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tu di«s«»n Punkt, auf unfer« Seite treten, wenn sie auch wnst ruhig der linken Leite an gehören mögen. Wir betwichten daher diefe» ganze «erlangen der kleinen knavven Mehrheit unsere» LandiageS als eine Brüskierung der Mrhihett unsere» Boltes, (Lehr richtig! recht».) geradezu al» einen Skandal in unserer jetzigen Zeit und wir beantragen, die Vorlage kurzerhand abzulehnen. Sollte da» nicht geschehen und sollt« rS heute die Mehrheit des L ndtage» doch durchsetzen, das; diese Vorlage zum Gesetz wird, so behalten wir uns alle politischen Mittel vor, um dieser Sache wirksam zu begegnen. (Bravo rechts. — Unruhe link») «bg vr. Sctzfert (Dem ): Wer die Stimme des Volkes versolgt, weih, daß die linke Seite in ihren eigenen Rechen mit den schärfsten Widerständen gegen diese Vorlage zu kämpfen hat. Ich glaube, diese Widerstände gehen sogar bis in die Reg errng hinein, mindeklem waren in früheren Zeiten die Herren der Mrh>- heitsso ialdemokratie in der Regierung nicht gen-igt, einer solchen Vortage ihre Zustimmung zu gcten Die sachliche Haltung unserer Partei zu der Frage der beiden Feiertage haben wir so oft ausgesprochen, daß ich dazu heute nichts weiter zu sagen brauche. Es ist ja bet der Begründung meiner Herren Vv'- redner die ganze große Politik herongezogen worden und dabei auch des Umstande» ge dacht worden, daß wir hier in Sachten eine Klassen und keine VollSregierung haben Dieser Umstand ist ja von uns anS sehr oft beklagt worden, er ist an dem Tage, an dem die Re gierung hier ihr Programm entwickelte, von «ns in oller Schürfe gekennzeichnet und ramit der Re gierung unsere gegensätzliche Haltung bekanntgegcbcn worden. Man denke sich eii mal diesen Antrag im Reichstage gestellt. Die Mehrheit des Reichstages würde, ich darf wohl sagen, mit Entrüstung emr solche Vorlage zurückweisen, und ein einzelner Land tag, weit er zufällig eine Em-Mann-Mthrbeit hat, kann eine solche Vorlage bringen, die auch wir nicht andeiS aussassen können, als eine tatsächlich ganz überflüssige Herausforderung eines großen Teils des Volkes. (Sehr richtig! rechts.) Welchen Grund haben wir denn, jetzt rach Festen auszu- schauen? Nicht einen einzigen. Es ist in der Aussprache auf vergangene Zeiten zurückgegriffen worden. Man hat davon gelp-ochcn, daß auch früher Feiertage gefortert und cingesührt gelvrsen sind, die einem Teil un'ercs Volkes nicht entsprochen hoben. Da» mag zutreffen. Aber daS ist eben falsch gewesen, nnd wenn man das jetzt zur Be gründung ansührt, was früher falsch w r, so wird dadurch das, was man jetzt tut, nicht richtiger. Ich b tte, diese Vorlage kurzerhand abzuleynen. Dem Volke wird damit ein großer Gesalle gewn; es wird damit rin Stein des Anstoßes beseitigt, ein Grund für innere Kämpfe schwerster Art. (Bravo! rechts und in der Mitte.) Abg. Hestlein (Zcntr. (Christ!. VpZ): ES war für mich om 17. Dezember 1920 von vornherein kein Zweifel daiüber, daß auf die Ab schafsung der beiden christlichen Feiertage der Ver such folgen würde, sozialistische Feiertage einzu- führen. Ich habe deshalb damals aufrichtig be dauert, daß die nichtsozialistischen Parteien nicht einmütig den Antrag auf Ab chaffung der chrift lichcn Feiertage damals abgelehnt haben. Aber abgesehen davon muß man gerade dann, wenn man sich auf den Boden der demokratischen Republik stellt, einen solchen Gesetzentwurf als eine außer- ordent ich starke Brüskierung bezeichnen. Durch eine solche Pol tik, wie sie hier getrieben wird, wird fortgesetzt das Best-eben der Reichs, egrerung die gegenwärtige ReichZvcrfasiung möglichst in ollen Schichten deS Volkes zu verankern, dieses Bemühen der ReichSrcgierung, sich aus den Boden der demokratischen Republik zu stellen und das Volk dafür zu interessieren, in ganz anßerordent lichem Maße erschwert, wenn nicht unmöglich ge macht. Von dem Gesichtspunkte aus muß dicier Gesesentwurs auf da» tiefste beklagt werden Wir stehen aus dem Standpunkte, daß dce Revo lution ein Unglück für unser Volk war. kSehr richtig! rechts) Eine demokratische Verfassung hätten wir auch ohne Revolution bekommen. Nachdem aber die Verhältnisse sich so entwickelt haben, stellen wir uns rüähalrsloS auf den Boden der demokratischen Republik. Durch diese Vorlage wird aber di« demokransche Republik nicht gestützt, auch nicht die ReichSoersassung, sondern ihr Funda ment wird untergraben. AnS diesem Grünte weide ich selbstverständlich gegen den Gesetzentwurf stimmen. (Bravo! rechts.) Damit ist die AnSsprache geschlossen. Ein Antrag des Abg. Bartdel (UnadH?, dir Vorlage Nr. 92 dem Rechtsausschuß zur Werterberatung zu überweisen, wi d mit 47 gegen 46 Stimmen abgelehnt. Als Bericht erftalter für die weitere Beratung wird er nannt Abg.Drechsler (Dt ch Vp.), als Mit berich erstattet Abg. Bethke (Soz). Punkt 3 der Tagesordnung: Erste Be ratung über den Antrag des Abg. Friedrich (Dtschnat.) u. Gcn., die Erhöhung der Mittet für die Förderung der Landwirtschaft bett. (Drucksache Nr. 492.) Der Antrag lautet: d!« Staatsregierung zu «rmächtigen, 1. den Fehlbetrag von 163 329 M. SO Pf. der landwirtschaftlichen Schulen Sachrns für das Rechnu gsjahr 18^1 auf die Staatskasse zu übernehmen, da die Kbrrnahme der Schulen auf den LandcSkuUurrat erst am 1. April 1921 erfo gi ist und dt« Jnnehaitung der HauS- halteplane des Ncchnungsiahrrs 1921 wegen der allgemein cinsetzcnden Teuerung auch für die sächlichen Ausgaben ohne Gefährdung der Schulen unmöglich war; 2. im Rechnungsjahr 1922 d>c Mittel für die Förderung der sächsischen Landwirtschast auf mmdefttir- 2 Mill. M. ;« erhöhen, da in folge der Mrhrbesoldung von Lehrern und Beamten der londwinschafttichen Lehraustallen der btwilligt« Betrag von «Ov OVO M. nichl «ehr den «usgabru der Schuten entspricht «d ein« Möglichkeit der Erhöhung de» Schul- gekde» im In »«reff« der Schulen auOgtfchlvffen erscheint. Zu seiner Begründung erhält das Wort: Abg. Friedrich (Dtschnat.): Tor Antrag Nr. 492 fordert in Punkt 1, den Fehlbetrag von 163329,30 M. der landwirtschaft lichen Schulen SachscnS auf daS Rechnungs- jahr 1920 — ich möchte gleich hinzufügen, daß in dem Antrag ein Druckset,ler enthaitcil ist, cs soll nicht heißen 1921, sondern 1920 — aus die Staatskasse zu übc'nehmen. Die Angelegenheit ist folgende. Bekanntlich hat das Wirtschastö- ministerium die Unterhaltung der landwirtschast- lichen Schulen vom 1. April 1921 an abgelehnt Tas Defizit ist entstanden im letzten Vierteljahr. Ter Landcskulturrat, der jetzt in Zukunft die Kosten für die landwirtschaftlichen Schulen zu decken hat, hält sich nicht für verpflichtet, die Überschreitung, die entstanden ist, aus seine Kosten zu übernehmen. Die Überschreitungen sind berechtigt trotz aller Ersparnisse, die ein- getreten sind. Es waren durch die Hanze Kon junktur Mehrausgaben bei der Heizung, Be leuchtung sowie auch der vorgeschr ebene« Be soldung der Hausdiener usw. entstanden. Tic Kreisvcreine, denen bis dahin die Schule» unter standen, wäre» selbstverständlich nicht in der Lage, daS Defizit zu decken. Sic wollten aber auf der anderen Seite die Schulen auch nicht cinstellen, bzw. mußten sie die Kosten vorläufig wcitertragcn und übernehme», denn eS war selbstverständlich unmöglich, ein Vierteljahr vor den Prüfungen der Schulen eine Schließung derselben vorzunchmcn. Wir ersuchen das Finanzministerium, den Betrag zu übernehmen und zur Verfügung zu stellen. In Punkt 2 wird gewünscht, daß eine höhere Unterstützung für die landwirtschaftlichen Schulen gewährt wird als bisher. Der Landcskulturrat, der von jetzt ab die Kosten der landwirtschaft lichen Schulen zu decken verpflichtet ist, kann diese Verpflichtung selbstverständlich nur durch die Beiträge, die von der L: ndwinschast erhoben werden, erfüllen. Aber auch das hat seine Grenzen. Trotz der hohen Beiträge, die seitens der Landwirtschaft für den Laudeskulturrat ge leistet werden müssen, bleibt immer noch ein Tefizit, obwohl das Schulgeld der landwirtschast- lichcn Schuler, das im Anfang bei Gründung der Schulen mit öl M. fcstgcstellt wurde, für das Jahr 1922 mit 1500 M. pro Schüler vor gesehen ist. Trotz dieser Erhöhung bleibt immer noch der Fehlbetrag von 3",, Millionen. Die Landwirtschaft noch weiter zu überlasten mit Beiträgen für den Landeskulturrat, ist nicht gut angängig. Wenn man bedenkt, daß 1914 nur ein Beitrag von einem halben Pfennig pro Einheit erhoben wurde und daß dieser Bcürag gestiegen ist sür 1919 aus 1 Pfennig, für 1920 auf 8 Pfen nig, für 1921 bereits aus 22 Pfennig und daß für 1922 em Beitrag zu erheben sein wird, der nicht unter 30 Pfennig, sondern voraussichtlich sogar noch höher jein wird, so muß man wohl ohne weiteres annehmen, daß die Forderung, einen erhöhten staatlichen Beitrag sür die land- wirtschaftlichen Schulen zu gewähren, zweifellos terechtigt ist. Wenn man Milliarden für Aus- landsgekrcidc verwendet, so wäre cS falsche Spar samkeit, wenn man auf der ankeren Seite für die Ausbildung der landwirtschaf.lichcn Schüler die Ta,chcn zuhaltcn wollte und versuchte, die Beiträge herabzumindcrn. Deshalb bitte ich, unserem Wunsche zu entsprechen und die gefor derten Beiträge zu bewillige». Wirtschaftsministcr FellisÄ: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dem Antlage Nr. 492, der heute zur Beschluß fassung vorliegt, sind bereits zwei Eingaben des Landeskullurrats an das sächsische Wirtschaft^ Ministerium vorangcgangcn. Tic Staatsrcgiening verschließt sich nicht der Erkenntnis, daß sich der Landcslulturrat hinsichtlich des Fehlbetrages von 103 329 M. in einer besonderen Notlage befindet. Es handel, sich hierbei um sachliche Aufwendungen, die in der Hauptsache für Heizung, Beleuchtung und Reinigung crwachfen sind und die nicht im Rechnungsjahr 1921, wie in dem Anträge irr tümlicherweise angegeben wird, sondern vordem 1. April 1921, also noch zn einer Zeit veraus gabt worden sind, wo die Krcisvcrcinc selbst noch die Träger der Schullastcn waren. Die Krcisvclcine stützen sich auf die durch dcu Landtag in seiner Tagung vom Jahre 1907/08 und die darauf ergangene Verordnung des Mi nisteriums des Innern vom 15. Dezember des Johrcs 1908 gegebene Zu agc, daß der Fehlbe trag bei den landwirtschaftlichen Schuten aus Staatsmitteln voll gedeckt werden würde. Dem gegenüber muß darauf hingcwiescn werden, daß die Kreisvcreine durch eine Verordnung des sächsischen W irlschaftsmimstcriumS vom 14. Fe bruar 1921 nachdrücklichst vor Überschreitung der etatmäßigen Mittel gewarnt worden waren. Ta jedoch die Krcisvcrcinc selbst zur Bestreitung des Fehlbetrages außer Stande sind und der LandeS- lulturrat selbst im lausenden Jahre einen ge waltigen Fehlbetrag durch eine mehr als 50prozcnt. Erhöhung all seiner Umlagen decken mußte, so glaubt die Staatsrrgicrung einer Deckung des in Frage stehenden Fehlbetrages von über 163000 M. vorbehältlich der Zustimmung des Landtages nicht entgcgcnstchcn zu sollen. Füe ciesc Stellungnahme der Regierung kann aber nicht die Rücksicht aus früher gegebene Zu sagen maßgebend sein, weil diese durch die Er eignisse, insbesondere auf politischem Gebiete als üd.rholt angesehen werden müssen. Ausschlag gebend 'st vielmehr die Erwägung, daß nach Lage der Verhältnisse, die Aufbringung des Fehlbe trages sür die Zeit, wo noch die landwirtschaft lichen Kreisvcremc Trager der landwirtschaftlichen Schulen waren, aus schwer zu überwindende Schwierigkeiten stoßen durften. Was nun die Ziff. 2 des Antrages anlangt, so liegt auch hier eine Nngenauigkeit im Anträge und eine noch größere Ungcnauigteit in der Be gründung des Hrn. Antragstellers vor. AuS einer Eingabe de« Landcskulturratc» vom 6. Dezember 19^1 ergibt sich, daß sich die Wünsche im Sinne de« Anträge» in zwei Richtungen bewegen. Ein- mal soll der im Haushaltsplan für da» Rech nungsjahr 1991 in Kap. 59ck zu Tit. S unter * vorgesehene Höchstdctrag von 300 000 M. al» Unterhaltsbeitrag für landwirtschaftliche Schu- len fallen gelassen und grünt sttzlich ein Drittel des jeweiligen Fehlbetrages als Beihilfe gewährt werden. Das ist im Grunde der Plan der Herren Antragsteller. Die Regierung kann sich damit nicht einverstanden erklären, will aber im Hin blick auf die gewaltige Steigerung des Unterhalts- auswandcs dieser Schulen eine Steigerung des Höcbstbctragcs der Beihilfe von 300 000 M. ans 500 000 M. vor dem Landtage vertreten. Auch der Regierung erscheint eine wesentliche Erhöhung über den jetzt festgesetzten Echulgeldbetrag von 400 M. für sächsische Schüler, 500 M. sür Hospitanten, 600 M. für nichtsächsische Reichs deutsche und von 1200 M. für Ausländer pro Halbjahr nicht nichr gut angängig, znm mindesten nicht in dem Maße, daß die gewaltigen Fehl- betrüge, die hier in Frage kommen, daraus ge deckt werden können. Soweit nun aber der Antrag Kap. 60 Tit. 1l des Etats berührt, also eine Erhöhung der Mittel zur Förderung der Landwirtschast im allgemeinen erstrebt, kann die Regierung irgendwelche Ent schließung wegen einer Echölnng erst dann treffen, wenn der Mehrbedarf im einzelnen von, Landcskulturrat uoch mehr begründet fein wird. Die Regierung muß jedoch fchvn jetzt darauf hin weifen, daß die bekannte mißliche Lage der Staatssinanzen ein wcitergchcndcS Entgegen kommen kaum oder nur sehr schwer ermögliche» dürfte. Meine sehr geehrten Herren! Ich mache Sic zum Schluß noch ganz besonders darauf auf merksam, daß der Hr. Begründer des Antrages jedenfalls entweder übersehen oder zum «lindesten zu wenig bei seinen Darlegungen hervorgckehrt hat, daß wir cs bei den» Wunsche um Erfüllung deS Antrages nicht, wie es nach der Antrags- begründung scheinen konnte, nur mit einer Summe und nur mit einem Titel des Etats zn tun haben, sondern daß eS sich um zwei ganz getrennte Titel, um zwei besondere Summen handelt, nämlich einmal um besondere Zu wendungen sür die landwirtschaftlichen Schulen, wo Ihnen also die Regierung insofern ciitgegcn- kommcn will — unter Vorbehalt der Zustimmung des Landtages —, daß sic die Schulbeiträgc von 300000 M. auf 500000 M. erhöhen will, cs aber ablchirt, in ungckannter Summe ein Drittel des jeweiligen Bedarfs zn erfüllen. Das andere ist eine Ausgabe, die ganz getrennt davon geht, nämlich Zuschüsse sür die Förderung r er Landwiltschaft im allgemeinen. Hierzu habe ich in meinen soeben dargctancn Darlegungen zunächst weder einen ablehnenden, noch einen znsagcndcn Standpunkt eingenommen, sondern erkläre, daß alle Entschließungen abhängig sind von einer Begründung dcs Landcsknlturratcs, die zurzeit dem sächsischen Wirtjchastsministcrinnr noch nicht vorliegt. Abg. tllauS (Dem ): Meine Fraktion ist jederzeit bereit gewesen, die Landwirtschast zu fördern. Man kann ja auch unserem Volke heute keine größere Wohltat erweisen, als die heimische Produktion zu mehren und die Ernährung möglichst sicher zu stellen. Wenn heute Hr. Abg. Friedrich gesagt hat, daß die landwirtschaf.lichcn Schulen gefördert werden müßten, schon mit Rücksicht aus die bestehende» BcijpielSwirtschaftcn, jo kann ich nicht verstehen, warum die Rechte ych immer so ablchncno ver halten kann gerade gegenüber diesen Bcispicls- wirtschasten. Unser Ideal wäre cs, jede laud- wirtsaiastiichc Schule mit einer Bcispiclswirischaft zn verbinden, damit jeder Schüler Gelegenheit habe, mit.zu sorschen. Es ist zu begrüßen, daß die landwirtschastlichcn Schulen den Kreisvcrcincn abgcnommcn werden und daß sie auf cme trag- fähigere Schulter gelegt werden, daß der Lan dcskulturrat zulünstig die Schulen übernehmen soll, dem cs viel leichter möglich ist, die Lasten auf die gesamte sächsische Landwirljchaft abzu- wälzcn, die in alle.erster Linie den Nutzen von diesen Schulen hat. Für eine starks Erhöhung des Schulgeldes werden wir uns nicht ein setzen, weil dadurch entschieden die Frequenz der Schule leiden muß. Wir wünschen gerade, daß auch miuderbcrnittclte Schüler diese Schulen besuchen können. Wir erkennen an, daß auch der Staat verpflichtet 'st, den Schule« seine Unterstützung zu leihen. Wenn aber der Staat Pflichte» über nimmt, dann muß er auch Rechte haben, und diese Rechte suchen wir aus dem Gebiete der Organisation und ocr Beaufsichtigung der Schu len. Natürlich sind die Zuwendungen des Staates abbängig von der finanzielle» Leistung des Staates. Tie Negierung wird jedenfalls dafür die Zustimmung geben, wenn sie die Notwen digkeit einer Erhöhung cinjicht. Tic Negierung hat sich auch nicht vollständig ablehnend ver halten. Wir gehen im allgemeinen der Forderung sympathisch gegenüber — auf die Höhe legen wir uns heute noch nicht fest und sind für die Über weisung an den Ausschuß. (Bravo!) Ada RammclSbcrq Dischnat.l: Der erste Teil des Antrags ist ja vollständig geklärt. Durch tue Übernahme der Schulen ans den Landcskulturrat waren die Überschreitungen in sachlicher Beziehung sür 1920 nicht mit über nommen, und die Verpflichtung hat meines Er achtens das Ministerium, das vorher die Schulen unterhalten hat, diese 163 000 M. zu tragen Der andere Teil ist gewissermaßen durch die Eingabe dcs Landeskulturrates an das Ministe rium insofern etwas erschwert worden, als die beiden Begriffe in dieser Eingabe doch nicht ganz auseinandergchalten sind. Grundsätzlich war in der Eingabe bemerlt worden, daß der Betrag beispielsweise dcs lansenden Jahres zur Unter- Haltung schon 1900 000 M. ausmachte. Was bei diesen 1900 000 M. 300000 M. machen sollen, daS bitte ich selber zu erwägen. Die 300000 M. sind nicht mehr im Verhältnis stehend zu den Ausgaben, die die Schulen im laufenden Jahre gemacht haben. Dazu kommt aber noch etwas anderes. Freiwillig haben die Schulen diese Ausgaben nicht gemacht, sondern sie waren ge zwungen durch die Gehal Sordnnng, die durch die Gehaltsordnung für die Staatsbeamten und die Gcmeindedcamten automatisch nachgezogcn wurde. Die Schulgeldsteigerung ist in ganz turzrr Zeit außerordentlich hoch gewesen, von 1913 an bi« jetzt von 5« ans «00 M. hall-jährlich, so daß man sagen kann: keine andere Schule hat heute so viel Schul eld al« gerade die landwirtschast- lichen Schuten. Wenn nun die Herren von der Linken sagen: die Bauern können eS ja bezahlen, so liegt die Sache doch etwas anders. Wir haben in den Schulen auch eine ganze Menge lunge Landwirte, die nicht auS landwirtschaftlich » Kreisen stammen (Sehr richtig!), die diesen Bc- ruf suchen und denen eS gar nicht möglich ist, solche Schulen zu besuche«, wenn sic so viel Schulgeld zahle» sollen. Man spricht immer von Standesschulen und spricht immer einen große» Hoß aus gegen diese Standesschulen. Aber diese Schulen werden ja gerade zu Standesschuleu ge macht. Wenn man uns zwingt, die Schulen selbst zu erhalten, dann müssen wir das Schul geld so hoch hinausschrauven, daß ein weniger begüterter Mau» seine Sühne gar nicht aus eine solche Schule schicken kann. Ich würde das bedauern, zumal jetzt nach den» Kriege ein außerordent licher Andrang auch von Nichtlandwirte» in den landwirtschastlichcn Berus bemerkbar gcuwsen ist ES wäre bedauerlich, »venu gerade den junge» Leuten a»S dem kleinen und mittleren Beamten- staiidc die Möglichkeit, die landwirtschaftlicher Schulen zu besuchen, durch zu hohes Schulgeld geraubt würde. Ich habe scl)ou verlauten höre», daß die Schulgcldstcigcrung für da- Halbjahr aus 1500 M. gehen soll. Wenn man den Peusions- preis dazu rechnet, dann ist cS nur einem ganz reicher« Landwirt möglich, seine Söhne ans eine landwirtschaftliche Schule zu schicken. Ein Mittel, um unsere gesamte Landwirtschast in Sachsen zu heben, und zwar das beste und sicherste Mittel, das zwar nicht so schnell wirkt, das aber um so sicherer wirkt, ist die Erhaltung der landwirt schaftlichen Schulen. Wieviel Geld wirft mair hinaus »ür Beispielswirtschaften; ich sage, man wirft es hiiiaus, denn man wird dadurch nur zeigen, wie es nicht gemacht werden soll. Wenn man dieses Geld für de» Ausbau landwirtschaft licher Schulen anwcndc» und die Berufsberatung im kleinen durchgcsührt würde, würde die land wirtschaftliche Produktion in ganz besonderer Weise ».cstälkt werden. Taß noch viel in Sachse» getan werde» kann, werden alle einsichtigen Leute, die mit den Verhältnissen bekannt sind, nicht wcg'.cugnen können. Zweifellos ist es nicht richtig, wenn der Hr. Minister betont, daß der Staat sein übriges tue, wenn er statt 300000 500 000 M. gibt. Tic 500 000 M. sind von den 1900 000 M. erst der vierte Teil, wäh rend im vorigen Jahre das Ministerium sich da für ausgesprochen hatte, man wollte den dritte» Teil von den Kosten von dem Zuschußbedarf übcrmhmen. Wir werden uns Vorbehalten, noch bestimmtcAnträge, im Ausschüsse vorzubrmgen. Ich beione noch, daß auch die Mittel zur allgemeinen Förderung der Landivirtschaft in Kap. 60 erhöht worden müsfcn. Wenn man von Förderung der Laudwirtichaft sprechen will, muß man auch die Mittel dafür bereit halten. Tas find wirt schaftliche Maßnahmen, und diese sind heute viel wichtiger als viele kulturelle, wie der Umbau von Senunarcn usw. Man schaffe zunächst Nahrung sür das Volk und sorge dafür, daß die Erzeugung bcfser wird, dann wird es auch mit den anderen Fragen Viol besser werden. Es ist die Pflicht des Staates, die Beträge zur Förde rung der Landwntscl.ast nach Möglichkeit zu er höhen. (Bravo! rechts.) Abg. Tchcmbor (Soz.): Tcr Hr. Kollege Elaus hat mir mit feinen Ausfühnmgcn wegen des Ausbans der land- wirtjchastiichcn Schule» durchaus aus dem Her zen gesprochen, aber Hr. Abg. Rammelsbcrg bleibt bei seiner Kurzsichtigkeit, die nach meinem Dafürhalten nicht nur physisch, sondern auch seelisch ist. Er karur nicht cinschcn, daß die papierene Wissenschaft, deren Vertreter er ist, uns allein nichrs nützen kann. (Adg. Rammcls- bcrg: Sehe ich besser ein uls Sic!) TaS scheint aber nicht so. Am besten kann man an Tat sachen erziehen, und dazu werden die Beispiel- Wirtschaften und die Versuchsanstalten wesent lich beitragen. Im übrigen weiß ich nicht, warum er sich mit einer solche» Erregung nach links wendet, wenn er von den landwirtschaft lichen Schulen spricht. Wir haben genug Ein sehen, und ich kann sagen, daß wir geneigt sind, die landwirtschaftliche» Schulen in jeder Be ziehung zu unterstützen. Wir wissen genau, daß für de» Wiederaufbau des deutschen Volkes das erste Erfordernis die Hebung der landwirtschaft lichen Produktion ist und daß hierfür die land- wi.tschastlichcn Schulen eine außerordentliche Bedeutung Haven. Wir wissen auch, daß e» nicht möglich ist, das Schulgeld bis ins Unend liche zu erhöhen. In der Beziehung gebe ich Hrn. Abg. Rammelsbcrg recht, vor allen Dinge« mit Rücksicht auf die jungen Leute, die au« anderen Kreisen, soweit ich informiert bin, anch aus Arbciterkreije» und Handwerkerkrcisen, die landwirtschaftlichen Schulen besuchen. Soweit die Deckung des Fehlbetrages von 163 000 M. in Frage kommt, erscheint es mir selbstverständ lich, daß man nach Lage der Sache die land wirtschaftlichen Kreisvcreine nicht mehr zuzichcn kann, die fvühcr wohl den Fehlbetrag zu tragen l)atte«, und daß inan anderseits anch nicht de» Landeskultur.at finanziell rückwirkend cngagicr.il kann. Deshalb würde» wir jedenfalls im Aus schuß dem zustimmcu. Wir würden auch dem zustlmmcn, waS die Regierung hier bereits an- gcdeutet hat, daß nicht nur 300 000, lvndcm LOO 000 M. sür die landwirtschaftlichen Schule» sür das Jahr 1922 ausgcworfen werde« Was aber die übrigen Forderungen betrifft — cs handelt sch wohl um eine Differenz von 800 000 M., die bei Kap. 60 unter Tit. 11 in Frage kommt -, so müssen wir abwartcn, welche Grunde daiür im Ausschüsse vorgebracht wcrdc». Wenn die Gründe, die der Landcskulturrat da für angibt, genüge» werden, dann wird man auch diesem Wunsche Nachkommen. (Bravo! bei den Soz.) (Fottsrtzung folgt in d«r nächste« Be lag«.)', Druck »vn B. G. Teubner kn Dre-dew