Volltext Seite (XML)
in Dresden, ferner „Fortuna“ in der Galleria di S. Luca in Rom (um 1626), „Wettlauf der Ata- lante und des Hippomenes“ in Neapel (Spätwerk) sowie „Apollo und Marsyas“ in München und „Nessus und Deijanira" in Paris. Nur eines seiner Porträts ist weltberühmt gewor den, die sog. „Beatrice Cenci“ in der Galleria Bar berini in Rom, das reizende Bildnis eines jungen Mädchens im Turban, das über die Schulter hin weg den Betrachter melancholisch anblickt, aber kaum die 1599 in Rom hingerichtete romantische Mörderin ihres gewalttätigen Vaters darstellt. Be deutend ist auch das Bildnis des in ganzer Figur am Schreibpult sitzenden Kardinals Bernardino Spada in der römischen Galleria Spada und über raschend das herbe Porträt seiner Mutter (um 1620/22; Bologna, Pinacoteca), die dem frauen feindlichen Künstler, der nicht einmal weibliche Bediente um sich geduldet haben soll, nach seiner endgültigen Niederlassung in Bologna den sehr kostspieligen Haushalt geführt hat. DOMENICHINO (21. X. 1581 bis 6. IV. 1641). Neben Guido Reni steht als wichtigsten Nach folger der Carracci der Bolognese Domenico Zam pieri, gewöhnlich Domenichino genannt. Seine Ausbildung erhält er wie Reni und Albani bei Dionys Calvaert und dann bei Ludovico Carracci, dessen Werkstatt er allerdings schon sehr bald verläßt, um nach Rom zu übersiedeln, wo er von etwa 1602 bis 1630 ansässig bleibt und von Anni bale Carracci zur Mitarbeit im Palazzo Farnese herangezogen wird. Das kleine Fresko der „Jung frau mit dem Einhorn“ über dem Haupteingang Domenichino: Uiana una inre 201, ose Guido Reni: Venus und Amor. Dresden, Gemäldegalerie gilt gewiß mit Recht als ein Werk seiner Hand. Am stärk sten spricht dafür die Einfachheit im Bildaufbau und in der Farbgebung, ein auffallendes Streben nach Reinheit und Klarheit, das offensichtlich Carraccis üppige Sinnlichkeit verschmäht und bereits ganz neue Stilabsichten verrät. Den Durchbruch des neuen Stilwillens, die reinste Ver wirklichung streng klassizistischen Geistes am Beginn des Jahrhunderts, bringt Domenichinos „Geißelung des hl. Aridreas“, die er 1608 im Wettstreit mit Reni für die Kirche S. Gregorio Magno malt. Das monumentale Fresko, das den Ruhm des Künstlers begründet, wirkt im Ver gleich mit dem Andreas-Bild Renis zwar kühl, besitzt aber trotz aller Entlehnungen aus Raffaels „Tapeten“ und den Wandbildern der Stanzen für die Entwicklung der Malerei große Bedeutung. Denn mit dieser Schöpfung und den Hauptwerken der beiden folgenden Jahrzehnte übernimmt Domenichino die Führung in der formen strengeren Richtung des italienischen Barock. Den Höhe punkt dieses klassizistischen, aber immer lebensvollen, oft dramatische Wirkung erzielenden Schaffens bezeichnen die mächtigen Kuppelmalereien zur Apostelgeschichte in der Kirche Sant’Andrea della Valle (1624-1628). Neben den Freskenarbeiten entsteht eine stattliche Reihe von Tafelgemälden, in denen sich Domenichino auch als fein sinniger Landschaftsschilderer bewährt. Die „Kommunion des hl. Hieronymus“, 1614 für die Kirche S. Girolamo della Caritä in Rom gemalt (heute in der Vatikanischen Pinakothek), wurde schon von den Zeitgenossen als Glanz- itück der römischen Altarkunst, als reifstes Werk seit der „Transfiguration“ Raffaels, gepriesen. Nicht minder glücklich ist Domenichino in mythologischen Darstellun- jen. Seine bedeutendste Schöpfung dieser Art ist zweifellos das um 1620 für den Kardinal Scipione Borghese gemalte 22