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Rabenauer Anzeiger : 31.10.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191210316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19121031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19121031
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-10
- Tag 1912-10-31
-
Monat
1912-10
-
Jahr
1912
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Aus Qlrer Welt. Tragödie einer griechischen Aristokratin spielte ab. Als dort sine Madame Machos die Nach- daß jhi-Gatte in der Schlacht bei Elassona H knie türkische Kagel gelötet worden sei, erschoß sie ^°um hatte sie sich selbst den Tod gegegeben, als die ^"8 eintraf, daß ihr Mann nur verwundet worden sei. eine Galgenfrist würde es jür den Neuyorker ,,Meutnant Becker bedeuten, wenn der Gerichtshof feine t>,M8 gegen den von den Geschworenen gefällten Schuld- vorsätzlichen Mord stattgäbe, da viele Anwälte sind, daß, falls dem Berufungseinspruch ent- werde, der neue Becker-Prozeß kaum innerhalb Mst siattfinden kann. Wenn das Gericht auch „ge- l^Naslungszeugen" tatsächlich nicht zugelassen haben Dec bulgarische Ministerpräsident Ge,chow erklärte, daß Zeitpunkt für eine Intervention der Mächte jetzt ge- N sei, daß die Türkei zur Zeit jedoch noch nicht auf Handlungen eingehen würde. Lenkt die Türkei nicht so wird Bulgarien den Krieg schnell vor den Toren « Konstantinopel beenden. Die Balkanstoaten wollen ' "whamedanlsche Bevölkerung der europäischen Türkei ? vernichten, und wenn die Großmächte die Pazifizierung oolkanhalbinsel aufrichtig wünschen, kann der Frieden " bald geschlossen werden. , ."m die Höhen von Marasch, westlich von Adrianopel, i 48 Stunden lang ununterbrochen gekämpft, sehr große Anzahl von Bulgaren ist gefallen, die Leichen E m Menge aus dem Felde, sowohl im Osten wie im Mn Adrianopels. Die türkischen Verwundeten in werden in den Hospitälern gepflegt, wo man "v die sorgfältigste Behandlung angedeihen läßt. Täglich och die Auswanderung der Adrianopeler Bevölkerung ^Konstantinopel fort. Die Verluste der in den bub Men Reihen kämpfenden Serben sollen enorm gewesen i» 3^ Adrianopels erwartete nian schon am jodend im bulgarischen Hauptquartier stündlich. Die Atzung der Festung soll bereits den Wunsch geäußert M zu kapitulieren. i, -Oer Sullaa Muhamed betete beim Mantel des -Wien um Sieg der türkischen Truppen. — Die Ver- ^"8 eines Offiziers durch einen Stirnschuß, dessen Kanal Machörmiger Linie nach dem linken Ohr ausläust, gab Gerücht Anlaß, die Bulgaren verwendeten Dum- ^Seschofse. Das Gerücht ist grundlos. — Mehrere tür- 2,Mdaten, die auf den Wagendächern eines überfüllten jMäuges saßen, wurden getötet oder verwundet, als der "durch einen niedrigen Tunnel fuhr. H.v>e Montenegriner Haden Skularl einer Wiener "°ung der „Voss. Zig." zufolge am Sonnabend einge- Men. General Martinowitsch hatte schon am Tage die Höhen von Tarabosch erobert, und die Kolonne ,/dem Kronprinzen Danilo war nördlich oon Skutari il, Drückt, sodaß die Stadt sich nicht länger halten konnte. .richte heben ausdrücklich hervor, daß die Einnahme ' nahezu ohne jede Beschädigung der Stadt erfolgte. Vie Eroberung Vrischlinas durch die Serben ist ^7 von türkischer Seite jetzt zugegeben worden. Die Ver- «i, 5 fischen üsküb und Mitrowitza an der Eisenbahn- die durch den Sandschak Novibazar führt, ist unter- Die Schlacht von Kumanowo, das nordöstlich ..nur wenige Kilomeler entfernt von üsküb liegt, war E^rdentlich blutig. 35000 Serben nahmen an dem ^pse teil. Zunächst wurden 500 Albanesen zur über- Kezwungen. Andere Albanesen, dis das Zeichen zur E°e gemacht hatten, eröffneten das Feuer gegen die Trupprn, als diese aus fünfzehn Schritt heran- wären. Es folgte ein furchtbares Blutbad, k/"' die Serben große Verluste erlitten und die Alba- I, v bis „äs den letzten Mann niedergemacht wurden. Truppen wurden darauf in die Flucht ge- Nach Zweitägigen Kämpfen nahmen die Serben Mvwo und erbeuteten 30 Geschütze. Griechen besetzten im weiteren Vormarsch nach Edlich oon Serfidsche. 600 Türken, die in den Bergschluchten von Sarandaporos und im ° von Bigle befanden, wurden gefangen genommen. setzt den türkischen Flüchtlingen an beiden Ufern Fleisch-Debatte im preußischen Landtag am Sonnabend fortgesetzt, nachdem der Reichs- von Bethmann Hollweg in Beantwortung der i^Eberalen und freisinnigen Interpellationen am Tage E erklärt hatte, daß die Regierung es bei ihren bis- E" Maßnahmen bewenden lassen müsse und daß die ^Versorgung Deutschlands von der Zukunft der deutschen lchast abhänge, die durch eine tatkräftige innere Kation gefördert werden solle, für die erhebliche Mittel gestellt werden. Hatte sich der Kanzler in diesem < ° in einer seltenen Übereinstimmung mit allen zu Worte H,'"enen Rednern gefunden, so hatte er weiter erklärt, ÄMn von einem Experiment der Einfuhr von Gefrier» '»stehen muffe, womit er die Zustimmung namentlich konservativen und des Zentrums fand. Gegensatz zu dem vorhergegangenen Tage war um Sonnabend nur schwach besuch«, als um der neue Präsident Gras v. Schwerin-Löwitz die hA eröffnete. Abg. Skröbel (Soz.) bezeichnete die von ^jMkl'ung getroffenen Maßnahmen als absolut unzu- Gegen das Gefrierfleisch würden nur Scheinargu- vorgebracht, damit man die Fleischteuerung künstlich könne. Für Nutzbarmachung der Osdländereien ^verständlich auch die Sozialdemokratie. ° ^«gegenüber erklärte Minister v. Dallwitz: Wenn V 12 des Fleischbeschaugesetzes aufgehoben und das ^Mische Mejsch ohne weitere Untersuchung eingcsührt falle, so würde das die kleinen und kleinsten Vieh- ^Mnten auf das schwerste schädigen. Die Befreiung des )lMs von der Prüfung auf seine Gesundheit würde einen Rückschritt bedeuten. (Zustimmung rechts.) Die der großen Städte hätten sich in ihrer Mehrzahl Legen dauernde Maßnahmen zur Kontrolle der Preis- ausgesprochen, hätten sich aber in überaus dankens- Weise ans freien Stücken bereit erklärt, von den ^Mben, die sie besitzen, Gebrauch zu machen. Dao ^<Wche und umsichtige Vorgehen des Berliner ^'"raks und der dadurch erzielte Erfolg sei ja wohlbe- Cs seien Einwendungen erhoben, daß es den nicht wohl anstebe, ihren eigenen Bürgern Kon füllte, fö dürfte Mch dem Ergebnis der ttjtell Verhandlung das zweite Mal der Spruch der Geschworenen kaum andere lauten, es fei denn, daß letztere sich als käuflich erweisen. Auf vorsätzlichen Mord steht in Amerika aber die Todes strafe, die durch den elektrischen Stuhl vollzogen wird. Auf der lnlernaiionalen Ausstellung für Luflfahri in Parks, die am Sonnabend durch den Präsidenten Fallieres eröffnet wurde, ist Deutschland nicht vertreten, wie denn überhaupt von einer „internationalen Ausstellung" kaum die Rede sein kann, da die etwa 60 ausgestellten Aeroplane säst sämtlich französischen Ursprungs sind. Große Neuheiten sind im Aero-Salon nicht zu sehen. Einen be sonderen Eindruck macht nur die Ausstellung des französischen Kruegsministeriums, das ein Flugmaschinengeschwader mit einem aus zehn Lastwagen bestehenden Zuge und Vegleit- material ausgestellt hat. Die einzige deutsche Firma, die auszustellen beabsichtigte, war E. Rumpler; doch gab sie, obwohl sie schon erhebliche Meldcgelder gezahlt hatte, diese Absicht auf, da man ihr für ihre „Tauben" einen sehr ungünstigen Platz angewiesen hatte. Daß die deutsche Flug zeug-Industrie tatsächlich was zu leisten imstande ist, bewies soeben die Marineflugzeugprüfung in Putzig, aus der der vom Flieger Thelen gesteuerte Albatros-Doppeldecker als Sieger hervor- und in den Besitz der deutschen Marine überging. Aber auch der Ago- und Aviatik-Doppeldecker leisteten vorzügliches. Der grotze Berliner Apielerprozest gegen den „Spielerkönig" Stallmann, der sich auch Baron König nannte und besonders die vornehmen Weltbilder mit seiner Anwesenheit beglückte, rückt immer näher, nachdem soeben in London wieder die Auslieferung eines gewissen Benno Cramer, der ein Mitglied der wohlorganisierlen Stall- mannschen Spielergesellschaft war, beschlossen worden ist. Ein weiteres Mitglied, der ehemalige Leutnant Siegmund Niemela, erklärte, er sei „nicht abgeneigt", freiwillig nach Deutschland zurückzukehren, um den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen entgeaenzutreten. Niemela, der früher dem Stabe des Prinzen Heinrich von Preußen zugeteilt war und diesen auf einer Anzahl seiner Autofahrten begleitet hat, ist durch die Berührung mit der Spielergesellschaft auf die schiefe Ebene geraten. Vie Ausbildung der deutschen Zahnärzte wird immer gründlicher, das zeigte sich soeben bei der Einweihung des neuen Zahnärztlichen Instituts der Universität Berlin, das mit allen modernen Hilfsmitteln ausgestattet ist. Einen geregelten Studiengang für Zahnärzte gibt es erst seit dem Jahre 1869. Inzwischen sind die Bedingungen verschärft worden, statt der Primareise wird heute das Abiturium ver langt, das Studium, das früher sechs Semester dauerte, ist um ein Semester verlängert worden, und voraussichtlich wird in kurzer Zeit ein praktisches Halbjahr nach abgelegtem Staatsexamen eingeführt werden. Ein Flug Berlin-Varis in einem Tage dürste in diesem Jahre kaum mehr zustande kommen, nachdem etwa ein Dutzend französischer Piloten in der französischen Haupt stadt erfolglos zu dem kühnen Fluge aufgestiegen sind. Auch dem letzten Versuch des Fliegers Vrindejonc de Moulinais wurde durch eine Motorpanne bei Messieres ein vorzeitiges Ende bereitet. Gegen den Aussatz, jene schreckliche, aus der hl. Schrift bekannte ansteckende Krankheit, die wir heute Lepra nennen, hat die ärztliche Kunst auch heute noch kein wirk- sames Mittel gefunden, so daß die Fälle von Lepra, die allerdings sehr selten sind, stets mit einem qualvollen Tod enden. Große Teilnahme erweckte der Transport eines jungen aussätzigen Franzosen von Frankfurt a. M. nach der französischen Grenze. Cs war bei ihm während eines Auf enthalts In Deutschland der Aussatz festgestellt worden, da keine Besserung zu erwarten war, mußte die Ausweisung erfolgen. Der Transport geschah in einem Exlrabahnwagen. In Deutschland besteht bei Memel ein Leprukrankenhaus. Aus aller Well. Bei einem Einbruch in einem kleinen Berliner Bankgeschäft erbeuteten die Diebe 7000 Mark bares Geld. — Das Baden in den französischen Seebädern wird teuerer. Dem „Zuge der Zeit" folgend, haben 50 Bade orte an der atlantischen Küste Frankreichs beschlossen, in Zukunft eine Kurtaxe einzuführen, von der bisher die Bade gäste befreit waren. — Einen blutigen Kampf zwischen An hängern der liberalen und konservativen Partei gab es in Havanna auf der Insel Kuba. Die Gegner gingen mit Revolvern und Messern auf einander los, sodaß zahlreich- Tote und Verwundete aus der Wadlstatt lieaen blieben. !il7"1 IN'! "7 1 tz Stuf dem Berliner FlerfchMEl ist nach den uner» huicklichen Szenen in den Markthallen besonders des Nordens Md Ostens der Reichshauptstadt eine allgemeine Beruhigung eingetreten, zumal die Innungs - Fleischermeister dir Vor- koMMNisse aufs tiefste bedauert, aber auch andererseits erklärt haben, daß ist nicht die Schuld daran treffen könne. Haben so die Berliner Fleischermeister ihre Bereitwilligkeit zugesagt, Hand in Hand mit dem Magistrat, alles aufzubieten, was zur Linderung der Fleischnot beitragen kann, so sah sich der Magistrat von Wilmersdorf gezwungen, den Verkauf russischen Fleisches selber vorzunehmen. Vor einer ähnlichen Zwangslage steht die Stadt Düsseldorf, da die dortigen Schlächtermeister beschlossen haben, das von der Stadt an gekaufte ausländische Fleisch nicht mehr zu verkaufen. Auf die Berliner Schlachlviehmarkt-Preise hat die Einführung russischen Fleisches durch den Magistrat eine wesentliche Einwirkung bisher noch nicht ausgeübt. Der höchste Schweinepreis stellte sich am letzten Markttage auf 86 Mark, nachdem er seit mehr als drei Monaten zwischen 87—89 Mork geschwankt hatte. Die Rindviehpreise hielten sich auf der Höhe der letzten Wochen. Motorboote ftir die Armee sollen bei uns zur Ein führung gelangen, wenn die Mängel, die sich bei den dies- jährigen Kaisermanöoern ergeben haben, abgestellt worden sind. Vor.allem wird die Anbringung einer leichten Pan zerung gegen Maschinengewehrfeuer erwogen. Die Unterzeichnung eines Abkommens über bas Ausstellungsmelen bildete den Abschluß der ersten diplo matischen Ausstellungskonferenz in Berlin, an der Vertreter von 16 Staaten teilnahmen. Das Abkommen sieht haupt sächlich eine Einschränkung der Zahl der großen allgemeinen Ausstellungen vor, die von den Vertragsstaaten nur noch dann beschickt werden dürfen, wenn sie nicht häufiger als alle drei Jahre und innerhalb desselben Landes nicht häufiger als alle zehn Jahre veranstaltet werden. Für die Zusammen- setzung und das Verfahren des Preisgerichts und die Ver teilungen von Auszeichnungen sind gewisse Grundsätze ver- einbart worden. Welter enthält das Übereinkommen aus drückliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Schwindelaus stellungen und des Medaillenhandels. Eine Rokkoratsrede über die Mode hielt soeben der Marburger Professor Tröstsch beim Antritt des Rektorats. Das Thema ist besonders bemerkenswert, wenn man be denkt, daß bei solchem Anlaß immer nur tiefe wissenschaft liche Probleme erörtert werden. Der Redner wußte jedoch auch der Mode eine wissenschaftliche Seite abzugewinnen und nannte sie geistreich eine Schöpfung, die an mensch liche Schwächen sich aufs geschickteste anlehnend, zut freien Konkurrenz und zum privatkapitalistischen Betrieb in engsten Beziehungen steht. Die Gordon-Vennekl-Woche in Karlsruhe, die durch eine Zielfahrt einer Anzahl Luftballons eingeleitet wurde, fand am Sonnabend mit dein Verbandstag Deutscher Lust schiffer ihre Fortsetzung. Dey Verband zählt jetzt 24 Vereine mit 74 000 Mitgliedern; in seinen Listen sind 138 Frei ballons und 24 Luftschiffe verzeichnet. Der Zeppelin-Kreuzer „Viktoria Luise", der auf der Fahrt von Friedrichshafen nach Frankfurt a. M. Karlsruhe passierte, wurde lebhaft begrüßt. Am Sonntag fand unter Teilnahme zahlreicher Nationen die Gordon-Bennett-Fahrt statt, deren Sieger der jenige Luftjchiffer ist, der die längste Strecke zurücklegt. Im vorigen Jahre war es Ingenieur Gericke, der vor einigen Tagen durch den Absturz des Ballons „Reichsflugverein" tödlich verunglückte. Offizierspilolen al» Spione. Auf einem Felde bei Tarnow in Galizien stürzte ein russischer Aeroplan mit drei Offizieren ab. Einer von ihnen war gleich tot, zwei wurden verletzt. Sie wurde»« als Spione verhaftet. von nah und fern. Das Schwurgericht in Zwei brücken verurteilte den Vater und den Sohn Doer»' aus Berghausen wegen Erinordung des Feldhüter« Becker aus Speyer zum Tode. — Infolge Fleischvergiftung starben in dem nordamerikanischen Militärlager Mac Inley 83 Sol daten. Den »redoerreger glaubt der Geh. Medizinalrat vr. Behla-Berlin entdeckt zu haben. Der in Reinkultur ge züchtete Perdsit weist nach der Darstellung des Gelehrten eine kugelig« Gestalt auf. Geheimrat Beyla nannte ihn daher Blastozoon globosum. Der Cholerabaztllus hat be kanntlich Kommaaestalt, andere Krankheitserreger Mchemen in noch anderen Formen. kurrenz zu machen. Dieses Prinzip sei auf andere«, Ge bieten schon durchbrochen, besondere Verhältnisse erforderten auch besondere Mittel. Es sei geradezu Pflicht der Stadt gemeinden, den weniger bemittelten Bürgern bei der Be schaffung ihres Fleischbedarfs behilflich zu sein. Er sehe auch nicht ein, warum solche Maßnahmen vorübergehend sein sollten. Die Regierung habe sich der Mitarbeit der siädte bei der Bekämpfung der Teuerung bedienen müssen, da andernfalls die Taris- und Zollvergünstigungen keinerlei Nutzen für den Konsumenten gebracht hätten. In allen Ortschaften, wo die Magistrate sich an der Fleischversorgung beteiligt Hütten, seien die Preise ganz erheblich zmückge- gangen. (Beifall.) Abg. Heine (ntl.) erblickte neben der großen Dürre des letzten Jahres, der Maul- und Klauenseuche und der ver späteten Ernte dieses Jahres auch in der dauernden Steige rung der Löhne auf der« Lande eine Ursache zur Ver teuerung der Viehproduktion. Bei der strengen Fleischschau gingen jetzt auch viele Tiere, die srüher als einwandsfrsi galten, verloren. Das deutsche Fleischbeschaugesetz dürfe die deutschen Landwirte nicht schlechter stellen, als das Ausland. Es sei zu hoffen, daß Deutschland in verhältnismäßig kurzer Zeit seinen Fleischbedarf im Inlands, und zwar zu mäßigen Preisen zu decken vermöge. (Beifall.) Abg. Hoff (Vp.) betonte, feine Partei sei mit allen Kräften bemüht, die deutsche Landwirtschaft zu schützen. Man klammere sich jetzt an den 8 12 des Fleischbeschau gesetzes, der Regierungsentwurf habe aber s. Zt. diesen Paragraphen gar nicht enthalten. Seine Partei wünsche, daß Tierärzte ins Ausland geschickt werden, die das Fleisch an Ort und Stelle untersuchen, und fordere grundsätzlich die Aufhebung der AulkermiklelzöNe im Interesse der kleinen und mittleren Landwirte. Finanzminister Miquel habe s. Zt. 100 Millionen für die innere Kolonisation fordern wollen. Der Führer der Konservativen habe damals aber gesagt: Laß sie im Schubfach, wir lehnen sie ab!" Dort modere sie vielleicht heute noch. Sodann wies Minister Frhr. v. Schorlemer-Sieser aus die 18000 von der Generalkommission und 20 000 von der Ansiedlunoskommitsion geschaffenen Bauernstellen bin. um die Fürsorge der Regierung für die innere Kolonisation zu zeigen. Die Fleischpreise hätten, wie das Herabgehen in den letzten Tagen zeige, schon vorher etwas niedriger gestellt sein können. Er selbst äße dreimal in der Woche kein Fleisch, es sei also wohl kein Verbrechen, wenn er der Arbeiterschast vor Äugen führe, daß andere Nationen sich neben dem Fleischgenuß auch anderen kräftigen Nahrungs mitteln mehr als sie zuwendeten. Abg. Är. Hahn (ks.) meinte, die Rede des Kanzlers werde im Lande freudigen Widerhall finden. Der Land- wirtschaflsminister sollte auch im Reichstag für die Ausrecht' erhaltung der jetzigen Wirtschaftspolitik sorgen. Wenn er dabei von der alten Zolltarifmehrhell, Konservativen, Zen trum und Nationalliberalen, unterstützt werde, dann könnten die deutschen Landwirte beruhigt sein. (Beifall rechts,) Nachdem noch Abg. Giesberts (Ztr.) sich für ein Zu sammenwirken der Gemeinden mit den landwirtschaftlichen Genossenschaften ausgesprochen hatte, wurde ein Schluß- anirag angenommen: damst waren dje Intervellaü-mxn ef- sediat. An den Namen Karl August, den der junge Erb großherzog von Sachsen-Weimar soeben ft« der Taufe erhielt knüpfen sich große Erinnerungen, denn der erste Großherzox der Sachsen-Weimarischen Lande führte diesen Rainen Herzog Karl August, der 1815 den Titel eines Großherzog! erhielt, war einer der geistreichsten und tüchtigsten Herrsche» seiner Zeit, der alle geistig hervorragenden Leute an seiner Hof zog, sodaß dieser zu Beginn des 19. Jahrhunderts de> geistige Mittelpunkt Deutschlands war. Bekannt ist sein« persönliche Freundschaft zu Goethe, der unter ihm Äinistei war. Neben Goethe glänzten damals Schiller, Herder, Wieland und zahlreiche schöngeistige Frauen in Weimar .das gewissermaßen zu einem Wallfahrtsort für alle bedeH tenden Männer wurde. Seinen hervorragenden Rus ha! sich Weimar bis in die jüngste Zeit bewahrt, so hob dem» Kaiser Wilhelin in seiner Tausrede auch hervor, daß de« Crbgroßherzog einst ein Förderer der Wissenschaft unt Dichtung sein möge, daß er aber auch sein Schwert bereii halte für des Reiches Herrlichkeit, wie sein aroßer Ahnherj einst in preußischmDienst gegen die Franzosen gekämpft hat.
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