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02-Abendausgabe Rabenauer Anzeiger : 26.05.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-19170526020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-1917052602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-1917052602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-05
- Tag 1917-05-26
-
Monat
1917-05
-
Jahr
1917
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»Erst wenn wir Frauen die Zeit begriffen haben. Pfingsterzählung von Martin Kemnitz. >^n ihrem freundlichen Heim zu He'lerstodt saß am Pfingstsonnabsnd Frau Doris Redlich, eine schlau- ke, blonde Erscheinung, am offenen Fenster und atmete die balsamischen Früblingsdüste in dur- stigen Zügen ein. Ein mariner Frühregen hatte allen Staub gelöscht, so daß selbst das als Staublieferant nie lässige benachbarte große Exerzierfeld, über das sie ihre Blicke in die Ferne schweifen ließ, in dieser Beziehung heute nicht in Betracht kam. Wer Fran Doris sonst gekannt, würde ge funden haben, daß ihrs Fizur hagerer, ihre sympathischen Gesichtszüge schmaler und blasser geworden waren, und daß auch manches graus Haar sich in ihre blonden Flechten gestohlen hatte. Aber ihre Hellen Blauauren blickten so freundlich wie sonst und erwiesen sich als Spiegel einer harmonischen, in sich gefestigten Persönlichkeit. Plöizlich wurde sie aus ihrem Sinnen arngeschreckt durch das wiederholte, heftige Anschlägen der Flurglocke. „Ranu, wer hatdenn heute so stürunschesBerlangennach mir?" sprach sie leise vor sich Kin, „wenn ich sie nicht in Frieders dorf wüßte, möchte ich fast annehmen, daß Frau Grete Sturm mich beehrt, denn so pflegt nur sie sich anzumeiden." Eilig begab sie sich an die Flurtür und öffnete. Sie hatte sich nicht getäuscht; das völlig erhitzte Angesicht ihrer Freundin Grete lachte ihr entgegen. Rasch trat die Besucherin ein: „Grüß' Gott, liebste, beste Frau Doris I Wenn ich Ihnen auch noch so ungelegen komme, so müssen Sie mich doch einige Minuten bei sich aufnehmen, denn ich bin rein am Verschmachten! -sie haben ja keine Ahnung, was ich heute schon alles hinter mir habe! Doch bevor ich ein einziges Wort weiter rede, bitte ich um irgend etwas zum Trinken. Bier hoben Sie natürlich nicht da. Wer kann sich auch unter heutigen Verhältnissen Bier im Hause halten! Das bekommt man ja kaum noch in Restaurationen. Aber vielleicht etwas kalten Kaffee. Sogenannten Kaffee meine ich natürlich, Magistrotskaffee! Auch nicht? Na, dann Tee oder frisches Wasser, aber möglichst baktcrienfrci, wenn ich bitten darf! Ich habe nämlich scheußliche Angst vor Ansteckung, seit neulich in den Zeitungen über die Pockenfälle berichtet wurde." „Ich weiß Ihren Kummer vollauf zu würdigen," ant wortete lächelnd Frau Doris, „aber nun trinken Sie vorab mal erst, was ich Ihnen bieten kann, und dann setzen wir uns gemütlich aufs Sofa. Dann können wir ja in aller Ruhe plaudern. Was verschafft mir denn übrigens die Ehre Ihres Besuches? Das weiß ich nämlich immer noch nicht." „Ach ja richtig! Also sitze ich da gestern nachmittag in aller Ruhe in meinen vier Pfählen. Da klingelt es, und ein Postbote bringt mir eine Depesche meines Mannes. Darin kündigt er mir an, daß er einen größeren Ge fangenentransport von der Front in die Nähe unseres Ortcs gebracht hat, und daß er nach völliger Erledigung dieser seiner Aufgabe einige Urlaubstage bei den Seinen zu verbringen gedenkt. Heute abend trifft er bei uns ein. Ich kann Ihnen sagen, in» ersten Augenblick wußte ich wahrhaftig nicht, sollte ich vor Freude, sollte ich vor Aufregung weinen! Wie eine Zentnerlast lag mir so fort die Frage auf dem Herzen: L^as sollst du in aller Welt deinem Mann vorsetzen? Mit den kärglichen, uns vom Kriegsernährungsamt bewilligten Nahrungsmitteln kann man doch unmöglich einem von der Front heim kehrenden Krieger eine Extrasreude bereiten! Da bin ich denn gestern abend noch in Fliedersüorf aus einem Ge schäft ins andere gelaufen. Es war nichts aufzutreiben. Heute früh habe ich in der benachbarten Stadt mein Heil versucht. Von Pontius zu Pilatus bin ich geeilt, durch die Markthallen bin ich gewandert, überall derselbe Miß erfolg! Entweder war nichts da, oder für das Vorhandene wurden Preise gefordert, die entweder nur ein geborener Krösus, ein Kriegslieserant oder ein Munitionsarbeiter hätte aufbringen können, aber nie und nimmer eine Frau aus dem Mittelstände. Zu guter Letzt fiel mir ein, daß der Magistrat von Hellerstadt in allen Blättern wegen seiner Kriegsfursorge gerühmt wurde. Ich hoffte daher, daß ich in Ihrem Wohnort etwas finden würde. Auch hier lief ich durch eine Menge Läden. Aber es gab weder Fisch noch Fleisch. Und nun stehe ich hier vor Ihnen mit leeren Händen und leerer Tasche, so, wie ich heute früh von Friedersdorf abfuhr. Ich weiß mir keinen Rat mehr, helfen Sie, raten Sie mir, was ich tun soll! Ich bin wirklich in peinlichster Verlegenheit, was ich meinem armen Mann vorsetzen soll!" Ganz erschöpft hielt Frau Grete inne und rang mit einer halb komischen, halb verzweifelten Gebärde die Hände. Teilnehmend ergriff Frau Doris die Hand ihrer Freundin und sagte dann: „Liebstes Gretelchen, nach der rein wirtschaftlichen Seite hin vermag ich Ihnen natürlich weder zu raten noch zu helfen, da müßten Sie sich schon zu einer maßgeben deren Stelle bemühen. Aber vielleicht kann ich Ihnen doch mit einem praktischen, wenigstens wohlgemeinten Rat beistehen, und dieser Rat geht dahin: Ersetzen Sie, was Sie Ihrem Manne an lukullischen Genüssen vorent- halten müssen, durch heiteres, ruhiges Wesen! Lassen Sie ihn nicht ahnen, welche Mühe Sie vergebens auf- wenden mußten. Das würde ihn möglicherweise nur er regen. Ich bin nämlich der Ansicht, daß unsere Helden, wenn sie auf einige Tage von den Fronten zu den Ihrigen heimkehren, nicht in erster Linie Sehnsucht nach reichlichen Tafelfreuden tragen, sondern sie wollen vor allem ihre aufgeregten Nerven beruhigen, wollen alles das Häß-iche und Grauenhafte vergessen, was sie brausen erlebten. Das können sie aber nur, wenn wir Fcaucn ihnen ein freundliches, ruhiges, gemütliches Heim bereiten Behelligen wir sie aber mit unseren oft kleinlichen, alltäglichen Sorgen — mögen sie uns bisweilen auch noch so groß erscheinen, aber gemessen an dem großen Wellgeschshen unserer Tage, sind und bleiben sie klein —, so verkümmern wir ihnen nicht nur die Tage ihres Urlaubes, sondern belasten uns mit der Schuld, daß sie schwer und mit Unlust zu ihren ungeheuren Aufgaben zurückkehren." Eine Weile hielt Frau Doris sinnend inne, dann fuhr sie fort: „Sehen Sie, liebste Frau Grete, ich habe auch nicht immer so gedacht, habe mich vielmehr auch erst zu solcher Auffassung« der Sachlage Hindurchringen müssen. Ehe mein Mann vor einigen Monaten eingezogcn wurde, war ich auch recht oft unzufrieden und habe über dn-Schwierig keiten bei der Lebensmittelversorgung gemurrt. Ich war deutsche Pfingsten. sonniges Fest, wie hast ö» so ost Ans Freuöe und Frohsinn bsschieöen! Kuch dieses ^ahr satt? die Menschheit gehofft, Mir lebten zu Pfingsten im Frieden. Cs reichte der Kaiser sa seine Hanö den Gegnern nach allen Seiten, Wollt' bannen öle Leiöen für jedes Land, Wollt' enden das grausame Streiten. doch „Nein!" klang es verblendet zurück, „Wir stellen nicht ein das Morden! Zertrümmert erst werde der deutschen Glück, Bis alle zum Bettler geworden! Zerschmettert soll werden, was Deutschland geschafft, Zerstückelt das Reich unö — zürn /ohne Für Deutschlands Fleiß und uröeutsche Kraft Woll'n stürzen wir Staat unö die Krone!" da rief Ser Zoller sein tapferes Heer: „Seid stahlhart unö ohne Erbarmen- Nicht üben wir fürder Schonung mehr, Wir kämpfen mit siegreichen Krmen! herbei ihr Streiter! Knf Leben unö ^oö! Es gilt seht des Vaterlands Ehre. Wir deutsche vertrauen auf unseren Gott Änd führen den Kampf nur zur Wehre!" Unö wie unser sieggewohntes Heer viel große Erfolge errungen. Und unsre Marine ans stürmischem Meer Die „Herrin der Meere", bezwungen. So stieg im Lustkampf der deutsche Kar Im todesmutigen Streite, Unö glänzend stellt sich der B-Voote Schar den anderen Kämpfern zur Seite. * * * « Halt aus, mein Volk, zum entscheidenden Stoß Raff' all deine Kräfte zusammen! Nun heißt die Parole: ,Der Sturm bricht losst Schür' kühn der Begeisterung Flammen! helft alle als Kämpfer im furchtbaren Krieg, helft alle mit Herz und mit Hand, Bis endlich errungen der letzte Sieg Und frei unser Vaterland! S- Droschke. fast ständig unfreundlich und verstimmt. Ich sah, daß mein Mann unter meiner Stimmung litt, aber ich brachte es auch nicht fertig, mich aufzuraffen. Wie oft habe ich dann wohl meinem Mann mein Leiden geklagt und ihm immer wieder die Frage vorgelegt: .Wird es denn nicht bald anders, bringst du nicht bald einmal die Friedens nachricht mit nach Hause?' Dann gab er meist zur Ant wort: ,Es wird schon Frieden werden, wenn es so weit ist! Aber erst müßt ihr Frauen die Größe der Zeit be griffen haben, müßt einsehen lernen, daß nicht euer eigenes kleines Spezialschicksal die Hauptsache ist, sondern das Schicksal unseres ganzen, lieben, großen deutschen Volkes und Vaterlandes. Denn euere Aufgabe ist es ja, unseren Kindern das Geschehen der Jetztzeit zu erklären und si- dadurch davor zu bewahren, daß sie zu einer so obe' flächlichen, genußsüchtigen Generation heran wachsen, wie .wir es vor dein Kriege doch allermeist waren. A ll, ich wünschte nur eines, daß du einmal eine wirklicb groß- ZÜgige Frau kenncnlernen möchtest, die dich mit sich fmz- cisse, die dich loseisie von den Allragssorgena Nach sollüen j Aussprachen war ich dann weist noch mellr v r i mut, ° weil ich glaubte, daß meinem Mann S'nn und Verständnis für meine Schwierigkeiten völlig whlcen. , Vor einiger Zeit wurde nun, wie gesagt, m in Mann ! auch noch zum jäeeresdicnst eingewacn. Dadi rch vcc- j engerte sich natürlich in.in Pfsichtcnirels ranz beträchtlich; i ich verfügte über viel reie Zeit. Ilm meine Tage nützlich j auszusüllen, trat ich einem gemeinnützigen Frauenvercin j bei. Dort lernte 'ch nun die groß! -! , i e Dame k-nnen, ! der ich meine jetzige, wie ich annei n e, bcsffre Auffassung s vom Weltgeschehen zu danken habe. om ersten suaea- blick fühlte^ ich mich zu ihr hing.-zogen und lernte sie nach und nach als das edelste weibliche Wesen swätzen. das mir bisher begegnete. Natürlich lat sie auch c-chweres durchgemachk, sonst wäre sie auch kaum zu der eolm Charakterstärke heronger iit, die ne etzt zweifello- besitzt. Ihr Mann zog bei Krieasbeginn mit in. Feld - nd starb dmt an dec Somme len He dentod. Mit wahrer Seelen größe, in stiller Trauer zwar, aber in ruhiger Ergebenheit trägt sie ihr herbes Echinsal, trotzdem ja selbstredend auch auf ihr die lleinen Alfiogssorgen lasten, die uns alle drücken. Dieser Frau Hobe ich mich natürlich snocctiout. und sie hat mich zum Dank dafür gelehrt, die Leiden des Krieges gewissermaßen als notwendiges Läu- tcrungsseuer für unser Volk zu bewachten. Natür lich beklagt auch sic die furchtbaren Opfer, die er draußen an der Front erfordert, und die mannigfachen Entbebrungen, zu denen er uns in der Heimat zwingt. Aber, so meint sie, beides muß doch wohl in. Plane des Weltschöpfers gelegen haben, nachdem er einmal die Ent- fesseiung der Knegsfurie zugelasien. Er wollte eine Ver edelung und Verinnerlichung der Völker, ein Losreißen von der Raßgier und Genußsucht, wie sie vor dem Krieg allenthalben gang und gäbe waren. Die Männer lernen ihre Leition - rößtenteils an den Fronten. Wir Frauen müssen daheim lernen. Daher die Einschränkungen des Kkeidsrluxns, daher die Lebensmiitelknappheit und die mancherlei Beschwerden. Fast mit den Worten meines Mannes sagte sie schließlich: .Erst wenn wir Frauen den vollen Ernst der Zeiten ganz begriffen haben, dann wird es dauernd gut uni unser Volk sieben. Auf uns Frauen kommt es in erster Linie mit an!' Ich Hobe Ihnen hier, liebe Frau Grete, nur in großen Umrissen den Inhalt der Gespräche wiedergegeben, die ich mit der edlen Dame Katte, abei ich kann Ihnen versichern, daß ich durch sie wunderbar gestärkt worden bin. Seitdem trage ich die mancherlei Widrigkeiten, die inzwischen natürlich nicht kleiner geworden sind, viel leichter und mit heiterer Ruhe. Vielleicht versuche» Sie es auch einmal auf diese Art!" „Na ja, ich wiü's ja versuchen, aber so leicht und einfach ist es nickt, das Ilmlernen, namentlich, wenn man in jetziger Zeit einen Besucher mit dem Riesenappetit meines Mannes erwartet!" „Glaube ich Ihnen ohne weiteres. Auch ich bin nickst im Handumdrehen aus einem Saulus ein Paulus ge worden. Aber Schritt für Schritt habe ich mich doch hin- durchaearbeitet. Gut Ding will Weile haben." „Jedenfalls, liebste Fror» Doris, haben Sie besten Dani für die freundliche Aussprache ! Doch nun will ich Sie nickst länger aufholten, es ist di; höchste Zeit, daß ich wieder nach Hause komme. Das eine verspreche ich Ihnen schon heute, das leuchtete mir aus Ihren Worten am meisten ein, daß ich nämlich die Nerven meines Brummbären nach Kräften schonen und meine Klagelieder für mich behalten werde." „Tun Sie das, Frau Grete, Sie werden es nicht zu be reuen haben! Und nun gesegnete Pfingstfeier. Möge Ihnen das Fest des neuen, des heiligen Geistes auch die Erneuerung Ihrer Gedanlen in, Sinne unserer Aussprache bringen!" Aus der Geschichte des MngMalmus. In vielen Gegenden unseres Vaterlandes, besonders in der Mack Brandenburg und im Osten des Reiches, sowie in Deutsch-Oesterreich gehört der Kalmus neben dem Birkenlaub notwendig zur echten Pfingstfeier. Mik den schilfartigen langen Kalmusblättern schmückt man nicht nur dis Wände, Fenster, Türen und Bilder iin Hause, sondern man streut sie auf dem Lande auch statt des weißen Sandes auf die srischgescheuerten Dielen der Stuben. An manchen Orten tut man gern etliche der schilfartigen Kalmnsblattcr in einen Wassernapf. Woher der Brauch stammt, ist schwer zu sagsu. Der Kalmus ist nicht von altsrsher in Deutschland heimisch, sondern kam erst nach der Mitte des 16. Jahr hunderts zu uns. Ecnolus Elusins schreibt in seiner ..kmiarom p'amarvm kislou'a", daß er 1574 zum ersten Male die lebende Pflanze des echte» Kalmus gesehen habe; diese sei ihm aus Konstantinopel gesandt und von ibm in seinem Garten gezogen worden. Seit dieser Zeit hat sich die Pflanze über Norddeutschland und weit darüber hin aus verbreitet und kommt an manchen Gegenden in Flüsse» uno Teichen in sollen Massen vor, daß man sie für ein inländisches Gewächs halten könnte. Daß aber ihre Heimat einem wärmeren Klima angehört, obgleich sie die strengste Wintcrkälke aushälk, geht daraus hervor, daß sie Kei uns wohl Blüten treibt nie aber reife Früchte trägt. Man nimmt an, die Urheimat des Kalmus sei Indien. In Aegypten wrmds der Kalmus „wohlriechendes Rohr" oder „Rohr aus Phönizien" genannt und diente dort zunl Räuchern. Wie Plinius erzählt, bezogen die Römer ihren Bedarf an Kalmus aus Arabien, wo eine durch be sonderen Wohlgeruch ausgezeichnete Art gedieh. Bei ihnen hieß er „Venuspsianze" und bei den Griechen „Aphroditischer Reigen". Beide Völker benutzten ihn, wie dies auch von alters- her in Indien, Persien und Arabien geschah, teils zu medi zinischen Zwecken, teils zum Bereiten von Liebestränken. In Norddcutschland, namentlich in der Mark Branden burg und in Ostpreußen, wendet man vielfach die Kalmus wurzel als Mittel gegen die verschiedensten Leiden an: am Pfingstabend gegraben, soll sie am besten wirken. Die im Frühjahr gesammelte Kalmuswurzel, die im Ge schmack dem Ingwer stark ähnelt, wird auch eingemacht und überzuckert, oder aus ihr ein wohlschmeckender, den Magen anregender Likör bereitet. In Berlin wird die Redensart „Auf den Kalmus piepen wir nicht" im Sinne von „Darauf fallen wir nicht herein" vielfach angewandt. Sie ist aus der Sprache der Kinder in die der erwachsenen Berliner übergegangen. Den Kindern bereitet es nämlich seit jeher zu Pfingsten ein besonderes Vergnügen, dem Kalmusstengel durch „Picpen" allerhand Töne zu entlocken.
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