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abemuer Anzeiger Nunnner 50 Kernsprecher i «mt Deuben 212V — Der 53jährige, jetzt aus dem Hammergute Gleisberg bei Glashütte beschäsligte Kutscher Ernst Julius Lohr mann ist zwar schon Umal vorbestraft, hat sich aber von 1903 a» tadellos gehalten, um darauf am 17. Dezember v. Js. in Dresden einem Arbeitsgenossen ein paar Stiefel zu stehlen. Das Gericht diktiert ihm wegen Nücksalldiebstahls 4 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust zu. — Die Holzbearbeitungssabrik von Fränkel in Pofen ist bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannl. Unter dem Verdachte der Brandstiftung wurde ein Arbeiter verhaftet. — Die Blätter des Löwenzahns durchdringen j°tzt den Erdboden. Den Liebhabern von Blattsalaten ersetzen sie den Endiviensalat und liefern auch gekocht ein zwar bitter schmeckendes, aber gerade dadurch gesundes, weilmagenstärkendes Gemüse. Für die Haustiere, auch für bas Hausgeflügel und die Stubenvözel ist der Löwenzahn ein gutes Grünfutter, das zudem nur die Zeit und die Mühe des Sammelns kostet. Der Genuß des Löwenzahnes wirkt kräftig auf die Leber ein, führt leicht ab, unterstützt bei Vögeln die Federbildung wesentlich, befördert das Eierlegen, hindert Verdauungsstörungeil und Fettwerdm. Gierig fallen mausernde Hühner über Löwenzahn stauden her und verzehren sie bis aufs Herzblatt, um sich das in den Blättern enthaltene Kali anzueignen. Auch für Küken gibt es kein besseres Grünfutter als dieses Gewächs, das man ihnen am besten klein zerhackt unter Weichfutter bietet. — Ueber „Die Sittlichkeit auf dem Lande" sprach im Dresdener VereinshauS Pfarrer Straube-Lauterbach. Er meinte, die Sittlichkeit auf dem Lande sei verschieden. Die Kleidung der Mägde sei bei der Arbeit sehr leger, Vie Dekolletage der Stadtdamen fände die Bauernbevölkerung un anständig. Das Landkind betrachte die natürlichen Geschlechts vorgänge ganz naiv. Die Verführer seien meist die Mädchen. Aber die Landjugend halte einander die Treue. Ist ein Kind die Folge des Verhältnisses, so willigten die Eltern in die Ehe. Und diese Ehe fei meistens sehr glücklich. Wenn der Bauer den freieren Verkehr zwischen Burschen und Mägden Masse, so sei dies in der Leutenot begründet. Was die Ehe leute angehe, so feien auch diese einander treu. Ausschweifende gebe eS freilich in jedem Dorf, die Frauen fürchteten sich Vergnügtingslebens. LS AoAcn" — Kleine Notizen. Von einem Auto angefahren wurde der Kutscher Lameda auS Wilsdruff auf der Chaussee nach Grumbach. Ec trug einige unbedeutende Verletzungen davon. — Wegen schweren Diebstahls und Urkundenfälschung hatte sich die 25 Jahre alte Wirtschafterin Kannegießer auS Braunsdorf bei Tharandt vor der Strafkammer in Dresden zu verantworten. Die Angeklagte unterhielt mit dem Arbeiter Stelzig in Rochwitz ein Verhältnis. Dieser hatte in seiner Wohnung ein Kuvert mit 75 Mark Inhalt, das er an den kranken Arbeiter Göhler abliefern sollte. Die Kanne gießer öffnete das Kuvert und stahl daraus 20 Mark. Um den Diebstahl von sich abzulenken, fertigte die Angeklagte ein an sie gerichtetes Schreiben an und unterzeichnete es unbefugt mit dem Namen „Helene Kirst". In diesem Briefe erklärte die angeblich Unterzeichnete, daß sie die 20 Mark genommen habe. Obgleich die Kannegießer leugnete, hielt das Gericht den Schuldbeweis für erbracht und erkannte auf 3 Monate 3 Tage Gefängnis. — Die staatliche Erziehungsanstalt für sittlich gefährdete Kinder in Bräunsdorf bei Freiberg wird im kommenden Sommer durch einen Neubau für 90 Knaben und Errichtung eines Wohnhauses für den Direktor und verschiedene An lagen mit einem Kostenaufwand von 208 000 Mark erweitert. Der Tagesbestand von 470 ist gegen das Vo-jahr wesentlich gestiegen. — Der Seemann Fucet von der untergegangencn „Titanic" erklärt, wie die „Köln. Ztg." meldet, daß ihm trotz seiner Bitten kein Fernglas gegeben wurde, obwohl er die Wache auf dem Auslug halte. Der Major Peuchen beschuldigt einen Oberbootsmannsmaat, daß er ein nicht gefülltes Rettungsboot wegführte und sich weigerte, Passagiere aufzunehmen, obwohl ihm Rückkehrsignale gegeben wurden. Trotz flehentlicher Bitten aller Frauen im Boole weigerte er sich, Ertrinkende ans dem Wasser zu ziehen. Dresden. In die Elbe sprang vom Terrassenufcr aus ein 18 Jahre altes unbekanntes Mädchen. Die Lebensmüde, die das Bewußtsein verloren hatte, wurde aus dem Wasser gezogen und in eine Anstalt gebracht. — In einem Dresdener Fleischladen waren Fleisch waren verschwunden, ohne daß man den Dieb erwischte. Man band nun an ein Stück Fleisch eine Schnur mit einer Glocke. Als nach langem Warten eine Dame in einem weiten Mantel erschien, die verschiedene Kleinigkeiten verlangte und die Ver käuferin diese holte, ertönte plötzlich die Glocke: die Diebin war ertappt. Es wurden ihr auch die andere» Diebstähle zugesagt, die sie eingestand, mit der Bitte, sie nicht an-uzeigen, da sie alles bezahlen würde. Sie brachte dann auch über 100 Mark. — Infolge von NahrungSsorgen erhängte sich auf der Großenhainer Straße in Dresden ein hochbetagter Droschkenkutscher. Sonnabend, den 27. April 1912. »««spe-ch-r- D-«b-n 2120 25. Jahrgang. vor solchen Lüstlingen. Das System der 2 Kinder habe sich auf dem Lande noch nicht eingebürgert. Die modernen Hilfs mittel zur Verhütung des Kindersegens seien veipönt. Die Schwiegermutter der Frau sei eine Feindin des Kindersegens; sie drangsaliere dann die Schwiegertochter aufs heftigste. Sei aber das Kind da, so lache die Sonne des Friedens wieder. iDie HochzeilsgebiSuche seien sehr verschieden. Die Zote werde ! nicht ungern gehört. Die Frauen treten hierbei am lautsten auf. Die Alten aber schämten sich vor den Junge», wenn Unsittlichkeiten vor ihnen erzählt würden. Der Dorfschullehrer tue vieles zur harmlosen Ausgestaltung des dörflichen