Suche löschen...
Sächsische Staatszeitung : 17.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-193109178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19310917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19310917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-09
- Tag 1931-09-17
-
Monat
1931-09
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 17.09.1931
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Seite 2 zu Rr.2ir — OSchfisch« Staattzettung — Donnerstag, ir. September 1V51 Die Deutsche Friedensgesellschaft und ausländische Regierungsgelder. Berlin, 16. September. Der Vizepräsident und Geschäfts führer der Deutschen Friedensgesell- schast Küster hatte vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte Beleidigungsklage gegen Schriftleiter rechts- und linksgerichteter Zeitungen erhoben, die behauptet hatten, die Deutsche Friedensgesellsä-ast sei aus geheimen ausländischen Negierungssouds gespeist worden. Lie gestern nachmittag abgehal- tene Verhandlung begann mit den Zeugenverneh mungen. Der Schriftsteller Roettcher berichtete über ein Schiedsgericht, in dem sestgestellt worden sei, daß dem Westdeutschen Landesverband der Friedensgesellschaft 3000 M. aus einem tsche chischen Regierungsfonds überwiesen wor den seien, wovon Küster aber keine Kennt nis gehabt habe. Ferner sei damals sestgestellt worden daß Schwann, der zu jener Zeit eine führende Rolle in der Friedensgesellschaft spielte, 500 M. monatlich von der polnischen Re gierung erhalten habe. Der Zeuge will von Schwann selbst erfahren haben, daß der franzö sische Ministerpräsident Herriot ihm «inen Be trag von 30 000 Franken ausgehändigt habe. Der Zeuge Schneider erklärte, er habe von der Frau Roettchers die eidesstattliche Bekundung einer Frau Hellmeier zur Kenntnis erhallen, aus der er ersehen konnte, daß Professor Förster im Jahre 1924 oder 1928 einen Betrag von 50 000 M. von französischer Seite er halten habe. Dieser Betrag sei an Schwann aus gezahlt worden. RechtSanwalt vr. Kurt Rosenfeld legte nunmehr eine widerrufende Erklärung der Frau Hell meier vor, in der sie berichtigt, daß keine pazifistische Organisation etwas von dem französischen Geld erhalten habe. Der nochmals aufgerufen« Zeuge Roettcher gab auf Befragen des Rechtsanwalts vr. Apfel an, ihm sei von Professor Förster aus Paris ge schrieben worden, Schwann habe die erwähnten 500 Mark monatlich als Honorar sür Ar tikel erhalten, die er in polnischen Blättern schrieb. Der Zeuge Schriftsteller Hiller, der wegen seiner gegen Küster erhobenen Beschuldigungen ebenso wie Roettcher und Schneider aus der Frie- densgesellschast ausgeschlossen wurde, legte dar, daß man zwischen der Deutschen FricdenSgesell- schaft, einem eingetragenen Verein, und der Deutschen Friedensbewegung unterscheiden müsse, wenn man von der Zuwendung amtlicher aus ländischer Gelder spreche. Es stehe fest, daß prominente Funktionäre der Deutschen Friedens- gesellschast und anderer Friedensorganisationen Gelder empfangen haben, die aus amtlichen fran zösischen, polnischen und tschechischen Fonds ge kommen seien. Diese Gelder dürsten seiner Ansicht nach sür die Friedensbewegung verwenvet worden sein Zu den Leuten, die sie empfangen hätte«, gehöre in erster Reihe Küster und Schwann. Küster sei vom Legionärfonds und Masaryk- und Benesch-Fonds souteniert worden. Die Bekanntschaft zwischen Schwann und Benesch habe Professor Förster im Jahre 1925 in Genf vermittelt. Tie Folge davon sei gewesen, daß 100000 M. für die Liga sür Menschen- rechte zur Verfügui^; gestellt worden seien und daß Schwann einen Betrag von 82 000 M. sür diese Organisation erhalten habe. Diese Summe werde auch zugegeben, nur behaupte man, daß sie aus der Kasse der tschechischen Liga für Menschenrechte stamme, wa» jedoch un wahr sei, da zu jener Zeit die tschechische Liga noch gar nicht existierte. Weiter habe Lie Deutsche Liga für Menschenrechte zu der Zeit, al» daS tschechische Geld nach Berlin gekommen sei, 1000 Exemplare deS Küsterschen Organ» „Da» andere Deutschland" abonniert, und dadurch — gewissermaßen indirekt — die deutsche Friedens- gesellschaft mit tschechischem Geld subventioniert, Hiller erklärte: Die ausländischen Gelder sindnicht bedingungslos hingegeben worden. Man hat gewußt, daß diese Sorte Pazifisten die Politik verteidigen würde, die in Paris. Warschau undPrag genehm war. Hiller sagte weiter auS, daß di« 30000 Franken von Herriot Professor Basch erhalten habe, Schwann habe das Geld an Lehmann- Rußbüldt ausgehändigt, der es dem Vor sitzenden de» Reichsbanner» gegeben haben soll. Wenn nun Professor Förster behaupte, dieses Geld sollte zur Bekämpfung der Wahl Hindenburgs dienen, so sei dies unwahr, denn Ende 1924 habe Ebert noch gelebt. Küster habe sich an den erwähnten Schiedsspruch, der festflellte, daß ein Weiterarbeiten Schwanns un tragbar für die Friedensbewegung sei, nicht ge halten, sondern Schwann weiter an seiner Zeit schrift arbeiten lassen. Der nächste Zeuge, Redakteur vr. Karl Misch, der nicht Mitglied der Deutschen FriedenS- gescllschast ist, aber seinerzeit auf Veranlassung Prof. Quiddes am erwähnten Schiedsgericht teil- nahm, berichtet, daß Schwann behauptet habe, die ihm von der polnischen Gesandtschaft zugewandten Beträge seien Honorare gewesen, und daß Hiller dagegen behauptet habe, diese Erklärung SchwannS entspreche nicht den Tat sachen, die polnischen Gelder seien amtliche Zuwendungen an Schwann. Eine Er klärung konnte nicht erfolgen, das Schiedsgericht habe den Rat erteilt, Schwann dürfe keine Rolle in der Deutschen Friedensgesellschaft mehr spielen. Mit den französischen Geldern habe Küster nichts zu tun gehabt, diese seien durch eine andere Stelle an den Westdeutschen Verband geleitet worden. Die der Liga sür Menschen rechte zugeflossenen Beträge haben bereits ein von der Liga eingesetztes Schiedsgericht beschäftigt, das da» Verhalten Schwanns mißbilligte. Dieses Schiedsgericht habe auch festgestellt, daß Küster, dem, wie berichtet, von der Liga ein Abonnement auf seine Zeitschrift erteilt wurde, nicht gewußt habe, daß diese» Abonnement mit ausländischen Geldern bezahlt werde. An die Aussage von vr. Misch schloß sich die Vernehmung des Schriftstellers HanS Schwann. Schwann sagte aus, er habe von der französischen Liga für Menschenrechte einen Betrag von 30 000 Franken sür die Deutsche Liga erhalten. Die Deutsche Friedens gesellschaft habe von dieser Summe nichts be kommen. Das Geld sei für die ReichStagSwahlen 1924 bestimmt gewesen, eS sollte bewirken, daß ein Reichstag zustande komme der für eine deutsch französische Verständigung eintrete. Rechtsanwalt vr.Apfel äußerte den Verdacht, daS Geld sei von Prof. Basch sür Zwecke gegeben worden, über die nichts gesagt werden sollte. Zeuge Schwann Rieb demgegenüber »ei seiner Darstellung und erklärt« nochmal», di« Deutsche Friedensgesellschaft und ihr Geschäftsführer Küper hätten mit d« ganzen Angelegenheit nicht» zu tun gehabt. Er mußte jedoch zugeben, daß er seinerzeit ein« schriftliche Versicherung abgad, di« besagte, daß er weder direkt noch indirekt jemals einen Be trag von 50 000 Franken oder eine ähnliche Summe erhalten habe. Die Vernehmung des Zeugen Schwann über di« polnischen und tschechischen Zuwendungen wird in der Verhandlung vom Donnerstag erfolgen. «ationalsozialtstischer «andat»»erlust. Der in Baden gewählte Reichstag-abgeordnete Pfarrer Teutsch hat, dem „Berliner Tageblatt" zufolge, soeben sein Mandat uiedergelegt. Er war vor einiger Zeit von den Christlich- Sozialen, die ihn gewählt hatten, zu den National sozialisten übergetreten. Da jetzt der aus der Liste folgende christlich-soziale Kandidat nachrücken wird, werden die Nationalsozialisten, die durch den Aus- tritt des früheren braunschweigischen Ministers Franzen auS der Partei schon ein Mandal ein- gebüßt hatten, künftig nur noch 106 Reichstags abgeordnete im Reichstag zählen. Zur überwach«», politisch«! Demonstration«». Eiu Runderlaß des preußischen Minister» de» Innern teilt mit, daß zur Erleichterung der poli zeilichen Überwachung politischer Veranstaltungen die örtlichen ReichSbahndien st stellen neuer- dings angewiesen worden sind, künftig bei Beförderung größerer Trupps von Angehörigen politischer Verbände und Organisationen in j«dem Falle die Ort»- polizeibehürden der Ztelbahnhöf« über Abfahrt, Ankunft uud Umfang solcher Transporte fernmündlich zu verständigen. Di« brnimschweigtfche «egierunG strllt Siras, antrag Minister vr. Küchenthal erklärte im Land tage während der Aussprache über die WohnungS- baumaßnahmr» der Regierung, er habe gegen den „Vorwärts" und andere Blätter, di« ihn im Falle der Braunschweiger Wohn- und Zweckbaugesellschaft der Korruption beschuldigt hätten, Strafantrag gestellt. „Der Angriff" verbot««. Die nationalfozialisti- ichr Tageszeitung „Der Angriff" ist bi« zum 24 September verboten worden In der gestrigen Nummer de« „Angriff" war eine Zeichnung ent halten, in der unter der Überschrift „Der Hib ist die beste Parade" einer einen Juden darstellenden Gestalt inS Gesicht geschlagen wird. Da diese Zeich nung eine Aufforderung zu Gewalttätigkeiten ent hält, wurde das Verbot eilaffen. Wassensund bei ei«,m Kommunisten. In Karlsruhe wurden am 6. September bei einem kommunistischen Funktionär 13 Revolver und Pi stolen, neun zum Teil veränderte Militärgewehr« verichiedenrr System«, fünf Jagdgewehr«, vier Klein kalibergewehre und mehrere tausend Schuß Munition, sowie acht Kilo Schwarzpulver gesunden. Der Funktionär wurde i« Haft genommen. Ole Leichenfeiern für Vie Toten des Heimwehrputsches. Bruck a. d. Mur, 17. September. Unter großer Teilnahme der sozialdemokrati schen Arbeiterschaft fand hier gestern die Leichen feier für die bei dem Heimwehrputschversuch umS Leben gekommenen Schutzbündler Kainz und Gaisser statt. Die Leichen wurden darauf nach Kapfenberg gebracht, wo Bürgermeister Seitz die Trauerrede hielt. Dann wurden die Särge nach Wien zur Feuerbestattung übergeführt. JnPernegg fand daS Begräbnis des Schutz- bündlerS Münzer statt. Beide Leichenbegängnisse verliefen in voller Ruhe. Gesten» sind die im EnnStal befindlichen Verstärkungen de- Bunde-Heere» abgezogen. Die au» Wiener Lruppen gebildete Verstärkung der Grazer Garnison wird nach Wien zurückverlegt. SS bleiben demnach nur im Murtal Berstärkun- gen, und zwar in Mürzzuschlag-Kindberg, Bruck a. d. Mm und Judenberg-Knittelsfeld. Die ver stärkte Bereitschaft ist bei allen Brigaden aufge hoben worden und e- wird nur noch die ge wöhnliche Bereitschaft je nach Lage verstärkt ge hakten. Spanten „Arbeiterrepublik". Parts, 17. Setzte«»«». Wie Hava» an» Madrid brrtchtet, hat da» fpautfchr Parlament gestern nach «in«r Ard« L«» Sozialist«»» Arachuistai« mit 17» grge« 1ö2 Stimme» beschloss«», Spanien zu einer „Arbeitcrrepubltl" zu erklären. Wie HavaS weiter aus Madrid meldet, hat die Polizei in der Wohnung der verstorbenen früheren spanischen Ministerpräsidenten Primo de Rivera Haussuchungen vorgenommen und daS per sönliche Archiv Primo de Riveras be schlagnahmt, das der Untersuchung-kommissio» zugeleltet wurde. Es heißt, daß sich im Archiv Schriftstücke von großer Wichtigkeit befinden Gandhi spricht vor der Arbeiterpartei. London, 17. September. Eine große Versammlung der Arbeiterpartei, an der viele frühere Minister teilnahmen, hatte sich gestern zu einer Aussprache Gandhis im Unterhaus« eingefunden Der Mahatma sah müde und angestrengt au». Er begrüßte e» besonder», vor der Arbeiterpartei zu sprechen, bitte aber, sagte er, auch die Konservativen und Liberalen von seiner Sache überzeugen zu können. Er sei, sagte er, ein offener Rebell gegen die britische Herrschaft und Macht; Tausende seiner Landsleute seien es im geheimen. Wenn Indien daS britische Joch abschütteln und vollkommene Unabhängigkeit erreichen wolle, so geschehe dies, weil es nicht verhungern wolle. An dem Hunger in den Dörfern sei die britische Herrschast schuld. Die gewaltige militärische Macht in Indien sei nicht zur Verteidigung nach außen da; sie sei eine reine Besetzungsarmee. Ein künftiger Kampf werde, wenn er komme, anders und heftiger sein. Wir stehen, so schloß Gandhi, mit dem Rücken zur Wand: Entweder durchsetzen oder untergehen — und davor will ich Indien behüten. Als der frühere Bergwerk-minifler Shinwall darauf hinwies, daß die indischen Bergarbeiter von indischen Grubenbesitzern weit schlechter be handelt würden als von englischen, erklärte Gandhi, daß er nicht für die wenigen tausend Arbeiter in Bergwerken oder Fabriken spreche, sonder« sür die Landbevölkerung Indiens. Zum Baumwovboykolt und seinen Rück wirkungen auf die englische Industrie erklärt« Gandhi: Langshire ist aus den Ruinen der indischen Hausindustrie erstanden. Er wolle Indien von den Maschinen abbringen. Indien hätte Millionen, die diese Arbeit mit den Händen leisten könnten, und es wäre Selbstmord der Inder, sie durch ein paar tausend Arbeiter mit Maschinen machen zu lassen. Keine amerikanische Regierungsäußerung zur Reparationsfrage vor Dezember. Washington, 17. September. Gegenüber täglichen Pressemeldungen über die Absichten der amerikanischen Regierung zur Repa- rationssrage darf aus bester Quelle erneut sest gestellt werden, daß weder ein positiver .politisch- Schofler- Bonns Abschiedsvorstellung im Albert theater. Im Anschluß an den weltberühmten Schuster Voigt auS Berlin spielie gestern Ferdinand Bonn den Wiener Schuster Birgl, den er in diesem historischen Lustspiel zum Mittelpunkt einer Haupt- und Staatsaktion gemacht hat. Der fleißige Stückeschreiber Bonn, dessen „Hund von Baskerville" einst so unermüdlich über die deutschen Bühne« Ii«f, führt uns hier in die Geheimnisse einer politischen Intrige ein, die A«no 1814, zur Zeit des Wiener Kongreßes, im Laden besagten Schusters ausgekocht wird. ES handelt sick darum den AuSbruch de» Bruderkrieges zwischen Österreich und dem mit Rußland verbündeten Preußen zu verhindern. Birgl, i« besten Werkstatt di« hohen und allerhöchsten Herrschaften vom Kongreß als Kund«« verkehre«, saßt den verwegen«« Entschluß, d«m Zaren Alexander, der nicht nur seiner Stiesel wegen, sondern auch als Anbeter der mit Birgl verwandten Tänzerin Bigottini oft bei ihm zu Besuch ist, den Mobilisierungsplan au» der Rock tasche zu eSkamvtiere« und den Aufmarsch an der Grenz« um «in paar Wochen vorzudatieren, so daß d«r auf Elba internierte Napoleon inzwischen Zeit fände, nach dem Festland zurückzukehren und den Kongreß der in Wien versammelten politischen Schuster au»eimmderzusprengen. Der Loup gelingt mit Hilf« des Lehrbub«« Lav«rl, der -US Tänzerin verkleidet de« liebeglühenden Zaren i« einer Nebenkammer so lange beschäftigt, bis in Ler Werkstatt, wo die Jacke de» Zor«n zurückblieb, di« Dokumentenfälschung vollzogen ist. Ein schlechtes, dilettantisches Stück. Unter dem Gesichtspunkt der Histori« gesehen GeschichtsNitte- zung; di« Zeichnung der Figuren Panoptikum. Aber La» Stück eine» Mensche», dessen Wollen bester ist al» kein KL»»««. Dies«! Wi«»er Schust«r Birgl ist L«r Volktmann mit de« Herz«« und der Zunge auf dem rechten Fleck. Durch seine« Mund »nd durch sein« Lat verkünLet der Gut««, wa» ihm als Ziel seiner eigenen politischen Sehnsucht vorschwebt: das einige Deutschland. Ein Problem, heute nicht weniger aktuell wie zur Wiener Kon greßzeit. Seltsam sreilich, wie dies« politisch« Pro klamation eingebettet liegt in einer Handlung und in einem Dialog, die, um populäre Wirkungen zu erzielen, vor Kitsch und Zole nicht zurück- scheuen. Und psychologisch interessant die Haltung eines Publikums, das da wie dort enthusiastisch mitgeht. Als Politiker im Ledcrschurz, sichtlich gerührt dankend für die Ovationen und Blumengrüße seiner Gemeinde, hat Ferdinand Bonn gestern vom Alberttheater und von Dresden Abschied ge- nommen. Man wird ihn, trotz mancher literarischer Irrungen, immer wieder gern sehe«. Denn er repräsentiert in Reinkultur einen auf alle Fälle wertigen und interessanten darstellerischen Gegen- wartstypus: den aktuellen Schauspieler. Bon den sonst noch an Lieser Uraufführung Mitwirkenden hat Otto Bloßfeld als sächseln- d«r Schusterjunge Taverl die dankbarste und lebendigste Rolle. Die übrigen haben sich mit historischen Puppen abzufinden: Bechmann als galanter Zar, Konradi als dicker, dummer Bayernkönig, Strom als intriganter Talleyrand, Paula Paulsen als umworbene Hoftänzerin, Goebel, Marland und Willi i« kleineren Rollen. M. A Refid»«z1tzeai«r. An einem lauwarmen Septem- bertag« wurde gestern die Uraufführung eine- ver- späteten Sommerstück» geboten: „Panne um Mitternacht." ES ist eine Musik- bzw. Jazz- Post«, in d«r die Gesangs- u«d Lanzeinlagen von Harry Waldau, bei aller „Dagewesenheit" der Motive nicht den schlechtesten Teil der Angelegen heit Larstellen. Der Text von Hann» Deiner verwendet vorwiegend di« Ingredienzien der satt- sam bekannt«« Pariser Cittenschwünk«. Die Tugend einer junge» Erbin, die mit einem Rekordpieger i» einer Villa eingeschlossen und sogar poiizetlich bewacht wird, gerät nächtlicherweile in» Wanke». Zwar geht die Million infolgedessen verloren, doch ist die Summe durch eine Versicherung gedeckt. Die „Tugend-Panne" trägt also keinen materieller» Schaden, was die gütige Tante <Jda Kattner) im letzten Akte feststellt. Das Werk könnte auch im Herbst oder Winter bei einem geduldigen Publikum über einen angebrochenen Abend hinweg helfen, wenn der Dialog nicht so unendlich breit gewalzt wäre und wenn die sogenannten „Pointen" mehr angedeuiet als unverblümt und nicht bis zum Überdruß wiederholt würden. Wie fein ist bei spielsweise im 8. Akt de» „Bruder Straubinger" dieses heikle Thema behandelt! Doch an solch «men Vergleich darf inan kaum rühre«. I« ihrem Element war Ch«rlot1e Schaedrtch als ge fährdet« Unschuld, sie macht manche» Unmöglich« möglich. Auch ihr Partn«r Theo Lucas erwies sich alS begabter Bonvivant. Nicht minder flott bemühten sich Tolly Falbe, Eugen Koltai tauch Regie) und Reinhold Wolf um den Erfolg. Linzelne Gesangsnummern mußten wiederholt werden. Dank auch der Verve, mit d«r Kapellmeister Knnz-Krause die Muflknummern <„Pan«e um Mitternacht", „Ein kleine» bißchen Glück" usw.) herauSorbeitet«. Bruno Schöpe hatte ein hübsche- Szeuenbild für die drei Akte geschaffen. — Die Direktion Witt besitzt in ihrem Fundus viele, auch heute noch zugkräftige Posten, die ohne Thor und mit wenig Musikern ausführbar sind: ES sei da nur an „Unser« Do« Jua«S" erinnert, die zu Unrecht verstaube». H. Pl Gt«eralm»ftkdir»Aor Frttz Busch wird am 30. September in der Berliner Funkstunde «in Sinsoniekonzert dirigier«», da» aus alle europäischen Sender übertragen werben werd Al» Solist wirk» fei» BrnLer. der Geiger Adolf «»sch, mit. Da» Prvgramm enthält Werk» von Vach, Beethoven und Reger. Hem» Psitz»n» »emsi»» Dmmn ftir Gicks» Hcrz", D chtung von Han» Mahner-Mon», wurde vereid» i« Manuskript von ein«r große» An- saht Bühne» z»r Gussührun« i» ver komm««den SpKlzeit «worb«», »»schließe,» »» di« ««1 ff. R <« vcmber d I. stattfindende glrichzeitige Urauf- führnng des Werke» an den Staatstheatrrn in Berlin und München werden u.a. die Bühnen in Chemnitz, Düsseldorf, Erfurt, Mann» heim, Nürnberg, Prag „Da» Herz" i« Szene gehen lasten. S«rt Laugewtesch« f. Wie au» Königstein im Taunus gemrldet wird, starb dort der bekannte VerlagSbuchyöndler Karl Robert Lanaewiefche, der auch in Leipzig al» Buchhändler tätig war und im Iah,« 1913 auS Gesundheitsgründen nach Königstein übersiedelte. Lanaewiefch«, d«r einer der slnchtdarüen Anreger Le» deutschen Buchhandel» war, war Begründer de» Verlag» „Der eiserne Himmer" und des Verlag- der „Blauen Bücher". Shr»»g «i»«tz Zeitz«! Künstler». D«r Maler «ad Graphiker H Schmarbeck i« Zeitz wurde vom Art Institut m Chikago rrneut ausgesordert, feine Holzschnitt« auf ein«r dortig«« internationalen Ausstellung zu zeigt« Herabsetzung der Bezüge de» «reSlauer Stabt« theater-Personal» Dem gesamten Personal de- BrtSlauer Stadttheater» und der Schlesischen Phil harmonie ist zu«: 30 September gekündigt worden. Dies« Kündigung bezweckt den Abschluß ««uer Verträge mit erheblich verringerten Bezügen. Bon der Kündigung weiden etwa 250 Personen be troffen. Man hofft, durch di« Maßnahme di« Auf rechterhaltung d«» Betritt«- ermöglichen zu können, obwohl Lie Gefahr besieht, da- dl« bisher von ver schiedenen Betten gewährte» ZufchSss« zu« L«il Weg fällen n«d «liv auch mit ein«« Rückgang d«r Ein- nahm«« gerechnet werden miß. „Die Stunde de» Reiche»." In den letzten Ta ge» ist in der Presse wiederholt gegen die don der Reichsluubsunkgefeüichast geplante Einrichtung -Stunde deS Reiches" polemisiert worden. Bon zu ständiger Steve wird dazu mitgetrilt, daß es sich bei dieser neuen Einrichttma nicht um die Absicht der ReichSruudfunkgefellschast handelt, den Rund- sinkzupol irisieren Die „StundeL«»Reiches" ist lediglich gedacht al» Rah««n für literarische «ndallgemei»-t»t«resst«r«»de Vorträge über aktuelleFrage». Eie soll gewissen-iaßen »ine geistig« Ergänzung zu d«! materiellen Winter- hilf« sein. Unzutreffend sind auch di« Behauptungen über di« Roll«, die Ler Rnch»i,»enmi«ister bei MN Vorarbeiten gespielt habe, soll.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)