VI. ABSCHNITT: 1690 BIS 1730 Pie franzsische Dorherrschaft HOCHBAROCK Die spanische Vorherrschaft in Europa währte rund ein Jahrhundert, von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Sie wurde gebrochen, als der junge Ludwig XIV. von Frank reich nach dem Tode des allmächtigen Ministers und Mitregenten seiner Mutter, des Kardinals Mazarin, die Zügel der Regierung selbst in die Hand nahm. An die Stelle Spaniens trat jetzt Frankreich, dessen Vormachtstellung eigentlich erst mit dem Sturze Napoleons ein Ende fand. Französische Sitte, französische Sprache und Dichtkunst, Baukunst und Innenarchitektur wurden tonangebend für das übrige Europa. Damals begann die unumschränkte Vorherrschaft der französischen Mode, die bis in die Gegenwart hinein wirksam ist und in Deutschland erst in letzter Zeit erfolgreich zurückgedrängt wird. Der Hof von Versailles und die Persönlichkeit Ludwig XIV. wurde zum erstrebenswerten Vorbild jedes kleinen deutschen Fürsten. Jeder wollte wenigstens in der Hofhaltung und im Auftreten dem „roi soleil", dem Sonnenkönig, nahekommen. Jeder war ja auch in seinem kleinen Staate ein absoluter, d. h. von keiner Ver fassung eingeschränkter Herrscher, der seinen Untertanen viele Pflichten auferlegte aber wenig Rechte einräumte. Den Höhepunkt fand die absolute Regierungsform, der Absolutismus, wiederum in der Person Ludwigs XIV., von dem der Ausspruch stammen soll „L’Etat c’est moi" = „Der Staat bin ich!“ —Preußen schritt, nachdem der Große Kurfürst den preußischen Staat begründet und befestigt hatte, auf dem Wege zur Großmacht weiter. Nach außen hin kam dies vor allem darin zum Ausdruck, daß sein Sohn Friedrich die Königswürde erwarb und im Jahre 1701 sich in Königsberg die preußische Königskrone aufs Haupt setzte. Um der neuen Würde den entsprechenden äußeren Rahmen zu geben, ließ Friedrich von dem genialen Bau-