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Rabenauer Anzeiger : 01.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191711017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19171101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19171101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-11
- Tag 1917-11-01
-
Monat
1917-11
-
Jahr
1917
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Das Gesicht. Skizze von Lothar Brenkendorff. (Nachdruck verdaten.) „Gefreiter Mörner, Sie schwanken ja! — Ist Ihnen schlecht?" Der Gefreite, der an der Deckung des Schützengrabens stand, das Gesicht in der nächtlichen Dunkelheit dein fernen Feinde zugewendet, riß sich zusammen. „Reim Herr Leutnant!" Unter seinem Helm kam noch ein schmaler Streifen seines Kopfverbandes zum Vorschein. Und wenn die Dunkelheit es nicht verhindert hätte, würde der Leutnant gesehen haben, daß der Streifen ganz von Blut durch tränkt war. Aber obwohl er es nicht sah. sagte er doch: „Sie sollten zum Verbandplatz zurückgehcn, Gefreiter! Die Verletzung scheint Sie mehr mitzunehmen, als Sie es wahr haben wollen. Wenn Sie sich nicht nieyr die nötige Kraft zutrauen, den Weg allein zu machen, werde ich Ihnen einen Mann zur Begleitung mitgeben." „Wenn ich Herrn Leutnant bitten dürfte, möchte ich ich lieber dabteiben. Ich fühle mich schon wieder ganz gut!" Im Ton seiner Stimme war etwas ängstlich Flehen des, das dem jungen Offizier zu Herzen ging. „Sie missen, Gefreiter, daß Sie wegen Ihres Ver- haltens bei dem letzten Angriff zum Eisernen Kreuz ein gegeben sind. Wenn Sie sich also nur deshalb Gewalt antun wollen, um eine Auszeichnung zu verdienen " „Nein, Herr Leutnant — es ist nicht wegen der Aus zeichnung. Ich fühle mich stark genug." „So legen Sie sich wenigstens ein paar Stunden in den Unterstand. In die Wachmannschaft kann ein anderer für Sie eintreten. Auf ein Uhr ist laut Batuillonsbesehl Angriff auf den feindlichen Schützengraben angesetzt. Bis dahin können Sie schlafen." „Zu Befehl, Herr Leutnant!" Der Gesreite Mörner kroch in die niedere Erdhöhle, darinnen im tiefsten Schlafe schon ein halbes Dutzend seiner Kameraden lag. Mit Mühe nur fand er Platz zwischen ihren eng zusammengedrängten Leibern. Sie brummten halb im Traum i aber aus Gewohnheit rückten sie zur Seite. Es war bequem und warm genug, daß auch der 0 e reite den Schlaf hätte finden können, dessen er wahi Uch sehr dringend bedurfte. Aber er hatte das Fieber im Blute, und der verwundete Kopf schmerzte ihn zum Zerspringen. Da stellt sich der Schlaf nicht ein, ob auch die Müdigkeit wie mit eisernen Gewichten an allen Ge lenken hängt. Mit offenen Augen lag er da; regungs los, doch mit ungestüm atmender Brust. Es war völlig finster in der winzigen Höhle: aber der Gefreite sah trotz der Dunkelheit allerlei. Und er sah es so deutlich, als ob er es mit den Händen hätte greifen können. Er sah, wie sein Bruder neuen ihm zum Bajonettangriff gegen den Schützengraben vorging, in dem die verdamm ten Indier steckten. Sein Zwillingsbruder, dessen Gestalt mit allen Erinnerungen seines Lebens verwoben war, denn er mar eigenilich allezeit an seiner Seite gewesen. Ec hörte, wie der andere ihm mit seiner Hellen, fröhlichen Slimme etwas zurief, das er nicht mehr verstand, weil es vom Nattern der feindlichen Gewehre übertönt wurde. Denn sie waren schon mitten im dichtesten Kugelregen, l.nd dann tauchten sie plötzlich, wie aus der Erde ge wachsen, in Hellem Haufen vor ihnen auf, die phantastisch müden Gestalten mit den dunkelhäutigen Gesichtern und Len weißen Turbanen. Wie anspringende Tiger warfen sie sich den deutschen Bajonetten entgegen. Einige mit erhobenen Gewehren, die anderen mit drohend ge schwungenen, laugen Messern. Weil er über einen Stein strauchelte, kam ihm sein Zwillingsbruder um ein paar Schritte voraus, und als er sich wieder ins Gleichgewicht gebracht, sah er, daß ihm das Gewehr entfallen war, und daß er den .,,elm nicht mehr aui dem Kopfe hatte. Ieden- sabs war er verwundet und wehrlos; denn als eoen jetzt ein riesenhafter Gurkha auf ihn zusprang, war er zum Zeichen seiner Kampiunsäbigkeit beide Arin« in die Lust. Aber der Indier stieß ihm trotzdem sein langes Messer in die Brust. Der Gefreite sah, wie der braune Ten el es aus dem Körper des rückwärts Taumelnden Herausriß, und er sah das in tierischer Wut verzerrte Gesicht des Feindes so deutlich, daß es sich un auslöschlich in sein Gedächtnis prägte wie das glühende Eisen in die Haut eines Gebrandmarkten. Nur die Häljte einer Sekunde noch, und er würde ihm sein Bajonett in den Leib gerannt haben. Aber er war doch nicht mehr dazu gekommen. Der wuchtige Kolben- schlag eines anderen Gegners hatte ihn daran verhindert. Im deutschen Schützengraben erst war er wieder zum Bewußtsein gekommen. Im Zurückgehen hatten die Seinen ihn mitgenommen. Und da erst hatte er er fahren, daß er und sein Bruder zuletzt ganz allein vor gegangen waren, als das wütende Maschinengewehrseuer die anderen schon zum Weichen gebracht hatte. Ein paar beherzte Kameraden hatten ihn dann doch noch geholt, als die Indier, die den abgeschlagenen Angriff nicht mit einem Gegenangriff zu erwidern wagten, sich wieder in ihren Schützengraben zurückgezogen hatten. Seinen toten Bruder aber hatte man nicht holen können. Er lag mit noch manchem andern Gefallenen weit draußen aus freiem Feld, unbegraben . Aber es war nicht die Leiche seines Zwillingsbruders, die der Gesreite Mörner jetzt so deutlich vor sich sah. Es war nur das Gesicht des Indiers, dies braune, schwarz bärtige Gesicht, aus dem das Weiße der Augen und die weißen Zähne so grell heroorstachen, daß es darüber alles Menschliche verlor und zu einer schrecklichen, grau- samen Teufelsmaske wurde. Während des ganzen Tages hatte der Gefreite dies Gesicht vor Augen gehabt — immer nur dies Gesicht. Und seine Seele war zum Zer springen voll gewesen von dem einen einzigen, glühend heißen Verlangen: „Laß mich ihm noch einmal gegenüberstehen, o Gott! Vergönne mir's, meinen toten Bruder zu rächen! Und noch mit meinem letzten Atemzug will ich Leine Gnade preisen." Der Gefreite lag im Fieber. Es schüttelte ihn, daß die beiden Schläfer zu seiner Rechten und Linken sich un ruhig bewegten, ohne doch zu erwachen. Er schlummerte nicht; aber er war auch nicht mehr bei klarem Bewußt sein. So gestalteten sich die Erinnerungen, die in der Stille der Nacht aus allen Winkeln seiner Seele hervor- Zm WWW UmMv-WW - Ein' feste Burg ist unser Gott! Uns Deutschlands Held lehrt singen, Will uns der Feinde Haß, Neid, Spott Mit großer Macht bezwingen. Drum furchtlos laßt auf Gott uns schaun, Stahlharten Mutes ihm vertraun! Hier stehe ich, treu, trutzig, stark, So fest wie deutsche Eiche, Als deutscher Mann von Eisenmark Nicht wanke und nicht weiche! Wohin mein Gott mich auch gestellt, Getrost bekämpf' ich alle Welt! Ich kann nicht anders! Leite du Mich, Herr, durch Nacht zum Lichte, Durch Kampf, durch Not dem Heile zu, Haß, Neid und Spott vernichte! Was mein Gott will, das muß geschehn, Wohin er führt, da will ich gehn! Gott Helse mir! Im Freiheitskrieg Er deutschem Volk zur Seite, Führt deutsche Wehr zu Heil und Sieg, Ist Herold uns im Streite! Im Kampf, im Sieg zu Gott ich steh'! Herr, Amen sprich, daß es gescheh'! krochen, zu Erlebnissen des gegenwärtigen Augenblicks. Ec pielte wieder in jouchzeuoer Kinderstöhlichkeit mit seinem Zwillingsbruder zu Füßen der Blutter, bis plötzlich ein entsetzlich bcaunes Gesicht mit rollenden Augen »und gefletschten Zähnen au tauchte und sich über den angstvoll wunmernden Bruder neigte. — Er wanderte mit dem ge liebten Jugendgenojß.n selig schwärmend durch eine lieb liche Monüennacht. Vis in die letzte, verborgenste Falte hinein taten sie ihre reinen jungen Herzen voreinander auf und bauten das Mürcheuschioß ihrer gemeinsamen Zukunft so groß, so hoch, so herrlich, daß sie ihre sieges gewisse Fröhlichkeit zuletzt mit lauten Iubeltönen hinaus schmettern mußten in das fried olle Schweigen der Sommer nacht. Da plötzlich schrie der Bruder mitten im Gesänge gellend auf und packte mit dem oerzwe: e.ten Griff der Todesangst des andern Arm. Sein erlöschender Blick war gen Himmel gerichtet, wo an Stelle der leuchtende» Mondscheibe ein grauenhaft verzerrtes, dunkelhüutiges Gesicht stand — ein Gesicht, aus dem das Weiße der Augen und die weißen Zähne unheimlich grell heroor stachen. — Solcher Fiebererlebnisse hatte der Gefreite Mörner noch viele, denn die Bilder jagien einander in wilder Flucht: aber das Ende jedes Erlebnisses war immer das Auftauchen des gräßlichen Gurkhakopfes unter dem weißen Turban — und zugleich mit feinem Erscheinen das Hereinbrechen der Verzweiflung und des grausamsten Herzeleids. Der Gefreite wurde vom Fieber geschüttelt, und seine Glieder verrichteten ihren Dienst, als ob sie unabhängig geworden seien von seinem Bewußtsein und seinem Willen. Aber er ging darum doch mit den Kameraden zum Angriff vor, als die Stunde gekommen und der Befehl erteilt war. Und als die Reihen abermals ins Wanken geraten wollten, nachdem ihre Führer gefallen waren, da hörte man über alles Knattern des Infanterie feuers und über das Rasseln der Maschinengewehre hin weg eine gellende Stimme, die fortwährend schrie: „Vorwärts, Kameraden! — Mir nach! —Vorwärts l" Und die Stimme, obwohl keiner sie erkannte, riß die schon zum Weichen Entschlossenen wieder mit sich fort. Sahen sie doch auch einen, der ihnen weit voraus war. Einen, der sich wie ein Tiger den abermals aus ihren Stellungen ausschwärmenden Indiern entgegenwarf. Sie drangen ihm nach, und nach kurzem, erbittertem Kampfe war der Widerstand der Feinde gebrochen. Was von ihnen noch am Leben und seiner Glieder mächtig war, suchte sein Heil in wilder Flucht. Den Gefreiten Mörner aber fand man tot neben einem riesenhaft gebauten toten Gurkha, der das aufgepflanzte Seitengewehr des Gefreiten noch in der durchstochenen Brust hatte. Das braune Ge sicht de« Indiers mit seinen nach oben gedrehtem»Aug äpfeln und seinen gefletschten Zähnen hatte sich im Todes kampfe zu einer wahrhaft teuflischen Grimasse verzerrt, während das Aman des toten deutschen Kriegers, an dem übrigens außer seiner alten Kopfwunde keine Verletzung wahrzunehmen war, einen ergreifenden Ausdruck beinahe glücklichen Friedens zeigte. Ob der von ihm getötete Gurkha derselbe war, der seinen wehrlosen Bruder ermordet hatte — wer wäre imstande gewesen, es zu bejahen ? Der Gefreite Mörner aber war jedenfalls überzeugt gewesen, in dem vertierten Gesicht das Schceckbild seiner Fiebeclrnume wiederzusehen. Und mit dem Bewußtsein, den geliebten Zwillingsbruder gerächt zu haben, war er mit einem letzten Aufglühen stolzer Freude den Heldentod gesturben. -i- Das Eiserne Kreuz, da? am nächsten Tage eintraf, konnte nur noch der aneu rer der beiden Gefallenen zugestellt werden. — — LlltMhn -Fahrplan. Gültig vom l. November ab. Kipsdorf—Hainsberg—Dresden. n *) Ab Kipsdorf 4,45 8,27 12,05 4,12 6,05 8,- „ Dippoldisw. 5,25 9,07 12,47 4,54 6,49 8,42 „ Malter 5,36 9,19 12,59 5,06 7,00 8,5« „ Seifersdorf 5,43 9,25 1,06 5,13 7,07 9,- „ Spechtritz 5,50 VV. 9,32 1,12 5,19 7,14 9,07 „ Rabenau5,58 6,55 9,39 1,19 5,26 7,21 9,14 „ Coßmsdrf. 6,09 7,06 9,50 1,30 5,37 7,32 9,25 An Hainsberg 6,14 7,11 9,55 1,35 5,42 7,37 9,30 „ Dresden 6,46 7.39 10,24 2,06 6,1 k 8,06 10,11 „ Tharandt 6,30 7,55 1 k,05 1,52 6,01 7,56 10,26 „ Freiberg 7,46 i0,37 1,39 4,23 7,57 9,37 1,14 1') Nur Sonn- u. Festtags und nur bis aus weiteres. *) Nur Werktags. Dresden—Hainsberg—Kipsdorf. n 1 1 11 Ab Freiberg 5,31 7,36 12,37 3,29 5,46 5,46 8,51 „ Tharandt 6,17 9,57 1,33 5,43 6,36 7,36 9,42 „ Dresden 5,58 8,56 1,15 5,31 6,29 7,20 9,54 „ Hainsberg 6,35 10,08 2,— 5,59 7,01 8,- 10,2ö „ Coßmannsdf. 6,42 10,14 2,06 6,05 7,07 8,06 10,33 „ Rabenau 6,54 -0,26 2,! 7 6,16 7,17 8,18 10,45 „ Spcchtrik 7,— 10,32 2,23 6,22 — 8,24 10,51 „ Seifersdorf 7,06 10,38 2,29 6,2« — 8,30 10,53 „ Malter 7,14 10,46 2,37 6,37 — 8,38 11,06 „ Dippoldwalde 7,28 10,58 2,50 6,52 - - 8,52 N,t9 An Kipsdorf 8,10 11,38 3,30 7,32 — 9,32 11,59 -tz) Nur Sonn- u. Festtags und nur bis auf weiteres. *) Nur Werktags. 6ZMok L088MZM8ÄM. Lekormatiooskest, NM^voek. 31 Oktvdei-: Oro8868 Militär-Börnert ausgeführt von der Kapelle des Iuiauterie-R ests. Nr., 177. Als Einlagen: Lieder zur Laute, vorgllk. von Herm Lautenschläger. Anfang 8 Uhr. Kurten im Vorverkauf ' V a. ^Heute zu empfehlen: ff Karpfen rr- d a A 8pielplan iür Mttvvovlb (kekormuliooskesl): A I.—3. 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