VI# SIEBENTE GRUPPE V I M 1 ' Bie Cinigung DBeutchlan0s 0 N A hl J: Auf dem WIENER KONGRESS nehmen die Siegermächte 1815 eine Neuordnung der europäischen Machtverhält- nisse vor. Die Neugestaltung Deutschlands entspricht jedoch keineswegs den nationalen Erwartungen, die das deutsche Volk an den siegreichen Ausgang der Befreiungskriege geknüpft hat; statt eines einigen Reiches werden die vielen mittleren und kleinen Einzelstaaten im DEUTSCHEN BUND zusammengefaßt. Dieses lockere und schwerfällige politische Gebilde besteht aus 39 selbständigen Staaten, darunter den beiden Großmächten Österreich und Preußen. Die Vertretung des Deutschen Bundes bildet der Bundestag in Frankfurt a. M., ein ständiger Gesandtenkongreß aller Bundesstaaten, in dem Österreich das Präsidium führt. Die zunehmende Rivalität zwischen Österreich und Preußen sowie die auseinanderstrebenden Interessen der zahlreichen kleinen Staaten vereiteln von vornherein eine zielbewußte Bundespolitik. Der Deutsche Zollverein, der im Jahre 1834 unter Führung Preußens gegründet wird, bedeutet dagegen einen wirklichen Schritt vorwärts zur Einigung Deutschlands. Als die liberale Märzrevolution das alte System in ganz Deutschland erschüttert, wird im Mai 1848 die DEUTSCHE NATIONALVERSAMMLUNG nach Frankfurt berufen, wo sie in der Paulskirche tagt. Dem Erzherzog Johann von Österreich überträgt man das Amt eines Reichsverwesers. Ein Reichsministerium wird eingesetzt und später König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1840—1861) die Kaiserkrone angetragen, die er aber ablehnt. Die Nationalversammlung kann sich doch nicht gegen die reaktionären Regierungen durchsetzen, und so scheitern im Sommer 1849 ihre nationalen Bestrebungen völlig. Der Deutsche Bund aber, selbst nur ein Spiegelbild der engherzigen Politik der verschiedenen Kabinette, besitzt weder die Macht noch den Willen, die zahlreichen Staaten zu einer wirklichen politischen Einheit und damit zu einer Nation zusammenzuschweißen. Außenpolitisch steht gleichzeitig die Erhebung Schleswig-Holsteins gegen Dänemark im Vordergrund. Als 1848 der damalige dänische König, welcher in Personalunion zugleich auch über die Herzogtümer herrscht, widerrechtlich die Einverleibung Schleswigs in Dänemark ausspricht, empören sich beide Länder. Preußische und andere Bundestruppen kommen ihnen zu Hilfe. Bei ECKERNFÖRDE werden dänische Schiffe von preußischen Strandbatterien in Brand geschossen. Auch auf dem Lande bleiben die deutschen Bundestruppen siegreich. Aber die politische Ohnmacht unseres Vaterlandes ist so groß, daß sich schließlich die Wiederbesetzung der Herzogtümer durch die Dänen, die von England und Rußland unterstützt werden, doch nicht verhindern läßt. In Preußen stirbt am 2. Januar 1861 Friedrich Wilhelm IV., die Krone geht auf seinen Bruder über, der infolge einer schweren Erkrankung des Königs bereits seit 1858 die Regentschaft führte. Nun ist für KÖNIG WILHELM I. die Zeit gekommen, um mit dem Kriegsminister von Roon seinen langgehegten Plan, die Reorganisation der preu ßischen Armee, in Angriff zu nehmen. Aber das Abgeordnetenhaus will die Geldmittel nicht bewilligen. Aus dem Kampf um die Heeresreform entwickelt sich bald ein schwerer Verfassungskonflikt, ein Machtkampf zwischen Krone und Parlament. Da ernennt der König auf Veranlassung Roons im Herbst 1862 den preußischen Botschafter in Paris, von Bismarck-Schönhausen, zum Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen. Der Streit zwischen X MT