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Rabenauer Anzeiger : 07.11.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191211070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19121107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19121107
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-11
- Tag 1912-11-07
-
Monat
1912-11
-
Jahr
1912
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 07.11.1912
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lind an Minen bei, den : Woche urch ein n lasten, ost" be- and Ab- nie noch daß ein der iilr- e Regie- u Histar ischioffen so baß Ainataie oeije aa len, also äsen oon nerMel g unoer- und ocr- archieien. beschwer- an diese as Stellung n in den imänien? > werben kbi au- lkünslige lUM---' russisch'-' den, baß imäniene unäniene al der ziert w>r-- eines«--«' loeränd'' ege« «be e > Zweisei 'en E wohl nach Otiober nie, ab er arme- ilgen P--' i Papi'" iders die o ging-" .Amerika' n Lloyd' KmE md 2^ die de- -zen« hranleid'- gegang'-- ) sie W r- -rn s^! rwirisG daß di höaste -b" Ä sich d" 1 ngei!-^ iviges " der ... - l""' gl nur nr >ie -stali- !e nr, leie ie a»- oer i" 7^ 7 L-r ?'7e- nli^ s/ ihren! Solb s^ -n S" ß ier Ml! " Slirde. Er hatte geglaubt, daß sich der Feind erst NM den schweren Verlusten bei Kirkilisse erholen würde und war »ns einen so schnellen Angriff nichk vorberellek. Er ries den in Tschorlu befindlichen Abdullah Pascha dringend um Ue. Abdullah nahm die Divisionen, die sich während der letzten Tage im Hauptquartier angesammelt hatten, mit sich, Hängte Kavallerie und Infanterie, alles durcheinander, in sinen Eisenbahnzug und fuhr ohne Bagage, ohne jedes Aich Privatgepäck, nach Lüle Burgas ab. Viele Reser- Gen hatten nicht einmal Waffen, sie sollten erst vor der Front mit Waffen der Verwundeten versehen werden. Auf beiden Seiten wurde mit heldenhafter Tapferkeit gekämpft. Babajick Kula, zwischen Istrandscha und Sarai, dos von den Bulgaren besetzt war, wurde von den Türken ln einem wütenden Bajonettkampf genommen, in dem Par don nicht gegeben wurde. Für die Behauptung, daß bul garische Soldaten verwundete Türken massakriert hätten, konnte der Berichterstatter keine Beweise erhalten. Die vielen Tausende türkischer Flüchtlinge, die vonAdria- "opel und Kirkilisse her nach Süden drängten, hinderten die türkischen Truppen In ihrer Bewegung. Mit Weib, G>d und Vieh, die auf allen nur denkbaren Transport- Gteln untergebracht waren, sperrten die Flüchtlinge den Türken den Weg. Die wenigsten hatten Lebensmittel bei sich, die Külte verschärfte noch die Lage der Unglücklichen. Die Müstafiz, d. i. der Landsturm, von Lüle Burgas benahmen sich schmachvoll. Sie warfen beim Erscheinen der Bulgaren die Waffen fort und ergriffen mit ihren Ojfi- gieren die Flucht. Sie warfen Frauen und Kinder aus dem bereitstehenden Eisenbahnzug und fuhren nach Sidler, einer 'twa in der Mitts zwischen Lüle Burgas und Tschorlu ge legenen Station. Dort gingen sie zur offenen Meuterei "der, schrieen nach Brot und bedrängten die Christen. Als ste die dort untergebrachten fremden Kriegskorrespondenten Eichen, brüllten sie: Diese Christen haben Brot! Wir "oben keins! Beraubt sie und schlagt sie tot! Die tür kischen Offiziere in Sidler benahmen sich dagegen bewunderns wert ruhig. Sie schlossen die Korrespondenten in ihrem Eisenbahnwagen ein, redeten den Meuterern zu und über- -välligien sie schließlich mit Gefahr ihres eigenen Lebens. Die Not dec Bevölkerung ist fürchterlich. Die Felder sind verwüstet, die Dörfer zerstört. Tausende kampieren, oller Mittel entblößt, aus freiem Felde. Hunderte sterben ^güch vor HungerZ Die Behörden können kaum dis Truppen falt machen, geschweige die Unmenge der Flücht linge. Viele der Bedauernswerten sind nach Rodosio am Marmarameer geflüchtet, andere in die Dörfer in der Um gegend von Konstantinopel; in die Hauptstadt selbst werden s-e nicht hineingelassen. Es droht eine furchtbare Hungersnot und ein Massensterben auszubrechen, wenn der Krieg nicht bald beendigt werden kann. Und auch nach dem Friedens- Muß wird es großer Opfer bedürfen, um das durch den Krieg angerichtete Elend auch nur einigermaßen wieder gut Hi machen. Aus aüer WM. Fünf Jahre schwere Zwangsarbeit für einen «eutschsn Offizier, solch ein Urteil, das soeben in Warschau gegen den Artillerteleutnant Dahm aus Wolfenbiittel wegen angeblicher Spionage ausgesprochen worden ist, dürste bis- her kaum dagewesen sein und ist geeignet, Kriegslärm zu "regen, zumal Leutnant Dahm nur einige harmlose photo graphische Aufnahmen gemacht haben soll. Das strenge Urteil ist umso unverständlicher, als sich am 14. November der russische Hauptmann Kosieoitsch wegen Verleitung zur Spionage in Berlin zu verantworten hat. Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß Kosieoitsch seine Kaution von 30000 Mk. G Stiche läßt und zur Verhandlung überhaupt nicht er- icheint; Leutnant Dohm, den man gegen die gleiche Summ« --us freiem Fuß belassen hat, dürfte dasselbe tun und Ruß- and aus Nimmerwiedersehen den Rücken kehren. . Ein furchtbarer Wirbelsturm, wie er jüngst auf den Wuppinen herrschte, hat soeben den mexikanischen Staat aerero an der Küste des Großen Ozeans heimgesucht. Mbei wurden fast die ganzen Hafenanlagen der Stadt Acapulco sowie die Stadt selbst zum größten Teil vernichtet. Zahlreiche Eingeborene erlitten Verletzungen und viele nA?"re Dampfer und Schiffe, die sich im Hafen befanden, dem Wirbelsturme »um Ovker oekallen. - An vas verschwinden vrr entzttsHsn SrüuMwelen in Dublin erinnert die soeben in Portugiesisch-Ost-Afrlka er folgte Verhaftung von Francis Richard Shakleton, einem Bruder des bekannten englischen Polarforschers. Shakleton war s. Zt., als die Kronjuwelen verschwanden, Herold von Dublin, mußte aber wegen der peinlichen Angelegenheit den Dienst quittieren. Dann ging es abwärts mit ihm. Viel machte er auch durch eins Pieite von sich reden, bei derben Passiven in Höhe von zwei Millionen Mark nur 180 000 Mark Aktiva gegenüberstandcu Nach einem abenteuerlichen Leben in Neuyork, Paris usw , war er Direktor verschiedener Finanzgesellschaften, als solcher soll er unter Vorspiegelung falscher Tatsachen von bedeutenden Persönlichkeiten Englands große Geldsummen erhalten haben, weshalb jetzt seine Ver- - Haftung erfolgte. Das Schicksal des Ballons „Düsseldorf 2", von dem man seit seinem Aufstieg am 27. Oktober in Stuttgart keine Nachricht mehr hat, und von dem man daher annimmt, daß er in der Ostsee verunglückt ist, erinnert an das tragische Geschick, das bei einer Wettfahrt im Jahre 1908 zwei junge preußische Leutnants betroffen hat, die mit ihrem Ballon über die Nordsee getrieben wurden und dort untergingen, da keine Rettung in der Nähe war. Ein ähnliches Schicksal traf im August 1910 den Reichstagsabgeordneten Dr. Delbrück, den Vertreier des Wahlkreises ückermünde-Usedom-Wollin, der auf der Ostsee angesichts der Küste von Saßnitz nieder- gehen mußte. Obwohl das Unglück bemerkt worden war, konnte der Luftschiffer infolge des stürmischen Seegangs nicht gerettet werden, während sein Begleiter in schwerverletztem Zustande geborgen wurde. Delbrücks Leiche wurde später, einem Wunsche des Verunglückten gemäß, an der Unglücks stelle ins Meer versenkt. Ein anderer deutscher Ballon ging in demselben Jahre auf dem Zuidersee nieder, wobei der Krefelder Luftschiffer Kaiser zu Tode kam. Ausgeschlossen ist es nicht, daß der Ballon „Düsseldorf 2" mit den amerika nischen Lufischifsern Watts und Atherholt in einer verkehrs armen Gegend Lapplands oder Norwegens gelandet ist, doch ist diese Hoffnung gering. Bei der Gordon Bennettfahrt 1908, die oon Berlin ausging, landete der schweizerische Oberst Schäck nach mehr als 72 stündiger Fahrt ebenfalls in Norwegen, gab aber alsbald Nachricht non sich. Ein falscher „Gras kiwileM" trat in Berlin in der Person eines 16 jährigen Lehrlings auf, der wegen einer geringfügigen Strafe von seinen begüterten Angehörigen nach Amerika geschickt worden war. Hier fiel er aber als bald Ausbeutern in die Hände und kehrte nach der „alten Welt" zurück, wo er ebenso handelte, wie man es in Amerika mit ihm getrieben hatte. Da er trotz seiner Jugend in der Reichshauptstadt sicher und gewandt auftrat, wurde ihm weitgehender Kredit gewährt, bis der Betrug an den Tag kam und der Jüngling dem Gericht überliefert wurde. Dieses verurteilte ihn zu drei Monaten Gefängnis. Aus aller Well. Mit einem Karabiner hat sich in Daressalam der dortige Polizeiinspektor Hauptmann von Stegmann und Stein erschossen. — Auf der Wolga haben sich infolge starken Treibeises zahlreiche Schiffskatastrophen ereignet. Der Passagierdampfer „Wladimir", der etwa 80 Personen an Bord hatte, wurde von Eisschollen erdrückt und sank langsam. Die Passagiere wurden bis auf zwei gereitet. Bei Zarltzin kenterte eine Fähre. Von acht Bauern, die darauf fuhren, ertranken fünf. — Einen schrecklichen Selbstmord beging in Berlin eine 16jährige Kontoristin, der von ihren Pflegeeltern Vorhaltungen wegen abendlichen Umhertreibens gemacht worden waren. Sie stürzte sich vom Dache eines Hauses herab und fiel auf das eiserne Vorgartengitter, dessen Spitzen ihr In den Körper drangen. Außerdem begingen in Berlin noch zwei andere Mädchen Selbstmord. Eine 18 jährige Buchhalterin schoß sich nach einem Streit mit ihrem Bräutigam eine Kugel in den Koos, eine 17 jährige Kontoristin nahm Kleesalz zu sich. vermischt«. Berlin ist aus der SlSusrsuche jetzt, wie schon eine Reihe anderer Städte vor der Reichshauptstadt, bei der Kino-Biersteuer angelangt und hofft aus den Erträgnissen^ dieser Steuer die neuen ihr bevorstehenden sozialpolitischen Ausgaben decken zu können, ohne eine Erhöhung des Zu schlags zur Einkommensteuer vornehmen zu brauchen, Schönebera. das vor einem balben Jahre die Besteuerung « Der Sündenbock. . Für jeden verlorenen Krieg gibt es einen Sündenbock, orm die Verantwortung für die erlittenen militärischen Miß Golze in die Schuhe geschoben wird. Oft zwar mit Unrecht. ging es 1866 dem österreichischen Feldzeugmeister Benedek, oem Hächstkommandierenden in Böhmen, 1870 dem Marschall ^azaine, dem Besiegten von Metz, 1905 dem russischen Kuropatkin, der bei Mulden von den Japanern schlagen wurde, und heute wird als Sündenbock für die Arischen Niederlagen der frühere Kriegsminister Mahmud dchewket genannt, der von 1909—1912 nicht allein der Leiter der Militärverwaltung, sondern der eigentliche poli- Me Machthaber im Osmanenreiche gewesen ist. Er soll °>e Armeeeinrichtungen dermaßen vernachlässigt haben, daß letzt beinahe an allem gefehlt hat und cs nicht möglich gewesen ist, die Truppen kriegsgemäß auszurüsten, sodaß l-e schon mit Unlust den Feldzug begannen und während oessclben versagten. Mahmud Schewket Pascha war türkischer Nationalheld, unter seiner Führung die Truppen des junglürkischen Komitees Konstantinopel erstürmten und den Sultan Abdul hsunid absetztcn. Seine militärischen wie politischen Fähig sten wurden im gleichen Maße gerühmt, man sah in ihm oen Erneuerer der Türkei. Aber mit der Zeit erwuchsen "Uch gegen ihn Anklagen; es wurden ihm Eigen-Interessen Go Günstlingswirtschaft vorgeworfen, und in diesem Früh- Gg, als der Krieg mit Itallen längst im Gange war, brach "ne offene Rebellion der Offiziere gegen ihn aus. Und Aützlich mar der gefürchtete Minister aus seinem Amte ge schieden ; es wurde auch nicht wieder auf ihn zurückgegriffen, -G die ernsten Verwickelungen mit den Valkanstaaten be sannen. Schon daraus war zu entnehmen, daß in der Tat " ele Dinge in der türkischen Armee nicht stimmten. Daß A* Verhältnisse so traurig waren, wie sie heute sich darstellen, ->at kein Mensch angenommen. Ist Mahmud Schewket wirklich schuldig? Insofern ja, As er zweifellos viel zu viel Gewicht auf die Politik, zu ?enig ouf den tatsächlichen Zustand des Heeres gelegt hat. verhältnismäb a wenig geleistet ist, müssen in bekannter orientalischer Manier Unsummen verschwunden sein. Übrigens ist auch dem bulgarischen General Safow, dem Sieger von Kirkilisse, vor dem Kr ege finanzielle Mißwirtschaft vorge worfen, und man ließ beim Ausmarsch die Dinge nur des halb auf sich beruhen, weil er ein wirklich hervorragender Stratege ist. In Konstantinopel ist jedenfalls während der Jahre von 1909—1912 den Anhängern des jungtürkischen Regimentes ebensoviel wie früher den Günstlingen des Sultans Abdul Hamid di rch die Finger gesehen; in dieser Beziehung hat sich nicht das mindeste geändert. Es liegt also nicht an einem einzelnen Mann, daß alles schief ging, sondern an dem ganzen System. Und da der türkische Staat seine Unfähigkeit bewiesen hat, mit diesem System aufzuräumen, so steht er selbst heute auf der Anklagebank. Das allerstärkste Stück hat aber die Konstantinopeler Heeresverwaltung nach Mahmud Schewket's Verschwinden geleistet. Seit Herbst 1911 dauert der Krieg mit Italien, sie mußte also auf einen tatsächlichen Angriff ihres Gegners auch in Europa gefaßt sein. Daraus leitete sich die Not wendigkeit her, die Ausrüstung, soweit es nicht geschehen mar, komplett zu machen und alles für den Ernstfall bereit u stellen. Geschehen ist indessen auch in dieser Zeit blut wenig, es ist Allah, der Tapferkeit der hungernden Soldaten mid der Feigheit der Gegner vertraut. Und sogar viele Offiziere haben die gewissenhafte militärische Ausbildung un beachtet gelassen. Die Zeitungen von Konstantinopel mußten auf Befehl von oben herab von imposanten Rüstungen melden, und ganz Europa glaubte daran; nur die Balkan staaten nicht. Und denen hat ihr Erfolg Recht gegeben. Das Suchen nach dem Sündenbock ist also zwecklos, die Türkei hat sich selbst aufgegeben, sich degradiert. Dle Pariser Festungswerke sollen, wie in diesen Tagen mitgeleilt ist, geschleift werden, und das betreffende Terrain wird in den Besitz der Stadt übergehen. Unter diesen Werken ist der vor über 75 Jahren unter der Regierung des Königs Louis Philipp angelegte Wall zu erstehen, der Paris unmittelbar umgibt, den auch unsere Veteranen von 1870-71 genau kennen. In deutschen Festungen sind e'""''""« diese nahen Werke meist geschleift, die der Kinematographentyealer eingesührt hat, hat damit vis besten Erfahrungen gemacht. Ob die Kinosteuer in Berlin in Form einer Karten- oder einer Pauschalsteuer erhoben wird, steht noch nicht fest; im ersteren Falle würde die Steuer pro Billet 5 bis 80 Pfg. betragen bei einem Billet preis von 25 Pfg. bis 3 Mark. An Biersteuer werden vor aussichtlich 50 Pfg. pro Hektoliter erhoben; das macht einen halben Pfennig auf den Liter aus. Da aber die bisher schon erhobene städtische Braumalzsteuer wegsallen soll, so macht die von den Brauereien zu zahlende Differenz, selbst wenn der gesetzlich zulässig höchste Steuersatz, nämlich 65 Pfennig für 100 Liter Bier, erhoben werden sollte, trotzd'em nur ein Fünftelpfennig auf den Liter aus. Kaum ist das Steuerprojekt bekannt geworden, da wird bereits sowohl von den Brauereien als auch von den Gastwirten versichert, daß sie eine neue Belastung nicht vertragen könnten, da das Maß der Steuern, die sie zu tragen hätten, schon bis zum Überlaufen voll wäre. Ein Aebungsgerichk sür Studenten will die Berliner Freie Studentenschaft veranstalten, um die Rechtsstudieren den der Berliner Universität in die Praxis des Gerichtssaals einzuführen. Vor dem Übungsgericht sollen Strafprozeßver handlungen wie im Gerichtssaal geführt werden. Die teil nehmenden Studenten werden bald die Rollen des Richters, bald die des Verteidigers, Staatsanwalts oder Angeklogten übernehmen. Zu den Verhandlungen werden echte Prozeß akten von den Gerichten zur Verfügung gestellt, nach denen sich die Teilnehmer vorbereiten können. Sin eigenartiges Nachspiel zum Prozeß Knittel- Sammler wird aus Rybnik gemeldet. Bekanntlich hatte Amtsrichter Knittel in Rybnik, von wo er inzwischen versetzt worden ist, dem Hauptmann Kammler die Schuld gegeben, daß er nach seinem Eintreten für die Polen nach der Landtagswahl von der Reserve zur Landwehr 2 gestellt worden sei. Diese Behauptung hatte einen Beleidigungs- Prozeß zur Folge, in dem Knittel freigesprochen wurde mit der Begründung, daß Kammler ein Geistesschwacher sei. Auch der Vorwurf der Lüge wurde in zwei Fällen als be wiesen erachtet. Trotz eines solchen Ausgangs des Prozesses hat laut „Neustädter Ztg." der Vorstand des Rybniker Kriegervereins beschlossen, Kammler zum Ehrenmitglied zu ernennst Ein neuer eigenartiger Bahnhof ist am Sonntag in Berlin dem Verkehr übergeben worden: Der Bahnhof Gleisdreieck der Hoch- und Untergrundbahn. Durch diese großartige technische Neueinrichtung wird das s. Zt. durch das schwere Unglück bekannt gewordene Gleisdreieck ausge löst. Der neue Bahnhof, der einen Millionenauswand er fordert hat, enthält zwei Bahnsteige übereinander und dient insbesondere dem Umsteigeverkehr. Bei Postpaketaüresfen ist laut „Nordd. Allg. Ztg." sür den inneren deutschen Verkehr zugelassen worden, daß auf die Rückseite des Abschnittes Zettel mit schriftlichen Mit teilungen geklebt werden dürfen. Vie Versicherung der Zeppelinluftschiffe ge^en Feuersgefahr ist nunmehr bei deutschen Gesellschaften, die früher eine Beteiligung abgelehnt hatten, zustande gekommen; an der Versicherung sind etwa 40 Feueroersicherungsgesell-- schaften beteiligt. Die Zeppelinwerst in Friedrichshafen ist ebenfalls in die Versicherung eingetreten. Die Prügelstrafe in England. Das Unterhaus nahm mit vier Stimmen Mehrheit ein Gesetz an, das die Prügel strafe für Zuhälter einsührt. Die englischen Blätter aller Parteirichtungen begrüßen diesen Beschluß. Frau Kapellmeister. Der erste Fall, daß ein Theater eine Dame für die Leitung oon Opern kontraktlich verpflichtet, dürfte in Lemberg eingetreten sein. Das dortige Stadt theater engagierte Frl. Anda Kitschmann aus Wien als Kapellmeisterin. Mil der Barfrankierung von Mafsenbriessendungen ist, nachdem die seit einiger Zeit angestellten Versuche mit einer Maschine, die Mengen gleichartiger Briefsendungen mit Freimarken beklebt, diese mit dem Aufgabestempel be druckt und die aufgeklebten Marken zählt, abgeschlossen wor- den sind, bei drei Berliner Postämtern, sowie in Frankfurt a. Main und Mannheim begonnen worden. Dort können in Zukunft gewöhnliche Briese, Postkarten, Drucksachen, Warenproben und Geschäftspapiere in Mengen von minde stens 500 Stück zum Frankosatz von 3, 5 oder 10 Pfennig gegen bare Entrichtung des Gesamtsrankobetrags zur Post- beförderung eingeliefert werden. durch die wett ytnausliegenden Forts überflüssig geworoen find, und das Gelände haben die Stadtverwaltungen zu Bebauungszwecken erhalten. Dabei ist mehrfach über dis hohen Bodenpreise geklagt, die der Militärfiskus verlangte. Nun, die französische Militärverwaltung stellte der Stadt Paris noch viel höhere Preise, in die man sich dort ziemlich stillschweigend fügte. Es ist den Parisern nicht leicht geworden, sich mit der bevorstehenden Schleifung dieser Werke, die auch die Grenze sür die städtische Accise bildeten, zu befreunden. Die große Masse der Bevölkerung der Seinestadt tummelte gern im Gebiete der „Enceinte", es war eine romantische Stätte, wenn sie auch nicht mehr die Überzeugung oon der Unbe zwingbarkeit der Festung Paris pflegte, die 1871 durch brochen worden war. Diese Überzeugung wieder zu be leben, sind die wahrhaft großartigen Anlagen der neuen Festung Paris hervorgerufen, die selbst die alte Königsstadi Versailles, 1870 Sitz unseres Hauptquartiers, noch mit ein schließen. So weit hinaus gehen die Werke und Forts. Den ungeheuren Innenraum dieses Geländes füllen militä rische Etablissements jeder Art, so daß die Sladt bei einer eventuellen neuen Belagerung an Munition, Proviant usw. alles aus sich selbst heraus zu leisten vermag. Die Ent fernungen sind dermaßen groß, daß man darauf baut, eine nochmalige Beschießung des eigentlichen Paris sei in Zukunft nicht mehr durchzuführen, in dem auch eine Millionen-Armes Platz hat. Die alten Forts, an der Spitze der „Onkel Bullerjahn" (Mont Valerien), dessen tiefe Stimme sich in den Kämpfen oon 1870 immer besonders bemerkbar machte, sind natürlich nicht wertlos geworden, wie der Ringwall, haben aber auch nicht mehr die große Bedeutung wie einst, do sie heute ziemlich weit von der etwaigen Einschließungslinie zurück- liegen. Immerhin behalten sie ihren historischen Ruf, und bei uns wird so lange von ihnen erzählt werden, als ein deutscher Krieger aus jener Zeit noch lebt. Ob in der heutigen Zeit der „Zeppeline" Paris, für dessen neue Forti- fikation Milliarden ausgegeben sind, wirklich uneinnehmbar ist, kann nur die Praxis lehren. Daß Deutschland nicht dqrauf brennt, die Probe zu machen, braucht nicht exft weiter Mast M M-rdzn, >
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