Peter Paul Rubens: Bildnis einer Dame mit Federhut. London, National Gallery donnenbilde zwischen den Blumen klettern und schweben, tragen ebenso wie das Christuskind und wie die pausbäckigen Putten der Mythologien die Züge der Rubensschen Kinder, die uns in berühmten Bildnissen über liefert sind. Auch die Darstellungender „Hl. Familie“ schildern das häusliche Glück des Meisters und die Freude der Eltern an dem unbefangenen Spiel des Kindes mit einer Innigkeit des Gefühls, wie wir es sonst bei Rubens nicht oft finden. Vier Jahre nach dem Tode der Isabella, am Nikolaustag des Jahres 1630, heiratet der 53jährige Meister die 16jährige Helene Fourment, die jüngste von sieben Töchtern eines vermögenden Antwerpener Seidenhänd lers, mit dessen Familie er durch eine Schwester seiner ersten Frau verschwä gert war. Vielen Rubenskennern gilt das hier wiedergegebene, gegen 1630 gemalte „Bildnis einer Dame mit Federhut“ (77X53 cm) in der Londoner National Gallery als Porträt der Susanne, einer der älteren Schwestern der Helene; aber trotz unverkennbarer Familienähnlichkeit mit den Four- ments erscheint die Dargestellte dafür doch zu jung. Die Wendung zum Malerischen ist nun entschieden durchgebrochen. Der Pinsel zeichnet keine scharfen Konturen mehr, sondern schaff weiche Übergänge von einer Form zur andern und von einer Farbe zur andern. Mit sanft vermittelnden Zwischentönen steht die Gestalt vor dem duftigen Hintergrund. Die in Madrid erneuerte Bekanntschaft mit Tizians Werken mag den Meister auf diesem Wege weitergetrieben haben. Es liegt ihm nunmehr nur wenig an plastischer Vergegenwärtigung des menschlichen Körpers oder gar an wortgetreuer Wiedergabe der Natur, sein Ziel ist das reine Malwerk, die Erzeugung schimmernder Flächen mit prangenden tiefen und warmen Far ben und zauberhaft durchleuchteten Schatten. Wie der zu Jahren kommende Goethe erlebt Rubens als Fünfziger eine Wiedergeburt, an der er sich selber berauscht. Die Ehe mit einem jungen und überaus schönen Weibe muß ihn in einen Zustand von Seligkeit versetzt haben, die ihn ganz durchströmt, ihn verjüngt und erneut. Helene steht jetzt im Mittelpunkt seines Schaffens. Ein herrlich gemaltes Bildnis von 1630 in München zeigt ihre königliche Schönheit in einem königlichen Gewand von silbernem Brokat, das mit rei chem Schmuck geziert ist; im Haar eine Orangenblüte, sitzt sie in ganzer Figur, strahlend vor Frohsinn und Stolz. Ein Jahr später stellt sich der Künstler in einem ebenfalls in München befindlichen Bild beim Spaziergang mit der Gattin und Nicolaes, dem Sohn der ersten Ehe, im Garten seines Antwerpener Palastes dar. Dann folgt eine ganze Reihe von Halbfiguren bildnissen Helenens, von denen wieder das schönste die Münchener Pina kothek besitzt, und schließlich finden wir sie oft als überglückliche Mutter mit ihren Kindern vereint (zwei Söhne und drei Töchter hat sie dem Gatten geschenkt, das letzte Kind kommt freilich erst nach Rubens’ Tode zur Welt) Peter Paul Rubens: Die Familie des Künstlers. Paris, Louvre