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Se^eTn in der ^ßucht von San ^Pedro I N der geschützten Bucht von San Pedro, dem Handelshafen von Los Angeles, wurden die olympischen Segel-Wettbewerbe aus getragen. Bei der entfernten Lage Kaliforniens ist es kein Wunder, daß die Beteiligung numerisch nur schwach war. Manche gute Ab sicht scheiterte an der Kostenfrage. Insgesamt hatten sich doch noch elf Nationen für die vier Klassen eintragen lassen. Deutschland war nur durch den Hamburger Edgar Behr in der Monotype - Klasse ver treten. Nach vielen Ausscheidungen hatte sich der junge Behr das Recht erworben, Deutschland bei den X. olympischen Spielen reprä sentieren zu dürfen, und der Hamburger hat seine Aufgabe über Er warten gut gelöst. Mit 18 Jahren machte Behr sein Abiturienten- Examen, und während der vielen Ausscheidungskämpfe bestand er 14 Tage vor der Ausfahrt — zi Jahre alt — sein Referendar- Examen. Aller Sorgen ledig fuhr er als einziger Repräsentant seines Sportes mit der deutschen Expedition nach Los Angeles, einer der wenigen, die mit der englischen Sprache gut zurecht kamen. Bei der Sprach-Einseitigkeit der Amerikaner war das ein nicht zu unter schätzender Vorteil. Nachteilig für Behr war es, daß er aus finanzi ellen Gründen im olympischen Dorf wohnen mußte, denn die Regattastrecke war vom Dorf annähernd 50 Kilometer entfernt. Da meist zwei Rennen an einem Tag gesegelt wurden, hatte Deutsch lands Vertreter keine Möglichkeit, sich inzwischen auszuruhen. Vertreter anderer Nationen, deren Geldbeutel nicht so schwind süchtig ist, konnten sich in der Nähe der Strecke einquartieren. Mit elf Bewerbern war die Monotype-Klasse bei weitem am stärksten besetzt. Das olympische Komitee stellte elf Boote zur Verfügung, jeder bekam jedes Boot einmal, um die Chancen nach Möglichkeit auszugleichen. Das stellte sich als sehr zweckmäßig heraus, denn die Qualität der Boote war sehr verschieden. Eins war dabei, das niemand über den 9. Platz herauszubringen vermochte. Dieses eine erwischte Behr ausgerechnet für das erste Rennen. Erfolg zehnter von elf! Aber der Hamburger ließ sich nicht ent mutigen. Gewertet wurde nach Punkten. Der Sieger bekam 11, der Zweite 10, der Dritte 9 und so fort. Der 4 Seemeilen lange Dreiecks kurs wurde gesegelt. Start in der Mitte der längsten Seite. Am ersten Tag, dem 5. August, war so wenig Wind, daß man den Start bis 10 Uhr hinausschob. Behr kam famos als erster weg, aber dann fiel er immer mehr zurück, was auch immer er versuchte. Mit diesem Boot war nichts zu machen, es wurde Zum Schreck gespenst aller. Das Ergebnis dieses ersten Rennens: Zeit Punkte England Ratsey jr. 1.09.26 11 Holland Maass 1.09.56 IO U. S. A. Lyons 1.10.23 9 Italien Treleani 1.10.57 8 Spanien Cansino 1.11.21 7 Frankreich Le Brun 1.11.49 6 Kanada Dixon 1.12.09 5 Schweden Thorell 1.12.34 4 Österreich Riedl 1.12.48 3 Deutschland Behr 1.13.30 2 Südafrika Goodricke 1.14-13 1 Colin Ratsey, seit Jahren in Amerika ansässig, segelt für sein Heimat land. Von der Firma Ratsey sind übrigens alle die Segel für diese Monotype-Boote geliefert. Am zweiten Tag üble Flaute. Diesmal hatte Behr eins der guten Boote, so daß er auf den zweiten Platz hinter dem Holländer Maass kam, der 2.02.16 gebrauchte. Behr 2.03.05. 3. wieder Amerika, 4. Österreich, 5. England, 6. Schweden, 7. Frankreich, 8. Spanien, 9. Italien, 10. Kanada, n. Südafrika. Am dritten Tag (Sonntag) gab es erstmalig zwei Rennen. Vormittags 9 Uhr bei sehr mäßigem Wind, nachmittags bei so starker Brise, daß sogar die Strecke geändert wurde. Behr holte sich den dritten und zweiten Platz ! Sieger waren Ratsey-England und Dixon-Kanada. Der Amerikaner hatte das Pech, die erste Boje zu berühren, so daß er auf den letzten Platz gesetzt werden mußte. Die Amerikaner setzten statt des 17jährigen Lyon den Ersatzmann ein, was eigentlich nur bei Krankheit erlaubt sein sollte. Der Ersatz mann hatte das Mißgeschick, die Boje zu streifen, so daß er punktlos In den Segelkonkurrenzen war Deutschland nur durch den Hamburger Edgar Behr vertreten. Trotz großen Mißgeschicks (Disqualifikation) belegte Behr in der Monotype-Klasse (Dinghi) noch den 4. Platz.