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02-Abendausgabe Rabenauer Anzeiger : 25.12.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-19171225024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-1917122502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-1917122502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-12
- Tag 1917-12-25
-
Monat
1917-12
-
Jahr
1917
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„Um so mehr bedauern wir alle, daß Ihr weiser Rai Im Großen Hauptquartier nicht gehört werden kann." Unter ähnlichen Gesprächen entschwand den Reisenden die Zeit wie im Fluge, und als man sich Heidelberg näherte, wo ein allgemeines Trennen eintreten mutzte, hatte man so viel Interesse aneinander gewonnen, daß all« gegenseitig ihre Adressen austauschten und sich ver sprachen, auch für die Zukunft, wenn auch nur schriftlich, in Verbindung zu bleiben. Vor allem hatten die Frauen ihr Ziel erreicht, den wackeren Feldgrauen von sein m Mißmut zu heilen. Er war allmählich in fröhlichste Stimmung geraten und setzte wohlgemut seine Reise nach Metz fort. * * * Wochen und Monate gingen ins Land. Im Drange der Alltagsgeschäfte hatten wohl manche der Beteiligten das kleine Erlebnis schon halb vergessen. Da kam das liebe Weihnachtsfest mit seinem holden Zauber und teilte jedem seine Gaben aus, dem einen mehr, dein anderen weniger. Auch bei Frau Bleibtreu in Bayreuth traf eine Gabe ein, die ihr große Freude bereitete. E- war ein kurzes, offenbar sehr hastig abgefüßtes Schreiben: „Sehr geehrte gnädige Frau! Wenn Sie die Unterschrift dieses Briefes lesen, werden Sie sich gewiß im ersten Augenblick meiner nicht erinnern können. Ich möchte Ihnen daher zunächst unsere gemein same Fahrt im letzten Sommer ins Gedächtnis rufen und das Versprechen, das wir uns gaben, gelegentlich gegen seitig von uns hören zu lassen. Dies Versprechen möchte ich jetzt meinerseits Ihnen und den übrigen Damen gegen über erfüllen, besonders da ich eine für mich recht freudige Nachricht zu übermitteln habe. Ich habe mich soeben mii Georg Warnke, unserem feldgrauen Fahrtgenossen, ver lobt. Er war kurz nach seiner Ausreise ins Feld ver- wundet morden- und ist nun aus deai Heeresdienst ent lassen, da ihm die Wunde ein steifes Bein verursachte. Kurz vor dem Weihnachtsabend überraschte er mich im Hause meiner Eltern, und da haben wir uns denn für's Leben gefunden und gebunden. In nicht zu ferner Zeil wird Hochzeit gefeiert. Ihnen, gnädige Frau, möchte ich noch ganz besonders danken, da Sie ja die ersten Fäden zu unseren» Glück knüpften, die schließlich zum unlösbaren Bande wurden. In großer Eile Ihre glückliche und dankbar« Käthchen Fröhlich." „So ists recht I" meinte Frau Bleibtreu, als sie den Brief gelesen, zu ihrem auf Urlaub anwesenden Gatten, dem sie sofort das ganze Reiseerlebnis erzählte. „Bei diesem sonnigen Kinde des Rheimandes wird der gute Warnke seine schwermütigen Schrullen sicher ganz und gar vergessen, wenn es nicht schon der Fall sein sollte! Die Nachricht war mir wirklich eine liebe Weih- Nachtsüberraschung." Vie Vordischen Dardanellen. Die große Bedeutung der Meere in der Geschichte der Bölter und Staaten braucht nicht näher bewiesen zu werden. Die gewaltigen Weltereignisse der gegenwärtigen Zeit haben es laut in die Ohren eines jeden denkenden Menschen hinein« geschrien, daß die Bedeutung der Meere für die Grundlagen de r Politik eines jeden Staates kaum von jemandem vergeßen oder unterschätzt werden kann. Auf der Verteilung der Meere beruht zum großen Teil auch der scharfe Unterschied, der Gegensatz, der Jahrhundcne hindurch zwischen dem westlichen und östlichen Europa besinn-, den hat; wobei die sämtlichen Länder westlich einer von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer gezogenen Linie zu West europa gerechnet werden. Dieser durchgreifende Gegensatz hängt nicht nur von völkischen oder konfessionellen Verschie denheiten ab; er beruht darauf, daß westeuropäische Kultur- einflüss« nur so weit getragen worden sind, als die euro päischen Meere reichten. Das von der Einwirkung des Meeres weiter entfernte Binnenland und dessen Bewohner find nur oberflächlich von der europäischen Kultur berührt worden. Es handelt sich hier um ein geschloffenes Gebiet, das sich nach Richtlinien entwickelt hat, die aus Asien über, nommen wurden. Ein flüchtiger Blick auf die Karte von Europa genügt, um zu zeigen, wie ungenügend Osteuropa, die sog. Earmatische Tiefebene — das heutige europäische Rußland —, mit See wegen versorgt ist. Es bedarf auch keiner tiefgreifenden Untersuchung, nur eines etwas näheren Anschauens, um über einen charakteristischen Zug in der äußeren Gestaltung der Seeverbindungen zwischen West« und Osteuropa klar zu wer den. Das Weiße Meer ist von der Betrachtung auszuschließen, weil die Verbindung auf diesem Weg nur während eines Teils des Jahres möglich erscheint. Es bleiben zwei See wege übrig, auf denen der Rand der osteuropäischen Land- maffe zu erreichen ist. Wie zwei entgegengesetzte Pole liegt.» sie da, durch weite Räume voneinander getrennt, der eine im Norden, der andere im Süden. Beide sind Ausbuchtungen des Weltmeeres: dse Ostsee sdas Baltische Meer) und das Mittelmeer; ,und beide besitzen ihre äußersten Ausläufer, den Finnischen Meerbusen und das Schwarze nnt dem Asowschen Meer. Die Riesenkämpse des Weltkrieges an der Ostfront her Mittelmächte, in ihrer gesamten Ausdehnung betrachtet, haben die allgemeine Aufmerksamkeit dauernd auf den iüb lichen Seeweg nach Osteuropa hingelenkt, dessen Brennpunkt die Engen zwischen dem Aegäischen und dem Schwarzen Mcer — Bosporus und Dardanellen — bilden. Dagegen ist die Aufmerksamkeit weniger auf die nördliche Secverbm- dung. Rußlands und die wichtigsten Punkte derselben gerichtet gewesen. Als Ganzes betrachtet, kann diese Straße mit guten Gründen die von Geheimrat Penck vorgeschlagene Be nennung der „Nordischen Dardanellen" tragen. Im wesentlichen bezieht sich der Name natürlich auf die engen Gewässer, die die Ostsee mit der Nordsee verbinden, deren schmälste Stelle, der „Oeresund", in der Geschichte der nor dischen Länder und der Ostseepolitik unter der kurzer Bezeich nung der „S u n d" bekannt ist und mit Fug das ,,T o r des Baltischen Meeres" genannt wird. Die ersten Seefahrer, die mit ihren Schiffen die Ostsee auf weitem Wege pflügten, waren die schwedischen Wikinget. Gegen Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung fingen sie an, ihre zum Zweck von Handel und Raub unternommenen Fahrten immer weiter nach den öst lichen finvie südöstlichen Küsten des Finnischen Meerbusens und der Ostsee überhaupt auszudehnen, — in derselben Weis« wie ihre Stammesverwandten in Dänemark und Norwegen nach dem Westen und Nordwesten, nach Frankreich und Eng- land, fuhren. Je mehr die Macht der schwedischen Staates anwuchs, desto größere Kräfte entfalteten di« Wikinger bei ihren nach Osten gerichteten Seefahrten. Inzwischen hatten im Süden dieDänen eine noch weit stärker ausgedehnte Macht geschaffen, indem fie die ganze Süd küste der Ostsee bis Danzig hin sich botmäßig machten. Für eine kurze Zeit breiteten fie sogar das Gebiet ihres Macht bereiches im Norden bis zum Südufer des Finnischen Meer busens aus, wo der berühmte Dänenkönig Waldemar Seier (d. h. der Sieger) die Esten und Liven unterwarf. Diese dänische Großmacht bestand jedoch nicht lange. Däne- marr yat danach eigentlich nur di« Rolle eines Pförtners der Ostsee gespielt. Die dänische Erbschaft an der Südküste der Ostsee nahmen Deutschem Besitz, und zwar solche, die keinen einheitlichen Staat bildeten, indem sie im Anfang gar nicht als direkter politischer Faktor austraten, sondern lediglich wirtschaftlich« und kommerzielle Interessen verfolgten. Sodann haben sich die norddeutschen Städte zu dem von Lübeck geleiteten Hansebund vereint. Sie errichteten ein« Macht, die vom 13. Jahrhundert ab durch einen Zeitraum von mehr als 206 Fahren die meisten der Ostseeländer kommerziell und zum Teil auch politisch beherrschte. Wie weit ihre Macht auch im hohen Norden reichte, dafür können wir u. a. viele geschicht liche Tatsachen und Ueberlieferungen aus Finnland erwähnen» So stammen z. B. zahlreiche Familien der finnischen Küsten- städte von Deutschen ab, die sich in den Zeiten der Hanse in Finnland niedergelaffen haben. Es sei auch erwähnt, daß «och heute in der östlichen Mundart der finnischen Sprach« das Wort Saksa (d. h. der Deutsche) .Her Kaufmann" be deutet. Di« Ostsoeh«rrschaft der Hanse wurde durch Dänemark Norwegen und Schweden gebrochen; sie unterlag in der in den dreißiger Jahren -es 16. Jahrhunderts ausgefochtenen sog. Grafenfehde. Die Handelsmacht der Hanse ging indessen nicht auf die eben genannten Länder über, sondern aus die Niederlande. Hier hatte ein kräftiger Zweig der Hanse sich schon früher entfaltet, für deren Ostse«- Fntereffen u. a. schon Kaiser Karl V. eingetreten war. Die nachher so große Bedeutung der Niederlande verdankt« ihre Grundlage gerade dem Ostseehandel; erst später breiteten sie ihre Tätigkeit nach Ostindien und anderen Ländern fremder Erdteile aus. Di« Zeit der Hans« bedeutet bisher die größte Macht- Periode des Deutschtums an der Ostsee und in deren Hinter ländern. Wenn man noch der Herrschaft des Deutschen Ordens in Ostpreußen und Altlivland sd. h. Kur-, Liv- unt Estland) gedenkt, sieht man ohne weiteres ein, in wie hohem Grade die Ostsee eine deutsche Uebe rlieferung hat. Die Polen waren nicht imstande, eine einflußreiche Stellung in bezug auf die Ostsee zu erreichen, obwohl fie threrzeit einen bedeutenden Teil der südöstlichen Küsten be herrschten. Ihren überlegenen Gegner fand die polnische Os^ seemacht in Schweden, das, allmählich stärker geworden^ wiederum die Kraft zu Erweiterungen in sich zu fühlen be gann. In diesen Zeiten wurde die Herrschaft über di« Ostsee, das Dominium msrisdultici, immer mehr zum Gegen« ftand gewaltiger politischer Kämpfe. An Schwedens Stell« trat schon im Anfang des 18. Jahrhunderts, namentlich in den nördlichen Teilen der Ostsee, eine neue Macht: das mos- kowitische Rußland, dem der Neuschöpfer desselben, der Zar Peter der Große, ein „Fenster nach Europa" er öffnet hatte, indem er die neue Hauptstadt an dem Ufer de» Finnischen Meerbusens errichtete. Mit einer Folgerichtigkeit und einer Zähigkeit wie keine andere Macht hat Rußland nach der Ostsee gedrängt, um zu erst einen Teil der Ostseeherrschaft zu erringen und dann, wenn möglich, der alleinige Beherrscher des Baltischen Meeres zu werden. Im Norden hat es Jahrhundert« hindurch mit wechselndem Erfolg gegen Schweden zu kämpfen gehabt, bis es endlich im Anfang des 19. Jahrhunderts das ganze Finn land besetzte. Die im Besitz Schwedens gewesenen Provinzen südlich vom Finnischen Meerbusen nahm Ruhland ebenfalls ein, so auch das von Polen gelöste Kurland. Doch an der , Südküste der Ostsee stieß Rußland auf einen entscheidenden Widerstand. Nach der vom Dreißigjährigen Krieg verursach« f ten Ermattung Deutschlands hatte hier das emporsteigend« i Preußen die schwedische Erbschaft übernommen. Die s deutsche Macht bot den Ruffen Halt. Aber auch in dieser i Richtung weiter nach Westen vorzudringen, das Baltische ! Meer gänzlich zu umklammern und zu einem ruffischen Binnenmeer zu machen, hat Rußland mehrfach versucht. Wäh« rend des jetzigen Krieges wiederum ist russischerseits in rück« fichtsloser Weise erklärt worden, daß die ostpreußischen Pro« ' vinzen zum „natürlichen Gebiet Rußlands" gehörten, daher von den „barbarischen" deutschen Fesseln befreit werde» müßten. ! Diese hier nur in den hauptsächlichsten Tatsachen ge» § g^ben« geschichtliche Uebersicht über die Kämpfe um die Herr« , schäft auf der Ostsee zeigt, wie dieses Meer im Laufe der Zeiten nicht nur den Schwerpunkt im Leben der nordischen Staaten gebildet, sonder» auch einen wichtigen Gegenstand i« der Politk der Großmächte dargestellt hat. .. . Wie sich auch die Zukunft des östlichenNach« barstaates gestalten möge, das kann doch in jedem Falk als sicher gelten, daß die Völkerschaften, die das Ruffische Reich bewohnen, auf eigene Faust und ohne von außerhalb kom mende Mitarbeit, und Unterstützung die großen wirtschaft lichen Möglichkeiten nicht auszunutzen vermögen, die dort ihrer Erschließung harren. Die Frag« dreht sich also in erster Linie darum, wer diese Gebiete derart unter seinen Einfluß bringen kann, daß er die dort vorhandenen Möglichkeiten mit größtem Nutzen so wohl für di« dort wohnenden Völker als auch für sich selbst zur wirtschaftlichen Entwicklung bringen kann. Di« zwei Weltgegner, England und Deutsch« land, stehen einander auch hier Auge in Auge gegenüber^ im Kampf um die Oberhand. England seinerseits hat be sonders während hes Krieges das erzwungene Fernbleiben Deutschlands vom ruffischen Konkurrenzfeld dazu benutzt, um dort breit und sich«r festen Fuß zu fassen. Wenn aber Deutsch land das weitere wirtschaftliche Vordringen Englands in Ost europa verhindern und den inzwischen verloren gegang«n«» Boden wiederaewinnen und erweitern will, so gehört dazu -t; > * als unbedingte Voraussetzung, daß die englischen Pläne auf die dauernde Umgehung der Nordischen D'ar- daneIleu zum Scheitern gebracht werden. Vermischtes. Vas arabische Brot. Wenn man vom arabischen Brot hört, denkt man an das biblische Manna, von dem sich zum Teil die Kinder Israels ernährten. Man denkt, es wäre ein wunderbares Brot, schmackhaft und aus den besten Bestandteilen zu sammengesetzt. Fiel doch das Manna, das Brot der frommen, alten Juden, vom Himmel, und da konnte es wohl nicht schlecht gewesen sein. Aber es ergeht einem beim Manna, wie beim arabischen Brot: man täuscht sich in beiden Fällen. Das Manna ist weiter nichts, als die Frucht des Iohannisbrotbaumes, den wir heute noch in großen Mengen in Palästina antreffen, und vom Himmel ist die Frucht wohl auch nicht gefallen, sondern nur vom Baum. Die Redewendung, dies Brot sei vom Himmel gefallen, ist nur bildlich zu verstehen, und gemeint ist damit, daß die Kinder Israels es mühelos erreichen konnten' Sie brauchten nicht erst zn säen und vorher noch das Feld zu bestellen, wie es beim Korn der Fall ist. Ebenso gibt man sich beim arabischen Brot leicht irrigen Vorstellungen hin. Es ergeht einem wie bei den Woalgspuchen Arabiens, die es beinahe gar nicht gibt, denn im Oriem ist eher der Gestank zu Hause, wie sonst fast wohl nirgends auf der Welt. Das arabische Brot ist ein Gebäck, das kaum »ach dem Geschmack des verwöhnten Gaumens eines Europäers sein dürfte. Wer Gelegenheit hatte, die Städte des Orients, oder gar die Dörfer zu bereisen, wird sich wundern, daß er Mehl nur in seltenen Fällen zum Verkauf gestellt sieht, dafür sieht er aber viele Händler mit Korn oder Hülsen- fruchten. Der echte Orientale, der vom Modernismus noch nicht „angekränkelt" ist und patriarchalisch am Alther gebrachten hängt, bäckt sein Brot aus allen andern Stoffen, nur nicht aus Riehl Deshalb sieht man dieses im Orient auch nur in den besseren Lebensmittelgeschäften zum Ver kauf gestellt, oder bei den griechischen Bakalen, den Händlern einfacherer Nahruugsmittel. Auf dem Lande und in den kleinen Städten im Orient backen die Frauen ihr Brot noch immer selbst. Reines Mehl wird, wie gejagt, hierzu nicht verwandt. Je nach den Zutaten, aus denen das Brot bestehen soll, hoien sich die Frauen die Körner beim Händler, entweder Gerste, oder Hirse, oder Bohnen. Auch Mais wird sehr viel zuni Brotbacken verwandt. In vielen Fällen macht man sich Mischungen zurecht, und eine solche sehr beliebte ist die von Mais und Bohnen. Jede Hausfrau mahlt die Körner zu Hause selbst. In der Küche, wenn man den Raum so nennen darf, liegen die Mahlsteine, die, ehe sie in Be wegung gesetzt werden, auf die Straße gebracht werden, denn dort gehl das Geschäft vor sich. Leidet eine orien talische Hausfrau an übertriebener Reinlichkeit, dann legt sie ein schmutziges Tuch unter ihre Mühle, aber das kommt nur sehr selten vor. Die Mahlsteine sind zwei flache, runde Steine, deren einer auf den Boden gelegt wird und der andere auf den ersteren. In die Mitte des unteren Steines ist ein Stück Holz eingelassen, und der obere Stein besitzt ein Loch, das in dieses Stück Holz hingeeingepatzt wird, so daß der obere Stein richtig auf dem unteren nussitzt. Dann ist an dem oberen Stein, ziemlich am Anßenrand, ein Holzgriff angebracht, und ver mittels dieses wird der obere Stein in drehende Bewe gung gesetzt. Durch das Loch in der Mitte des oberen Steines, das in den Holzzapfen des unteren Steines ein- gepaht wiro, werden nun die Körner auf den unteren Stein geschüttet Es handelt sich hierbei höchstens um eine Handvoll. Der Mahlprozeß geht selbstverständlich sehr langsam vor sich, aber im Orient hat man ja he ianntlich viel Zeit. Beim MahlMi spritzen die nur zu geringem Teil zerkleinerten Körner zwischen den beiden Steinen wieder heraus. Gewöhnlich hat eine Mutter b»i dieser Arbeit ihre Kinder rings um sich sitzen, und d es? suchen die Teilchen auf dem Erdboden zusammen, um sie wieder in die Oeffnung hineinzuschütten. Das dauert jo lange, bis die Körner die erwünschte Feinheit erreicht haben, die selbstverständlich nie an diejenige des Mechs herameicht. Ist der Prozeß des Mahlens b.cndet — es wird immer nur so viel gemahlen, wie zum Lacken be nötigt wird —, dannisammelt die Frau das Mehl von der Erde in eine Schüssel und trägt sie ins Haus. Das Backen geht wieder auf der Straße oder auf de i Hofe des Haufes vor sich. Es werden einige Steine n: einandergesetzt und zwischen diesen «in Holzfeuerchen on- aemacht. Backöfen kennt man in den orientalischen Dörfern nämlich nicht. Auf die Steine wird eine L e - platte gelegt, die etwas auf der oberen Seite mit Tol, eingeschmiert wird. Ist die Platte genügend erhitzt, d. i angewärmt, denn auf keinen Fall darf sie glühen, dou > kann das Backen beginnen. Vorher ist der Teig im Hum? angemacht worden, der aus weiter nichts besteht, al- m m weiter oben geschilderten zubereiteten Mehl und L a c . Neben dem „Backofen" liegt ein flacher Stein, ein L e oder ein Blech. Auf dieses wird ein Stück Teig ge- , genau so, wie bei uns der Nudelteig bearbeitet n m Die Fladen, die auf diese Weise hergestellt werde». , u nicht größer wie ein Teller. Sie werden dann aus o - erwärmte Platte des „Backofens" gelegt und nach einiz Augenblicken wieder heruntergenommen. Das Broc in gebacken. In der Handhabung des Holzstabes haben v;e e Frauen eine außerordentliche Geschicklichkeit, und,sie können beim Backen eine große Geschwindigkeit entwickeln. JebuM trifft man das bei den Männern mehr an, wie bei den Frauen, die sich zu jeder Arbeit gern Zeit lassen. Es wird immer Brot für einige Tage, oft auch auf Wochen hinaus, gebacken. Wenn es einmal altbacken ist, zerbröckelt es leicht und wird dann in die Brühe, in der der Salat zubcreitet wurde, oder in irgendeine Soße ge taucht, um es genießbar zu machen. Selbst die Beduinen, die nomadisierenden Völker der arabischen Wüste und Aegyptens, führen ihre Mahlsteine stets auf dem Rücken eines Kamels^ mit sich, und wenn bei einer Oase Rast gemacht wird, wird zunächst der Kaffee gebrannt, unü daun geht es ans Brotbacken. So wie heute noch im Orient in den einfacheren Häusern unü aus dem Lande das Lrct gebacken wird, wurde dieses unum gängliche Nahrungsmittel schon zu Abrahams Zeiten ber gestellt, und schon vor den Zeiten der Pharaonen, also schon vor 6000 Jahren, wurde das Brot genau auf die selbe Weise hergesiellt. k. LT
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