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»OLYMPIC AUDITORIUM^ A LS in den ersten Tagen von Los Angeles Ismayrs Sieg über den Ozean gekabelt wurde, nahm man in Deutschland diese Goldmedaille 'fast als etwas Selbstverständliches hin. Die Schwerathleten hatten uns in Amsterdam nicht ent täuscht und es war für alle sonnenklar, daß die „starken Männer“ in Los Angeles gut abschneiden würden. Dieser Goldmedaille hoffte man weitere hinzu zufügen, denn es lag doch auf der Hand, daß die viel versprechende deutsche Leichtathletik und was da sonst Die erste Goldmedaille für Deutschland: Rudolf Ismayr-Münü^n, siegte in der Mittelgewichtsklasse des schwerathletischen Dreikampfs. in Europa in unolympischen Zeiten den Ton angab, die Jagd nach olympischen Medaillen nicht erfolglos ver anstalten würde. Erst als dieser erwartete Medaillen-Segen ausblieb, sah man ein, daß man das Tun der starken Männer bei weitem nicht hoch genug eingeschätzt hatte. Als man die Gold medaillen schließlich an den ersten drei Fingern einer Hand herzählen konnte, da fiel den Deutschen auf, daß zwei davon aus der Schwerathletik stammten und siehe da, unsere Heber und Ringer wurden mehr und mehr der Mittelpunkt des Interesses. Als sie heimkehrten, empfing man sie, wie man siegreiche Olympioniken empfangen soll. Die Städte Nürnberg und München Überboten sich in Herzlichkeit und Freude beim Wiedereinzug ihrer siegreichen Sportleute. Die Welt ist so vergeßlich, und der Sport ist es erst recht. Die deutschen Sportleute hätten es wissen müssen, daß unsere deutschen Vertreter der Schwerathletik schon 1928 den Hauptbeitrag zu unseren Erfolgen lieferten. In Amsterdam errangen sie 3 goldene, 2 silberne und 2 bronzene Medaillen, außerdem 4., 5. und 6. Plätze. In Los Angeles hingen die Trauben höher, das stand von vornherein fest. Um so schöner der Erfolg unserer Athleten, die 2 goldene Medaillen, 4 silberne und 1 bron zene Medaille mit nach Hause brachten. Bravo Ismayri Bravo Brendel! Und Bravo Ihr andern! Die Schwerathleten nahmen es mit ihrer Aufgabe in Los Angeles sehr ernst. Im „olympischen Dorf“ fand jeden Morgen ein obligatorisches Wiegen statt, dann begab man sich ins olympische Auditorium. Der prächtige Bau des Los Angeles-Athletik-Clubs war mit einem Kosten aufwand von 500 000 Dollar hergerichtet worden. Für 10 400 Menschen war Sitzgelegenheit geschaffen und mehr als 6000 dieser Sitzplätze waren sogar gepolstert. In den Ringkämpfen wurde jeweils 10 Minuten lang ge rungen. Wie üblich warf dann der Schiedsrichter das Los und einer der Kämpfer mußte in Bodenlage gehen, sofern das noch nicht vorher geschehen war. Nach ergebnislosen weiteren 3 Minuten ging der andere Kämpfer in die Bodenlage und die Sache setzte sich fort. Dann wurde noch 4 Minuten gerungen und nach Punkten entschieden. Die Ringer trugen farbige Schleifen an einem Fuß, damit sie ‘im Kampfgetümmel zu erkennen waren. Auf ein IO6