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KAUM hatte es begonnen, war es entschieden Oas Qt^asserbalf-^urnier Die deutsche Schwimm-Expedition stützte sich fast aus schließlich auf die Wasserballmannschaft, denn die hatte in Amsterdam die Goldmedaille gewonnen und war damals ein größerer „Außenseiter“ gewesen als diesmal. 1928 zweifelte kaum ein internationaler Fachmann an dem Wasserballsiege Ungarns, und doch blieben die Deutschen über diesen Favoriten in einem hinreißend spannenden und schönen Spiel ehrlich und vollauf ver dient siegreich. Die Ungarn haben sich weiter verbessert, wir sind stehengeblieben. Da wir zudem keine wirklich aussichtsreichen Schwimmer hatten — von den Vertretern des Bruststils Wittenberg und vielleicht Frl. Rocke ab gesehen —, ist es begreiflich, daß der Schwimmverband die Wasserballer zur Grundlage, zum Mittel- und Höhe punkt seiner Mannschaft machte. Einige junge Kräfte wirkten mit und bewährten sich großenteils gut. Von den alten sind viele noch sehr spiel stark, manche aber können der Ländermannschaft nicht mehr jene Stütze sein, jenen Auftrieb verleihen, wie früher, und doch braucht die deutsche National-Sieben nicht nur technisch und taktisch tüchtige Spieler, sondern unverbrauchte Kämpfer, auch wenn diese die zu Erfolgen nötige, internationale Erfahrung erst in den nächsten vier Jahren anschaffen müssen. Es ist immer schwer, eine so große, erfolgreiche und kameradschaftlich innig zu sammengeschlossene Ländermannschaft, wie die deutschen Wasserball-Olympioniken 1928 zu verjüngen, zu er gänzen und in den bei solcher Erneuerung unvermeid lichen Rückschlägen nicht zuviel an Ruf und Selbst vertrauen einzubüßen. Man kann nicht immer siegen. Vorerst das Finale. In Amsterdam war der Kampf Ungarn—Deutschland Endspiel in doppelter Bedeutung. Er entschied das ganze, große, von zwölf Mannschaften bestrittene Turnier und er stand am Ende der Veranstaltung. In Los Angeles nahmen nur fünf Länder teil und das Los hatte die beiden voraussichtlich für den ersten Platz allein in Betracht kommenden Nationen gleich am Anfang zusammen gebracht. Nur das Spiel U.S.A.- Brasilien wurde noch vorher ausgetragen. Dieses bestärkte unsre Hoffnungen. Die Ameri kaner hatten während der letzten Jahre eifrig gearbeitet, um auch in dem bei ihnen lange vernachlässigten Wasser ballsport international mitreden zu können. Nach sorgfältiger Auswahl stellten sie, in der richtigen Erkenntnis, daß Zu sammenarbeit bei Mannschafts sports das weitaus wichtigste ist, die komplette Klubmann schaft des Los Angeles A. C. als U. S. A.-Team auf. Brasilien wurde 6:1 (2:0) geschlagen. Beide Mannschaften zeigten teilweise geringe Regelkunde und spielten—ohne sich dessen bewußt zu werden — häufig unkorrekt. Der recht schwache englische Schiedsrichter Emery ließ dieses Wasser-Rugby zu. Entscheidend für den hohen Sieg der Amerikaner war ihre Überlegenheit im Schwimmen und die Schußunfähigkeit der Brasilianer, die sonst viel Begabung bewiesen und in einigen Jahren Tüchtiges leisten könnten. Ungarn sichert den Sieg. Die Pause vor dem Antreten der Deutschen und Ungarn wurde akustisch ausgefüllt. Wie so oft, forderte der An sager die 10000 Zuschauer auf, die ausländischen Athleten gäste, die sehr zahlreich auf der Teilnehmer-Tribüne saßen, durch Beifall zu begrüßen. ,,Giv' them a big hand l“ Das ließen sich die Leute nie zweimal sagen, und eine lange Jubel-Ovation folgte. Dann spielte die stets an allen Kampfstätten anwesende Musikkapelle und dann sah man schon, wie sich die Spieler beider Mannschaften fertig machten. Die Ungarn kamen ohne Trikots, die Deutschen zogen ihre am Bassinrande aus. Man verhandelte über einen schön roten Ball, den die Ungarn selbst mitgebracht hatten, weil die Wasserbälle der Amerikaner von den in Europa gewohnten einigermaßen abwichen. Dennoch zeigten die Deutschen gegen den ungarischen Ball eine vielleicht ungerechtfertigte, doch verständliche Ab neigung, und man blieb beim amerikanischen. Während so unten alle Vorbereitungen getroffen wurden, entspann sich auf der Tribüne nach guter Amsterdamer Tradition — und altamerikanischem Brauch — eine heftige Schrei schlacht. „Huj-huj-hujra!" munterte die ungarische Ecke ihre Landsleute auf „Hurra hurra hurra Ger-ma-ni-a!" entgegnete der deutsche Anhang. Das amerikanische Publikum fühlte sich direkt wie daheim und genoß diese Einleitung dankbar und begeistert. Es verstand sie viel mehr zu würdigen als das folgende Spiel. Ungarn: Brody; Ivady, Homonnai; Halassy; Vertessy, Nemeth, Keserü. D e u t s c hl a n d: E. Rademacher; Gunst, Cordes; Benecke; J. Rademacher, Schwartz, Schulze. Die deutsche Wasserballmannschaft (stehend): Albert Schumburg, Otto Cordes, Gerd Pohl, Erich Rademacher; (sitzend): Heiko Schwart^ Emil Benecke, Joachim Rademacher, Hans Schulde.