Suche löschen...
Sächsische Staatszeitung : 07.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-192202076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19220207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19220207
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-07
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 07.02.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ÄMazMU M AWei ZiMUitW. Nr. 114. Beauftrag« mit der He«u»gad«: Re^ernn-Srat Doenge« t» Dr««d««. 1922. LandtagsverhaMnNkt«. (Fortsetzung der Sitzung vom 8. Februar.) «bg. «rzt (Soz>): (Fortsetzung.) Dann möchte ich noch eine kurze Bemerkung an den j 3 anschließen, wo e« heißt: Versetzun gen sind nur an andere höhere Lehranstalten »ulössig. Diesen Punkt werden wir im Aus schuß bekämpfen, nicht etwa in dem Sinne, daß wir wünschen, daß den Herren irgend etwas von ihren Titeln oder Gehaltsansprüchen und dergleichen verloren gehen soll; ober wir können uns für die Zukunft noch nicht festleaen, und wenn etwa ein gewisser Lehrermangel eintritt oder sonst ein Umstand, so sehen wir e» nicht als eine Degradation an, wenn die Herren auch wieder einmal an eine Volksschule versetzt wer den sollten. Run ist bei der ganzen Umwandlung nur die eine schwere Frage, und da» ist die Finanzfrage. Ich weiß, daß gerade hier außerordentlich große Schwierigkeiten vorhanden sind. Aber e» ist unbedingt notwendig, daß wir auch einmal die sen kühnen Griss tu«, um, wenn wir daS Bil- dungSwesen überhaupt auf ganz andere Grund lagen stellen wollen, auch hierfür die Gelder auszugeben. Und nachdem wir schon feststellen konnten, daß da» Finanzministerium diesen Plänen kein Hindernis entgegenstellt, glaube ich auch, daß die ganze Finanzsrage einmal so ge regelt werden wirb, wie wir es im Interesse der Volksschulen wünschen. Die Lehrer, die dann einmal aus diesen neuen Schultypen her vorgehen, die hoffen wir erfüllt von dem Geiste eines Pestalozzi, der da als die große Grund tendenz seines Leben» und Wirken» ausgeführt hat: Ich wollte durch mein Leben und Wirken weiter nich s als dem Volke zu Helsen, das ich elend fühlte, wie es keiner elend fühlt, indem ich seine Leiden mit ihm trug, wie sie niemand mit ihm getragen hat. (Bravo>) Unterrichtsminister Fleitzuer: Ich möchte einen offenbaren Irrtum des Vorredners, Hrn. Abg. Arzt, richtigstellen. Ich habe, als ich kurz darauf hinwies, daß in einem Dresdner Seminar den entschiedenen Schulreform mein Gelegenheit gegeben werden soll, einen Schulklassenzug einzurichten, ausdrücklich das Gegenteil von dem betont, was Hr. Arzt aus meinen Worten herausgehört hat. Ich habe ausdrücklich erklärt: Als wir die Sitzung hier hatten und uns über die Schulreformsachen unter hielten, da sind wir in allen wesentlichen Punkten zu einer Einigung gekommen. Also Meinungseinheit, nicht Meinungsverschieden heit, gerade das Gegenteil von dem, was Hr. Abg. Arzt > erstanden hat. Ich habe aber gesagt, und daraus scheint das Mißverständnis zu er klären zu sein, daß die entschiedenen Schulrekor- mcr über ihre Theorien und die Ausgestaltung ihrer Theorien im einzelnen verschiedene Auf- sassung haben. Da» ist eine Tatsache, die nie mand bestreiten kann und die auch in der be- treffenden Sitzung wiederum zum Austrag kam. Ich bin also mißverstanden worden. Was nun die Ranmfrage anlangt, die erwähnt worden ist, so darf ich selbstverständlich erklären: daran wird und soll die Sache nicht scheitern. Ursprünglich hatten wir in dieser Sitzung verein- bart, die Sache beim Seminar in DceSden- Pwuen zu machen. Die entschiedenen Schul- reformer, die hier vertreten waren, waren auch damit einverstanden. Sic haben aber selbst nach her erklärt, es ginge dort nicht. Jetzt haben wir Dresden-Strehlen im Auge. Wir werden sehen, ob die Sache da zu machen geht. Jedenfalls, die Aufgabe wird von uns zu lösen versucht werden. Wir werden die Hand dazu bieten nach allen Möglichkeiten, die wir haben. Hr. Abg. Arzt erklärte am Schlüsse seiner Aus führungen, und dazu möchte ich ein Wort sagen: an Ausgaben für das Schulwesen dürfe nicht gespart werden. Ganz mein Standpunkt, und «ch habe schon bei einer anderen Gelegenheit be- tont: wenn mir der Landtag im allgemeinen nach der Richtung hin behilflich sein will, werde ich hocherfreut darüber sein, und wenn heute Hr. Arzt hier die Versicherung abgegeben hat, eS stehe fest, daß das Finanzministerium keinen Widerstand leiste, dann nehme ich das erfreut zur Kenntnis. «bg. v. «eutzt-rff (Dtschnat.): Wir haben eben wieder gehört, daß der Hr. Unterricht-minister au- der Reichsverfassung ab- geleitet hat, daß die selbständigen UnterrichtS- anstalien für die Lehrerbildung in der Reichs verfassung keinen Raum mehr haben. DaS kann nach dem augenblicklichen Stande der Gesetz, gebung nicht ohne weitere» zugegeben werden. Die Reichsverfassung bestimmt doch nur, daß die einheitliche Regelung der Lshiermldung nach den Grundsätzen, die für die höhere Bildung all gemein gellen, zu vollziehen ist. Da- könnte an sich Vletrachtet genau so gut durch eine Reorgani- sation und einen Au-bau der Seminare geschehen, und auf diesen Standpunkt stelle ich mich zu nächst. Ich betone dabei zunächst, daß der Sturmlauf der evaivl'schen Kirche, von dem Hr. «bg. Arzt gesprochen hat, von ihm al« eine rein vage Be hauptung in die «ussprache geschleudert worden iff. Er hat au« Äußerungen au« der Mitte de« vortgen Jahrhundert« seine Schlüffe gezogen; er hat die Gebeine Luther« beschworen, um da« deatk« degenerierte Luthertum dem gegenüber zustellen. Ich möchte Hrn. Abg. Arzt warnen, die Gebeine Luther« »u beschwören, das möchte ihm höchst ungemütlich werden, wenn sie über seine Pläne kommen. Aber sedensall« ist davon gar keine Rede gewesen und kein Beweis auch nur versucht worden für die etwas leichthin ausgestreute Behauptung, daß die heutige evangelische Kirche gegen d.n Umbau oder auch die Beseitigung der Seminare Sturm gelaufen sei. Dagegen sind gegen die Beseitigung der Seminare in der Tat recht ernsthafte Stimmen laut geworden. Selbst unter den sächsischen Seminarlehrern ist ein nicht kleiner Teil, der ganz entschieden der Beseitigung der Seminare abgeneigt ist. Auch Hr. Wirt- schast-m nister Fellrsch ist für die Beibehaltung und den Ausbau der Seminare eingetrcten. Er hat vor nicht langer Zeit nachdrücklich erklärt, daß die Schule der Zukunft die Berufsschule sei. Gerade die seien auSzubauen, und e« müßten neue dazu gegründet werden. Ich weiß nicht, wie man die Seminare ander- als BerussauS- bildnngSanstalten aussassen will. AuS dem Kreise der Fachleute baden wir auf der Reichsschub- lonfercnz in Berlin ein Urteil gehört eines Maunes, der sich aus eine -30 jährige Praxis be rufen konnte. Er sagt: „Die brstorganisierte Schule, die gegenwärtig besteht, ist da» Lehrer seminar. Warum? Weil hier der Berufsgedanke leitender Gesichtspunkt ist. Hier hat die Weiter bildung einzusetzcn. DaS Seminar ist entwick lungsfähig. Seine Beseitigung halte ich für einen schweren, nicht wieder gutzumachenden Schaden." Der Mann, der das gesagt hat, ist Pros. 1>r. Gaudig in Leipzig, eine in der ganzen Welt an erkannte und hochangesehene Autorität. Warum geht man nicht zunächst vorsichtig so vor, daß man mit einigen dieser Anstalten einen Besuch macht und dann, wenn sie sich bewährt haben, da- weiterfühtt? Wir haben vorhin vom Hin. Minister gehört, daß auch in diesem Stück Sachsen» Vorgehen für die zivilisierte Welt vor bildlich sein soll. Um so mehr empfielt e» sich, daß Sachsen in dieser Beziehung vorsichtig ist. Ein» aber soll gleich hier betont werden. Es gibt in Sachsen eine Reihe von sogenannten Ctistungöjcminaren, die beiden Seminare in Ba. tzen, das Landständischc und das Katholische, dos Fürstlich Schönburgiche in Waldenburg und das Freiherrlich v. Fletschersche in Dresden. DaS sind Anstalten, die ohne Verletzung de- Stif tungswillens nicht ohne weiteres ausgehoben oder auch umgebant werden können. Wir werden also jedenfalls in dieser Beziehung zu j 1 einen Zusatz wünschen müssen. Wie soll aber nun in Zukunft, wenn eS keine Seminare mehr gibt, die Ausbildung der Lehrer vollzogen werden? Ich gebe zu, daß diese Frage nicht unmittelbar zu der Vorlage gehört, sie soll ja durch ein besonder» Gesetz, da» uns in Aussicht gestellt ist, erledigt werden. Immerhin greift die Begründung selbst in der Erklärung zu H 1 in diese Materie über, indem sic erklärt: Die beiden Bolksjchullehrcrseminare von Leipzig und Dresden sollen in pädagogische Institut- umgewandelt werden, die mit der Uni versität und der Technischen Hochschule in Ver bindung stehen. Was bedeutet das? Da» be deutet die AuSeinanderreißung der methodischen und schulvraktischen Erziehung der künftigen Lehrer. Die enge Verbindung der theoretischen Bildung mit der praktischen Anleitung ist dringend wünschenswert; sie ist eine Krone der bisherigen Seminare gewesen, deren von Hrn. Arzt ge- priescne Harmonie und deren von ihm mit Recht auf deu Leuchter gestellte Einheitlichkeit von Methodik und praktischer Schulung eben hieraus beruht. Unsere bisherigen Seminare lvaren durch aus so eingestellt, daß Geübtheit mit Verständnis- voller und gewissenhafter Unterrichts- und Er- ziehungstätlgkeit der Grundgedanke war. Schon aus der ersten Stufe wurden Übungen im Er- zühl.n, Vorbereitung einer Unterrichtsstunde u.dgl. gelrieben; in der anderen Stufe gemeinsames Anhören von Unterrichtsstunden, in der zweiten Klaffe Besprechung der zugetcilten Aufgaben, der Lchrübungen, der gemachten Erfahrungen, der Erziehungsmaßnahmen usw. Dabei setzten hier und in der folgenden Klasse vier Stunden wöchentlichen Hospitierens und Lehrübungen in den Seminarübungsschulen ein; das alles in engster Verbindung mit dem methodischen Unterricht, der erteilt wurde Wie wichtig das ist, kann ein akademischer Lehrer vielleicht au» seiner Er fahrung bezeugen. Woran hat das Studium der Pädagogik an den Universitäten bisher zweifel los gekrankt? Daran, daß den Studierenden, wenn sie an diese Materie kamen, für die prak tischen Unterrichts« und Erziehungsaufgaben An- schauung, Verständnis und darum Interesse fehlte. Das wird jeder Lehrer der Pädagogik an der höheren Schule bestätigen. Soll das in Zukunft wieder so werden, indem mau diese Teile de» Lehrplane» so auseinanderreißt, daß hier die Universität oie Methodik und dort da« Jnstitut die Praxi» treibt? Dann noch eine Frage: wie sollen für die prak tische Berufsschulung zwei Akademie», Leipzig und Dresden, bei der großen Zahl der Semi naristen genügen? Und dann: Was soll — und das ist die wichtigste Frage — au- deu bis herigen Seminaren werden? Unsere Vorlage antworte«: höhere Lehranstalten. Wir Haden bis- her in Sachsen IS Gymnasien, 21 Realgymnasien, und 11 Oberrealjchulen gleich b1 höhere Schulen. Bon diesen höheren Schulen hat sowohl Hr. Abg. vr. Seyfert wie Hr. Abg. Schneller am 10. Ja nuar d. I. hier erklärt, daß wir der höheren Schulen zu viele Haden und daß die Zahl der Anstalten unbedingt abgebaut werden muß. Dieser Tatsache gegenüber berührt eS eigentüm lich, wenn man von den 2V Lehrer- und Lehrerinnenseminaren 21 in höhere Schulen ver wandeln und dadurch die Zahl der höheren Schale« in Sachsen auf 72 vennehren will. Das be deutet eine künstliche Konkurrenz, die der Staat seinen und den städtischen Schulen schafft, die nicht al- erfreulich angesehen werden kann. Die Konkurrenz wird aber in einer zwiefachen Weise erhöht. Die künftige Ausbauschule will, wie die Vorlage sagt, wenig bemittelten VolkS- kreisen dienen, und die Vorlage sieht für sie eine große Anzahl von Freistellen vor. Wir haben also jetzt für viele Kinder unseres Volke- eine vollständig unentgeltliche Schulbildungsmöglich keit bis zur Universität, erst die unentgeltliche Volksschule und dann die unentgeltliche Ausbau schule. Dieser Tatsache gegenüber steht die un ausgesetzt sich immer tiefer bohrende Schraube der Erhöhung des Schulgeldes an den höheren Schulen. Unsere höheren Schulen haben nicht Standesschuien sein wollen, aber durch diese Entwicklung, daß inan sie zu immer höherer Steigerung des Schulgeldes nötigt und daneben den unentgeltlichen Weg zur Universität srei- hült, zwingt inan sie, sich zu Standesschuien auszubauen (Sehr wahr! rechts.), und gräbt ihnen zugleich das Wasser ab. Tas ist eine überaus verhängnisvolle Entwicklung. Und die Konkurrenz wird durch ein Zweites ganz außer ordentlich erschwert. Die neue Deutsche Ober schule, man mag über sie denken, wie inan will, wird jedenfalls der leichteste Weg zur Univer sität sein. (Sehr richtig! bei den Ttjchnat.) Da mit wird sie ihrerseits — das wird der starke Zugang zu diesen Schulen beweisen — eine ganz außerordentlich gefährliche Konkurrenz ge gen Las bestehende höhere Schulwesen sein. Ich fürchte, in den entscheidenden Kreijen will man das eben und wünscht den alten höheren Schulen, namentlich den Gymnasien, Las Wasser abzugraben. Und dabei sind sie durchaus kraft roll den Gegenwattsknrs verfolgende Schulen unserer modernen Zeit. Ich zitiere Las eine Wort, daS jüngst der hier jo stark geschmähte Sächsische Philologenverein als seine Losung ausgesprochen bat: Einführung in die moderne Kultur aui gefchichtlich-antikcr Grundlage. Tas ist die Aufgabe dieser Schulen. Warum gliedert man nicht, statt lauter neue höhere Schulen zu gründen, einer Reihe dieser Schulen Förder- Nasjen ein? Worum verbindet man nicht na mentlich mit den bestehenden Schulen in großer Anzahl die zu gründenden, aus den alten Semi naren herauszuleitenden höheren Deutschen Oberschulen? Es wird immerhin doch ernstlich erwogen werden müssen, ob nicht dicker Weg zu gehen ist. WaS die Tcutjche Oberschule betrifft, wird sie Wittlich Gleiches leisten können, wie die alten höheren Schulen mit ihrem sprachlichen Unterricht? Was heißt arbeiten, wie es in der Schule getrieben werden soll? Arbeiten heißt schaffen, heißt erarbeiten. Gibt wirklich eine Deutsche Oberschule so viel Möglichkeit zum Erarbeiten, «vie es die Schule mit ihrer in schwerer Schaffungsarbcit zu bewältigenden Herrschaft über fremde Sprachen brachte? Im deutshkundlichen Unterricht will man in der Deutschen Oberschulez. B. dieEurwicklung des deut schen Tbeatcrs behandeln, oder inan will mit den Jungen reden von der Bedeutung der Wirt schaftsgeschichte der mittelalterlichen Städte. Uber solche Themen kann man viel Jntcresjan- tes erzählen, man kann auch hübsche Bildchen davon zeigen, aber sind das Gebiete, aus denen sich der Schüler etwas erarbeiten, an denen er produktiv arbeiten lernen kann? Ich fürchte, nach dieser Seite wird die T utsche Oberschule, was die Gewinnung der Eignung zum akademi schen Studium betrifft, gegenüber der fremd sprachlich arbeitenden höheren Schule immer im Hintertreffen blciven. Darf ich schließlich einige offene Fragen stellen? Wo nimmt, wenn wir die Vorlage durchführen, der Staat in Zukunft die Gewähr her, daß ihm Lehrer zur Verfügung stehen? (Sehr richtig! rechts.) Er läßt die Schüler auf die höheren Schulen jeder Art gehen, denn auch die alten werden ja in Zukunjt zur Vorbereitung künftiger Lehrer mit dienen. Wie viele aber von den Ablturientcn dieser Schulen werden, wenn sie sich die Universitätsreife erworben haben und nun als freie Leute dastehen, sich noch dem Lehrerberuf zuwenden wollen? Wie viele werden geneigt jein, in ein Gebirgsdors Sachsens al- Lehrer zu gehen, wenn ihnen viel leicht in der Wissenschaft und m der Technik und im Handel ganz andere viewersprechende Aus sichten winken? (Sehr gut? rechts.) Zweitens: die neue Deutsche Oberschule ist vorläufig ein reines Gedankendild. ES besteht für sie bisher weder ein Lehrplan noch ist für sie eine Berechtigung festgestellt. Wir haben eben wieder gehört, daß man von der Frühjahr-rcichsschul- konferenz erwartet, daß sie nach der Seite etwa» schaffen werde. Roch ist bisher diese Deutsche Oberschule überhaupt nicht offiziell in den Ge- sicht-k-ei« de» Landtags getreten. Wie will demgegenüber die StaatSregierung e» verantwor ten, wenn sie ihrerseits mit behördlicher «nord- nung veranlaßt hat, daß hin und her im Lande die Anmeldung für diese Schulen entgegen- genommen und zu ihr aufgefordert wird? DaS ist ein Vorwegnehmen einer Wirklichkeit, die eben vorläufig noch in keiner Weise Wirklichkeit ist, und da» ist doch nicht ohne Bedenken. Die Vorlage sichert weiter den jetzt im Amte befindlichen Seminattehrern zu, daß sie nach Maßgabe de» Bedarf» an andere höhere Lehr anstalten überwiesen werden sollen. Was ge- schied« aber, wenn ein solcher Bedarf nicht vor handen ist? Wir haben gegenwärtig schon in Sachsen eine überau» große Zahl von höheren Lehrern, die nicht beschäftigt sind. E» wäre nicht ohne Wert, wenn wir darüber etwa« zu hören ver möchten Weiter, die Vorlage sichert in der Begründung erfreulicherweise den Beteiligten zu, daß sie ge hört werden sollen. Da- möchte nicht nur bet Schneeberg der Fall jein, sondern auch bei den süd lichen Vororten Leipzig», die auch eine solche Oberschule haben «vollen. Ich möchte die dringende Bitte aussprechen, daß die zugesagte Rücksichtnahme im weitesten Umfange zur Tat werden möge. Schließlich ist die Bottage auch gesetze»- techmsch nicht einwandfrei. (Sehr richtig! recht».) Wir stimmen aber dem schon gestellten Anträge durchaus zu, daß sie an den Recht-ausschuß ver wiesen wird, und werden dort nach Kräften Mit arbeiten, daß aus dieser Bottage etwa» Brauch bares wird, denn so, wie sie jetzt ist, trägt sie den Charakter des übereilten an sich. (Bravo! recht».) Abg. Ür Herrmann (Dtsch. Bp): Im Ramen meiner Fraktion habe ich zu er klären, daß wir unS der Vorlage Nr. 99 wohl wollend gegenüberstellen. Gleichwohl fühle» wir un» verpflichtet, die entsprechende Kritik an der Vorlage zu üben, zunächst einmal in bezug auf die Hcranbringung der Vorlage an den Landtag. Tie Gesetzesvorlage ist bereits über holt durch eine Verordnung, die am 4. Januar d. I. ergangen ist. Es sind die Ereignisse der Beratung und der Verabschiedung der Vorlage in Wirklichkeit vorausgegangen. Zweiten» nimmt die Bottage voraus, wa» erst noch kommen soll. Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß das Gesetz über die deutsche Lehrerbildung uns vorgelegt werden muß und daß das Gesetz über die Deutsche Ober schule und Ausbauichule vom Landtag beraten werden muß. Wenn eine Regierung früherer Zeiten so verfahren wäre, dann möchte ich die Kritik gehört haben, die man an einem solchen Verfahren geübt hätte. (Sehr richtig! rechts.) Im übrigen erklären wir uns entsprechend der Bestimmung der deutschen ReichSversassung in Art. 143 Abs. 2 bereit, an der Verabschiedung dieser Vorlage «nitzuarbeiten. Freilich wollen wir bei der Verabschiedung dieser Vorlage auf gewisse Tinge doch einen gewissen Nachdruck legen. Wir weisen zunächst auch darauf hin, daß es zu viel höhere Schulen gibt. Aber wir verschließen uns auch nicht der Notwendigkeit, doch aus den bestehenden Seminaren irgendeine neue Anstalt hervorgehen zu lassen. ES sind ja die Gebäude da, die Lehrerkollegien sind da. Freilich muß auch hier betont werden, eS wäre richtiger gewesen, alle Anstalten nicht mit einem Male in den neuen Zustand hinäberzu- führen und die gesamte Ausbildung der Lehrer durch eine solche Schulumwälzung über den Haufen zu stürzen, was vielleicht katastrophale Nachwirkungen später noch nach sich ziehen kann. Tabei bedeutet das Fehlen einer Reichsvor lage über die deutsche Oberschule für uns bei der Umwandlung der Seminare in diese Schulart einebesondereErjchwerung. DiedeutscheOberschule nach dem Typ ä, die bloß eine Pstichtjprache voc- sieht, rrschemt uns gegenüber den jetzigen Semina ren tatsächlich als ein Rückschritt, und zwar deswegen, «veil sie leichtere Forderungen an die Fähigkeiten der Schüler stellen wird. (Oho! links.) Wirsind davon überzeugt, daß auch für ein späteres Studium eine Mehrsprachigkeit auf jeden Fall gut und geradezu Bedingung sein muß. Es wird uns also der Typ lt in der Reform der Seminare und der Umwandlung der Deutschen Oberschule die angenehmere Form sein, «veil sie besser dem Zweck entspricht, sü: diejenigen Schüler wenigstens, die sich einem Studium widmen «vollen. Im allgemeinen sind wir davon überzeugt, daß die cinsetzcnde Reform der Lehrerbildung eine wesent liche Vertiefung an den Quellen der Wissenschaft für die Bildung der Lehrer eintreten wird. Und wir sind ferner davon überzeugt, daß durch diese vertiefte Bildung auch dem ganzen Volke eine höhere Bildungsstufe zu teil werden wird. Wenn gesagt worden ist, e» wäre vielleicht nicht möglich, oder es würde vielleicht nicht eia- trcten, daß sich viel als Kandidaten für de« VolksschuUedrerstand finden werden, weil man nicht in ein Gebirgsdors oder in einen kleinen Ott gehen wolle, so kann man das leicht mit Segen- aründcn entkräften: eS gehen auch Arzte und Pfarrer aus die Dörfer, warum soll nicht auch ein Lehrer mit akademischer Bildung auf da» Dorf gehen? Aber sehr wichtig erscheint mir die Finanzfrage bei der ganzen Reform unseres Bolk.schullehrer- wesens, insbesondere in der VolkSjchullehrerau«- dildung. ES wird in Zukunft den Kreisen, au» denen bisher die Volksschutlehrer kamen, schlechter dings nicht gut möglich sein, 60, 80 oder 1000V0M. aufzu ringen, um ihre Söhne diesen Berus er- ! greisen zu lassen. Wir überlassen es der Zu- ! kr nft, war in dieser Beziehung diese Gesitze»- refonn und diese Umwandlung der Lehrerbildung bringen wich. Wir freuen uns, daß in dem Ge setzentwurf die Lthrberechtigungen all der Lehrer auch die Beförderung-Verhältnisse den Lehrern gewahtt werden sollen, wenn sie von einer An stalt an die andere übernommen werden. Wir legen gerade daraus da- Hauptgewicht. Wir halten e« aber für bedenklich, der Regierung eine vollständige Vollmacht zu geben, in wa» für Schulen die Seminare in den einzelne» Otten umgewandelt werden sollen. Ein Wort zu der Einrichtung der pädagogischen Institute! Ich habe statte Bedenken, ob bei der Lehrerdildung»rcform diese pädagogischen In- stitute ihre Aufgabe erfüllen können, wenn nebenbei der Lehrer noch ein intensive» Studium betreiben soll. E» erscheint mir geradezu un möglich, daß ein Lehrer, der 20, 24 oder ga,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite