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Rabenauer Anzeiger : 13.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191202130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19120213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19120213
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-13
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 13.02.1912
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Ler Krieg um Tripolis. Die Kriegführung, die nach stützt, ' niehr als viermonatiger Dauer noch keinen einzigen durch- he Knt greifenden Erfolg zu verzeichnen hat, kann so, wie bisher, nauzB nicht weiter gehen. Das ist di« nahezu einstimmige Ansicht scheu « der maßgebenden italienischen Persönlichkeiten. Ob die Lon- itigen ' dauer Meldung zutnffl, daß Italien die Kriegsoperationen Berlin ' bis Konstantinopel auszudehnen entschlossen ist, mag dahin hten.H gestellt bleiben; mit größerer Entschiedenheit wird jedoch in ' den d jedem Falle fortan operiert werden. General Caneva soll iede. ' nicht mehr auf den Kriegsschauplatz zurückkehren, sondern in Pli' den schneidigen General Cadorna zum Nachfolger erhalten. Obwohl schon mehr als 100000 Mann italienischer Truppen nssion ' in Tripolitanien kämpfen, sollen doch noch 30000 Mann di wt'' Verstärkungen dorthin entsandt worden. Es jragt sich nur, t der ob bei den großen Terrainschwierigkeiten die erhöhten Opfer n an' zu den gewünschten Erfolgen führen werden. Unter den ltntsses Parlamentariern herrscht wegen der Kriegslage so starke n, bah Erregung, daß es zweifelhaft geworden ist, ob dis Depu- Halda' üerknkammer zum 22. Februar, dem ursprünglich in Aus- > MiM sicht genommenen Termine, wird einbsrusen werden , können. igUNg angclek - Au» aller well. uenst ' Wsrloolle diplomatische Akten sind Londoner Blätter- zufolge einem Mitglied der deutschen Botschaft 9^., ? im Expreßzug Rom-Berlin gestohlen worden, ohne daß man eine Spur von dem Täter entdecken konnte. Man nimmt an, daß hier ein politischer Agent seine Hand im r Spiele gehabt hat, denn Schmuüfachen sind nicht angerührt -"^ worden. — Da dachten amerikanische Eisenbahnräuber an- chen v'd^z gej Memphis (Tennessee) einen Expreßzug Überstelen. Sie erbeuteten eine Viertelmillion Mark. Leim verliner Sechs - Tage-Kennen, in dem di« .M Fahrer nach Ablauf der 107. Stunde insgesamt 2975 Kilo- l'"«ter zurückgelegt haben, ereignete sich wieder ein schwerer N Sturz, dessen Opfer der Berliner Hoffmann war. Der junge ibt >i^ ews schwere Gehlrnerschütterrkng davon, sodaß „I" Zum Krankenhaus gebracht werden mußte. Einen höhe- sportlichen Zweck hat das sechstägige ununterbrochene " «^Rennen nicht. Ken. der dc« der Das von dem Herzog einqeleitete Werk der Vertrei bung dec Mauren aus Spanien batte durch Jahre hin durch seinen Fortgang genommen. Nach genauen Be richten haben über acht Hunderttau''end Mauren das Land > und k tcs t IM um 5 VN r Ton 2^ ui di^ i aus en feM Anschlag wurde noch rechtzeitig entdeckt, damit war nnb das Schicksal des Herzogs besiegelt, nur schleunig« Flucht rettete ibn zunächst vor dem Henßertod. verlassen, woduch die Beoö lkerungsmhi Spaniens sich uräck bedeutend verminderte. Alamir Delascrr d'A der'c, hatte es trotz seines ho- in Höchen Alters als seine Ausgabe betrachtet, als der Führer n n Her? en: 1"' eit sei^ ,d St^ M'en m wi^ e Trä^ 'n Vner ^a-l-t^effzu erstatten, zumal n k^ Königin Margrethe -eine größte Feindin entstand. Der vor keiner Gemaltat zurück schreckende Günstling Königs versuchte schließlich die Königin zu vergiften: von^erma einen nnvn öhnlichen Feind besah. Auch Fernando schied aus dem Dienste, da ihm trotz des Wohl- a cr wollens der Königin der Boden in Madrid zu heiß war, ei qe ch, zumal d'Aguilar sich auch nicht von 'einer Dochte trennen chl siöv sollte. Das neuvermählte Paar begleitete ihn. er nick Aischa war sckvn vorher mit ihrem Vater abgereist I ich nach schmerzlichem Abschied von Larmina, deren Vater mein ", r*id Gatten. Ihr Plaß konme sonan nur an der Deite :or, .ihres Daters sein, dem sie nicht nur eine liebe Tochter rechtsein wollte, sondern den sie guck über den Verlust seines ng sei'' Lohnes zu trösten hatte. Die Wahrheit über P qmllos letzte Stunde im Ge- - sängnis und über sein trauriges Ende erfuhr sie nicht, ra ci denn nie war zwischen ihnen mehr die Bede rayon, um on ihr' die schmerzlichen Wunden nicht immer wieder aujzurei- mndick, ' bis ck Lassen wir zum Schlüsse den Geschichtsschreiber noch einige Zeilen ansügeu. Erst neun Jahre später erlebte der alte Aguilar die Gknugtuung, den Herzog von Ler- Ma stürzen zu sehen. Es war dem Herzog immer schwieriger geworden Eins» bösen Anfang halte der Reichstagsabgeordnele W., dem in einer Berliner Theatergarderobe aus dem Überzieher ^'pzslldie Brieftasche mit mehreren Hundertmarkscheinen und der »Abgeordneten-Eisenbahnfreikarte entwendet wurde. Wert- chung volle Gegenstände in Kleidungsstücken zu belassen, die in seiner Garderobe abgegeben werden, ist immer ein Risiko ichrkai^und erst recht in Berlin. Der belgische Vergarbeikerslreit nimmt jetzt ein be' fröhliches Aussehen an, nachdem bisher mustergtltige Ord- u,uung geherrscht hat. Infolge der mochenlangen Dauer des r Streiks macht sich unter den 35000 Ausständigen und deren "'' ^Familien eine bittere Not geltend. Verschiedentlich wurden ' k ausgeplündert und Wagen beraubt. Bel Zusammen- A "ss^stößen mit der Gendarmerie wurden einige 30—40 Streikende mgEZxjchj verletzt. — Bekanntlich herrscht auch in Engkanv eine .""" frohe Eährung unter den Bergarbeitern, die sich in der Mehrheit für den Streik am 1. Marz ausgesprochen haben, e eine ihgß Einigungsoersuche sind bisher gescheitert. Damit scheint .ein Streik unvermeindlich zu sein, dessen Folgen garnichtab- a ist t'zusehen sind. e dar»' Berliner Leben. In den letzten Monaten wurden in s der i der Reichshauptstadt und den westlichen Vororten fast täglich icher, ^verwegene Einbrüche verübt. Jetzt ist eine sechsköpfige Ein- stimmt brecherbande seslgenommen worden, die allein über 50 Ein- §ingrckbvüche verübt und dabei an Geld und Waren etwa 100000 i, sonKfMark erbeutet hat. Lek Haupttäter ist ein 27 jähriger Artist, m wecke ein S hiller des berüchtigten Elnbrecherkönlgs Kirsch. — d so^Auch über mehrere schwere Kohlengasvergistungen ist wieder )0t MZU belichten. So fand der 21jährige Sohn eines Gastmirir >K vvikln der Oderbergerstraße den Tod infolge Einatmens von RepckKohsengasen. Zn einem „Kino" erlitten infplge eines schab» rn Lebhaft gewordenen Ölens 11 Personen Ohnmachtsansälle; düng ^doch könnte schlimmeres Unheil rechizeltlg verhütet werden. >ch ztt Die Grundstückspreise in Berlin wachsen enorm. Für n irgckein Grundstück an der Friedrichstraße wurden pro Quadrat ist zu Ate 72000 Mark gezahlt. Das ist pro Ouadraimeter übe, HenZ l'"vOOO Mark. Kein Wunder, wenn da die Laden- und n weHWohnungsmieten gewaltig in die Höhe fchnellen. Dao Gespenst de» Methylalkohols taucht nach der beklagenswerten Berliner Asylisten-Tragödie immer wieder auf. Aus dem Geszter Gut des Grafen Tisza in Ungarn sind 30 Personen nach einem Branniweingelage erkrankt: bei der Hälfte der Leute ist der Zustand besorgniserregend. Man glaubt, daß Methylalkohol-Vergiftung vorliegt; doch ist auch eine Brunnen-Vergiftung nicht ausgeschlossen. Die Folgen des häufigen Witterungswechsels der letzten Zeit machen sich überall bemerkbar. So ist die Ver bindung zwischen Deutschland und Dänemark infolge der schwierigen Eisverhältnisse unterbrochen. Mehrere Dampf- fahren und Postdampser sind gestrandet. Die Passagiere und Mannschaften des bei der Infel Thunö gestrandeten Postdampfers „Fiona" konnten nur mit großer Mühe gerettet werden. Auch in der Kieler Föhrde befinden sich mehrere größere Dampfer in Seenot. — Die Überschwemmungen in Spanien und Portugal richten immer größeres Unheil an. In Portugal sind viele Brücken eingestürzt und Telegraphen- leiiungen zerstört. Die Ernte ist vernichtet. Allerlei. Unter dem Verdacht des Betrugs und der Untreue ist in Duisburg der angesehene Getreideimporteur Heinrich Sträter verhaftet worden. Sträter hatte in der letzten Woche einen füns Millionen-Konkurs angemeldet, der mehrere Firmen in Mitleidenschaft zog. — In Liegnitz er krankte der Regierungsrat Schmidt an den schwarzen Pocken. — Der Oberleutnant o. Fetter in Hanau, der vielgenannte Zeuge in dem großen Metternich-Prozeß, ist, wie voraus zusehen war, nach Abschluß des Ehrengerichtsoerfahrens ver abschiedet worden. — Infolge Kohlengasoergistung starben soeben in Göppingen bei Augsburg ein Fabrikarbeiter, dessen Frau und ein Kind, während drei wettere Kinder noch in Lebensgefahr schweben. — Ein ähnliches Unglück ereignet« sich in Hariow (England), wo ein Ehepaar erstickt oufge- funden wurde. Die fünf Kinder konnten gerettet werden. — Bei einem Einbruch in das Gemeindebureau auf Helgo land wurde» SO000 Mark entwendet; es gelang jedoch, den Täter festzunehmen. Vermischtes. Die öffentlichen Versteigerungen, namentlich auch die Zwangsversteigerungen, haben nicht immer das Ergebnis, das in Anbetracht der zur Versteigerung kommenden Masse erwartet wird. Hierzu tragen neben der oft verspäteten Veröffentlichung und der ebenso oft unzweckmäßigen Zy< sammenstellung der Versteigerungsgegenstände die Händler ringe bei. Trotz verschiedener polizeilicher Maßnahmen gegen die unlauteren Vereinbarungen der Aufkäufer bestehen die Mißstände bei den Versteigerungen fort. Als wirksames Mittel gegen das Treiben der Händler empfiehlt die Ber liner Handelskammer eine sachgemäße Handhabung des Publikationswesens sowie Errichtung gemeinsamer, zentral gelegener Psandlokole, zu denen dem großen Publikum der Zutritt erleichtert ist. Jedenfalls ist diese Frage aller Be achtung wert; und sie besitzt auch insofern ein doppeltes öffentliches Interesse, als durch die Vereinbarungen der Händler nicht nur der Ertrag der Versteigerungen zum Nachteil des Schuldners vermindert, sondern auch durch die spätere Verschleuderung der aufgekausten Versteigerungs gegenstände das reelle ortsansässige Gewerbe empfindlich be einträchtigt und geschädigt wird. — In Wien und Prag hat man übrigens mit den gerichtlichen Auktionshallen gute Er fahrungen gemacht. Zur Jahrhundertfeier der Freiheitskriege von 1813- 15 veranstaltet die Stadt Breslau eine große Ausstellung, die der Gegenwart die Zeit jener Kriege und die Fürsten, Heersührer, Staatsmänner und Dichter, die sich in ihr hervortaten, eindringlich nahe bringen soll. Ein Ausruf des Ehrenausschusses wendet sich an das ganze deutsche Volk mit der Bitte, das vaterländische Unternehmen nach Kräften zu fördern. Veber Lie Entwickelung unserer Kolonien im Jahre 1910-11 veröffentlicht der soeben erschienene amtliche Jahres bericht im allgemeinen nur Günstiges und Erfreuliches. Mit Ausnahme einiger Stämme in Kamerun und van Neu-Gu- Inea war das Verhältnis zu den Eingeborenen gut und friedlich, zumal in der Ausstands-Kolonie Südwestaftika, wo sich die Bevölkerung allmählich an regelmäßige Arbeit ge- wöhnt. In dieser Kolonie, ebrnso wie in den meisten übri gen, Hai sich die weiße Beoölkeruna stark vermehrt, was io-.^r MammesgenoffM nM nach Afrika zu gehen. Der ' große Schatz, den er in der verborgenen Grotte aufbe- I wahrt, fand nun 'eine Verwendung. Dir Spamer aber I hatten nach der Fortbringung drs Schatzes vergebens m f dem Landsitz d'Aibericas eifrig nach diesem großen Schaß gesucht. Mscha begleitete ihren Baier; mit unermüdlicher Hin gkbung übte üe unter den flüchtigen Mauren das Werk der Barmhecsiaksit aus, denn das Tknd unier denselben war groß. Me wurde wie ein höheres Wesen verehr! und ihr Name lebte sott, als sie lange schon das Zeit liche gesegnet hatte. Von der einstigen hohen Kultur, dieser aus Spä ssen vettriedenen und nach Afrika zuriickge kehrten Mau ren sind heute kaM noch Spuren orhandeno« Lude. Was «ms heut- aug-h». Von Kündigungen. Wichtige, tagtäglich angewandte Gesetzesbestimmungen sind, so unwahrscheinlich das klingen mag, doch keineswegs so bekannt, wie sie es eigentlich selbst verständlich sein müßten. So wissen die meisten jungen Kaufleute und Handlungsgehilsen nicht, daß der Kündigungs- Termin nicht der sünizchnts in jedem zweiten Quartalsmonat ist, sondern daß erst sechs Wochen vor Quartalsschluß ge kündigt zu werden braucht. Das kann unter Umständen sehr bedeutsam sein. Für Gehilfen in Gewerbebetrieben ist die gesetzliche Kündigung zwei Wochen, wenn nichts anderes ausgemacht ist. Andere Kündigungssristen gibt es ohne weiteres nicht, es muß also dieserhalb erst eine Abrede ge troffen sein. Für das Gesinde gilt ebsnsalls die getroffen« Vereinbarung; ein nachträgliches Besinnen, etwaige später taut gewordene Wünsche der Ellern, wenn diese einmal ihre Zustimmung gegeben haben, sind hinfällig. Natürlich kann aus Billigkeitsgründen überall Entgegenkommen elnireten. In Darlehnssachen wird ost nichtpünktliche Zinsenzahlung als Grund für eine Kündigung hin gestellt; nichtpünktliche Zahlung nimmt msn in der Reael gL meno bis zum zehnten auch auf die wirlschasti ch? Entwicklung von günstigem Ein fluß gewesen ist. Leider mangelt es vielfach noch an brauch baren Arbeitskräften, Dieses mag auch mit die Ursache sein, daß wieder eine Anzahl Pflanzungsunternehmungen und Diamantengesellschaften in Liquidation getreten ist, wodurch leider auch viele Interessenten zum Teil nicht unbeträchtlich geschädigt worden sind. Dagegen hat sich das Genossen schaftswesen namentlich in Südwestasrita erfreulich weiter entwickelt. Für Ostasrika war besonders die Eröffnung der „Handelsbank für Ostafrika" in Tanga von Bedeutung über dir Gesamtproduktionen in den Schutzgebieten läßt sich ge naues nicht Mitteilen, da sich die Berichte durchweg nur auf die Aussuhrprodukiion, nicht aber auch auf den Eigenver brauch beziehen. Die Gesamtausfubr im Jahre 1910 betrug 101 Millionen Mk., die Gesamteinfuhr 129,5 Millionen Mk. Daran ist Deutschland mit 70 Millionen bezw. 83,5 Millionen Mark beteiligt. Während die Farmwi: schäft und der Kupfer bergbau in Südwestaftika erfreuliche Eniwicklungsergebnisse ausweisen, ist die Diamanienförderung stark zuriickgegangrn, zumal eine große Anzahl Dlamantvorkommsn sich als nicht oder nicht mehr abbauwürdig erwies. Die Berichte tun auch noch der Christianisierung der Schutzgebiete Erwähnung, über die vor allem aus der Siidsee und Togo günstige Er gebnisse vorliegen. Auch das Reglernngs-- und Missions- schulwesen zeigt eine beachtenswerte Entwicklung. Nur laßen di« Gesundheitsoerhäktniffe in manchen Kokonien zu wünschen übrig, weshalb auch mancher tüchtiger R«gierungsbeamter oder Missionar in der Vollkraft seiner Jahre dahingerafft wurde. Die segensreichen Wirkungen der Inuattben- und Attersverflcherung sind aus einer vom Reichsversicherungs. amt angeferiigten Statistik ersichtlich. Danach liefen am 1. Januar 1912 insgesamt 940875 Invalidenrenten. Damit ist die Zahl der Invalidenrenten im letzten Jahre uni 22000 gestiegen, was allerdings nicht sehr viel ist, wenn man be denkt, daß ungefähr 118000 neue Renten bewilligt wurden. Di« Arzte sagen freilich, es liege vielen Rentenempfängern nichts daran, wieder arbeitsfähig zu werden. An Alters renten waren am 1. Januar ds. Is. 93369 zu zahlen gegen 98335 am 1. Januar 1911, so daß sich also die Zahl der Altersrenten zurückbewegi. Auch bei den Jnvaiidenkranken- renten an nicht dauernd invalide Personen ist ein allmäh licher Rückgang zu konstatieren. Lieber die Teuerung des Jahres 1SI1 lieh sich der preußische Landwirtschaftsminister Frhrr. von Schorlemer- Liejer auf der gegenwärtig in Berlin tagenden 13. Haupt versammlung des Kgl. Landesäkonomie-Kollegiums in be merkenswerter Weise aus. Der Minister bemerkte, daß im vergangenen Jahre die preußische Landwirtschaft vor Schä digungen nicht bewahrt geblieben sei, doch seien die Be hauptungen über Teuerung und mangelnde Versorgung des Vaterlands mit Fleisch und Broigeireide übertrieben bezw. unbegründet gewesen. Nach dem Ergebnis der Vieh zählung vom 1. Dezember 1911 ist bei allen Schlachtoieh- arten, mit Ausnahme der Schafe, ein erheblicher Zuwachs zu verzeichnen gewesen. 1911 feien 134800 mehr Schweine geschlachtet worden als im Jahre vorher. Ganz besonders bemerkenswert ist noch die Versicherung des Ministers, daß nach dem jetzigen Stande der Landwirtschaft im kommenden Frühjahr und Sommer mit einer Viehknapphcit und einer damit gerechtfertigten Fleischteuerung voraussichtlich nicht zu rechnen ist. Dsv russische Feldmarschall Graf Mitjulin ist im hohen Alter von 96 Jahren in Jalta (Krim) gestorben. Wie Preußen in F«ldmarschall von Hahnke, so verliert Ruß land in Gras MIljutin seinen rangältesten Osfizier, dessen Bedeutung allerdings eine Reihe von Jahren zurückliegt. MIljutin war bereits mit 38 Jahren General und 1861 mit 45 Jahren Kriegsminister; als solcher hat er sich um da» russische Äilitärwesen bleibende Verdienste erworben. Wegen seiner liberalen Anschauungen wurde er vom Kaiser Nikv- lau» 2. gleich nach dessen Regierungsantritt kalt gestellt. Der Verstorbene war übrigens der in Rußland meist aus gezeichnete Mann. Frau Toselli, die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen und spätere Gräfin Moniignoso, wird nach dem „B. T." demnächst in Wilmersdorf bei Berlin ihr Quartier auf« schlagen, wo sie bereits für 3000 Mark eine Fünfzimmer- Wohmmg gemietet haben soll. Frau Toselli, dir bekanntlich mit ihrem jetzigen Gatten in flnsrieden lebt, hat schon ost ihr Heim wechseln müssen. Lage nach dem fälligen Termin keine Begleichung erfolg!.'. Es kann aber auch anderes bestimmt sein. Ein stilles Haus. Eins der stillsten Häuser in der Reichshaup stadi ist das Palais Radziwill in der Wilhelm» straße, das Palais und der Amtssitz des Reichskanzlers. Es liegt etwas zurück, von der Straße durch einen Vorgarten getrennt. Zwei Torflügel in dem eisernen Gartengitier stehen von morgens bis abends auf, so daß Wagen aus der einen Seite bis zunk Portal hinein und au' der anderen Seite wieder hinaus fahren können. Kein Schutzmann ist zu sehen, auch in den jetzigen unruhigen Zelten nicht, und der Verkehr vollzieht sich, wie gesagt, still und geräuschlos. Reger geht es im benachbarten Reichsamt des Auswärtigen zu, das Bismarck vor fünfzig Jahren als preußischer Mini sterpräsident bewohnte, ehe er dann später ins Palais Rad- üwill übelsiedelte. Ans der anderen, südlichen Seite des Kanzlerheims ist heute eiue mächtige Baustelle. Das bisher dort befindliche Palais Pleß ist abgebrochen, der Grund und Boden ist vom Reiche angekauft, um der Gefahr vorzubeu gen, daß der erste Beamte des Reiches eine doch immerhin störende Möbelfabrik zum Nachbar erhalten sollte. Der Kaffer benützt bei seinen häufigen Besuchen im Kanzlerpalais in der Regel nicht diesen Eingang von der Wtlhelmstraße, sondern fährt an dein dem Tiergarten gegenüber gelegenen Gartenpokal vor resp. in den schönen allen Park direkt hinein. Daneben liegt die Amtswohnung des Staatssekre tärs des Auswärtigen, die zuerst Herbert Bismarck be wohnt«. Der neue Reichstag zählt laut „Köln. Ztg." 22 Theo logen, 79 Juristen, 4 Professoren, 10 Oberlehrer, 6 Medi ziner, 7 Volksschullehrer,, 58 Schriftsteller oder Redakteure, 8 Zeitungsverlegerv 7 Bürgermeister, 2 Steuerbeamte, 80 Landwirte, 35 Kaufleute und Rentner, 4 Arbeiter, von denen 2 auf die nationalliberale, je einer auf Fortschritts- und sozialdemokratische Partei entfallen, 40 Verbandsvorsttzende und Arbeitersekretäre, 5 Gewerbetreibende (Bäcker, Gast wirte), 8 Handwerker, 12 Mitglieder mit anderen Bernsen und 10 ohne Beruf. — Der Benjamin des Reichstags ist nicht mehr der Abgeordnete Erzberger, sondern der Zen rumsabgeordnete Koßmann, der erst 27 Jahre zählt.
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