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die Veröffentlichung von Auffassungen über Fra gen der BerwaltungSorganisation freizustellen; 8. die Staatsregierung zu ersuchen, bei der Neu organisation der Staatsverwaltung frei werdende und zu Kindererholungszwccken geeignete Gehöfte Jugendheimen oder derartigen Organisationen zu überlassen, MinderheitSanträge des Abg.Lieberasch (Koni.). Der Landtag wolle beschlichen: 1. im Kap. 1 Äit. 29 die Worte „(einer erhält für seine Person die Bezüge nach L2)" zu streichen; 2. die Regierung wird beauftragt, in den durch Um organisation der Forstverwaltung cingezogenen Oberforstmeistcreien und Revierverwaltungen mög- lichst Erholungsheime für die Kinder der Volks schulen einzurichten; 3. die Regierung wird beauftragt, die dem Slaate bei der Durchführung des Gesetzes über Holz schläge und Wiederaufforstungen in mchtstaallichen Waldungen entstehenden Kosten von den betreffen den Privatwaldbefitzeru cinzuziehen. Ber.-Erst. Mg. Anders (Dtfch. Pp.): Berichterstatter für das Kap. 1 des Staatshaushaltsplans ist der Herr Kollege Schembor. Er ist hentc leider verhindert, den Bericht zu erstatten. Kap. 1, Forstverwaltung, ist eines der wichtigsten Kapitel im ganzen Hanshaltplan. Wir haben im Aus- schuh in zwei Sitzungen all die Einstellungen auf Grund des sehr eingehenden Berichtes des Herrn Kollegen Schembor erörtert und sind zu der Überzeugung ge- tommen, dah dem, was da auSgeführt worden ist, in der Hauptsache bcizustimmen sei. Die Forstverwaltung hat eine durchgreifende Neuorganisation vorgenommen. Es ist eine Forstdireltion eingerichtet worden, die sich auch die alte Forsteinrichtuugsanstalt angegliedert hat. Die Regierung wird darüber noch eine Denkschrift vor- lcgen. Tit. I betrifft den Einschlag von Holz. Es sollen 620000 Festmeter Derbholz eingefchlagen werden. Man hat das für zu hoch befunden. Die Negierung hat aber nachgewiesen, das; dieser Einschlag nicht so hoch ist, sorrdern dem berechneten Zuwachs entspricht. Bei Tit. 29, Dicustbezuge für planmäßige Beamte der Landesforstdircktion betr., finden Sie bei den Ober- forstmcistern, die nach Gruppe XII einrangiert sind, eine Bemerkung, daß einer von diesen sechs Obersorst- meistern für seine Person die Bezüge nach L 2, also nach einer höherer: Stufe erhalten soll Hier wurden zweierlei Meinungen geltend gemacht. Die eine wollte, daß die Worte „für seine Person" gestrichen werden; das hätte zur Folge gehabt, daß einer von dieser: sechs Obersorst- meistern nicht nachX XII, sondern nach v 2 eingestuft werde, wie cs jept schon der Fall ist und auch gerechtfertigt er schien, »veil dieser eine Mann der Stellvertreter für den Landesforstmeister ist. Es sind aber dagegen aus dem Personalamt rnancherleiBedcnken geltend gemacht worden, deshalb wird die Rcgielung diese Frage beim nächsten Haushaltplan weiter erörtern. Kommt sie zu dem Entschluß, daß es gerechtfertigt sei, diese drei Worte „für seine Person" fallen zu lassen, so wird sie das im nächsten Etat Vorschlägen. Dieser eine Mann hat jetzt schon die Bezüge nach L 2, und man kann sie ihn: des halb nicht entziehen. Herr Kollege Liebcrasch war anderer Meinung und hat das in seinem Minderheits antrag zum Ausdruck gebracht. Es ist dann weiter die Frage aufgeworfen worden, ob nicht durch den Einzug verschiedener Oberforst- meistereicn und Revierverwaltungen Gehöfte oder sonstige Anlagen frei würden, die wohl der gegen wärtigen Rot entsprechend, Organisationen oder Jugend heimen zur Verfügung gestellt werden könnten. Meist sind solche Oberforstmeistcreien draußen im Walde ge legen und sie würden sich jedenfalls ganz gut zu solchen Jugendheimen eignen, an denen es immer noch sehr fehlt. Es ist allerdings entgegnet worden, daß die Inhaber solcher Gehöfte nicht gut anderweit unler- gcbracht werden können, daß die Regierung aber diese Frage in Erwägung ziehen wolle. Herr Kollege Liebe rasch hat aber gemeint, für die Sache einen etwas bestimmteren Vorschlag machen zu sollen und hat infolge dessen den Miuderheitsantrag unter 2 gestellt. Ich würde bitten, daß das Haus den: Mchrheitsantrage unter Nr. 3 zustimmt. Es ist weiter eingehend, besonders von Herrn Kollegen Lieberasch darüber gesprochen worden, das; doch die den: Staate bei der Durchführung des Gesetzes über Holzschläge und Wiederaufforstungen in nicht- staatlichen Waldungen entstehenden Kosten von de,: betreffenden Privatwaldbesitzern eingezogen werden möchten. Auch hier hat der Ausschuß den Standpunkt eingenommen, daß es sich hier um eine Aufsicht von Strratswcgen handelt, die nicht immer den Wünschen der betreffenden Privatwaldbesitzer entspricht. Daß dem Privatwaldbesitzer daher noch besondere Kosten zugemutet werden könnten oder sollten, wurde nicht als billig empfunden, und deshalb hat der Ausschuß diesen Antrag nicht zu dem seinigen gemacht, und Herr Kollege Lieberasch hat ihn als Minde.rheitHgntrag ein« gebracht. " Abg. Drescher (Soz ): Ich möchte von der Regierung erbitten, daß sie die Abgabe von Brenn- und Leseholz an die Gemeinden und an die ärmere Bevölkerung so- weit irgend möglich auch weiterhin aufrecht erhält, und daß sie auch da» geforderte Bauholz für die Sied lungsgesellschaften oder die gemeinnützigen Baugesell- schäften, soweit es möglich ist, abgibt, und diese Wünsche, die aus jenen Kreisen an uns gelangen, mit erfüllt. Natürlich werden auch Wünsche kommen, wo Bauland von der Forstverwaltung verlangt wird. Ich bitte, daß sie, soweit das in der Macht der Regierung liegt, den geäußerten Wünschen Rechnung trägt. Der uns vom Reiche auferlegte Beamteuavbau ist in unserem sächsischen Forstbetriebe nicht ohne Einfluß geblieben Wir müssen aber verlangen, daß unter der Bernngerung des Personals nicht etwa die Rentabilität unseres Forst betriebes leidet. Weiter muß eine Regelung der Kom petenz deS Reiches gegenüber den militärischen llbungs- plätzen und Schießständen und deren Maldbestand getrosten werden. Es mutet sonderbar an, daß z. B. vor einiger Zeit in Zeithain ein Waldbrand ausbrach den die sächsiche Landespolizei und auch Angehörige der Reichswehr gelöscht haben. Nachträglich kam das Reich an den Freistaat Sachsen heran und verlangte von der sächsischen Regierung, daß für die Reichswehr eine Löschprämie gezahlt werden sollte. (Hört, hört! links.) Dieses Gelände aber ist noch heute Eigentum des Reiches, Sachsen hat damit also nichts zu tun. Auf der anderen Seite werden aber Verpflichtungen von uns verlangt, die nur nicht zu erfüllen haben. In Verbindung damit möchte ich die Regierung auf die Seidenraupenzucht Hinwegen, über die man hier immer gelächelt hat. Heute haben sich einige Männer gefunden, die durch ihre Tatkraft bewiesen haben, daß doch etwas geschaffen werden kann. Die beiden Männer sind soweit gegangen, daß sie ihr gesamtes Vermögen in diese Unternehmungen hineingesteckt haben. Sie haben von: Reiche nahezu 2000 da Land gepachtet und dieses mit Maulbeerbäumen bepflanzt. Wir lenken das Augenmerk der Regierung auf diese neuen Unterneh mungen und bitten, es zu unterstützen zum Wohle des Staates und der Allgemeinheit. Abg. Börner (Dtschnat.) verwendet sich für die Ein gäbe von 17 großindustriellen Firmen, die bitten, von der Verlegung der Forstämter Eibenstock und Schwarzen- bcrg nach Aue Abstand zu nehmen, da damit keine Vorteile und keine Ersparnis verbunden sei, sondern Mehrkosten, und für die Eingabe des Verbandes säch sischer Holzindustricller, Sitz Dresden, die sich mit der selben Sache befaßt; auch sie sagt, es möchte nicht Aue in Frage kommen, erst recht nicht Schwarzenberg. Nun sagt diese Eingabe allerdings, daß der Herr Fiuanz- ministcr bereits entschieden hätte und daß das neue Forstrentamt nach Schwarzenberg verlegt worden wäre. Die Eingabe sagt, die Holzindustriellen seien auf das peinlichste überrascht, daß entgegen ihren Wünschen Schwarzenberg gewählt worden wäre. Ich bitte die Regierung, sich mit den Eingaben noch ein- mal eingehend zu befassen und wenn irgend möglich, deren Wünsche zu berücksichtigen. Abg. Pagensiecher (Ttichnat): Ich habe Namens meiner Fraktion zu Kap. 1 Titel 1 beantragt: anstelle des Einschlages von 620 000 Festmeter Derb holz zu setzen: 500000 Festmcter und dementsprechend die Goldmarkjumme in der Spalte vorher zn ändern auf 10 Millionen statt 12100000, und ferner, dem entsprechend die übrigen Lummen des Kapitels ab zuändern. Zur Begründung möchte ich sagen: cs ist uns ja ver ständlich, wenn man, um den Haushalt zu balancieren, zu den schwersten Maßnahmen greift; wir meinen aber, daß diese Maßnahmen im Einklang bleiben müsse:: mit der Wirtschaft, und ganz besonders »reinen wir, daß in diesem Falle, wo es sich um unser bestes und kostbarstes Staatsgut, den Wald, handelt. Wir sind der Ansicht, daß nicht allein der Fiuan-mann entscheiden muß, son dern für die Wirtschaft muß der Fachmann maßgebend sein; und hier scheint der Finanzminister diktiert zu haben, dessen erster Plan ja, sowohl was den Beamtenab- bau als auch was diesen verstärkten Einhieb und die starke Herabsetzung der Umtriebszeit betrifst, in direkten: Gegensatz steht zu der Ansicht aller alten, bewährten und erfahrenen Forstleute und Volkswirtschaftler. Der von uns beauftragte Einschlag von 500000 Festmcter ist von der Mehrzahl der Forstleute unter Berücksichtigung der Vergangenheit und der gegenwärtigen Verhält- nisse als praktisch und möglich errechnet worden. Wir müssen auch bedenken, daß nach dem Urteil altbe währter Fachleute unser Ctaatswald keine alten Holz reserven hat und daß die Vorräte an altem Holz im Vergleich mit den Wäldern anderer deutscher Staaten gering sind. Wenn man den Einschlag von 620000 Fest meter durchführen wollte, würde die UmtriebSzeit von 100 auf 75 Jahre herabgesetzt werden müssen. Es würde das einen sehr starken Eingriff in die Pro duktionsmittel bedeuten, es würde die Substanz ange griffen werden, vor allem würden diese Bestände :m besten Zuwachsalter angegriffen werden müssen. DaS wäre.volkswirtschaftlich hg§seHL, als WKM Her Bauer eln halbreife- Schwein verlaufen muß oder, wie es wirklich vorkommt, das wachsende Rind anstatt de» zu mästenden verkaufen muß, um die Steuern zu bezahlen. Wir müssen daran denken, daß der deutsche Wald ohne dies sehr stark gefährdet ist. 10 Proz. hat un» der Ver sailler Frieden weggenommen, am Rhein vernichten die Franzosen die Bestände, und in der Nackbarschast von Großstädten und starken Industriezentren lichtet der Diebstahl die Forsten in starker Weise. ES ist auch be kannt, daß die Rauchsckäden gerade bei uns durch die starke Industrialisierung fortwährend zugenommen haben. Auch die Schäden der Nonne, der Blattwespe usw. be drohen, wie mir Forstleute, auf deren Urteil Wert zu legen ist, gesagt haben, unsere Haupthölzer so, daß man zweifeln muß, ob man in Zukunft die Bestände wieder m der Güte und Menge uachziehen kann, wie man sie von altersher übernommen hat. Deshalb bitten wir um Annahme unseres Antrags. Ainauzmimfter vr. Reinhold: Meine Dann » und Herren! Ich bitte den Antrag Pagenstecher abzulehnen. Ich möchte vorausschicken, daß wir das Hans bitten zu glauben, daß wir nicht etwa eine geringere Liebe sür unseren Wald haben als die Rechte deS HauseS, sondern daß wir nur durch die Notlage des Staates dazu über gehen mußten, denjenigen Derbholzeinschlag vorzu- nehmen, der von der Forsteinrichtungsanstalt als Zu wachs sür den sächsischen Wald berechnet worden:st. Ich möchte mich auf das beziehen, was ich in meiner Etatrede ausgeführt habe. Ich habe gesagt: Als Derbholzverschlag für die Zeit des laufenden Forstjahres — 1. Oktober 1923 bis 30. September 1924 — sind 620000 Festmeter vorgesehen. Es ist dies die Summe des einjährigen Derbholzzuwachfes, der in der Denkschrift über die ErtragSregelung in den sächsischen Staatsforsten vom 20. Februar 1922 errechnet worden ist. Allerdings ist in dieser Denk schrift auch dargelegt worden, daß es auf eineu längeren Zeitraum hmaus unwirtschaftlich wäre, den gesamten jährlichen Derbholzzuwachs einzuschlagen, da die anstehende» Hölzer ein ungünstiges Alters klassenverhältnis aufweisen. ES ist daher zur An- fammluna eines normaler: Derbholzvorrats in der Denkschrift gefordert worden, daß innerhalb eines AuSgleichszcitraums von 25 Jahren nur 500000 Fest mcter Derbholz jährlich eingefchlagen werden. Die Negierung hat sich trotzdem entschließen müssen, in folge der angespannten Finanzlage als Derbholz - Nutzung für das Forstjahr 1923/24 den vollen Dcrv- holzzuwachs einzusetzen. Ebenso fest steht aber ihr Entschluß, bei eintretcnder Besserung der StaatS- sinanzcn alsbald mit der Abminderung des Derbholz- vcrichlageS wieder einzusetzen, damit das in der Denkschrift von 1922 ausgestellte Ziel der Herbei führung eines normalen Altersklassenverhältnisses in unseren Staatsforsten baldmöglichst erreicht wird, damit die Schäden ausgeglichen werden, die die früheren Regierungen, vor allem vor den: Krieg, durch einen weit über den jährlichen Zuwachs hinaus gehenden Derbholzverschlag dem sächsischen Wald zu- gcfügt haben. Ich möchte zur Erläuterung dieser Sätze nur folgen des ansühren: ES ist bekannt, daß seit Einführung der Ncinertragsfperre im sächsischen Walde ganz außer ordentlich höhere Mengen geschlagen worden sind, als wir in diesen: Etatjahre als Vorschlag vorsahen. Wir stehen auf dem Standpunkte, daß, wenn in den Jahre» 1900—1918 manchmal bis 947000 Festmeter ge- schlagen worden sind, in einer Zeit, wo der Staat Jahr sür Jahr außerordentliche Überschüsse machte, so daß zu einem solchen Eingriffe in den Wald kein Anlaß Vortag, wir es nicht verantworten können, wenn wir in einen: Jahre ganz außerordentlicher Finanznot, wo wir die Steuern auf das äußerste anspannen müssen, weniger einfchlagen, als von der Forsteinrichtungsanstalt als Zu wachs berechnet wird. (Sehr richtig!) Wir wären über haupt in der Lage, einen weit größeren Einschlag vo^ znnchmen, wenn nicht durch die Einführung der Rei:?- ertragStheorie im sächsischen Walde gerade in der Zeit, als die Herren, die der Partei des Herrn Pagcnstecher nahestandc», die Möglichkeit hatten, den Holzeinschlag zu beeinflussen, der sächsische Wald außerordentlich überschlagen worden wäre. Wir sind rnfolgedesse» gezwungen, das allmählich wieder gutzumachen und allmählich das Kapital in: Walde wieder anzufannneln, das in früheren Zeiten leider vergeudet worden ist. So sehr ich also wünschen würde, daß ich schon für dieses Jahr den: Anträge Pagenstecher znstimmen könnte, so muß ich doch bitten, in den Zeiten der Not von dieser Maßnahme abzusehen, zumal wir in den letzten Jahren weniger als 500000 Festmeter geschlagen haben und zwar 490000 Festmeter 1921 und 450000 Festmeter 1922. (Bravo!) Hierauf werden nach eine»: kurzen Schlußwort de» Berichterstatters die MinderheitSanträge und der An trag Pagenstecher abgelchnt und die MehrheitSanträge angenommen. (Schluß d<r.Sitz>W ? Mr llachm.) " Druck osN ». G. keulmer :» D«»