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SSL Sonnabend, den 8. Oktober 18N8 57. Jahrgang Krfch«i«l t««N4 mit Ausnahm« d«r Sonn-und Festtage, abends für den sol- genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. SO Pj-, monatlich St) Pf., Einzelnummer SPs. Bestellungen > werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie alle» Postanstalten angenommen. Anserat-Kesühreni Einspaltige Petit-Zeile oder bereu Rauen lOPs.; Im amtlichen Teile pro Zell« 30Pf.: „Eingesandt" und Reklame unter dem RedaktionSstrich 8b Pf. — Komplizierte Inserate »ach beson derem Tarif. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat 25,Ps.extra berechnet Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft M des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg. Bcranlwvrtlicher Redakteur: Ernst Rosiberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. BekamiLm-rOuttg. DienrtsrK, deir 18. Mktolxv « findet von Bormittags V-10 Uhr an im hiesigen Verhandlungssaale statt. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 5. Oktober 1898 von Loeben B. Bekanntmachung. Viensttrs, den 18. Gtts1»ev 1898, Nachmittags /4I Uhr soll ein «I«« VIAlv« im Vcrhandlungssaale der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft abgehalten werden. Die Tagesordnung ist in der Königlichen Amtshauptmannschaft angeschlagen. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 29. September 1898. Von Loeben. B. Oesterreich vor fünfzig Jahren und heute. Am 6. Oktober sind 60 Jahre vergangen, seitdem in Wien ein blutiger Aufstand ausbrach. Die Umstände, die diesem Auf stande vorausgingen und ihn begleiteten, weisen mit den gegen wärtigen Verhältnissen in Oesterreich soviel Verwandtschaft auf, daß cs sich verlohnt, kurz darauf einzugehen. Einige Monate vor dem Wiener Aufstande war in Prag ein furchtbarer Aufruhr ausgcbrochen, der sich gegen die Deutschen richtete. Die österreichische Regierung war den Tschechen nach Möglichkeit entgegengekommen, aber diese verlangten nichts Ge ringeres, als die Herstellung eines selbständigen Königreich- Böhmen. Nachdem der Ausstand der Tschechen niedcrgeworfen war, ging die österreichische Regierung auf das Glimpflichste mit den Aufrührern um, venn sie sah ihre Hauptstütze in den Tschc chen, an deren Spitze beiläufig bemerkt ein Graf Thun stand, und in den Klerikalen. Die Hinneigung der österreichischen Re gierung zu den deutschfeindlichen und den rückschrittlichen Ele menten in Verbindung mit der Sympathie der liberalen Elemente in Ungarn führten den Wiener Ausstand vom 6. Oktober 1848 herbei. Drei Wochen später wurde dieser Ausstand mit Hilfe slavischer Regimenter um so leichter niedergeworfen, als die Un garn die Wiener Aufständischen schnöde im Stich gelaßen hatten. Den deutschen Einpörern erging es nicht so gut, wie einige Mo nate vorher den tschechischen Ausrührern. Eine sehr erhebliche Zahl von Revolutionären wurde erschossen, eine noch größere Zahl zu schwerer Kerkerhaft verurteilt. Wie damals, so streben heute diese Tschechen die Selbständig keit eines böhmischen Staates an, und wie damals, so sind sie auch heute bereit, auch die gewaltsamsten Mittel nicht zu ver schmähen, um zu diesem Ziele zu gelangen. Wenn sie sich vor- säufig noch friedlich gebärden, so thun sie es, weil sie hoffen, auf friedlichem Wege zu dem Ziele zu gelangen. Denn wie da mals, so stützt sich auch heute die österreichische Regierung aus die Tschechen, trotz deren offenkundiger Absicht, den österreichischen Einheitsstaat zu zerstören. Wie damals bilden die zweite Stütze der Regierung die Klerikalen, denen die Befriedigung ihrer tsche chischen und.rcaktionären Bestrebungen höher steht, als ihre deutsche Abstammung. Wie damals laßen die Ungarn die österreichischen Liberalen im Stiche, trotzdem sie dem österreichischen Liberalismus cS zum guten Teile zu danken haben, wenn sie zu ihrer natio nalen Selbständigkeit gelangen konnten. Wie damals steht an der Spitze der Tschechenfreunde ein Mann deutscher Abstammung, ein Graf Thun. Wie damals stützt sich die Regierung auf Tsche chen und Klerikale, um die ohnehin nicht allzu großen verfassungs reichen Freiheiten zu verkümmern. Di« jüngsten Verhandlungen des österreichischen Abgeordneten hauses haben deutlich dargethan, daß es der österreichischen Re gierung darum zu thun ist, des verfassungsmäßigen Regierens quitt zu werden. Gras Thun möchte am liebsten nicht nur den Ausgleich mit Ungarn ohne das Parlament auf Grund des be rüchtigten Z 14 durchführen, sondern er möchte die Anwendung I« der Brandung des Lebens. Roman von I. von Werth. S. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.! Eine Viertelstunde später fragte Harald die alte Hermine, HeloisenS Kammerfrau, wie die Nacht für das gnädige Fräulein vergangen. Die Alte wischte mit der Hand über die überwachten Augen und erwiderte im Flüstertöne: „O, ich danke, sie hat recht gut und tief geschlafen. Nur zwei- oder dreimal ist sie aufge wacht und hat Ihren Namen gerufen. Dann hat sie auch ein mal um Licht gebeten, ist aber immer gleich wieder eingeschlafen. Vor einer Stunde, ehe Herr von Estrow nach der Stadt zur Versammlung fuhr, war er bei dem gnädigen Fräulein. Als er an ihrem Bett stand, erwachte sic und sah ihn mehrere Minuten lang an mit so großen, starren Augen. Ohne ein Wort zu sprechen, schloß sie dann wieder die Augen und schlief weiter. Der arme gnädige Herr! Er seufzte so schmerzlich, als er das Zimmer «erließ und mir war auch, als müsse ich weinen." Und wieder wischte sie mit den faltigen Händen über die Augen. „Gegen Mittag will der gnädige Herr zurück sein und erwart, t, Sie dann noch hier zu treffen. Auch Herr Professor Gröner wollte in den Morgenstunden nach dem gnädigen Fräulein sehen." Sic hatten daS Vor- und da» Wohnzimmer de» Schloßslügels, den Heloise bewohnte, durchschritten. Die alte Hermine teilte vor sichtig die Portieren vor dem Schlafzimmer ihrer jungen Herrin, um Harald eintreten zu laßen, «l» sie den duftigen Veilchcn- steauß gewahrte, welchen Harald für Heloise mitgebracht, flüsterte des § 14 in diesem Falle als ein Präzedenz benutzen, um in Zukunft überhaupt möglichst mit dem ß 14 wirtschaften und so aller Rücksicht auf die Opposition der deutschen Parteien entraten zu können. Bei diesem freundlichen Plane konnte er darauf rechnen, die Unterstützung der Slaven zu finden, denn den Jung tschechen gilt ihr sogenannter Liberalismus nichts, wenn ihnen nur die Mittel geboten werden, auf den Deutschen herumzutreten. Und die sogenannte liberale Regierung in Ungarn nahm keinen An stand, ebenfalls den wohlersonnenen Plan zu unterstützen, denn ihr ist es wichtiger, daß Ungarn mit einer billigen Quote davon kommt, als daß in Oesterreich nach verfassungsmäßigen Grundsätzen regiert wird. So haben die Deutschen in Oesterreich alles gegen sich: die österreichische Regierung, die ungarische Regierung und die slavisch- klcrikale Allianz. Aber trotzalledem ist es ihnen am letzten Frei tag gelungen, wenigstens einen vorläufigen Sieg zu erringen. Sie erlangten eine kleine Mehrheit, die freilich bunt genug zusammen gewürfelt war und deren dauernder Bestand keineswegs sicher ist. Nachbestellungen aus das „T ageblatt" werden für das volle 4. Quartal noch von allen Postanstalten, Boten und Aus gabestellen des „Tageblattes" cntgegcngenommen, Monats- abonnemeuts aber nur von den Ausgabestellen und Boten. — Wir sind in der Lage, die bereits erschienenen Nummern noch nachzuliefern. Ausgabestellen in Frankenberg bei den Herren: ü. I-. IHockliosi, Schloßjtraßc, !l«I. Orlinort, Freib. Str., II. Illinvl, Ecke Albert- und Winklerstraße, Luul Lrlintvr, Querstraße, Lernllni«! I-oftulnnn, Chemn. Straße, 8ttkininm, Feldstraße 3, Ott« Zoltnvr, Ecke Chemnitzer und Fabrikstraße. Die Art dieser Mehrheit sollte jedoch der österreichischen Regie rung zu denken geben. Es muß im Staate schon recht sonderbar aussehen, wenn der stockantisemitische Lueger mit den judenfreund- lichcn Dcutschfortschrittlern zusammengeht und wenn die vornehmen, großenteils adligen-Herren vom verfassungstreuen Großgrundbesitz Schulter an Schulter mit dem Sozialdemokraten Daszinski und dessen Genossen kämpfen. Und auch die Erinnerung an die Zeit vor 50 Jahren sollte der österreichischen Regierung zu denken geben. Wie heute, so war auch damals der Dcutsch-Oestcrreicher und insbesondere der Wiener ein harmloser, leichtlebiger und gutherziger Mensch, dem man schon eine ganze Menge bieten konnte, ehe er die Geduld verlor. Bricht aber ein gutherziger Mensch, wenn er solche Ge duld verliert, einmal los, so ist er, und das ist psychologisch leicht erklärlich, viel gefährlicher, als weniger gutmütige Charaktere. Und so war auch der Aufstand in Wien im Oktober 1848 blu tiger und, wenn man so sagen darf, gehässiger als der Berliner Aufstand vom 18. März. Die Erregung, in der sich die deutsch- österreichische Bevölkerung gegenwärtig befindet, ist nicht viel ge ringer, als sie vor 50 Jahren kurz vor dem Sturme war. Die österreichische Regierung soll sich wohl hüten, mit der Verfassung, die noch der letzte Schutz des Deutschtums gegen die Vergewalti gung der Tschechen ist, Fangball zu spielen. Oesterreich hat viele Jahrzehnte gebraucht, um die Wunden, die ihm der Oktober 1848 schlug, zu verwinden. Ob eS sich von einem ähnlichen Ereignis überhaupt noch erholen könnte, ist sehr die Frage. Oerttiches und Sächsisches. Frankenberg, 7. Oktober 1898. -s Mit dem beginnenden Winterhalbjahr wurden in der 1. Klaffe unserer Realschule 2 Schüler, in der 2. einer und in der 4. ebenfalls einer ausgenommen, womit der Schülercötus die Gesamtzahl von 160 Schülern erreicht hat. Am heutigen Tage hatte das gesamte Kollegium mit den konfirmierten Schülern allge meine Kommunion. Eine botanische Rarität wurde uns von der KammergutS- vcrwaltung Sachsenburg vorgelegt: Aus Schloß Sachsenburg, im hohen Braugarten, 300 m über dem Meeresspiegel, ist an einem Pfirfichbaum unter einer Anzahl stattlicher Pfirsichen «in derartiges Obst stück in der wohl von wenigen bisher beobachteten Größe von 6'/, em Durchmesser bei einem Gewicht von 180 x erbaut worden und für Obstfreunde in der Geschäftsstelle unseres Blattes auS- gelegt. -j- Verkauft euer Getreide nicht zu früh! Von in der Regel gut unterrichteter landwirtschaftlicher Seite werden die Landwirte gewarnt vor einem überstürzenden Angebot und Verkauf de- ge ernteten Getreides! Einseitige Großhandelsinteressen vertretend« Zeitungen suchen eifrig unsere Landwirtschaft einzuschüchtern mit der Behauptung einer alle Erwartungen übertreffenden amerikani schen Ernte und suchen einen großen Ucberschuß der Welternte zu beweisen. Andererseits steht aber fest, daß die augenblicklich sicht baren Vorräte noch in keinem der letzten Jahre zur gleichen Zeit so gering waren, wie gegenwärtig. Amerikanische Spekulanten bieten alle» auf, um für ihre Tcrminverbindlichkeiten per I. Ok tober sich billig einzudecken. Ihr einflußreiches Treiben zieht alle Welthandelsplätze in Mitleidenschaft. -f Die Sonnen flecke, welche schon vor 3 Wochen Aufsehen erregten, sind am Ostrande des Sonnenballs wieder erschienen und wesentlich nach der Mitte zu vorgerückt. Die Form derselben ist aber nun total verändert. Der der Mitte am nächsten befindliche Fleck von beträchtlicher Größe ist ziemlich verwaschen, während der mehr rückwärts in beträchtlicher Entfernung folgende noch bedeu tend größere, eine dunkle scharf abgegreozte Form zeigt. Viel leicht haben die Flecken abermals Nordlichterscheinungen im Ge folge. — Am Tage nach der Hochzeit — auf immer unglücklich. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Montag nachmittag in Leipzig. Die junge Frau des an der Straßenbahn beschäftigten sie ihm zu: „Jetzt noch Veilchen! Wie das unsere Kranke freuen wird. Es sind ihre Lieblingsblumen." ES war ein hohes, weites Gemach mit wahrhaft raffiniert luxuriöser Ausstattung, in das sie traten. Vor den Fenstern und Thüren waren schwere Vorhänge von dunklem, gesättigtem Rot angebracht, die von golddurchwirktcn Schnüren zusammengchalten wurden. Ein dicker, gleichfarbiger Teppich bedeckte den Fußboden, und den Pfeiler zwischen den Fenstern nahm ein bis zum Boden herabreichender Spiegel ein, zu dessen Seiten kunstvoll« Bronze- Kandelaber auf Konsolen von schwarzem Marmor standen. An der Seitcnwand führte eine Thür in das Ankleidezimmer, aber die Portieren waren fest zusammengezogcn. Den Fenstern gegenüber stand ein Himmelbett, auf dessen, mit kostbaren Sticke reien umsäumten Kissen die Kranke lag. Die roten Gardinen des Bettes waren weit zurückgcschlagcn, aber die Fenstcrvorhänge waren herabgclassen, daß jenes Halbdunkel in dem Gemach herrschte, welches so leicht einen Raum traulich und behaglich er scheinen läßt. Harald blieb einen Augenblick stehen, dicht bei der Thür, um seine Augen erst an da» Dämmerlicht zu gewöhnen. Dann erst sah er Heloise und bemerkte, daß sic die schwarzen Augen, die ihm so eigentümlich glänzend erschienen, weit geöffnet auf die Fenster gerichtet hielt. Leise, zaghast rief er ihren Nomen. Beim Klang seiner Stimme machte sie einen Versuch, sich empor zu richten. Sic sank jedoch matt in die Kiffen zurück und streckte ihm nur mit freudigem Lächeln die Hand entgegen. „Bist Du wieder da, Harald? O, wie gut Du bist. Ich wollte schon traurig werden, als ich erwachte und Deinen Namen rief und Du doch nicht kamst. Aber ich wußte, Du würdest Deine arme Heloise nicht verlaffen. — So, nun halte ich wieder Deine Hand und bin zufrieden. Wenn Du bei mir bist, ist mir, als brennen meine Wunden gar nicht so arg. Doch jetzt setz« Dich her zu mir, recht dicht — so — und nun küsse mich ein- mal, im Gesicht haben mir die bösen Flammen nicht weh gcthan." Als Harald sich zu ihr nicdcrbcugtc und ihre brennenden Lippen küßte, da drückte sie seine Hand noch inniger und fuhr fort: „Harald, mir ist, als wäre ich jetzt erst aufgewacht aus einem langen, unruhigen Schlaf. — Damals, als mein Vater mich fragte, ob ich wohl cinwilligen würde, Dein Weib zu werden, da war ich namenlos selig in dcm Gedanken, denn ich liebte Dich, liebte Dich mit der ganzen Kraft meines Herzens. Mit zaghafter Sehnsucht sah ich dann dcm Augenblicke entgegen, in welchem Du mir selbst sagen solltest, daß Du meine heimliche Liebe ebenso heiß erwidertest, daß Du mich zu Deinem geliebten Weibe erheben wolltest. Dann kamst Du, aber wie ganz anders wurde «S, als ich geträumt. Statt mich an Dein Herz zu nehmen, küßtest Du mir mit formeller Höflichkeit den Handschuh und fragtest nicht einmal, ob ich Dir gut sei. Vor Deiner Höflichkeit versteckt« sich meine heiß«, schüchterne Liebe in den geheimsten Winkel meine» Herzens. So erschien ich auch Dir kalt und gleichgiltig. Und doch, wie gern hätte ich, wenn Du zum Willkommen oder zum Lebewohl meine Hand leicht mit den Lippen berührtest, b«id« Arme um Deinen Hal» geschlungen und gefragt: „Harald, liebst Du mich denn gar nicht? Ich weiß wähl, ich bin nicht schön.