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217 Sonntag, den 18. September 18V8. 57. Jahrgang »rG^nt täglich mit Abnahme der" Sonn- und Festtage, abend- für den sol- gendca Tag. Preis vierteljährlich 1 M. 50 Ps., monatlich 50 Ps., Einjelnumnier bPs. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von de» Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Anserat-cheSützrenr Einspaltige Petit-Zeile oder deren Naum 10 Ps.; im amtlichen Teile pro Zeile 30 Ps.; „Eingesandt" und Reklame unter dem Redaktionsstrich 2ü Pf. — Komplizierte Inserate nach beson derem Taris. — Für Nachweis und Osserten - Annahme werden pro Inserat SbPs.extra berechnet Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Rochberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Nostberg In Frankenberg I. Sa. Die geehrten auswärtigen Abonnenten ersuche« wir, »ie Bestellungen auf das mit 1. Oktober beginnende 4. Quartal unseres Blattes bei den zuständigen Postanstalten rechtzeitig er neuern zu wollen. Bekanntmachung. Die unter dem Viehbestände des Gehöftes Cat.-Rr. 7S von Garnsdorf ausgebrochene Maul- und Klauenseuche ist erloschen. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 13. September 1898 von Soeben Seidel. Bekanntmachung. Nachstehende Verordnung des Königlichen Ministeriums des Jnnem wird mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß dieselbe am 24. September dieses Jahres in Kraft tritt. Frankenberg, am 17. September 1898. Der Stadtrat h. »r Mettig, Bürgermstr. Nr. 88. Verordnung, die Namensangaben der Bauherren und Bauleiter bei Neu bauten betreffend, vom 30. August 1898. Bei allen Neubauten ist an einer leicht sichtbaren Stelle ein Anschlag anzubringen, welcher den Stand, den Familiennamen und mindestens einen ausgeschriebenen Vornamen der Bauherren und der Bauleiter in deutlich lesbarer und unverwischbarer Schrift angiebt. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmung werden an den Bauherren und den Bauleitern, welche für deren Beobachtung in gleicher Weise verantwortlich sind, mit Geldstrafe bis zu einhundert fünfzig Mark und im Unvermögensfalle mit Hast bis zu vier Wochen bestraft. Dresden, am 30. August 1898. Ministerium des Innern. Für den Minister: Mtrz. Versteigerung in Lichtenwolde. Dienstag, den 2V. September d. I., Nachm. >/z1 Uhr, sollen in Lichtenwalde 2 fette Schweine und 1 Handwagen gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Sammelort: Kürschner s Schankwirthschaft. Frankenberg, am 10. September 1898. Sekr. Müller, Gerichts». Versteigerung in Cbersdors. Dienstag, den 20. September ds. Js., Nachm. 3 Uhr sollen im Kern'schen Gasthose in Ebersdorf folgende daselbst eingestellte Psandgegenstände, als: 1 Matratze mit Kissen, 1 Deckbett, 1 Bettstelle, 1 Küchentisch und 1 Stuhl gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Frankenberg, am 16. September 1898. Sekr. Müller, Gerichts». Holzversteigerung ans Rossauer Staatsforftrevirr. IGafttzsf „zrrnr ssldene« Ls«»»«" 1« H<»t«tH>»«. Dienstag, den 27. September 1898, Vormittags V.12 Uhr. 141 weiche Derbstangen von 10—14 ein Unterstärke, auf dem Lagerplatz » 81 buchene Stämme von 16—52 - Mittenstärke, 1102 weiche - - 11—44 - - 79 buchene Klötzer - 16—511 Ober- bez. 638 weiche - - 9—47/MittenstSrke, im Schlage der Abth. 10 — Kühsleck —, sowie einzeln in de» Abth. 3, 4, S — Gehege —, 11 Kühsleck —, 13 — Thümers Winkel —, 14, 1S — Diebeswinkel —, 2S — Silbermanns Winkel —. 692 weiche Derbstangen von 8—15 cm Unterstärke, in den Abth. 33 — Kohlberg —, 38 — Weingraben — und 01 — Moosheimer Ecke —. Mittwoch, den 28. September 1898, Vormittags 1v Uhr. 5 rm buchene Nutzscheite, I50 rm buchene u. 38 rm weiche Brennknüppel, 82 - - u. 92 rm weiche Brennscheite, s 3 - - - 3 - - Zacken, auf dem Lagerplatze, und zwar die Nrn. 78—176, ausgetrocknetes Winterholz. 1 rm buchene Nutzscheite, 5 rm buchene und 7 rm weiche Zacken, 89 - - u. 173 rm weiche Brennscheite, 14 - weiche Beste, 8 - - Stöcke, 38- - -61- - Brennknüppel auf dem Schlage iu Abth. 10 — Kühsleck —, sowie einzeln in den Abth. 3, 4, S — Gehege —, 11 Kühsleck —, 13 — Thümers Winkel —, 14, 1S — Diebeswinkel —, 2S — Silbermanns Winkel —. Die harte« ««d weiche« Stämme «nd Klötzer find geschält bez. genappt. Königliche Aorstrevierbrrwaltung Rossa« z« Oberrossa« «nd Königliches Korst- rentamt Augnstnsbnrg, am 8. September 1898. Forstmeister Sinz.Seyfert. Lllll-wirthMtlichk Schule M Chemnitz. Der nächste Unterrichtskursus beginnt Montag, den 17. Oktober -. I. Anmeldungen nimmt entgegen und nähere Auskunft ertheilt Chemnitz, den 4. September 1898. der Direktor Zdr. »«1k. Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 17. September 1898. -f- Zur Erinnerung an das für die deutsche evangelische Kirche hochbedeutsam gewordene Auftreten O. Wicherns auf dem Kirchen tage zu Wittenberg im September 1848 und die hieraus erfolgte Begründung des Zentralausschusses für Innere Mission wird am Mittwoch, den 21. September dieses Jahres, in Wittenberg eine Jubiläumsfeier der Inneren Mission veranstaltet werden. Im Hinblick auf den Segen, der seit jenen denkwürdigen Wittenberger Tagen der evangelischen Kirche aus dem Werke der Inneren Mis sion zugeflossen ist, hat das evangelisch lutherische LandeStonfistorium den Wunsch bekannt gegeben, daß die Gemeinden unserer Landes kirche von der gedachten Feier in Kenntnis gesetzt und auf ihre Bedeutung hingewiesen werden. Weil die Gemeinde Frankenberg an dem dazu bestimmten Sonntage (25. September) ihr Erntefest Mola trirolor. Novelle von R. Inot. b. ForU-hung. (Nachdruck verbot«!.) Eine Etudierlampe verbreitete in der Kapelle einen matten Schein durch den weiten Raum und ließ zugleich ihr Licht hell auf daS Briefblatt fallen, das vor Roland Brixen lag, auf welches seine Feder große und kräftige Züge schrieb. Jetzt wandte er das Blatt gedankenvoll. Und wieder flog die Feder über daS Papier: »Ja, Freund, den stillen, grünen Winkel, den Du mir zur Kräftigung meiner zerrütteten Nerven verordnet, habe ich gefunden und mich häuslich darin niedergelaffen. Romantisch genug ist er freilich. Aber gerade daS hat mich angezogen. Doch denke nicht etwa, daß ich mich bei irgend einem Kohlenbrenner eingenistet, oder neben dem rauschenden Mühlbach bei einer schönen Müllerin Hause. Nein, ich bin Grundbesitzer geworden, der Herr von Burg dorf, dem Stammsitz eine- erloschenen AdelSgeschlechtcS. Du weißt, daß mir vor wenigen Wochen eine Erbschaft zufiel, damit habe ich daS Gut erstanden. Er besteht aus einer Burgruine, in der, außer der Höhle, in welcher der Kastellan mit seiner fiebenzehn- jährigen taubstummen Enkelin haust, nur noch etwa drei Räume bewohnbar find, die ich mir sehr gemütlich hergerichtet habe. „Der ganze ursprünglich großartige Bau des Schlaffes, der weite Burghof, auf dem GraS und Unkraut wuchern, die hohe, wappengezierte Umfassungsmauer, die an einzelnen Stellen bereits zerbröckelt, alles die» erzählt von Hinfälligkeit und Niedergang. „Sin wehmütiger Anblick! „Einige Becker, wenig« Wiesen ruck ein Stück Wald gehören begeht, soll dieses Jubiläums, sowie der Segnungen, die durch Gottes Gnade die Innere Mission in ihrer Arbeit unserer Kirche und unserem Volke gebracht hat, schon in dem Gottesdienste des morgenden Sonntags gedacht werden. X -j- Mit dem Baue des hier zu errichtenden Seminars wird nünmehr Ernst gemacht. Nachdem am heutigen Sonnabend durch einen Vertreter des königl. Landbauamtes aus Chemnitz die er forderlichen Absteckungen vorgenommen wurden, werden am Mon tag die Ausschachtungsarbeiten ihren Anfang nehmen. Die Aus führung des Baues ist den Herren Baumeistern Jahn und Nestler gemeinsam übertragen worden. Dieselben haben sich verbindlich gemacht, den Bau derart zu fördern, daß bis zum 15. November d. I. dar Erdgeschoß des umfänglichen Hauptgebäudes und seiner 3 Flügel fcrtiggestellt sein wird und das ganze Seminar selbst im Rohbau am 30. Juni 1900 übergeben werden kann. Vor läufig wird nur der Bau des Hauptgebäudes intl. der Flügel in noch zu Schloß Burgdorf. Mein Studierzimmer habe ich mir mitten im Walde, eine gute Viertelstunde vom Burghofe einge richtet. Dort steht eine kleine, verlassene Kapelle. In ihr arbeite ich jetzt und schreibe an Dich. Du wirst den Kopf schütteln und das wieder eine Marotte nennen. Aber, Freund, ich versichere Dir, es ist der natürlichste und gescheidteste Einfall, den ich in meinem ganzen Leben gehabt. Durch das hohe Spitzbogenfcnster, vor dem mein Schreibtisch steht, kann ich gerade auf den hohen Lindenbaum blicken, in welchem mir am ersten Tage meines Hier seins meine Muse erschienen ist. Hier hat sie mich aus den Mund geküßt. Drum, Freund, wenn ich hier nichts Großes, nichts Er habenes schaffen kann, dann begrabe die Hoffnungen, die Du auf mein bescheidenes Talent gesetzt hast. „Wie dieser Musenkuß auf meine Lippen gedrückt worden? Ja, Freund, das ist ein Abenteuer, so einzig aus Duft und Glanz, Schönheit und Poesie gewoben, daß selbst die Feder des Dichters cS nicht zu beschreiben vermag. Du prosaischer Mensch würdest mich ja doch nicht verstehen, wenn ich Dir sprechen wollte von ihren wallenden Locken, die wie gesponnene Sonnenstrahlen ein lieblich rosiges Antlitz umgeben, auS dem ein Paar dunkle Augen glänzen mit unergründlich tiefem Blick. Und diese roten, frischen Lippen. Wer ihren keuschen Hauch einmal auf den seinen gefühlt . Aber Du verstehst daS freilich nicht, was der fühlen muß in alle Ewigkeit. Dennoch hätte mich all diese be strickende Schönheit wohl nicht so ganz gefangen genommen, wenn nicht der tiefe geheimnisvolle Zug der Seele mich mächtig ange- weht hätte auS den wenigen Worten, die sie zu mir sprach. Ich fand sie lesend in meinem „Walhall". Sie nannte mich bei Angriff genommen; mit dem Bau der UcbungSschule und der Turnhalle wird erst nächstes Jahr begonnen werden. DaS Se minar wird eine Frontlänge von ca. 94 Metem (also ungefähr die Länge des Marktes) und eine Tiefe (der Flügel) von 29 Metern haben und 3 Stockwerke enthalten. Für die Dauer des Baues wird ein eigenes Baubüreau auf dem Bauplatze errichtet werden. DaS für den Bau erforderliche Waffer wird einem im Bereich des Bauplatzes zu grabenden Brunnen entnommen werden; von der für diesen Zweck ursprünglich geplanten Wasserleitung ist abgesehen worden. Auf dem Bauplatz befinden sich schon statt liche Mengen von in der letzten Zeit angefahrenen Bruchsteinen, welche sür den Grundbau und die Keller Verwendung finden werden. -s Nur noch heute, Sonnabend, ist im Kaiserpanorama die mit Recht so überaus beifällig aufgenommene Bilderseric „Andrees Ballonfahrt" zu sehen. Von morgen, Sonntag, wird die völlig meinem Namen, obgleich sie mich zum ersten Mal sah, und sagte, daß sie es liebe, dies, mein Lieblingswerk, um deffcntwillen sie mich so viel angefeindet haben. Aber laß mich nicht darauf zu rückkommen. Ich gehörte ja zu Jenen, die thöricht genug ihr volles Herz nicht wahrten. Doch verzeihe, alter Freund, ich will nicht auch noch meine Briefe mit Betrachtungen über dies Thema anfüllen." Hier ließ er die Feder sinken, stand auf und machte, die Hände auf dem Rücken, einen Gang durch den Raum. Dann lehnte er daS Haupt gegen das Fenster und starrte hinaus in die mondhelle Frühlingsnacht. WaS hätte Freund Worrmann wohl gethan, wenn ihm an seiner Statt Elfes sonnige Locken aus dem hohlen Baum dort drüben entgegen geschimmert hätten? Er hätte sicher die Achseln gezuckt und wäre vorbeigegangen. Junge Mädchen, dies Romane lesen, erregten stets seinen Zorn, mochte auch sein liebster Freund sie geschiieben haben, gleichviel. Ihm galt die Spezies „Haus frau" unter dem weiblichen Geschlecht als ein notwendiges Uebel für ein einigermaßen bequemes Leben. Konnte man sich ohne eine solche behelfen, desto bester. So machte er cS. Als Roland ihn einst gefragt, weshalb er nicht wenigstens seine Schwester bei sich habe, um eine angenehmere Häuslichkeit zu besitzen, hatte er, seine Brillengläser putzend, entgegnet: „Sie würde das für eine Gefälligkeit ansehen, und daher allerlei gesellschaftliche Ansprüche an mich stellen." „Aber Du mußt Dich doch oft nach Jemand sehnen, mit dem Du Deine Gedanken auSlauschen könntest." „Als ob das mit einem Frauenzimmer überhaupt möglich