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Nr. 64. I Freitag, den 17. März 1916. 69. Jahrg. 1 ! -- ... — , . - - — I — LFür die vierte Kriegsanleihe soll auch in Schnee« berg eine umfassende Werbetätigkeit eingeleitet iverden, silr die sich die Herre» Lehrer und Schüler bereitwilligst zur Verfügung gestellt haben. Wir richten aber auch an die Bürgerschaft die Bitte, sich al» freiwillige Helfer recht zahlreich in den Dienst der guten Sache zu stellen. Anmeldungen nehmen wir bi- 17. Mürz 1916 nachmittag- 6 Uhr auf dem Rathaus — Zimmer Nr. 7 — entgegen. 8Z Schneeberg, am 16. März 1916. Der Sindtrat. Oeffentliche gemeinschaftliche Sitzung der städtischen Körperschaften zn Ane Donnerstag, dcn I«. März INI« nachm. Nhr. Tagesordnung: Annahme von kleinen Darlehen von feiten der Stadtgemrinde zum Zwecke der KriegSauleihe-Beteiligung. Bekanntmachung. Nenstädtel. Kartoffel-Karten werden noch für die Bewohner des 16. bis 19. Bezirk, die am Dienstag leer ansgegangen sind, ansgegebe». Es kann nur '/§ Zentner abgegeben iverden. Nenstädtel, am 16. März 1916. Der Stadtrat. 6Z Or. Richter, B. Nenstädtel, Borzugs-Bnttermarken werden Montag, den 20. März ISIS nachmittags 2—4 Nhr für 17., 18. nnd 10. Bezirk ausgegeben. Kenstädtel, den 16. März 1916. Der Stadtrat. 6Z Or. Richter, B. Weitere amtliche Bekanntmachungen befinden sich im Beiblatt. Die amtlichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden können in den Geschäftsstellen des „Erzgebirgisch-n BolksfrenndeS" in Schneeberg, Ane, Schwarzenberg und LHßniU eingcsehen werden. " - ! "M" . . ! > WKlritt des Großadmirals von Hirpitz. 16. 3. 16. In aller Frühe traf heute die amtliche Nachricht ein, baß der verdienstvolle Staatssekretär des Reichsmariueamtes vvn Tirpitz zurückgelreteu sei. Die Depesche lautete: , Berliu, 15. März. (Amtlich.) Wie wir hören, hat der Staatssekretär des Reichsmarineamtes, Großadmiral von Tirpitz, seinen Abschied eingereicht. Zn seinem Nachfolger ist Admiral von Ca pelle in Aussicht genommen. Vor kurzem ging Vie Meldung durch die Blätter, daß Herr von Tirpitz erkrankt sei. Man wußte, was zu er warten war. Und nun ists eingetreten. Der Mann, dessen unvergängliche Verdienste um die deutsche Flotte bekannt sind, dessen Name für immer von der deutschen Marine untrenn bar ist, hat die Bürde seines Amtes in andere Hände gelegt. Aus welchen Gründen der tiefbcdancrliche Rücktritt erfolgte, ob nur allein Gesundheitsrücksichten ausschlaggebend waren, entzieht sich jetzt der Erörterung. Alfred von Tirpitz, als Sohn bürgerlicher Eltern, zu Küstrin am 19. März 1849 geboren, gehörte bereits 30 Jahre der deutschen Marine an, als er 1897 anstelle des aus- scheidenden Admirals von Hollmann znm Staatssekretär deS Reichsmarineamts and Bevollmächtigten zum Bundesrate ernannt wurde. Auf großen Seereisen hatte Tirpitz als junger Offizier reichliche Gelegenheit, ebenso vielseitige als gründliche Kenntnisse und Erfahrungen zu sammel». Seit 1891 Ehef Ivi» Stabes beim Kommando der Marinestation der Ostsee führte er ein Jahr später bis zur Eruennung zum Kvntrc- admiral (1895) die Geschäfte des Stabschefs beim Ober kommando. Von dem ihm 1897 übertragene» Kommando über das Chinageschwader wurde er, bevor die Ausfahrt au- getreten wurde, durch seine Bernfung ans den vakanten Posten eines Staatssekretärs entbanden. Seine Kraft war auch weit wichtiger für die Interessen Deutschlands als Dcutsch-Ehmas. Die erste Tat Tirpitz' als Mariueininisler war die Flotten- Novelle von 1897. Tirpitz verlangte nichts mehr und nichts weniger als eine planvolle nach festem Turnus geregelte Aus gestaltung und Vermehrung der Flotte. Einige Jahre später erhält das Flottengesetz vom Juni 1900 eine wichtige Er weiterung, dahingehend, daß die Lebensdancr der Linienschiffe und Kreuzer auf zwanzig Jahre herabgemindert werden müsse, um stets eine allen modernen technischen Vervollkommnungen anaepaßte Flotte zu haben. Mit Kriegsgelüste» hätte diese Forderung nicht das mindeste zu schaffen. Im Gegen teil; die durchaus auf Friedenserhaltung gerichtete Ab sicht Deutschlands zeigte sich, was wir eigentlich erst jetzt genau erfahren haben, gerade darin, daß Tirpitz sogar einer unverschämten Forderung Englands: unsere Flotteuvermehrung gegenüber der seinen im Verhältnis von 16: 10 zu halten, sich fügte. Freilich bestand er gemäß eigenem Ausspruch darauf, daß Deutschland stets und immer „das Gefühl absoluter Sicherheit haben muß." ES ist Tirpitz zwar manchmal ziemlich schwer ge- worden, seine Forderungen beim Nrich-tage burchzudrücken. Schließlich fidoch gelang eS ihm immer, das Parlament von der Notwendigkeit zn überzeugen. Im Unterseeboots- krieg vertrat von Tirpitz die „stramme Richtung". Daß wir heut« ein« stark« Schlachtflotte und ein« gründ lich geschulte, von mutiger Tatkraft geschwellt, Marinetruppe besitzen, das ist gewißlich kein geringes Verdienst des Staats sekretärs Alfred von Tirpitz, das der Kaiser ihn: durch Ver leihung des erblichen Adels, sowie die Beförderung zum Großadmiral zn vergelten gewußt hat. Als Nachsvl er wird Admiral von Capelle genannt, ein übcrauslüchtiger Secoijizier, der sich in verschiedenen verant- wvrtungsvvllen Dienststellen bestens bewährt hat. An ihm wird cs sein, das Erbe Tirpitz zu wahren . . . Der „dritte Akt" der Schlacht bei Verdun. Nach den heftigen Artillerie- und Lnflkämpfen der letzten Tage, die im übrigen auch am Dienstag anhielten nnd uns wiederum schöne Erfolge brachten, ist nunmehr auch unsere Infanterie wenigstens an einem Punlte der Verdunfront znm Angriff ibcrgegangcn. Schlesier stürmte» die Höhe von Le M ort Ho in in e (Toter Mann) west lich des Nabeniva des ans dem westlichen Maasnser. Nach dem Verluste vvn Forges, vom Wäldchen vvn Cumieres nnd vom Nabenwalde beteuerten die Franzosen, hier ha'e es sich nnr nm ziemlich bedeutungslose Vvrstellnngeu gehandelt, dcr Hanplwiderstand sei erst ans der Linie Le Mort Homme- Bois Bvnrrns zn erwarten. Diese zieht sich parallel der Maas bis zn den stehenden Verteidignngswerkcn der äußeren Linie von Verdun hin; sie wird dort abgeschlossen durch das Fort de Bois Bourrns. Sie gewährte dem Jeinde, ganz abgesehen von ihrer natürlichen mit allen Mitteln der Fcld- befestigungskllnst erhöhten Stärke, die Möglichkeit, unsere Slellnngen zn beiden Seiten der Maas zn beschieße». Um so hoher ist der Erfolg der tapferen Schlesier zn bewerten, die sich in kräftigem Schwünge des 295 Meter hohen Mort Homme bemächtigten. Damit ist Bresche geschlagen in die französischen Stellungen parallel der Maas. Das nördlich von Le Mort Homme gelegene Torf Bethinconrt hält der Feind noch, doch wird cs von dem eroberten Punkte über höht, unsere Stellungen im Nabenwalde sind vor feindlichen Flankeustößen gesichert. So haben wir denn erneut unsere Front vor Verdun verbessert, z» feindlichen Gegenmaßnahmen, «ns in unseren Fortschritten zu hemmen, ist es aber noch nirgends gekommen. Es bleibt bei örtlichen Artillerieangriffen, wie neuerlich bei Lens, bei Ville-au-Bois an der AiSne, in der Champagne; auch die ErkuudungSvorstöße in den Vogesen und südlich davon im Oberelsaß können wohl nur örtlich« Bedemuug beanspruchen. Der amtliche französische Bericht von Mittwoch abend: Nördlich der AiSne versuchten di« Deutschen dreimal, tn unsere Gräben am Rand« nord westlich des Butte-Waldes etnzudrtugrn. Keiner dieser Versuche hatte Erfolg. In den Argonnen war unser« Artillerie in dem Abschnitt von Four de Pari- erfolg reich, wo ein MuuttlonSdepot zur Explosion gebracht wurde Ebenso wurden Eisenbahn« und Verbindungs linien In der Gegend von w.ontfauco» und Avocoint beschossen. Westlich der Maas verdoppelte sich die Ve- schießung mit großkalibrige» Granaten auf l»s„« Siel- lungr» bei Bethincour» und Cumiöres. An, Nachmittag entwickelten die Deutsch«» einen srhr starken Angriff ,n diesem Abschnitt, der 'jedoch auf der ganz«» Front unt« ttnsten Verlust,» ,urackß,wt;s,» wurde. Nur an zwei Punkt,» unserer Gräle» zwischen B,td1n«ou»t »Nh Met Homme (Toter Mann) vermochte der Feind Fuß zu fassen. Oeitlich der Mosel und itt der Woevr« war die Artillerietätigkeit während deS übrigen TageS sehr lebhaft. Keine Jnfauterieunternehmung I» Lothringen ist eine feindlich« Abteilung nordöstlich von Delme beschossen worden, F» den Vogesen herrschte leb hafte beiderse tige Artilkerletätigktlt in dem Abschnitt V0» Ehapelotle und im Lale von Thun. Der Rücktritt des französische» Kabinetts in Aussicht. Wie die „B. Z. an. Mittag" erfährt, äußerle sich der französische Minister des Aeußern Malon, er rechne bestimmt mit dem Rücktritt des französischen Kabinett-, falls Verdun falle. Die „Boches und Brrbaren" sind verschwunden. Der „Basler Anzeiger" schreibt: Da- Vorgehen der Deutsche» gege» Berdu» ist nicht etwa abgebremst, sondern wird mit verstärkten Mitteln fortgesetzt. Die Chancen stehen Henie trvtz eingetroffener Verstärkungen für das deutsch« Heer noch unvergleichbar günstiger als beim ersten Angriff. Eines hat die Schlacht bei Verdau jetzt schon znwege ge bracht. Es ist merkwürdig, die „Boches und Barbaren" sind wie auf Zauberschlag in den meisten französische» Blätter» verschwunden. Dafür findet man sogar ii» „Temps" Worte der Anerkennung für die deutsche Tapferkeit, und im „?our- nal de Pcuple" erläßt Fabre einen Aufruf an die Franzosen» in sich zu gehen und auch dem Fe ud für seinen Mut und Todesverachtung jene Bewunderung zu zollen, die Frankreich selbst erwarte. Die Wirkung von Berdn» auf die Jsv»zofvv»t. Aus dem k. u. k. Kriegspressequartler wird gemeldet t Di« seit dem letzt«» Drittel des Vormonats Mit »n- gewohnter Schärf« einsetzendeu Schueefälle im westliche» und mittleren Teile des italienische» GreuzgebieieS sowie d e beträchtliche» Wassermrnge,, die im Gebote d«S Jsonzo uiedergel,«», hatte» dort einen Stillstand geschaffen, der ganz undbhünglg von der sonstige» Kriegslage de» gegnerischen Mächte sei» mag. So namentlich in Tirol und an der Mruiner Grenze. Lebhafter gestalten sich jetzt di« Verhältnis« au der weniger empfindlich von den turgewalten htlMg«sucht«n I , o n z »f r o ii t, an der et immer mehr de» Anschein hat, als entwickle sich au- de» monatelange» operative» Untätigkeit des Feind«- «in, Unternehmung größeren U in faNg e S. Nicht unbewußt Hag Luigi Barzint vom Corrier« dell» Sera hierfür den Ausdruck „Reaktion auf Verdun? gefunden haben. Soviel bisher darüber bekannt giwordea ist. hält sich oes« Reaktion im üblichen Rahmen italien, lsche» Vorgehens: stark« ArtiNerirv-rbereitung geamt einzelne Abschnitt« von Arnwefroute», welche Vorbi- rettnng In der Folg« auf den ganzen Abschnitt erweitert, dmtch vortastende Jnfanterlevorstöße u»t«ro stützt, znm Masse>ttl»bruchSfeu«r «steigert, den Weß für die Divsione», die znm entscheidenden Angriff äil- gesetzt werden, «buen soll. Mit Rücksicht auf den Umstand, daß die Stell«aaen unserer Truppen im Laufe der Wschen Kl verhältnismäßiger Ruh« uach Kräfte» technisch verstärkt worben sind, ift zu erwart««, daß An Jtalirutt« dasselbe