchgerungen, die Selbstbeherrschung, die sic sich auferlcgen gemußt, der Kamps der Element« ringsum, der Sturm, der ihr fast den Atem benahm, der betäubende Donner, die blendenden Blitz«, alles das wirkte zusammen, daß sic nun halb bewußtlos in Günthers Armen lag, den Kopf an seine Schulter gelehnt, unfähig, sich länger aufrecht zu erhulten. Sein« leidenschaftlichen Worte waren halb verständnislos an ihrem Ohr verklungen, und selbst seine heißen Küsse vermochten nicht, fie aus ihrer halben Erstarrung zu wecken. Der Regen strömte un unterbrochen fort und wurde vom Sturme den Beiden ins Gesicht getrieben. Ein heißer Blick aus Günthers Augen glitt an ihrer Gestalt nieder. „Wie schön Du bist, und wie glückselig ich bin!" rief er dicht an ihrem Ohr. Sie versuchte sich aufzurichten, aber ihm schien es nur, als kämen ihre Lippen ihm entgegen. Er drückte seinen Mund darauf, während es in seinem Herzen jubelte: „Wie sie mich liebt." Wieder beugte er sich zu ihrem Ohr« nieder und sagte: „Frei lich, das hatte ich nicht geträumt, daß ich hier, von den brandenden Wogen umhergeworfen, unter Regen, Donner und Blitz, den Brautkuß auf Deine süßen Lippen drücken sollt«; daß ich inmitten der kämpfenden Elemente den glückseligsten Frieden für mein heiße», sehnsuchtsvolles Herz finden würde. Aber sie können un» nichts anhaben. Du darfst nicht bangen an meinem Herzen, in meinem Arm!" Und wieder suchten sein« Lippen die ihren zu langem Kusse. Ein blendender Blitz! — Ein betäubender Donnerschlag! — Der Sturni faßt die Barke, schleudert fie einige Male im Kreis herum — in der nächsten Minute schlägt er die Barke um, die Beiden in die Fluten zu begraben, Herz an Herz, Lippe an Lippe. Eine Eiseskälte durchdringt Roses Glieder und ruft fie zum Bewußtsein zurück. Die Wellen spülen ring» um ihren Körper, aber ein« starke Hand hält sie mit dem Kinn über Wasser. Günther schwimmt neben ihr. Sic schaut ihm in da» Gesicht. Seine Augen find auf da» nicht mehr allzu ferne Ufer gerichtet, und eS leuchtet au« ihnen wie ein verklärender Schein unend lichen Mücke». Rose faßt ein Ruder, da» auf den Wellen tteibt.