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ch die Regierung zu ersuchen, bei der Reichseisen- bahnverwaltung darauf hinzuwirken, dab auf der Gchmalspurlinie Mülsengrund der Rollbock verkehr baldigst eingeführt wird; >. u) die Regierung zu ersuchen, bei der Reichseisen- bahnverwaltung mit Nachdruck dahin zu wirken, dab die längst erstrebte Bahnlinie Neuhausen— Bienenmühle baldigst gebaut wird; d) die Eingaben Nr. 1451 und 1480 (Prüfungs ausschuß) der Arbeitsausschüsse Sayda und Neuhausen durch den gefaßten Beschluß für erledigt zu erkläre«; - die Regierung zu ersuche», erneut bei der Reichseisenbahnverwaltung vorstellig zu werden in der Hinsicht, den Bau der Bahnlinie GeyerS- dorf—Königswald unverzüglich fertigzuflellen; 4 n),die Regierung zu beauftragen, bei der Reichs- bahndirektion mit Nachdruck dahingehend zu wirken, daß die schon seit Jahren erstrebte Eisenbahn Aue—Zschorlau in Bau genommen wird: Scheffler. b) die Gemeinde Zschorlau nnd die übrigen be- teiligten Gemeinden bei ihren Bemühungen nur eine Bahnverbindung zu unterstützen. Ber.-Erst. zu Ziff. 1 Abg. Graupe (Soz.): Ter HauS- -altausschuß L hat in seiner Sitzung vom 8. Februar zu einer Reihe Anträge und Eingaben von Inter essentenkreisen Stellung genommen, die bezwecken, Bahnneubauten vorzunehmen sowie bereits geplante Eisenbahnprojekte durchzuführen. Es wurde von feiten der Regierung darauf hingewicsen, daß die Reichsbahn- Gesellschaft kerne Mittel hat, um irgendwie diese Bahn- neubauten in Sachsen zu fördern. Bon sozialdemo kratischer Seite wurde mit Bedauern fcstgestellt, daß der Freistaat Sachsen von feiten des Reiches äußerst stiefnrütterlich behandelt worden ist wie in allen übrigen Fragen, so auch in der Frage des Ausbaues unseres Eisenbahnnetzes. In dieser Richtung haben alle Parteien die gleiche Auffassung vertreten, und eS ist der Borwnrf, den man früher gemacht hat, daß das so sei, weil eine sozialistische Regierung in Sachsen ist, hinfällig geworden, denn jetzt haben wir eine gut rechts eingestellte Regierung, »nd trotz alledem finden die Wünsche, die ans Sachsen kommen, bei der Reichs- regierung und selbstverständlich auch bei der Reichs- bahngeseuschast sehr wenig Gehör. Es wurde der Grundsatz ausgestellt, daß in erster Linie der Güter verkehr gehoben werden müsse. Das lüge im Interesse der Wirtschaft, da festgcstellt sei, daß eine Steigerung deS Güterverkehrs in Sachsen um 120 bis 1M Proz. zu verzeichnen ist. Es ist in Sachsen auch eine kolossale Arbeiterumschichtung erfolgt, so daß man natürlich nicht allein den Grundsatz in den Vordergrund stellen kann, den Güterverkehr zu heben, sondern man muß zugleich auch den kolossalen Mcnschenverkehr infolge dieser Arbeiterumschichtung in Betracht ziehen. Auf eine Anfrage von mir wurde im Ausschuß v auch von der Regierung erklärt, daß allerdings eine bestimmte Ver pflichtung des Reiches vorliege, auf Grund eines Staatsvcrtrages, für die Erstellung von Bahnneubauten größere Mittel zur Verfügung zu stellen, daß aber vorläufig keine Aussicht bestünde, vom Reiche größere Mittel zu bekommen. Die Regierung hat dem Ausschuß eine Übersicht über die im Anfang des Jahres 1928 beim Wirtschafts ministerium vorliegenden Anträge und Wünsche auf Eisenbahnbauten und über die in Betrieb genommenen Linien vorgelegt. Aus dieser Übersicht ist ersichtlich, daß doch für einzelne Eisenbahnlinien vom Reiche be sondere Mittel zur Verfügung gestellt worden sind, z. B. für die Linie Löbau—Obercunewalde 6467000 M. und für die Linie Borna—Großbothen 922000 M. Da in den letzten Wintermonatcn in Sachsen im Eisenbahn verkehr kolossale Stockungen etngetreten sind, hat die ReichScisenbahn also doch ein Einsehen gehabt. Auf Grund dieser Tatsachen konnten die Regierungsvertreter im Ausschuß L erklären, daß jetzt bei der Reichseisen- bahn eine größere Geneigtheit besteht, bestimmte in Aussicht yenommene Projekte in Angriff zn nehmen, bzw. schon 'm Bau befindliche Neubauten jetzt endlich durchzuführ^ Der Antrag Nr. 523, der von der Deutschen volk-- partei gestellt wurde, ersucht, den Bau einer Eisen bahnlinie von Adorf nach Hof in die Wege zu leiten. In gleicher Richtung geht die Eingabe de- Stadtrats von Adorf, sowie, allerdings etwa- abweichend, eine Eingabe der Gemeinde WiederSberg. über die Rich tung, die diese neue Bahnlinie nehmen soll, herrscht in Interessentenkreisen Meinungsverschiedenheit. Darüber ist das Nötige schon bet der ersten Beratung gesagt worden. Der Ausschuß ist einstimmig zu dem Beichluß gekommen, dem Landtag zu empfehlen, den Antrag Nr. 523 anzunehmen, sowie die Eingabe der Gemeinde WiederSberg als Material der Regierung zur KenntniS zu überweisen. Den Antrag unter 1s habe ich gestellt, weil die Ge meinde Mülsen St. NiklaS bereit- eine derartige Ein gabe an den Landtag eingereicht hat. Wir haben im Ausschuß v die Eingabe mit beraten, und ich bitte, durch Annahme dieses Antrages den Wünschen der Inter essentenkreise Rechnung zu tragen. (Bravo!) Ber.-Erst. zu Ziff. 2 Abg. Siegnoth (Soz ) vor- zichtet aufs Wort. Ber.-Erst. zn Ziff. 3Abg. Gerlach (Soz.): Der Bau der Plattentalbahn ist dringend notwendig aus wirtschaft lichen Gründen zur Erschließung des Erzgebirges und zum Ausbau einer Industrie. Dieses Projekt hat schon '« Friedenszeilen die damalige Ständekammer be- schäftigt, und 1913 ist auch beschlossen worden, daß diese Bahn gebaut werden sollte. Durch den Krieg ist das jedoch verhindert worden, die Bahn ist erst nach dem Kriege in Angriff genommen worden, aber nur teilweise. Die ganze Strecke von Wiesenbad bis Königswald beträgt 8 Km, und es wäre ohne weiteres möglich gewesen, die Bahn restlos fertigzuflellen, es hat aber seinerzeit am Willen der Reichsbahn ge mangelt. Die Bahn ist vorläufig fertiggestellt von Wiesenbad bis Geyersdorf, also in einer Länge von 6 Km, und eS müssen noch 2 Km fertiggestellt werden von Geversdorf bis Königswald. Um den Bau dieser 2 Km langen Strecke noch verwirklichen zu können, fehlen 260000 M., die die Reichsbahn behauptet nicht aufbringen zu könne«. AuS diesem Grunde ist die sächsische Regierung dazu gekommen, 162000 M. der Reichsbahn als Darlehn zur Verfügung zu stellen; die restlichen 80000 M. sollen von den beteiligten Ge meinden und dem Bezirksverband Annaberg und 20000 M. durch die Interessenten aufgebracht werden. Am 1. Januar d. I. sollte die Bahn fertig sein, es ist aber nichts daraus geworden. Der Regierungsvertreter erklärte hierzu, daß die Verhandlungen mit den Interessenten sich außerordentlich in die Länge gezogen hätten, dab deshalb die Bahn am 1. Januar des Jahres 1928 nicht fertig geworden sei, daß aber im Früh jahr d. I. ganz bestrmmt die Bahn fertiggestellt werden soll. Ich bitte um Annahme des Ausschußantrages, der einstimmig gefaßt worden ist. Ber.-Erst. zu Ziff. 4 Abg. Hentschel (Wirtsch.): Eisenbahnanträge sind langwierige Dinge. Das beweist auch das Beispiel, das uns hier vorliegt, wonach die Gemeinde Zschorlau Anschluß sucht an das Eisenbahnnetz, eine Angelegenheit, die den Landtag schon viele Male und schon sett Jahrzehnten beschäftigt hat. Es handelt sich um eine kleine Linie, welche die Verbindung mit der Eisenbahnlinie Aue—Adorf Herstellen soll. Früher hat man die Verbindung weiter über Zschorlau in das Vogtland geplant. Die Reichsregierung hat das 1923 abgelehnt. Zschorlau ist eine Arbeiterwohnsitzgemeinde und zählt etwa- über 5000 Einwohner. D,e ganze Belegschaft, die alltäglich durch das Zschorlauer Tal m das Auer Tal wandert, hat al- einzige VerkehrS- möglicdkeit eine PostautoomnibuSverbmdung. Aber solche Poftomnibusverbindungen sind ja, wie wir wissen, für die tägliche Benutzung ersten- zu teuer, und zweitens können sie den Stoßverkehr, der tatsäälich vorhanden ist, nicht aufnehmen. Dazu ist auch der Frachtverkehr mit diesen Postomnibusverbindungen nicht mit zu erledigen. Daher hat sich die Gemeinde an eine Privatgesellschaft gewandt, um eine solche Bahn- Verbindung von Aue nach Zschorlau zu schaffen. Der Ausschuß will den Wünschen der Gemeinde Zschorlau mit seinem Anträge unter 4d Rechnung tragen. «bg. «cheffler (Komm): Wir haben im Ausschuß und tm Plenum Anträge gestellt, die darauf hinaus laufen, daß die Regierung beauftragt werden foll, mit besonderer Energie bei der Reichsbihndirektion hahin zu wirken, daß endlich wieder einmal neue Eisenbahn linien erstehen. Wir könne» feststellen, daß seit Jahren keine neuen Eisenbahnlinien gebaut worden sind ent- gegen dem Versprechen, welche- damals die NeichS- Vahn-Gesellschaft abgegeben hat, al- die Eisenbahn dem Reiche übergeben worden ist. Die hier zur Besprechung stehenden Bahnprojekte sind unbedingt nötig, inSbe- sondere der Bahnbau Aue—Zschorlau au- der» schon vom Herrn Berichterstatter erwähnten Gründen. Da- einzige Verkehrsmittel ist ei« Postauto. Wer Gelegenheit hatte, diesen Poston,nibuS zu benutze», der muß feststellen, daß es ein Skundal ist, wie dort die Menschen hineingepfercht werden. Sie werden wie Vieh hiueingepretzt für ihr teure- Geld. Es ist un möglich, daß die Arbeiter diese» Omnibus benutzen können. Ich erwähne nebenbei, daß eine einzige Fahrt von Aue nach Zschorlau oder umgekehrt 70 Pf. kostet, das sind in 6 Tagen 12 Fahrten, die kosten 8,40 M. Die ReichSregierung lehnt bekantlich derartige produktive Ausgaben ab, sie hat natürlich andere Ber- pslichtungen, die zwar nicht im Interesse des Prole- tariats liegen, aber im Interesse der Bourgeoisie. Die Arbeiter sollen aber sehe», von wem ihre Interessen vertreten werden. Deshalb haben wir den Minderheit-- antrag unter Ziff. 4a gestellt. Abg. Graupe (Soz.): Wir haben im Ausschuß It auch die Fortsetzung der Eisenbahnlinie von Mylau bis Greiz einer Beratung unterzogen ES wurde seitens der Regierung erklärt, daß die Reichsbahn Gesellschaft mit einem Male auf dem Standpunkt stehe, daß kein Bedürfnis vorliege, diese Eisenbahnlinie von Mylau nach Greiz fortzuftthren. Die Vollendung deS Pro jekts ist einfach eine Frage des Bedürfnisses infolge der allgemeinen Arbeiterumschichtung im Bogtlande. Die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Stickerei- mdustriegebieten, die Reuansicdlung von Industrie zweigen in den vogtländischen Städten und Dörfern und die dadurch hervorgerufene Arbeiterumschicht,mg erfordern einen besseren Eisenbahnverkehr, als wir ihn heute haben. Aus dem Grunde erscheint die Fort führung der Linie von Mylau nach Greiz als eine unbedingte Notwendigkeit. Tann noch einige Worte zu de« Verhältnissen auf den, Bahnhof Elsterberg! Es ist mir mitgeleilt worden, daß der Bahnhof Elsterberg vollkommen un genügend ist, weil etwa 500 Arbeiter von Plauen mit der Bahn kommen, die nach Elsterberg fahren und die allerdings fast gar nicht irgendwie untergebracht wer den können, weil weder genügend Warteraum noch genügend viele Wagen zur Verfügung gestellt werden. Die Arbeiter werden richtig hmeingepfercht in die Wagen. ES ist dringend notwendig, daß die Regierung die Sache einmal untersucht und auf die Reichsbahn- direktion in Dresden einwirkt, damit diese nach meiner Überzeugung für die Arbeiterschaft unerträglichen Ver hältnisse beseitigt werden. Hierauf wird der Auafchußantrag Rr. V81 au« genommen, der Minderheitsantrag unter Ziff. 4» abgelehnt. Punkt 10 der Tagesordnung: Anfrage des Abg. Arzt u. Gen. wegen Herstellung einer elektrischen Straßeubahuverbiudung der Gemeinde Liebertwolk- Witz mit Leipzig (Drucksache Str. SSO) hat sich durch Erteilung der Konzession für die Straßenbahn erledigt. Punkt 11 der Tagesordnung: Erste Veratuug über den Antrag de» Abg. Veck n. «eu., den Ausbau des Eisenbahnwesens in der südliche« Vberlausitz bete. (Drucksache Str. S82) wird zurückgestellt. Damit ist die Tagesordnung erledigt. (Schluß der Sitzuua 6 Uhr 3ö Min. nachmZ