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Wcmlm An;ejger Zeitnilg fir Tharand) Seisersdvrs. Klein- nud Großölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eobmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re Inserat, kosten die Spalten zelle oder deren Raum 10 Pf., für guswilrtlge Inserenten lö Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. AbonnementspretS einschließlich zwei illustrierter achisettigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Mit verbindlicher Publikationskraft sür amtliche Bekanntmachungen. Nummer 2. Sernsprecher: Amt Leube« 2120 Donnerstag, den 4. Januar 1912. Sernsprecher r Amt Deuben 2120 25. Jahrgang. Hur Nab una ftl«. Rabenau, den 3. Januar 1912. — Die Maul- und Klauenseuche ist am I. Januar d. I. in 192 Gemeinden mit 394 Gehöften amtlich festgestellt worden. Der Stand am 15. Dezember war 227 Gemeinden Mit 491 Gehöften. — Am Neujahrstage wurde im Vormittagsgottesdienste der Kirche zu SeiferSdorf in Anwesenheit des Kirchenvorstandes seilen des dortigen Pfarrers dem Gemeindcvorstand zu G r oß- ölsa, Herrn Friedrich Hermann Menzer, die ihm vom Landes- tonkistorium gewidmete Anerkennungs-Urkunde für langjährige treue Dienste als Kirchenvorsteher und Vorsitzender des Gotles- ackerausschuffis feierlich überreicht. — Die mit großem Beifall ausgenommen- Weihnachts- Aufführung der Schule zu Obernaundorf soll auf viel seitigen Wunsch am Hohneujahrtage wiederholt werden. Alle diejenigen, welche die erste Vorstellung nicht besuchen konnten, haben nun Gelegenheit das Versäumte nachzuholen. — Die Witwe Scheunert in N i e d e r h ä s l i ch ist beim Abholen ihrer Rente auf dem dortigen Gemeindeamle von einem Herzschlag getroffen worden und fiel tot zu Boden. — Die Taufe empfingen in der Parochie Seifersdorf 74 Kinder, darunter 4 uneheliche. Ihren Kirchgang mit er betener Danksagung hielten 33 eheliche Mütter. Konfirmiert wurden 63 Kinder. Die Trauung begehrten 24 Paare. Abendmahlsgäste waren 1626, d. s. 180 mehr als 1910 und und 217 mehr als 1909. Begräbnisse fanden 44 statt. Die Kirchenkollekten ergaben 149 Mark, d. s. 16 Mark mehr als 1910 und 43 Mark mehr als 1909. Im Klingelbeutel fanden sich 63,11 Mark, d- s> 3,99 Mark mehr als 1910 und 10.60 Mark mehr als 1909. Im Kommunionbccken lagen 30,22 Mark, d. s. 62 Pfg. weniger als 1910 und 94 Pfg. mehr als 1909. — Herr Kommerzienrat Bienert aus Plauen hat die Deubener Sächsischen Glaswerke in der Zwangsver steigerung erstanden. — In der Wcißeritz oberhalb der Klingenberger Papier fabrik wurde der Maschinenführer Max Schmidt aus Klingen berg tot aufgefunden. — Herr Pfarrer Vogel in Tharandt wird sein Amt Bekanntmachung. Für die auf den 12. Januar 1912 anberaumte Rei chs- tagswahl ist die Stadt Rabenau mit dem Königlichen Forstrevier daselbst zu einem Wahlbezirk vereinigt. Als Wahlvorsteher fungiert der unterzeichnete Bürger meister und als Stellvertreter Herr Stadtrat Emil Hamann hier. Zum Wahllokale ist das im Rathause hierselbst — eine Treppe — befindliche Gesellschaftszimmer bestimmt worden, woselbst die Stimmzettel am 12. Januar 1S12 in der Zeit von vormittags 10 Uhr bis nachm. 7 Uhr persönlich abzugeben sind. Rabenau, am 28. Dezember 1911. Der Bürgermeister. , Wittig. vvlLSNNlMSvKung, die Hundesteuer betreffend. In Gemäßheit des Gesetzes vom 1. August 1868 und der Ausführungsverordnung hierzu vom selbigen Tage, sind alle Diejenigen, welche am 10. Januar 1912 Hunde besitzen, verpflichtet, dieselben zu versteuern. Es werden daher die hiesigen Einwohner, welche Hunde besitzen, hierdurch aufgefordert, bis spätestens zum 1S. Januar dieses Jahres in der Ratsexpedition hierselbst anzuzeigen, wieviel und welche Art Hunde (Luxus- oder Zughunde) sie besitzen. Die Versäumnis dieser Anzeige wird als Hinterziehung der Hundesteuer angesehen und nach 83 3 und 7 des angezogenen Gesetzes mit dem drei fachen Betrage der Hundesteuer bestraft. Nach den lokalen Bestimmungen sind an jährl- Steuer für 1 Hund 8 Mark 2 Hunde 20 Mark 3 Hunde 40 Mark, sür jeden weiteren Hund 25 Mark zu entrichten. Die Entrichtung der Steuer hat gegen Empfangnahme der betreffenden Marke, welche am Halsband des versteuerten Hundes gut zu befestigen ist, bis längstens zum 31. Januar 1012 zu geschehen. Im Falle des Verlustes der Steuermarke ist sofort eine neue Marke gegen Erlegung von 1 Mark 50 Pfg. zu entnehmen. Rabenau, den 3. Januar 1912. Der Bürgermeister. nicht wieder antreten. Vor Ostern wird eine Neubesetzung nicht erfolgen. — Um die von dem verstorbenen Herrn Detlefsen in Tharandt begründete Prozeßagentur bewerben sich vier Rechts anwälte. — Rechtsanwalt Müller aus Dresden hat sich be reits in Tharandt niedergelassen. — Wegen Beleidigung seiner Lehrer erhielt ein Fort- bildungs s ch ü l e r in Elterlein 5 Wochen Gesängnis. — Der Wirt des Deutschen Hauses in Tharandt mußte sich wegen Vornahme einer Operation nach einem Dresdner Krankenhaus begeben. Die Erkrankung des Herrn Auste soll ähnlich wie bei dem verstorbenen Herrn Detlefsen sein. — Stadtrat Dinndorf in W i l s d r u f f ist nach 36 jähriger städtischer Tätigkeit zum Ehrenbürger der Stadt er nannt worden. — Die Apotheke in Glashütte geht den ersten April d. I. für den Preis von 135 000 M. in andern Besitz. Der jetzige Besitzer hat dieselbe für 72 000 Mk. erworben. — Der Handelsmann Ernst Bruno Kmoch und der Ar beiter Ernst Paul Saube, beide in Dippoldiswalde wohnhaft, wurden vom königl. Landgericht Freiberg wegen widernatürlicher Unzucht zu je 4 Monaten Gefängnis und je zweijährigem Ehrenrechlsverlust verurteilt. — In einer Fabrik in Freiberg wurde in All eisen beständen ein altes Artilleriegeschoß gefunden, welches noch seine Zündervocrichlung und anscheinend auch Sprengladung enthielt. — Aus Heidersdorf im Riesengebirge kommt die Nach richt, daß sich dort der Leutnant Ulrich von Schwake, Sohn des Rittergutsbesitzers v- Schwake erschossen hat. Ec war Leutnant im F re i b c r ge r Jägecbalaillon und stand im 26. Lebensjahre. — Ein Einwohner von Unlecwiesenthal hatte seine Christ stollen im benachbarten Böhmisch-Wiesenthal gebackm und ver suchte das Gebäck über die Grenze zu schmuggeln. Doch als er sich schon sicher fühlte, trat ihm ein sächsischer Grcnz- beamter in den Weg und konfiszierte die Stollen. Ca. 140 Mark Strafe und keine Weihnachtsstollen sind die Folgen. — In dem an der Cunnersdorfer Straße inCoschütz gelegenen Ziegeleileiche wurde ein unbekannter männlicher Leichnam gefunden und geborgen. — In Mulda i. E. brannte die den Herren Wäß- pflog u. Sonntag gehörige Pappenfabrik vollständig niever. Dem energischen Eingreifen der Feuerwehren gelang cs, das Herrrenhaus zu erhalten. Sämtliche Maschinen sind beschädigt. — Vom Amte suspendiert wurde der Schutzmann in Neucoswig, da er amtliche Gelder unterschlagen haben soll, doch befindet er sich noch in Freiheit. Kleine Notizen. — U-ber die Gründe zum Selbst mord des Gemeindevorstandes Fischer in Bor n a b. Chemn. wird jetzt bekannt: Fischer, der früher in Oberecinitz bei Zwickau tätig war, teilte in Briefen mit, daß ihm von dort her aus Rache Verdächtigungen unterstellt worden seien, die ihm, obwohl grundlos, das Leben weiterhin unerträglich ge macht hätten. — Der Kaufmann Anton Fuchs in Karls bad wollte einem Kunden die Handhabung mit einem Revolver erklären und schoß hierbei versehentlich die eigene Tochter an. Das Mädchen starb infolge der erlittenen Ver letzungen iw Karlsbader Hospital. Fuchs ist infolge der Auf regung schwer erkrankt. — Der Techniker Erich Ufert aus Pirna hatte mit einer Lokomotivführerstochter ein Liebesverhältnis unterhalten, dem ein Kind entsprossen war. Ufert wurde zu 20 Mark monatlichen Alimenten verurteilt, die er aber nicht zahlte, so daß zwangsweise gegen ihn vorgeschritten wurde. Durch die gegen ihn eingeleiteten Pfändungen verlor Ufert wiederholt seine Stellung. Aus Aerger darüber schrieb er an den Loko motivführer ein m Brief, in dem er allerlei Drohungen aus- sticß, unter anderen, daß er das Mädchen wegen Verbrechens gegen das keimende Leben anzeigen werde. Wegen des Ver lustes seiner Stellungen verlangte Ufert von dem Lokomotiv führer einen Schadenersatz von 5000 Mark; bekomme er das Geld, dann werde er die Sache ruhen lassen. Vom Land gericht Leipzig wurde Ufert wegen dieser Erpressung zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. — Am Silvesterabend hat sich inReichenberg i. B. der Soldat Josef KahIS erschossen, nachdem er vorher auf seine Geliebte, Dora Herzig, zwei Schüsse abgegeben hatte, von denen einer in das linke Schulterblatt drang, während der zweite am Mieder des Mädchens abprallte. Ein dritter von Kahls abgegebenen Schuß zertrümmerte den Schirm der Zimmer lampe, den vierten Schuß richtete K. gegen seine Herzgegend. Josef Kahls diente seit Oktober 1911 bei der Feldhaubitzen- Division Nc. 13 in Wien. Am 29. Dezember sollte er vom Weihnachtsurlaube wieder bei seinem Truppenkörper kinrücken. Er überschritt jedoch seinen Urlaub und beging dann aus Furcht vor der Strafe die Tat. Dresden. — Im Monat Dezember standen 28 Grund stücksversteigerungen an. In 2 Fällen wurde das Berfahren eingestellt, und in 3 Fällen der Zuschlag ausgesetzt. Ju den übrigen 23 Zwangsversteigerungen ergab sich ein Hhpotheken- ausfall von rund 480 0O0 Mark. Unter den zwangsweise versteigerten Grundstücken befanden sich 23 Wohnhäuser, ein Hotel und vier Baustellen. — Am Neujahrstage abends gegen 8 Uhr hat sich eine in den 20er Jahren stehende weibliche Person von dem auf dem Bahnhofe Reick von Niedersedlitz einfahrcnden Zuge üb erfahren lassen und war sofort tot. Die Tote heißt Pötzsch, genannt Wahren, und trug einen Verlobungsring mit E. P. gezeichnet. — Aus der Pfotcnhauerstraße in Dresden wurde der 7jährige Sohn eines Straßenbahnschaffners von einer Auto mobildroschke überfahren. Der Führer brachte den Knaben nach dem Krankenhause, wo er verschied. Den Chauffeur trifft keine Schuld. — Von der Straßenbahn überfahren wurde nachts auf der Moritzstraße in Dresden ein junger Kaufmann. Er war von dem in voller Fahrt befindlichen Wagen abgesprungen, kam aber so unglücklich zu Fall, daß ihm vom Anhänge- wagcn der linke Fuß oberhalb des Knöchels abgefahren wurde. — Das städtische Krankenautomobil überfahr den 49 Jahre alten Schuhmachermeister Büttner, Burgkstraße 27 wohnhaft. Ec erlag unterwegs seinen Verletzungen. Dresden. Wegen Silvesterunfug wurden von der hiesigen Polizei 17 Sistierungen vorgenommen. Die meisten Sistierten wurden bald wieder entlassen. — Dem neuen Reichstage wird eine Heeresvorlage unter breitet werden, durch die eine Veränderung der Truppenkörper geplant ist. — In Belgien droht ein Generalstreik von 50 000 Kohlenarbeitern auszubrechen. — Zur Durchführung der allgemeinen Volksschule kommt es nur da, wo sie gesetzlich vor geschrieben ist, nicht aber da, wo ihre Einführung den Ge meinden überlassen wird. Gerade die Entwicklung der Schul verhältnisse in unserm Sachsen zeigt das aufs deutlichste. Unser Volksschulgesetz unterscheidet bekanntlich zwischen ein fachen, mittleren und höheren Volksschulen; es verpflichtet aber keine Gemeinde, nun auch alle drei Schularten neben einander einzurichlen, es fordert aber auch nicht, daß jede Gemeinde nur eine dieser drei Schulgattungen ins Leben rufe. Auf diesem Gebiete ruht die Entscheidung einzig und allein bei der Gemeinde. Und die Folge davon? Sachsen ist zum klassischen Land der Standesschulen geworden. Auf dem Lande, in den zahlreichen kleinen Schulgemeinden mit ge ringerer Schülerzahl, ist die einfache Volksschule, die Halb- tagSschule als allgemeine Volksschule die Regel. Auch in einer Anzahl anderer Schulgemeinden besteht dank der Wirksamkeit sozialdenkender Schulverwaltungen nur eine Volksschule, die allgemein ist und von den Kindern der Armen und Reichen, der Vornehmen und Geringen besucht wird- So ist eS aber nicht überall. In zahlreichen Orten, und das gerade in den kinderreichsten, ist die Gliederung der Schule nach Rang und Vermögen der Eltern durchgeführt, da bestehen nebeneinander höhere und einfache — höhere und mittlere — mittlere und einfache — einfache, mittlere und höhere — gehobene mittlere, mittlere und einfache Volksschulen mit oder ohne Selekten- klassen. Unter den Orten Sachsens, deren Schulwesen unter der Leitung eines Direktors steht, zählen wir 103 Gemeinden, darunter sämtliche Groß- und Mittelstädte, die ihr Schul wesen rein äußerlich in Standesschulen gegliedert haben. Von den 803 720 Kindern unserer Volksschulen sitzen 395 300, fast 50 Prozent in Standesschulen. Dem Staate ist mit dieser Entwicklung nicht gedient. Der Staat muß die Schule als ein Mittel betrachten, eine auf dem Grunde möglichst gleicher Bildung und Denkart der Volksmassen beruhende innere Einheit des Volkes zu schaffen. Dem wirkt die sozial zersetzende StandeSschule entgegen. Es ist sicher kein Zufall, daß gerade bei uns in Sachsen die sozialen Gegensätze so scharf hervorlreten. Der Staat hat darum ein Interesse an der Beseitigung der Standesschulen, ein Interesse an der all gemeinen Volksschule. Von der Gemeindeautonomie ist hier nicht viel zu erwarten. Soll es vorwärts gehen mit der all gemeinen Volksschule, so muß die Gesetzgebung eingreifen. Mit dem bisherigen Brauch, die Entwicklung ruhig laufen zu lassen, muß gebrochen werden; das neue Volksschulgesetz muß — bas ist schon aus nationalen Gründen, im SlaatS- intercsse geboten — die allgemeine Volksschule bringen. R-n. — Der russische Minister des Aeußeren hat zwei Schützen« regimenter und Artillerie in das russisch-türkische Grenzland gesandt. Die kaspische Flotte wird Truppen landen. Der russische Gesandte in Teheran meldet, daß der Regent von Persien wiederholt den Wunsch hegte, Teheran zu verlassen, was in Petersburg als seine Abdankung aufgefaßt wird.