Suche löschen...
Sächsische Staatszeitung : 26.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-192202266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19220226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19220226
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-26
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 26.02.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
LMMW zur WW« ZluWilRli. Nr. 121. Beauftragt mit der Herausgabe: NegterungSrat Doenge« in Dresden. 1922. anzu- r» zu steht, endlich 3. den Antrag Drucksache dir. 517 nehmen. ist ja unterdessen auch eingegangen und wird, vie heute festgesetzt worden ist, demnächst vom Plenum beraten werden. Da die Frage der „im Kap. 94 Abt. A, Abt. l sowie Abt. 8 Tit. 4 die vorgesehenen Stellen für Oberstudiendirektoren zu streichen und dafür die Stellenzahl für Ober- studienräte entsprechend zu vermehren" wieder aufzuheben, da bei Kap. 94 Abt. L, Abt. ^1 und Abt. 8 Tit. 4 mit Kap. 95 Tit. 4 Stellengenreinschaft be- cmpfehlen, diese Materie aus der Debatte au»« zuschalten. Der Ausschuß ersucht den Landtag, Antrag Nr. 571 in Punkt 1,2 und 3 anzunehmen und damit Kap. 95 nach der Vorlage zu geneh migen. Hierzu liegt folgender Antrag der Kommunisten vor: Der Landtag wolle beschließe», den Antrag auf Drucksache Nr. 574, Kollegiale Schulver waltung in den höheren Schulen betreffend, aus die heutige Tagesordnung zu setzen und in Verbindung mit der zweiten Beratung über Kap. 95, Seminar, zu behandeln. Ebert und Genossen. Da ein Abgeordneter widerspricht — Abg Winkler (Soz.) — kann nach der Geschäfts ordnung nicht diesem Antrag gemäß ver fahren werden. Der Antrag Drucksache Nr. 574 muß auf eine besondere Tages ordnung gesetzt werden. Landtagsverhandlungen. (Fortsetzung der Sitzung vom 23. Februar.) Punkt 3 der Tagesordnung: Zweite Be ratung über Kap. 9b (Seminare) des Rechenschaftsberichts auf die Rechnungs jahre 1V18 und 1919 sowie der ordent liehen Staatshaushaltspläne auf die Rech nungsjahre 1921 und 1922. (Anderweiter mündlicher Bericht des HauShaltauSschusfeS ä, Drucksachen Nr. 517 und 571.) Der Ausschuß beantragt: Der Landtag wolle beschließen: l. den Antrag der Abgg. Grube und Schneller (Drucksache Nr 533) unter IU bei Kap. 95 Abt. A Tit. 4 die Stellen für Oberstudiendireltoren zu streichen und dafür die Zahl für Oberstudienräte entsprechend zu vermehren abzulehnen, sowie 2. den in der 92. Sitzung am 19. Januar 1922 auf den von dem Abg. Schneller zu Kap. 94 eingebrachten Antrag gefaßten Tie Drucksache Nr. 517 lautet: Der Landtag wolle beschließen: bei Kap. 95 (Seminare) ») zum Rechenschaftsbericht die nachgcwiesenen Überschreitungen genehmigen, b) zu den Staatshaushaltsplänen die Einstellungen nach den Vorlagen genehmigen. . . antwortung gibt. Wenn man den Studienräten kollegialen Schulverwaltung nochmal» im Plenum und sonstigen Lehrern an den höheren Schulen »erhandelt werden muß, dürste es sich beute diese» SelbstverantwortungSgesühl nicht zutraut, Berichterstatter Abg. Klaus (Dem.): Kap. 95 ist in der Sitzung vom 26. Januar nochmals an den Haushaltausschuß ä zurückver- wiesen worden. Die Veranlassung dazu war der kommunistische Antrag, die Streichung der Ober studiendirektorstellen betreffend, der nicht als Minderheitsantrag behandelt und zur Entschlie ßung gebracht werden konnte, da er erst nach- trüglich gestellt und im Ausschüsse noch nicht be- raten worden war. Der Ausschuß stellte sich nach längerer Aus- spräche auf den Standpunkt, daß die Oberstudien, direktorstellen im Gesetz vom 22. August 1876 und im Besoldungsgesetz verankert seien und in folgedessen durch den Staatshaushaltsplan, der nur einen Verwaltungsakt in Gcsetzesform dar stellt und der neues materielles Recht nicht schaffen kann, nicht beseitigt werden können. Auch die Regierung äußerte sich dahin gehend, daß die Oberstudiendirektvren, solange die beiden Gesetze nicht abgcändert seien, Anspruch sowohl auf ihre Amtsstelle als auch auf ihre Dienst- bezeichnung hätten. Ter Ausschuß mußte aus diesen Erwägungen heraus zu dem Beschlusse kommen, den kommunistischen Antrag abzulehnen, und er ersucht den Landtag, dieser Entschließung beizutreten. Wenn nun aber die Oberstudiendircktorstcllcn in Kap. 95 stehen bleiben müssen, so folgt daraus die Uuhaltbarkeit des Landtagsbeschlusses vom 19. Januar, die Streichung der Oberstudien direktorstellen in Kap. 94 betreffend. In meinem Berichte vom 26. Januar have ich bereits betont, daß die Abstimmung über diesen Titel wiederholt werden müsse, da die Obcrstudienräte und Stu- dienräte sämtlicher höheren Schulen in Stellen- gemeinschaft stünden. Es bleibt aus den dar gelegten Gründen nichts anderes übrig, als den LandtagSbeichluß vom l9 Januar, soweit er Tit. 4 in Kap. 94 betrifft, wieder auszuheben. Der Ausschuß stellt daher den Antrag unter 2. Die Kommunistische Fraktion kann ihren Zweck, die kollegiale Schulverwaltung an den höheren Schulen einzuführen und insbesondere die leben», längliche Anstellung de» Schulleiters zu beseitigen, lur durch einen Antrag auf Abänderung der nnschlagendcn Gesetze erreichen. Dieser Antrag Abg. Schnirch (Unabh.): Meine Fraktion wird selbstverständlich dem Antrag, der uns vorliegt, zustimmen. Wir haben allerdinge geglaubt, es notwendig zu haben, noch einmal auf die Fälle cingehen zu sollen, die auch schon bei der Ausschußbesprcchung eine Rolle ge- spielt habe». Im Ausschuß ist seitens der drei Linksparteien gefragt worden, inwieweit das Kultusministerium dafür Sorge getragen hat, daß man den Schülern, bzw. den Eltern der Schüler Schwierigkeiten bereitet wegen der Teil- nähme am Religionsunterricht und den damit verbundenen kirchlichen Feiern. Damals wurde von feiten der Rcgierungsvertreter darauf hin- gcwiesen, daß die Verordnung klipp und klar ergangen sei und daß die Schuldirektoren gehalten seien, sich nach der Verordnung zu richten, so daß Beschwerden nicht möglich seien. Wir haben auch geglaubt, daß die Direktoren der höheren Schulen allenthalben die Verordnung als Grund lage nehmen würden, sehen uns aber darin ganz erheblich getäuscht. Mir liegen aus neuester Zeit zwei Fälle vor, welche sehr drastisch zeigen, daß jene Herren, die jetzt als Leiter der höheren Schulen in Frage kommen, absolut nicht daran denken, sich der neuen Zeit unterzuordnen. Bei dem Seminar in Plauen beispielsweise hat der Hr. Rektor Schmidt vor einigen Tagen, als Kinder für die Aufbauschule angemeldet wurden, zunächst verlangt, daß das Taufzeugnis vor gelegt wird. Als der Vater darauf hinge« wiesen hat, daß das Kind nicht am Religions unterricht teilnehmen solle, ist von dem Rektor Schmidt erklärt worden, daß er selbstverständlich darauf bestehen müsse, daß der Sohn am Reli« gionsunterricht leilnehmen muß, da es sich um ein evangelisches Seminar handle und die Revo- lution an dem Verhältnis beim Seminare nichts geändert habe. Ich habe Beschwerde beim Kullusministerium geführt, und darauf hat Hr. Rektor Schmidt versucht, es so darzustellen, als ob nicht er der Urheber dieses Gespräches ge wesen sei, sondern die Kinder, welche gewünscht hätten, am Religionsunterricht teilzunehmen. Ich habe nun, um sicher zu gehen, noch einmal den Vater sowohl als den Sohn und rm zweiten Falle de» Pslegev-ter verhören lassen und beide erklären übereinstimmend, daß Rektor Schmidt in seiner amtlichen Eigenschaft dem Kultus- mimsterinm die Unwahrheit mitgeteilt hat, daß sie bei ihrer Behauptung, die sie in ihrer ersten Beschwerde an mich gerichtet haben, bestehen bleiben müssen. Bei dem Seminar in Schnee berg liegen die Verhältnisse ähnlich, nur in etwas anderer Form. Wie da die Rektoren da von noch sprechen können, daß sie sich der Ver ordnung des Kultusminister ums, welche klare und unzweideutige Vorschriften in dieser Hin sicht bietet, unterordnen, das verstehe, wer will. Ich will noch eins bemerken: Wir hätten schließlich heule auch Gelegenheit nehmen sollen, auf die Frage der kollegialen Schulverwaltung ein zugehe». Es ist aber leider dadurch, daß der Antrag nicht zur Verhandlung kommt, nicht möglich. Wir wünschen, daß man aber von feiten des Kultusministeriums bestimmt dahin wirkt, daß einmal den Befchwerden, welche von allen drei Parteien der Linken erhoben worden sind, nach gegangen wird. Wir sind der Auffassung, daß man in allen Fällen, wo die Rektoren sich weigern, für Abhilfe besorgt zu sein, den bestehenden ge setzlichen Anordnungen Geltung verschaffen muß, daß man doch endlich dazu kommt, dort einmal gründlich Kehraus zu machen. Abg. Schneller (Kom): Wir bedauern sehr, daß unser Antrag heute nicht zur Tagesordnung steht, da die Beschlüsse des Haushaltausschusses sich auf die Regierungs erklärung zu den von der Kommunistischen Fraktion gestellten Anträgen gründen. Diese Regierungs erklärung fordert uns zu schärfstem Widerspruch heraus, weil von feiten des Unterrichtsministeriums überhaupt nichts getan werden soll, um den vom Landtage gestellten Forderungen gerecht zu wer den. Diese Regierungserllärung entspricht nicht den Anforderungen, die man an ein Unterrichts- Ministerium stellen muß, das die Einheitsschule zu vertreten hat (Sehr richtig! bei den Kom.) Man muß doch verlangen, daß im Kultus- Ministerium abgewogen wird, welche Wichtigkeit die einzelnen Schularten zueinander haben. Man kann verlange», daß die Regierungserklärung nicht einseitig vom Standpunkt einer Schulart über haupt abgefaßt wird. Hier aber zeigt sich, daß die Regierungserklärung im Sinne de» Philologen« Vereins abgefaßt ist; das Unterrichtsministerium hat keine Filiale des Philologenvcreins zu sein (Sehr richtig! bei den Kom.), sondern selb ständige, und zwar sozialistische Schulpolitik zu betreiben. (Widerspruch bei den Dem.) Von diesem Geiste einer modernen Schule ist in dieser Regierungserklärung überhaupt keine Rede. Besonders kläglich erscheint mir die Fassung, daß bei Einführung der kollegialen Schulleitung eine Zwischeninstanz zur besonderen Aufsicht geschaffen werden müßte nach dem schönen Spruch: Wir sind allzumal Sünder. Es sollen die sündigen Studienräte eine besondere Aufsichisinstanz be- kommen, damit sie ja ihre Pflicht ausüben. DaS würde allerdings den Teufel mit Beelzebub au»- treiben heißen. Der Sinn der kollegialen Schul leitung ist doch nicht der, daß eine Instanz über eine andere gesetzt wird, sondern daß man dem einzelnen Lehrer mehr Freiheit und Seibstver- ist das meine» Erachtens ein Zeugnis, das die Philologen mit aller Entschiedenheit »urückweisen müßten. (Abg. Or. Herrmann: Das vraucht doch nicht Ihre Sorge zu sein!) Das Ministerium schreibt in der Erklärung weiter: Deswegen, weil diese Gründe vorliegen, also weil eine Zwischen- instan» geschaffen werden muß und der einzelne Philologe nicht imstande ist, einen Gesamtunter richt zu erteilen, gerade deshalb lehnt der Philo logenverein die Selbstverwaltung an den höheren Schulen ab. Wenn das die Gründe sein sollten, was ich durchaus nicht für Tatsache halte, dann wäre das um so schlimmer. Und nun sagt das Kultusministerium, weil die höheren Lehrer das ablehnen, würde es dem demokratischen Selbst bestimmungsrecht widersprechen, wenn die kol legiale Schulverwaltung der an den höheren Lehranstalten angcstellten Lehrerschaft aus An träge von außen hin aufgezwungen würde. Dieser Satz gibt so recht zu erkenne», was ich vorhin sagte, daß sich das Unterrichtsministerium levig- lich als ein Ausführungsorgan der Wünsche des Philologenvereins zu fühlen scheint, es müßte denn ein gegenteiliger Beweis erbracht werden. Tie Volksvertretung hat jedenfalls gar keine Ur sache, auf die Wünsche Rücksicht zu nehmen, wenn es sich darum handelt, einem Lchulfortschritt zu seinem Rechte zu verhelfen. Tann schicke man doch den ganzen Landtag nach Hause und lasse das Unterrichtsministerium alles allein machen! (Heiterkeit.) Aber der Vogel wird abgeschosjen mit den Vorschlägen die das Unterrichtsministerium macht: man will nämlich über den kommunistischen An trag eine Abstimmung bei den höheren Lehrern veranstalten. Glaubt man denn, daß die Herren Lehrer alle Kommunisten sind (Heiterkeit.) und daß sie aus lauter Liebenswürdigkeit für die Kommunisten zustimmcn? Tas ist doch alles andere als Demokratie, das ist doch Schwindel, wie er schlimmer überhaupt nicht getrieben werden kann. (Abg. lir. Seyfert: Von wem?) Tiefes Verlangen der Regierung, die höheren Lehrer follen abstimmen, ist etwas jo Ungeheuerliches, daß wir dem Hrn. Untcrrichtsminitter nicht zu trauen können, daß dieser Gedanke seinem Hirn entsprungen ist. Allerdings hat er im Ausschuß erklärt, er decke dieses Schreiben durchaus (Zu ruf bei den Dem.: Wo ist er denn?), und es ist seine Arbeit. Dazu ist zu sagen: um so schlimmer. (Sehr richtig! bei den Kom.) Wenn er von diesen Dingen nichts versteht, so soll er die Finger davon lassen. (Sehr richtig! und Heiterkeit» rechts.) Es wird weiter verlangt, es soll sich der Sächsische Gcmcindetog gutacht lich äußern. Ter Sächsische Gemeindetag wird selbstverständlich ebenso freudig den tommunisti- fchen Antrag ablehnen, schon weil es ein kom munistischer Antrag ist und weil natürlich die kollegiale Schulverwaltung dort zu einem guten Teile auf ein Selbstverwaltungsrecht hinwirkt, wogegen eine große Zahl der Herren im Ge« meindctage sich auf jedem Gebiete sträuben, weil es sich um ihre Rechte handelt. Man will weiter feststellen, welche Länder eine kollegiale Schul verwaltung eingeführt haben, und will auch die zuständigen Lehrerorganijationcn fragen. Man geht aber nicht etwa zurück auf die Reichsschul- tonferenz, wo im Ausschuß über Schulleitung und Verwaltung mit großer Mehrheil ein An trag König angenommen ist, der in seinem Haupt satz lautet: „An Stelle der autoritativen Schullei- tung tritt die kollegiale." Und es waren nicht Kom- munisten, die dort zusammen beraten haben. Es waren dort überhaupt keine Kommunisten ver treten, es waren auch nicht lauter Sozialisten, sondern Leute, die rein vom scdulichen Standpuntt aus diese Frage zur Grund lage ihrer Erörterungen gemackl habe». Schon diese Leitsätze aus der Reichsschul, konferenz, die gewiß nicht revolutionär gewesen ist, müßten der Regierung eine Grundlage geben, um an Stelle der autorativen Schulleitung durch einen lebenslänglich angestellten Ober« studicndirektor die kollegiale Schulleitung zu besetzen. Wir lehnen diesen Weg, den die Re gierung vorsieht, um Klarheit über diese Frage zu bekommen, durchaus ab. Wir müssen uns wundern, daß von seitcn des Unterrichisministe- riums derjenige Herr, der im Ausschuß ver sprochen hat, er wolle die Sache decken, nänr- lich der Hr. Unterrichtsminister, nicht da ist. Es wäre seine Pflicht, hier, wo er weiß, daß die Sache zur Sprache kommt, auch seine Sache zu vertreten und cs nicht dem zu überlassen, der die Sache ausgearbeitet hat. (Sehr richtig! und Bravo! links.) Abg. Vr. Seyfert (Tem.): Der Landtag hat vor wenigen Minute» bc« schlossen, den kommunistischen Antrag heute nicht zu verhandeln. Ich halte cS für tatsäch- sich nicht bloß rücksichtslos gegen diesen Be schluß, sondern auch für unkollegial, diese Sache hier zur Sprocke zu bringen, nachdem wir alle erklärt haben, wir wollen über die Sache sprechen, aber wir »vollen znr rechten Zeit darüber sprechen. (Sehr richtig! rechts.) Ich bitte deshalb die übrigen Damen und Herren, die die Absicht haben, zu dieser Sache zu sprechen, cs zu unterlassen, jetzt auf die Aus führungen des Hrn. Abg. Schneller einziigchen. (Zuruf links: Sehr bequem!) Tas ist nicht bequem, sondern eine einfache Pflicht unserem Beschluß gegenüber. (Zuruf rechts: Anstand! — Zuruf bei den Kom.: Machen Sie nicht solchen Quatsch da drüben! — Zuruf rechts: Für Sic ist das Quatsch! — Hammer des Präsidenten.) Dein einen ist Anstand eine Pflicht, dem anderen ist Anstand Quatsch. Präsidcnl (unterbrechend): ES ist ein ganz nnparlamentarischer Zwischen- ruf gemacht worden Wenn »vir das cinführcn wollten, so könnten wir das bei jeder Rede hören. (Sehr richtig! in der Mitte. — Abg. Schneller: Das ist eine ganz große Unverschämt heit, die Sie sich hier leisten! — Unruhe. — Hammer des Präsidenten. — Abg. Schneller und andere: Unverschämtheit! — Abg, Heßlein: Lassen Sie sich das gefallen?) Abg. lör. Seyfert (sortfahrend): Es ist ja gar leine Frage, daß die Regierung sich auch hätte bescheiden sollen. Sie hätte gar keine sachlichen Ausführungen zu dieser Frage a»» den Ausschuß kommen lassen sollen, sie hätte sich einfach auf den formalen Standpuntt stellen müssen, der Antrag oder der Beschluß ist forinal nicht angängig und wir bitten, ihn zurückzuziehen. Also, sie hat doch im gewissen Sinne selbst die Schuld daran, daß die Sache hier zur Sprache gekomrnen ist. Noch ein paar Bemerkungen. Wir möchten nicht wünschen, wenn wir auch eine moderne Schulpolitik immer vertreten haben, daß sie eine sozialistische wird. (Sehr richtig? rechts.) Wir möchten sie doch von jedem parteipolitischen Gesichtspunkt loslösen. (Zuruf bei den Kom.: Erst können vor Lachen!) Hr. Kollege Schnirch hat aus zwei Seminare hier Angriffe erfolgen lassen. Es muß doch von feiten der Regierung zu diesen Dingen Stellung genommen werden. Entweder hat Hr. Kollege Schnirch recht oder nicht. Ich meine, das muß doch hier geklärt werden, wir können solche Tinge doch nicht ruhig hinnehmen, ohne daß wir darüber etwas hören Wenn die Regierung heute nicht in der Lage ist, dazu Stellung zu nehmen, so wird von ihr verlangt werden müssen, daß sie Erörterungen anstellt und dem Landtag über diese Tinge Bericht erstattet. Ich kann also weder für noch gegen in diesem Falle irgend etwas sagen, aber ich möchte nur das eine ver hindern, daß das hier etwa Grund wäre, gegen gewisse Maßnahmen Stellung zu nehmen, damit nun das Seminar als solches und ganz allgemein verurteilt wird. Tas ist in alle Wege nicht wahr. Auch das Seminar versucht, schlecht und recht sich einzustellen auf die neuen Bestim mungen und Foroerungen der Zeit, vor allen Tingen suchen die Tirektoren ebenso wie die Lehrer, de» gesetzlicken Bestimmungeu und Ver ordnungen des Ministeriums, soweit sie Rechts- gültigkeit haben, gerecht zu werden. (Bravo? rechts.) Abg. Frl. Or. Hertwig (Ttsch. Vp.): Hr. Abg. Schneller hat gesagt, die Regierungs« eiklärung sei ausschließlich im Sinne des Philo logenvcreins abgesaßt. Es ist doch selbstverständ lich, daß bei einer Angelegenheit, die ausschließ lich die höhere Lehrerschaft betrifft, auch die berufene Vertretung der höheren Lehrerschaft gefragt wird. Wenn es sich um Angelegenheiten der Volksschule handelt, so ist es ebenso selbst- verständlich, daß die sächsische Vollsschullehrer- schast gefragt wird. Wäre das bei den höheren Lehrern nicht der Fall, so würden sie mit Recht energisch dagegen Einspruch erheben. Auf die Sache selbst werden wir zukommen, wenn der Antrag zur Beratung steht. Unterrichtsminister Fletstncr: Es sind hier, wie mir mitgcteilt wurde, zwei Fälle angeführt worden, die zur Beschwerde an Seminaren Anlaß geben. Ein Fall spielt in Plauen; der wird bereits im Ministerium be handelt. Ter Hr. Abg. Schnirch weiß, daß das der Fall ist. Tas Weitere wird sich dann er geben. Wir werden feststellen, wie die Tinge dort liegen. Ter andere Fall soll in Schneeberg spielen. Tort sollen d e Schüler gezwungen werden, am Abendmahl teilzunehmen. Wenn das geschieht, so handelt der Direktor gegen eine Verordnung, die die Regierung seit längerer Zeit erlassen hat. Vir werden die Tinge seststellen und entsprechend Anweisung geben. Was die kollegiale Schulleitung anlangt, jo wird natürlich Gelegenheit gegeben sein, ein- gehend darüber zu spreche», wenn der Antrag, der ja bereits cingebracht ist, verhandelt wird. Nach dem Schlußwort des Berichterstatters Abg. Claus (Dem) entspinnt sich eine kurze Aussprache über die Zulässigkeit und Zweck mäßigkeit der Ausführungen des Abg. schneller (Kom.), an der sich die Abgg. Renner (Kom) und vr. Seyfert (Dem) beteiligen. Präsident: Wenn Hr. Abg. Schneller seinen Antrag unbe rechtigterweise in der heutigen Sitzung behandelt hätte wäre ich ihm in die Parade gefahren. Das habe ich aber nicht angenommen, er hat sich tatsächlich nur auf eine Regierungserklärung geäußert. (Sehr richtig? bei den Kom.) Unterrichts»,inister Fleitzuer: Tie sogenannte Denkschrift, die hier erwähnt worden ist, bezieht sich nicht auf die Kap. 94 oder 95, sondern sie bezieht sich speziell auf die Frage der Schulleitung und ist durch diese Frage provoziert »vordem Darauf wird der Antrag des Ausschusses unter Ziff. 1 gegen 2 Stimmen, unter Ziff. 2 gegen 4 Stimmen, unter Ziff. 3 emstimmig angenommen. Punkt 4 der Tagesordnung: Zweite Beratung über Kap. 62 (Botanischer Garten und Pflanzenphysiologische Versuchsanstalt zu Dresden) des Rechen- schaftsbcrch'S auf die Jahre 1918 und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite