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&ie Q&ett^ämpfe der Leiter V ERDIENEN die Kampfgerichte fast aller beim Olympia aufgetretenen Sportarten größtes Lob, so darf man mit Tadel für die Jury der Reiter prüfungen nicht zurückhalten. So neutral und fair das Publikum sich bei der Leichtathletik verhielt, so gut und sicher die Kampfrichter beim Schwimmen waren, so voreingenommen, um nicht zu sagen parteiisch war das Richterkollegium beim Reiten. Es sickerte sehr bald durch, und machte sich auch ziemlich deutlich bemerk bar, daß zwischen den Vereinigten Staaten und Frank reich so etwas wie eine Allianz, zum mindesten jedoch ein schweigendes Übereinkommen getroffen war, sich gegen seitig zu stützen und zu helfen. Wenn das auch nicht immer mit offensichtlich unerlaubten Mitteln geschah, so genügte die Art aber, um es Zuschauern und Teil nehmern deutlich zu machen. Die tollste Sache war eigentlich die Disqualifikation des Schweden Sandström, der im Dressurreiten 321 Punkte erzielt hatte und damit für den 2. Platz in Frage kam. Der Schwede wurde von der Jury disqualifiziert, weil ein Mann, der überdies dem Kampfgericht nicht angehörte, dem Mitgliede der Jury, Oberstleutnant Doak-U. S.A., mitteilte, Sandström habe sich eines unerlaubten Mittels zum Antreiben seines Pferdes (Schnalzen mit der Zunge) bedient. Sandström erklärte, daß sein neues Sattelzeug das bekannte knarrende Geräusch von sich gebe und der sogenannte neutrale Beobachter sich geirrt haben müsse. Die Jury ging aber von ihrem Spruch nicht ab, obwohl der Schwede sein Ehrenwort gab, daß er keine unerlaubten Hilfsmittel gebraucht habe. Der amerikanische Richter Doak und der Franzose Lafond machten dabei ihren Ein fluß geltend. Daß diesen Leuten nach dem Kopfschütteln der anderen Teilnehmer nicht ganz wohl in ihrer Haut war, bewies dann ihre nächste Entscheidung, nämlich, Sandströms Leistung bei der Mannschaftswertung richtig einzusetzen. Daß Deutschland seine so ausgezeichneten Reiter nicht zum Olympia entsandt hatte, war ein schwerer Fehler. Olympische Erfolge lassen sich ja nie und nirgends voraus sagen. Die sichersten Favoriten fallen — schon gar mit Pferden —, aber schließlich muß man nach menschlichem Ermessen werten, muß sich an die Papierform halten. Bei unseren Turnierreitern ist diese Form zudem gar nicht papierern, sondern seit vielen Jahren auf allen Turnier plätzen Europas und Amerikas erhärtet und erwiesen. Gewiß standen dem Transport der Pferde, quer durch den amerikanischen Kontinent, große Schwierigkeiten entgegen. Würden die Pferde gesund bleiben, würden sie in Kalifornien ihre heimatliche Leistungsfähigkeit be halten ? Andere haben den Versuch gewagt und den Fran zosen ist er vorzüglich gelungen. Das aber konnte und durfte für uns nicht ausschlaggebend sein, wohl aber, daß gerade der amerikanische Westen ungeheures Inter esse für Pferde und Reiterei hat. Kaum die Leichtathleten, Schwimmer und Boxer, nicht einmal die Ruderer begeg neten in Kalifornien einem solchen Interesse wie die Reiter. Hier gilt das nicht nur für die „Gesellschaft“, hier ist Reiten keine ausschließliche Angelegenheit der ver mögendsten Schichten. Noch ist die Zeit nahe, da hier das Pferd des Menschen nächster Kamerad war, noch hat Die Sieger im Preis der Nationen: i.Baron Nishi- Japan (rechts), z.UnDbambcrhin-n. S. A. (Mitte), 3.Hpt.vonRosen-Schweden (links.) IO}