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hier nicht immer und immer wieder die starke Bevor zugung der Oper gegenüber dem Schauspiel in die Er scheinung treten würde. ES ist von dem Herrn Kollegen Siegert darauf hin gewiesen worden, daß eine Reihe von Experimenten mit neuartigen Opern gemacht worden sind, für die das Publikum nicht volles Verständnis hat. Es ist außer- ordentlich schwer, hier eine richtige Grenze zu ziehen. Experimente sollte man'nicht grundsätzlich verdammen, man muß allerdings den Wunsch haben, daß nicht auf Grund solcher Neuaufführungen und auf Kosten solcher Experimente der gute Spielplan und auch die Wieder- aufnahme von bewährten Aufführungen nicht behindert oder beschränkt wird. Ich habe mich gefreut, daß wir im Ausschuß erfuhren, daß man sich mit einer Neu- inszenierung des Ringes von Wagner befaßt. Was die Ausstattung, um dabei noch einen Augen- blick zu verweilen, anlangt, so wiederhole ich, ich habe volles Verständnis dafür, daß wir auch der Konkurrenz anderer Theater wegen in der Ausstattung Besonderes leisten müssen. Aber ich glaube, cs wird Aufgabe der Theaterleitung sein, gerade auch hier den rechten Mittel weg zn gehen, Übertreibungen zu vermeiden. Sie wer den mich nicht davon überzeugen, daß die Ausstattung, die wir für „Turandot" angewandt haben, die doch auch gewisse Differenzierungen nach der protzenhaften Seite von Mailand aufwies, in diesem Ausmaße unbeding nötig war. Man könnte künstlerisch mit Recht darüber streiten, ob nicht sogar der Musik Gewalt angetan wird. Jedenfalls hat hier die Art der Ausstattung zum wesent lichen Teile das Übergewicht über die musikalische Wer tung gewonnen. Es hat auch bei der Ausstattung die Sparsamkeit, die wir bei früheren Inszenierungen erlebt haben, nicht Platz gegriffen. Trotz meiner An- frage ist die restlose Klarstellung wo denn eigentlich die Summe für die ,.Turandot"-Aufsührung im Etat unlergebracht wordeu ist, nicht erfolgt. Ich habe mir bei »Boris Godunow" die Mühe gemacht, die Herstellung zu kontrollieren, und dabet festgepellt daß man hier bi- auf den letzten Faden altes Heu, mühselig aufgebraucht, gewendet, neugestaltet hat in au» gezeichneter Weise. Dieses System hat man nicht blo teilweise, sondern absolut verlassen bei »Turandot". über den Spielplan will ich im einzelnen nich sprechen, es wäre noch viel dazu zu sagen. Wir wollen aber das eine nicht vergessen, daß wir in unseren Muster leistungen,tnunferenSpitzenaufführungen, Darbietungen haben, die unerreicht sind. Ich wünschte, ich dürfte zum Ausdruck bringen, daß auch das für die Dauer aller Vorstellungen gilt, denn bei sehr vielen Wiederauf nahmen hat sich schon gezeigt, daß sie nicht restlos er freulich sind. In diesem Zusammenhänge muß ich be- tonen, daß der Herr Generalmusikdirektor Busch zu nächst im wesentlichen für die Dresdner Oper da ist und wir wünschen auf der anderen Seite, ihn nich kleinlich zu beschränken, daß er von Dresden aus in de Welt wirkt. Ich habe im Ausschuß auSaeführt un wiederhole das hier, das ist auch eine Propaganda tätigkeit für Dresden. Ich erinnere daran, daß viel >egrüßen, wenn auf diesem Wege fortgeschritten würde, »a hier eine Kunst liegt, die einer gewissen Hilfe, Er- eichterung und Förderung dringend bedürftig ist. Ich verkenne die Schwierigkeiten in der Besetzung, nament- ich bei der erstklassigen Besetzung, nicht, aber ch habe doch den Eindruck, daß bei einer etwas besseren organisatorischen Leistung in sehr vielen Fällen die Aus- silfStätiakeit auswärtiger Hilsskräste an der Oper — ch spreche hier nicht von den Gastspielen Prominenter, ondern mittlerer Kräfte — gegen die selbst ich nichts agen will, und die wesentlichen Kosten hätten vermieden verden können. Die Schwierigkeiten der Regieführuna im ver- gangenen Jahre waren groß. Den Fall Mora wieder rufzurollen, ist kein Anlaß. Daß künstlerisch sein Scheiden redauert werden muß, möchte auch heute gesagt werden. Aber daß man dem neuen Regisseur, dessen Leistungen wir mit großen Erwartungen entgegensehen, als einzige Möglichkeit der ersten Vorstellung nur „Die Frau ohne Schatten" gab, wo er mit vorhandenen Mitteln im wesentlichen arbeiten und weniger von Eigenem geben konnte, erscheint niir bedauerlich. Ich habe mich im Ausschuß noch über einige Kleinig keiten ausgesprochen. So über die Frage der Programme, die für 40 Pf- außerordentlich wenig, außerdem nicht immer sehr schöne und künstlerische und gut reproduzierte Bilder bringen. Wir wünschen weiter, daß die viel- gerühmte Sparsamkeit nicht an, falschen Platze und in Kleinigkeiten angcwendet wird, daß man z. B. auch bei Prominenten länger wie nötig den Abschluß von Ver trägen verzögert m der Hoffnung, man könne sie noch mit etwas Zuwarten etwa- billiger bekommen. Ob eS nötig war, beide Theater zu gleicher Zeit zu schließen, dafür aber die Ferien auch wieder so kurz zu machen, wie cs gegenwärtig der Fall ist, ist eine Frage, über die man sehr verschiedener Ansicht sein kann. Ich persönlich bin ja der Ansicht, daß man im Sommer ruhig Theaterferien machen könnte, aber ich glaube, es wäre auch sehr wesentlich, wenn wir eine Einrichtung träfen, die es ermöglicht, daß wenigstens daS eine Theater offen gehalten wird, da)ür könnte ja das andere Theater etwas länger Ferien machen. Ich freue mich, daß die Regierung mit uns der Auf fassung ist, daß es außerordentlich zweckmäßig ist, ein mal klarzulegen, wie die Organisation ist, warum sie so ist und wie sie an anderen Stellen ist, damit wir Vergleichsmöglichkeiten haben, denn mit der Erklärung allem, daß man eS so gemacht hätte nach bester Uber- zeugung und^ bestem Wissen, ist natürlich nichts getan. Ich würde aber bitten, daß die Denkschrift über alle Punkte, über die wir im Ausschuß und hier gesprochen haben, eingehend Klarheit bringt. DaS Theater ist eine Angelegenheit deS ganzen Volkes, und wenn hier Kritik geübt wird, so wird sie geübt mit warmem Herzen und großer Besorgnis, daß der hohe und gewaltige Ruf, den unsere sächsischen Theater haben, auch weiterhin erhallen bleiben möge. Der Herr Minister hat im Ausschuß in sehr fein durchdachten Ausführungen darauf hingewiesen, wie unendlich auch das Theater leidet unter der gegen wärtigen Kulturkrise. ES will mir scheinen, daß die Sprechbühne noch in stärkeren: Maße in Erscheinung zu treten hat wie etwa die Oper. Deshalb glaube ich, daß wir bei deu Möglichteitcn, die wir haben, die Ver- pflichiung haben, aus dem Schauspielhaus ebenso wie bei der Oper die führende deutsche Sprechbühne immer weiter noch werden zu lassen. (Bravo! b. d. Dem ) kollektiven Gestaltung, in der kollektiven Gesinnung u»d also in der kollektiven Kunstform. Der einzige, den man wirklich al- Kronzeugen für die proletarische Bühne von der Bühnentagung in Magdeburg zitieren kann, ist Toller, der erklärte: Die Volksbühnen als Bühnen deS Volke- sind verpflichtet, au- einer revolutionären Gesinnung heraus Bildungsarbeit zu leisten. Die Volksbühnenbewegung, die in der Arbeiterbewe gung der Vorkriegszeit wurzelt und ursprünglich gesunde Elemente de- aufstrebenden Kampfes de« Proletariats um seine geistige Befreiung in sich barg, ist heute herabgesunken zu einem simplen Kon sumverein für Theaterbillette. Meines Wissens hat beispielsweise die Dresdner Volksbühne kaum jemals versucht, in energischer Weise auf den Spielplan der Theater einzuwirken. Wenn uun heute in der gegenwärtigen Kunstepoche deS Bürgertums der Versuch gemacht ist, neue Formen der Kunst zu finden, wenn vielleicht im Ausfluß der revolutionären Bewegung deS Proletariats Wider spiegelungen dieser Bewegung in dem Bürgertum zu beobachten waren, die sich ausdrücklen in futuristischen Experimenten, in Expressionismus, die sich au-drückten in den verschiedensten einzelnen individuellen und teil weise Gruppen-Kunstauffassungen und Kunstformeu, so zeigt sich heute bereits, daß die bürgerllche Gesellschaft außerstande ist, eine neue Kunstform hervorzubrinacn. Tie ist deshalb außerstande dazu, weil eS der Gesell schaft am Inhalte fehlt, sie weiß nicht: was soll denn nun den Inhalt dieser Form ausmachen? Deshalb ist sie in ihren Formen auf Äußerlichkeiten angewiesen, und diese Äußerlichkeiten schlagen in Ponip nm, sie repräsentieren sich in prunkhaften Inszenierungen, in der absoluten Übertreibung alles Äußerlichen in der Kunstform und Kunstgestaltung. Das sehen wir an den verschiedensten Experimenten, die auch an der Bühnenwerkeu der letzten Zeit gemacht worden sind In engstem Zusammenhang damit steht das heutige Star-System an den Bühnen, das seinen Ausgangs punkt, wie cs gar nicht anders sein kann, in Amer,la hat. Dieses Stargagensystem hat den sozialen Unter schied auf der Bühne noch viel stärker herausgcarbeitct, als eS in der Vorkriegszeit der Fall gewesen ist. Wir beobachten das auch an den CtaatStheatern. Tie Gagen, die dort im einzelnen gezahlt werden, stehen in krassen: Widerspruch zu der Entschädigung — denn von Gehalt und Lohn kann man nicht sprechen —, die die breiten Schichten derjenigen erhalten, auf deren Mitwirkung die prominenten Künstler angewiesen sind. Wenn der Chor versagt, wenn die Statisterie versagt, wenn die Heizer, die Techniker und Bühnenmeister versagen, dann kann sich Herr Hirzel Glacehandschuhe anzichen, seine Noten nehmen und vielleicht im Aus stellungssaale sich hinstellen und als Gesangsmeistcr oder als Sänger auftreten, aber nicht in der Oper spielen. Vir sehen nicht, daß sich die Regierung Mühe gebe, gegen das System anzukämpfen. Aus jeden Falt aber müssen die schlechtgestelltcn Schichten der Schauspielcrschast und Sänger besser bezahlt werden als jetzt. (Lehr richtig! linkS.) In Zusammenhang mit dieser Frage steht auch die Monopolisierung und Rationalisierung des Theater- bctriebes. Ich verweise nur darauf, daß durch die Prominentenpolilik die einzelnen Theaterkonzerne» die sich gebildet haben, die anderen Schichten der Künstler, Schauspieler und Sänger in ihren Löhnen wesentlich herabgedrückt haben und anderseits diesen Künstlern ihre Existenzbasis mehr und mehr verschmälert haben. Und man muß sagen, daß auch im Staatstheater drüben die Tinge nicht anders liegen: auf der einen Seite riesenhafte Gagen und auf der anderen Seite soziales Elend. Ter Intendant hat bei dem Antrag der Kommunistischen Partei auf Erhöhung der Spielgelder für Statisten und Ehorschüler erklärt: Ja, cS handelt sich hier um Leute, die aus idcalistischen Prinzipien sozusagen froh sind, daß sie einen Blick hinter die Kulissen tun können, daß sie Gelegenl)eit haben, Kunst zu genießen, denen vielleicht sogar die Statisterei als Sprungbrett sür eine eigene selbständige künstlerisch- schauspielerische Betätigung dienen kann. Selbst wenn das der Fall wäre, so ist damit noch längst nicht die hundemäßige Entlohnung dieser Kreise gerechtfertigt. (Sehr richtig! b. d. Komm.) Aber man kann es auch anwendcn auf die Herren mit den hohen Gagen. Wenn nach meinen Informationen Hirzel heute 45000 M., Busch heute 60000 M. und sehr viele an dere Sänger 30000 M. Jahresgage haben, warum sagen Sie den Herren nicht, sie mühten doch aus Interesse deS künstlerischen Idealismus für eine niedrigere Gage arbeiten,um die Kunst zu fördern, nur im Interesse der Kunstentwickluna tätig zu sein? Da wird dieser Einwand der idealistischen Stellungnahme zu den Fragen der Kunst nicht erhoben, sondern immer nur dann, wenn eS sich um die niederen ausgebeutetcn rheaterfchichtcn handelt. Wir haben einen Antrag eingebracht, nach dem die Regierung aufgefordert wird, die Spielgelder für Ehorschüler und Statisten um 100 Proz. zu erhöhen. Die Sozialdemokratische Fraktion hat «inen ähnlichen Antrag, der besagt, Laß die Entschädigung auch an die Logenschließer erheblich erhöht werden soll. Ein Ehorschüler kommt heute im allgemeinen im Durchschnitt auf ein Monats einkommen von 10 bis 15 M., oft ist es noch viel > weniger. Für den Abend wird ihnen bezahlt 1 M. bis 1.60 M. Tie Proben werden ihnen mit 1 M. vergütet, die Dauer der Proben geht oft über 3 Stunden hinaus. Ja, da- heißt doch einfach diese Mädchen und Frauen, die dort arbeiten, in die Arme der Prostitution treiben mit einer solchen Politik, wie sie hier auf dem Gebiete deS Gehalts getrieben wird. Dabei müssen die Leute die Schminke selbst bezahlen; die Kostüme, die sie be- , kommen, sind beschmutzt und durchschwitzt, das ist eine kolossale Ansteckungsgefahr. Es kommt aber dann hinzu, daß ja die Lhorschulerinnen außerdem Gesangsunter richt nehmen müssen, die Stunde mindesten« zu 3 M. l Also zusammenzefaßt, am Theater de« sächsischen Staate« , wird Kunstproletariat gezüchtet, das keine Aussicht hat, - sich einmal emporzuaroelten. Der Etat für Ausstattung und Trachten ist außer- > ordentlich hoch. ES wird hier in außerordentlicher Weise mit dem Gelbe der Steuerzahler gewirtschaftet für Au«- Abg. Böttcher (Komm.): Der Etat der sächsischen Staatstheater erfordert in diesem Jahre einen Zuschuß von rund 2 Mill. M. Schon allein diese Tatsache ver pflichtet zu einer energischen, tiefgehenden Kritik. Ter ganze moderne kapitalistische Kulturrummel der Gegen wart hat diesen heiligen Tempel der Muse längst ent weiht. Was übriggcblieben M, ist bestenfalls künst lerischer Jahrmarkts betrieb. Wenn man sich heute die literarische Produktion anschaut, dann wird man sehr schnell erkennen, daß dieser Produktion jeder tiefe, sitt- liche und geistige Inhalt fehlt. Ein ganz hervorragender Mangel an guten Stücken ist vorhanden. Ta- ist alles nur die Widerspiegelung der Tatsache des Verfall» und der Dekadenz der bürgerlichen Gesellschaft. Herr Abg. Weckel hat in seinen Ausführungen auf die Volksbühnentagung in Magdeburg verwiesen. Er hat dabei auch Iuliu« Bab und Restriepke zitiert. Ich weiß nicht, inwieweit Herr Abg. Weckel mit Bab und Nestriepke übereinftimmt, aber au- der Praxi- der Theaterkritik der Vergangenheit zeigt sich sehr klar, daß Bab und Nestriepke zu den reaktionären Kultur- und Kunstbonzen in der BolkSbühnenbewegung gehören. Nestriepke ist e« gewesen, der mit seinen Ordnern gegen die Bolk-bühnen in Berlin, beispiel-weise gegen Pi«ka- tor den Kampf ausgenommen und durchgesetzt hat, daß Pi-kator« Regie »Gewitter über Gotland" in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr zur Aufführung ge langen durfte. Es ist eine Tatsache, das heute die Dichter und auch die Schauspieler zum großen Teil jeder seinen eigenen Individualismus kultivieren, jeder im eigenen Individualismus in der Darstel lung der Dichtung, in der Musik, auf dem Theater Kunst zu geben versucht, während der Sunstwille und as Kunstschaffen de« Proletariat« sich äußert in der muß dann auch die Möglichkeit einer Gemeinde dazu haben, und die Wirksamkeit eine« Gtaat-tbeater-, da« einem ganzen Volke zu dienen berufen ist, kann sich nicht auf irgendeine Weltanschauung in bestimmter Nichtttttg einstellen. Deshalb begrüßen wir diese Viel seitigkeit und auch die Einrichtung der aktuellen Bühn«, über die wir näher im Ausschuß gesprochen haben. Man hat von außen her im vorigen Jahre durch Interviews in der Zeitung, wobei ja maßgebende Stel en in der Verwaltung nicht ganz unschuldig gewesen ein sollen, über die Arbeitsorganisation im Schauspiel- >auS manche» Törichte gesagt. Wir dürfen feststellen, daß sie funktioniert hat, und wir freuen uns darüber. Ich möchte weiter feststellen, daß wir un- deS Ein drucks nicht erwehren können, als würde im Gejamt- rahmen der sächsischen Staatstheater daS Schauspielhaus etwas stiefmütterlich im Verhältnis zur Oper behandelt. Ich weiß nicht, ob das noch Nachklänge aus alten dynastischen Zeiten sind, wo man die Oper pflegte, um Repräsentationspflichten zu genügen, und neben der Oper auch noch ein Schauspiel so nebenher hatte. Jeden falls müssen wir, wenn wir die Dinge einmal Ziffern- mäßig ansehen, zunächst feststellen, daß eine ganz klare Übersicht, welche Kosten da auf die beiden Arten Thea ter aufgewendet worden sind, au- dem Etat nicht voll ständig un einzelnen zu gewinnen ist und ich stimme mit Herrn Kollegei: Siegert überein, daß da in vielen Punkten eine klarere und deutlichere Darstellung möglich ist, und die erwarte ich von der Denkschrift. Ich will hier vor der Öffentlichkeit einmal feststellen, daß die Einnahmen bei der Oper sich zu denen beim Schau- spielhauS verhalten wie 6:10, etwas über 1 200000 M. zn 2000000 M., während die Ausgaben sich verhalten wie 15 beim Schauspielhaus zu 38 bet der Oper. Ich verkenne dabei durchaus nicht, daß die Aufwendungen für die Musik al- solche, die Gagen der Sänger, Auf wendungen für Chor und Staatskapelle selbstverständlich einen höheren Etatansatz rechtfertigen,als eS beim Schau spiel der Fall ist, aber eS scheint mir doch trotzdem immer noch ein nicht unwesentliches Mißverhältnis zu bleiben, da» wir nicht rügen aus Gründen der Gerech tigkeit allein, sondern rügen, weil wir gerade in dieser Etustcllung eine Gefahr sehen, auf die ich später noch zu sprechen kommen will. Wir haben uns ja im Ausschuß sehr ausführlich über die Gagen der Sänger unterhalten, und ich glaube, wir wären alle ganz zufrieden, wenn die Sänger billiger sängen, als sie gegenwärtig singen. Ich bin der Über zeugung, daß man dabei nicht grundsätzlich wenigstens diese scharfe Opposition gegen das Heranziehen aus wärtiger Stimmen machen sollte, wie eS der Herr Kol- lcae Siegert eben getan hat. Die Sänger danach zu differenzieren, wo sie ihren Geburtsort haben, ist außer- ordentlich schwierig. Im Zusammenhänge damit müssen wir auch Verständnis dafür haben, daß natürlich in der Aus- stattungSfrage Kosten erwachsen, die wesentlich erhöht sind. Ich bin davon überzeugt, daß wir auch die großen Werke der deutschen Literatur oder der Weltliteratur — man kann streiten, ob man Faust 11 ausführen soll oder nicht —, daß wir auch ein solches Werk, daS eine solche Ausstattung erfordert, auf unsere Bühne bringen könnten, wenn man hier mit gerechtem Maße messen würde, wenn eicht allzusehr die jetzt neben ihm wirtenden anderen beiden Kapellmeister in den Schatten gestellt sind, und ich glaube, daß man hier Wege finden kann und wird, um etwaige Schwierigkeiten auSzngleick>en. Ich habe mich gefreut, daß auf unsere Anfrage im Ausschuß -uaesagt wurde, daß die Korrepetitoren eine gewisse Verbesserung erhalten sollen, die unendlich wichtig im Verborgenen arbeiten und mehr verdienen müssen. Für Kapelle und Ehor ist ja auch kein Wort de- Lobe» zu ger ng, und e« war mir erfreulich zu ören, daß die Differenzen nicht rein künstlerischer, ondern anderer Art in der Kapelle zum Ausgleich ge- ommen sind. Ich möchte hier einmal vor der Offent- ichkeit aussprechen, daß die Leistungen deS ChoreS von >er Allgemeinheit oft verkannt werden und unendlich bedeutsam sind. Ihn: und dem Leiter sind wir zu großem Danke verpflichtet. (Abg. Vr. Seyfert: Sehr richtig!) Man hat deu Versuch gemacht, auch dem Ballett etwas mehr Raum zu geben. Ich würde eS