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IY 4 '4 ‘4 E e- Abgeordnetenhaus und Regierung geht weiter, die starke Hand Bismarcks wird aber bald in der Staatsführung spürbar. Inzwischen drängt die schleswig-holsteinische Frage zu einer Lösung. Trotzdem den beiden Herzog tümern ihre Unteilbarkeit zugesichert ist, will Dänemark die endgültige Einverleibung Schleswigs vornehmen. Rücksichtslos wird das Deutschtum der Nordmark verfolgt. Österreich und Preußen beschließen, ohne Beachtung des Deutschen Bundes, selbständig gegen Dänemark vorzugehen. Mit der Überschreitung der Eider durch deutsch-österreichische Truppenteile beginnt am 1. Februar der DEUTSCH-DÄNISCHE KRIEG VON 1864. Prinz Friedrich Karl, der Neffe Wilhelms 1., führt die preußischen, General von Gablenz die österreichischenTruppen. Den Oberbefehl über beide hat der preußische Generalfeldmarschall von Wrangel inne. Erste Verteidigungslinie der Dänen ist das befestigte Danewerk, das aber kampflos geräumt wird. Die Dänen ziehen sich auf ihre zweite Verteidigungslinie, die DÜPPELER SCHANZEN, zurück. Die Befestigungen sind so stark, daß Prinz Friedrich Karl am 23. März eine regelrechte Belagerung einleiten muß. Am 18. April sind die Werke sturmreif und werden von preußischen Regimentern gestürmt. Nach ergebnislosen Waffenstillstandsverhandlungen setzen preußische Truppen auf Booten über den Alsensund und erobern den wichtigsten Stützpunkt der Dänen, die INSEL ALSEN. Es ist die glänzendste Waffentat des Krieges. Auf den Höhen von Sonderburg findet der letzte Kampf statt. Die geschlagenen dänischen Truppen schiffen sich ein. Der Feldzug ist gewonnen. Der Frieden wird am 30. Oktober 1864 zu Wien geschlossen: Dänemark tritt Schleswig, Holstein und Lauenburg an Österreich und Preußen ab. Der gemeinsame Besitz der Herzogtümer verursacht aber bald zunehmende Meinungsverschiedenheiten zwischen Preußen und Österreich. Auch der Vertrag von Gastein (14. August 1865) ist nicht geeignet, die Gegensätze zu überbrücken. Österreich setzt am 14. Juni 1866 beim Bundestag die Mobilisierung des Bundesheeres gegen Preußen durch. Der Krieg, der über die VORHERRSCHAFT IN DEUTSCHLAND entscheiden soll, ist damit aus gebrochen. Sachsen, Hannover, Hessen, Bayern, Württemberg und Baden stehen auf Seiten Österreichs. Preußen kann nur auf die norddeutschen Kleinstaaten und auf sein Bündnis mit Italien rechnen. Die preußische Armee befindet sich in einem Zustand der vollen Schlagfertigkeit. An der Spitze des Großen Generalstabes steht der große Schweiger Moltke, der mit vernichtenden Schlägen das Schwert führt, das Roon geschärft hat. Bismarck, genialen Blickes weit vorausschauend, sieht trotz des nahenden Bruderkampfes das einige Deutsche Reich aus Blut und Eisen erstehen. Der DEUTSCHE KRIEG VON 1866 wird mit der Besetzung von Sachsen, Hannover und Hessen durch die Preußen eingeleitet. Gegen Österreich stellt Preußen drei Armeen auf; außerdem wird zur Bekämpfung der süddeutschen Staaten die Mainarmee gebildet. Nach Moltkes berühmtem Grundsatz „Getrennt marschieren, vereint schlagen“ werden die preußischen Truppen nach Böhmen in Marsch gesetzt. Nach den erfolgreichen Gefechten bei Podol und Hühnerwasser vereinigen sich die Erste und Dritte Armee. Die Zweite Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm zwingt indessen die Österreicher in einer Reihe siegreicher Gefechte bei Nachod, Skalitz, Soor und Königinhof zum Zurückweichen. Der Sieg des Prinzen Fried rich Karl bei Gitschin veranlaßt die Österreicher, auf den Höhen bei Königgrätz eine Verteidigungsstellung ein zunehmen. Moltke führt rechtzeitig die gesamten Kräfte zur Entscheidungsschlacht bei KÖNIGGRÄTZ heran, in der am 3. Juli die Preußen den Sieg erringen. Die Verfolgung der Österreicher und der Marsch der Preußen auf Wien bringt noch mehrere Gefechte; aber noch ehe das preußische Heer unmittelbar vor Wien erscheint, schließt Österreich, das inzwischen im Kampfe gegen die Italiener zu Lande und zur See siegreich gewesen ist, am 26. Juli den Vorfrieden von Nikolsburg, dem am 23. August 1866 der endgültige Friede zu Prag folgt. Auch auf dem Kriegsschauplatz in Deutschland wird nach wechselvollen Kämpfen, in denen die Mainarmee Sieger bleibt, der Waffenstillstand geschlossen. Friedensverträge mit den süddeutschen Staaten beenden den Bruderkrieg. Die innenpolitische Lage in Deutschland hat sich völlig geändert. Österreichs Vorherrschaft ist gebrochen. Der Deutsche Bund wird aufgelöst. Preußen schließt mit den süddeutschen Staaten ein Schutz- und Trutzbündnis und gründet den NORDDEUTSCHEN BUND, dessen erster Reichstag am 24. Februar 1867 in Berlin zusammentritt. Der Zollverein wird gleichzeitig erneuert, das Postwesen vereinheitlicht, die Armeen der Einzelstaaten werden nach dem Vorbilde Preußens ausgebildet und gegliedert. Frankreich versucht mehrfach, das Einigungswerk in Deutschland zu stören. Seit dem Umschwung von 1866 ist eine ständige Zunahme der feindseligen Stimmung der Franzosen gegen Preußen zu verzeichnen. Zum Kriegsvorwand dient schließlich die spanische Thronkandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern. Die demütigenden Forderungen des französischen Gesandten Benedetti ) 4