#) S 4 4 9 Der Frühjahrsfeldzug des Jahres 1813 verläuft für die Verbündeten keineswegs glücklich. Napoleon ist mit einem neu aufgestellten Heer bis zur Saale vorgedrungen und beginnt Ende April den Vormarsch. Die Ver bündeten greifen ihn bei GROSSGÖRSCHEN an, werden aber trotz tapferer Haltung ihrer Truppen durch die Übermacht des Kaisers zuletzt geschlagen und müssen hinter die Elbe zurückweichen. Bei Bautzen kommt es zu einer zweiten großen Schlacht, die die Verbündeten wiederum verlieren. Der Rückzug nach Schlesien läßt sich nicht vermeiden, die Russen denken schon an den Abzug nach Polen. Der Waffenstillstand von Poischwitz unter bricht für kurze Zeit die Kämpfe und wird von beiden Parteien aufs eifrigste zur Verstärkung ihrer Armeen aus genutzt. Währenddessen ändert sich die politische Lage zugunsten der Verbündeten: Am 12. August 1813 über gibt auch Österreich die Kriegserklärung an Frankreich, ebenso treten England und Schweden dem Bündnis bei. Drei große Armeen unter Schwarzenberg, Blücher und dem Kronprinzen von Schweden werden gebildet. Schon zu Beginn des Herbstfeldzuges 1813 zeigt sich ein völliger Wandel bei den Verbündeten. Die preußische Landwehr unter Bülow überrennt die Franzosen bei GROSSBEEREN. Blücher gewinnt die Schlacht an der KATZBACH. Napoleon siegt zwar noch einmal bei Dresden, dann folgt aber Schlag auf Schlag: bei Kulm, Dennewitz und Wartenburg sind die Verbündeten siegreich. Mitte Oktober zieht sich der Kaiser auf Leipzig zurück. Die drei Armeen der Verbündeten umklammern ihn. Napoleon nimmt dennoch den Entschei dungskampf an. Vom 16. bis 19. Oktober tobt die VÖLKERSCHLACHT, anfangs unentschieden; aber am 19. Oktober bricht sein Widerstand vollständig zusammen. Der Rückzug der Franzosen ist fluchtartig. Ende des Jahres ist Deutschland bis zum Rhein von französischer Fremdherrschaft völlig befreit. Zu Beginn des Jahres 1814 marschieren die Armeen der Verbündeten auf Paris. Die Kriegführung aber wird durch diplomatische Verhandlungen der Verbündeten immer wieder stark behindert. Der Kaiser erringt infolge dessen mehrfach Erfolge. Endlich kommt es zu einem einheitlichen Vorgehen gegen Napoleon. Blüchers Sieg bei LAON öffnet den Weg auf Paris, das von ihm am 30. März 1814 genommen wird. Der Einzug der Monarchen findet am 31. März statt. Napoleon entsagt am 11. April dem Throne und muß nach Elba gehen. Während der WIENER KONGRESS die europäischen Angelegenheiten zu ordnen versucht, landet Napoleon am 1. März 1815 wieder in Frankreich. Die Verbündeten stellen in Belgien eine preußische Armee unter Blücher und eine englische unter Wellington auf. Durch rasches Zupacken versucht Napoleon, beide Armeen vor ihrer Ver einigung zu schlagen. Die Preußen erleiden am 16. Juni bei Ligny eine schwere Niederlage und müssen zurück gehen. Nun wirft sich Napoleon am 18. Juni auf Wellington, der bei BELLE-ALLIANCE den Angriff erwartet. Die Engländer weisen die Angriffe der französischen Sturmkolonnen zähe ab, die Erschöpfung auf beiden Seiten nimmt zu. Da greifen gegen Abend die Preußen in die Schlacht ein. Nun bricht die französische Front zusammen. Eine wilde Verfolgung vervollständigt die Niederlage. Das Kaiserreich ist zertrümmert. Blücher und Wellington ziehen am 7. Juli 1815 in Paris ein. Napoleon wird nach St. Helena verbannt. Europa hatRuhe, Deutschland ist frei! Noch vor dem Pariser Frieden wird zwischen Preußen, Österreich und Rußland die „Heilige Allianz“ ge schlossen. Sie soll den europäischen Nationen den ewigen Frieden bringen und alle christlichen Völker zu einer großen Familie vereinigen. Grundsätzlich aber geht sie davon aus, die Geschicke Europas nicht durch die Völker, sondern nur durch die Regierungen zubestimmen. So benutzte namentlich der österreichische Minister Metternich diesen Vertrag, um alle nationalen und freiheitlichen Gedanken zu unterdrücken. Diese erhalten dadurch immer mehr ein revolutionäres Gepräge, und Europa spaltet sich in zwei Lager: Auf der einen Seite stehen die konserva tiven Regierungen und auf der anderen die Vertreter des nationalen Freiheitsgedankens. Der neue freiheitliche Geist wird besonders von den Studenten gepflegt, die sich — noch erfüllt von der weihevollen Stimmung der Frei heitskriege — in der „Deutschen Burschenschaft“ zusammenfinden. Bald aber ergreifen die österreichische und preußische Regierung strenge Maßnahmen, um die Bewegung zu unterdrücken. Ein Mann wie Arndt wird seines Lehramtes enthoben, Jahn gefangengesetzt. Trotz der Metternichschen Politik läßt sich jedoch der Ge danke von der aktiven Teilnahme des Volkes am Staatsleben nicht mehr beseitigen. Als an der österreichischen Regierung die Strömungen der Zeit ohne jede Lehre für die Zukunft vorübergehen und Preußen vollständig in das Schlepptau von Metternich gerät, zeigen sich immer deutlicher die Vorboten des politischen Sturmes, bis es schließlich im März 1848 zum Ausbruch der Revolution in Preußen und Österreich kommt. Wenn aber jetzt auch eine „Volksregierung“ geschaffen wird, so ist doch Deutschland von der politischen Einheit noch weit entfernt. 4 AYA