IX. ABSCHNITT: 1789 BIS 1815 Revolution und Fretheitstrtege KLASSIZISMUS UND EMPIRE An den Ausgang des 18. Jahrhunderts fällt ein Ereignis, das, obwohl zunächst nur die Folge der französischen Finanzpolitik, ganz Europa in größte Erregung versetzte und ein neues Zeitalter einleitete: die französische Revolution von 1789. Der eigensüchtige Absolutismus Ludwigs XIV. und seiner Nachfolger hatte die Finanzen zerrüttet. Bauern und Bürgertum konnten die Steuerlast nicht mehr tragen, da Steuerfreiheit ein Vorrecht des verschwenderischen Adels war. Die Unzufriedenheit wuchs, und da inzwischen auch die Philosophie des „Rationa lismus“, wonach alle Menschen als vernunftbegabte Wesen gleich seien, die Gemüter verwirrt hatte, rief das Volk nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und empörte sich gegen Adel und Königtum. Frankreich wird zur Republik erklärt, eine Volksvertretung übernimmt die Regie rung, setzt die Königsfamilie gefangen und läßt es zu, daß sie und ein großer Teil des Adels auf dem Schafott endet. Wenn auch die meisten Länder dieses Vorgehen mißbilligten, so fanden doch die Ideen der Revolution fast überall Sympathie. Das Verlangen nach Freiheit und Gleich heit war zu verlockend. Die alten Schranken zwischen den Ständen fallen allmählich. Nicht mehr der Adel, sondern das Bürgertum wird zur führenden Macht. Das feudalistische Zeitalter versinkt, das bürgerliche wächst empor. In Preußen war inzwischen nach der kurzen Regierung Friedrich Wilhelms II. sein Sohn Friedrich Wilhelm III. auf den Thron gekommen, dessen Mangel an Entschlußfähigkeit dazu beitrug, das Land in tiefste Erniedrigung sinken zu lassen. Von bitterer, aber tiefer Erkenntnis zeugen die Worte der jungen Königin Luise: Wir sind auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen eingeschlafen! So kam es, daß Preußen, statt entscheidend einzugreifen, abwartend beiseite stand, bis es zu spät war. In Frankreich hatte nach siegreichen