Volltext Seite (XML)
in Ems am 13. Juli 1870 lehnt König Wilhelm ab. Als Frankreich daraufhin am 19. Juli trotz Rücknahme der Kan didatur des Prinzen den Krieg erklärt, geht ein Sturm der Entrüstung durch ganz Deutschland: alle seine Stämme finden sich einmütig zusammen, um das bedrohte Vaterland zu schützen. Zu Beginn des DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN KRIEGES 1870/71 treten am 4. August drei deutsche Armeen den Vormarsch an, dessen Ziel Paris ist. Die Dritte Armee unter Kronprinz Friedrich Wilhelm wirft das Heer Mac Mahons bei WEISSENBURG und WÖRTH, die Erste Armee unter General von Steinmetz und die Zweite Armee unter Prinz Friedrich Karl erstürmen trotz großer Verluste die Höhen von SPICHERN. Die Festung Straßburg wird eingeschlossen. Bei Metz hat sich die französische Hauptarmee unter Marschall Bazaine zusammengezogen; sie ist eben im Begriff, nach dem Lager Chalons abzumarschieren, da wird ihre Nachhut bei Colombey- Nouilly von der Ersten Armee angegriffen und der Abmarsch Bazaines dadurch aufgehalten. Moltke zieht eilends die Zweite Armee heran, um den Franzosen den Weg zu verlegen. Durch die furchtbaren Doppel schlachten bei VIONVILLE—MARS LA TOUR und GRAVELOTTE—ST-PRIVAT gelingt es, die deutschen Pläne in vollem Umfange auszuführen und die geschlagene französische Hauptarmee auf Metz zurückzuwerfen, das nun von der Ersten und Zweiten Armee unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl eingeschlossen wird. Der Dritten Armee, vereint mit der neugebildeten Vierten Armee unter Kronprinz Albert von Sachsen, fällt jetzt die Aufgabe zu, den Marsch auf Paris fortzusetzen. Mac-Mahon hat inzwischen in Chalons eine neue Armee aufgestellt, mit der er Metz befreien will. Die Dritte und Vierte Armee ändern infolgedessen ihre Marschrichtung und hindern Mac-Mahon in der Schlacht bei Beaumont am 30. August, seinen weitausholenden Marsch nach Metz fortzusetzen. Die französische Armee, bei der sich Kaiser Napoleon befindet, geht auf die kleine Festung SEDAN zurück. Hier erhält das französische Kaisertum den Todesstoß: Nach gewaltigem Ringen ist am Nach mittag des 1. September die französische Heeresmasse von den beiden deutschen Armeen eingeschlossen. Napoleon III. muß sich mit seiner Armee ergeben. In Paris wird am 4. September die Republik ausgerufen, womit die Hoffnung auf baldigen Frieden schwindet. Die Armeen der beiden Kronprinzen setzen daher den Marsch fort und erreichen am 15. September PARIS, das nun von der Außenwelt abgeschlossen wird. Der neue französische Kriegsminister Gambetta ordnet Massenaushebungen an und bildet im Süden Frankreichs neue Heere, die für die deutsche Belagerungsarmee vor Paris eine ständige Gefahr bedeuten. Am bedenklichsten ist die Lage an der LOIRE, wo vorerst nur eine kleine deutsche Streitmacht zur Verfügung steht, die das Vor dringen der französischen Loire-Armee nicht aufhalten kann. Durch den Fall der Festungen Straßburg, Metz und Toul werden jedoch deutsche Truppen frei, die nun unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl ver einigt werden und gegen die Loire-Armee vorgehen. In den erbitterten Winterschlachten bei Loigny — Poupry, Orleans und Le Mans gelingt es endlich, die Loire-Armee vernichtend zu schlagen. Auch im Norden taucht eine neue französische Armee auf, deren wiederholte Vorstöße gegen Paris die Generale von Manteuffel und von Goeben vereiteln. Bei St-Quentin erleidet dieses französische Heer am 19. Januar 1871 eine entscheidende Niederlage. Damit sind die letzten französischen Truppen, die Paris entsetzen sollen, aus dem Felde geschlagen. Auf dem abgelegenen Kriegsschauplatz um BELFORT, das von General von Werder belagert wird, entwickeln sich im Januar Kämpfe, die zu dem Untergang einer weiteren französischen Armee führen sollen. General Bourbaki will Beifort mit einem Heer von 150000 Mann befreien und dann in Süddeutschland einbrechen. Werder hält in dreitägigem heldenmütigem Ringen an der Lisaine gegen die Übermacht des Feindes stand, bis die zu Hilfe gesandte Armee unter Manteuffel erscheint. Jetzt ereilt Bourbaki sein Schicksal; Manteuffel drängt ihn unter heftigen Kämpfen nach der Schweizer Grenze ab, wo die ganze Armee interniert wird. Auch die französische Hauptstadt fällt zuletzt. Am 27. Dezember wird nach gründlichen Vorbereitungen die Be schießung mit schwerem Belagerungsgeschütz eröffnet. Nach mehrfachen Versuchen, den Ring zu sprengen, findet ein letzter, groß angelegter Ausfall der Besatzung am 19. Januar statt, dessen Mißlingen alle Hoffnung auf weiteren Widerstand sinken läßt. So kapituliert Paris am 24. Januar. Der Friede, der endgültig am 10. Mai 1871 in Frankfurt unterzeichnet wird, legt den Franzosen die Abtretung von Elsaß-Lothringen und die Zahlung einer maßvollen Kriegsentschädigung auf. Die herrlichen Kriegstaten der deutschen Armeen finden kurz zuvor in der KAISERPROKLAMATION zu Versailles am 18. Januar 1871 ihre Krönung: Ein einiges Deutsches Reich ist das weltgeschichtlich bedeutsame Ergebnis des glorreich beendeten Krieges.