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Sächsisch e Slaatszeilung Staatsan^eiger für Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erschetnung-tageS. Bezugspreis: Monatlich 3 RM. Einzelne Nummern 18 Ps. Schristleitg. u. Geschäftsstelle DreSden-A. 1, Gr. Zwingerstr. 16. Ruf 14874 u. 21298. Postscheck-Konto Dresden 2486 / Stadtgiro 140 / Staatsbank-Konto 674. den Freistaat Sachsen Anzeigenpreise: 32 mm breite, 3 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 35 Pf., 66 mm breit im amtlichen Teile 70 Pf., ReNamezeile 1 RM. Ermäßigung auf Geschäftsanzeigen, Familiennachrichten und Stellengesuche. Schluß der Annahme vormittag- 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Ziehungsliste der Staatsschuldenverwaltung, Holzpflanzen-BerkaufSliste der Staatsforstverwaltung. Nr. 120 Verantwortlich für die Schriftleitung: AB. vr. Fritz Klauber in Dresden. Dresden, Mittwoch, 22. Mai 1931 Briand bleibt Außenminister. Pari», 87. Mai. Dee Außenminister Briand hat i« heutigen Ministerrat ans die dringenden vorstellnngen seiner Mnisterkattrge« seine Demissian zu« rRckgenammen. Senator Borah über die Ausfichten der Abrüstungskonferenz. New York, 27. Mai. Die New Yorker Zeitung»« geben Senator Borah» für den Rundfunk gehaltene Rede über die Aussichten der Abrüstungskonferenz ausführlich wieder. Borah führte u. a. au-, daß Amerika stark an der Abrüstung interessiert sei und daher einen Erfolg der Konferenz in 1932 erhoffe. Die" Mitglieder der Abrüstungskonferenz würden sich wahrscheinlich auf irgendein Studienprogramm oder ein sonstige- Papiermanöver einigen, wie sie der Völkerbund der Welt schon seit 12 Jahren gegeben habe. Die heutige Ordnung Europa» beruhe auf den sogenannten Frieden-verträge und infolge dessen auf militärischer Stärke, denn jeder dieser Ver träge sei nur durch diese ausrechtzuerhalten. Richt einmal eine-Zolltarifvereinbarung könne zwischen Nationen abgeschlossen werden, ohne daß sie al» eine Herausforderung gegen den Frieden von Versailles an gesehen würde. Solange aber jedes Recht der Revision de- Versailler Vertrages auf fried lichem Wege abgelehnt würde, solange erwarte er keine Landabrüstung in Europa. Ferner sei eine Landabrüstung nicht zu er warten, solange die Lage in Rußland unverändert bleibe. Die Abrüstung hänge größtenteils wenn nicht völlig davon ab, waS in Europa zur Lösung dieser ausschließlich europäischen Frage geschehen könne. Europa habe heute eine weit schwerere Rüstung als vor Beginn des Weltkriege-; dabei wäre die Rüstungserhöhung unter Bedingungen vor sich gegangen, die günstiger gewesen wären, als sie die nächste Zukunft zu bieten scheine. In anderen Worten, die Spannung wegen der sogenannten Verträge nehme in Europa Jahr für Jahr zu, und stehe einer wirklichen Ab rüstung im Wege. Hieraus ergebe sich eine Stimmung, die das genaue Gegenteil für den Er folg eines AbrüstungSprogrannns sei. Seiner An sicht nach, fuhr Borah fort, sei daher eine Ab rüstung nicht zu erwarten, solange keine friedliche Methode für die Revision der Friedensverträge gefunden sei. Borah trat dann für eine An bahnung russisch-amerikanischer Wirt schaftsbeziehungen mit Kreditgewäh rung nach dem Vorbilde Deutschlands und anderer Länder ein, da Amerika durch seine Weigerung, die Tatsachen anzuerkennen und au Grund dieser Tatsachen zu handeln, nicht- ge Winne, und Rußland sei eine der mächtigsten Tat sachen aus internationalem Gebiete. Keim Beteilig««- deutscher Banken an der Santernng der Österreichischen Kreditanstalt. Berlin. 27. Mat. In Wiener Meldungen über die auch während der Psingstfeiertage sortgesetzten Verhandlungen zur Sanierung der Österreichischen Kreditanstalt war auch von einer Beteiligung deutscher Groß banken an der Bereitstellung von Mitteln die Rede. Wie wir dazu von unterrichteter Seite hören, entbehren diese Behauptungen jeder Grundlage. Oer Kanzler empfängt die Beamten- Vertreter. Berlin, 27. Mai. Als Auftakt zu der großen Beamtenkund gebung, die heute abend im Sportpalast gegen jeden weiteren GehaltSabbau stattfindet, gab der Pressechef de- Deutschen Beamtenbunde-, Bürgermeister Heßlein, gestern bei einer Presse- besprechung bekannt, daß Staatssekretär vr. Pünder im Auftrage de» Reichskanzler- auf einen Brie de- Deutschen Beamtenbunde- geantwortet habe r daß der Reichskanzler wegen der Bedeutung der Augelegenheit bereit sei, die Beamtenspitzenorga- nisationen vor Fassung endgültiger Kabinett-- beschlüsse zu empfangen. Dieser Empfang, der Ende dieser Woche ermöglicht werde« solle, solle dazu dienen, ein« Aussprache mit den Vertretern der Beamtenschaft über eine weitere Gehalts kürzung oder «ine Souderb «la stu n g der Beamtkv- schüft dabeüukühren. -rof. Piccard zum Stratosphärenflug gestartet. Entgegen den ersten mißglückten Startversuchen vollzog sich heute morgen in Augsburg der erste Teil des so viel besprochenen StratosphärenslugeS Prof. Piccard- schnell und glatt. Der Gelehrte hatte den ganzen gestrigen Tag mit seinem Mit arbeiter und Begleiter Kipfer an den letzten Vor bereitungen gearbeitet und sich nur kurze Ruhe zegönnt. Als um 11 Uhr mit der Füllung de- liiesenballon- begonnen wurde, war die Gondel chon fertig verproviantiert und wissenschaft- ich ausgerüstet. Um 3 Uhr war alle» tartbereit. Fast regungslos stand der riesige Ballon, der genau dieselbe Füllung wie beim ersten Startversuch (2200 cbm ---- V? de- Fassungs vermögen») erhalten hatte, über der schwarzsilbernen Aluminiumgondel, von zahlreichen Tauen gehalten. Tie Absperrung um den Ballon war dieses Mal auf das strengste durchgeführt so daß selbst die zahlreichen Pressevertreter und Photographen nicht an die Gondel herankonnten. Nur die oberste Werkleitung und die aus Schupoleuten und Ar- »eitern der Ballonfabrik bestehende Startmann- chast waren um die Gondel beschäftigt. Man sah Prof. Piccard im grünen Sportanzug, einer Zipfelhaube auf dem Kopf, die letzten Anwei sungen erteilen. Um 3H Uhr schlüpfte er mit Ingenieur -Kipfer in die Gondel, die al-bald hermetisch geschlossen wurde. Um 3.55 Uhr Budapest, 27. Mai. In der gestrigen Plenarsitzung des Weltver bandes der Völkerbundsliga stand das Thema Ab- rüstung zur Diskussion. Im Anschluß an die Vor- arbeiten der Abrüstungskommission in Paris war eine ausführliche Resolution zustande gekommen, die den Versuch macht, den Standpunkt der ab- gerüsteten Staaten mit dem der Siegerstaalen in Einklang zu bringe«. Der deutsche Vertreter, Staatssekretär a. D. Frhr. v. Rheinbaben, hatte dieser Resolution zugestimmt, in der eine einschneidende Herabsetzung der Welt rüstungen durch einen 28prozentigen Abstrich in den gesamten Ausgaben für militärische Zwecke gefordert wird. Tie Vertreter Frankreichs, Englands und an derer Staaten verpflichteten sich, in ihren Ländern sür die Anerkennung der grundsätzlichen Gleich berechtigung der abgerüsteten Staaten in bezug auf die Art der Rüstungen einzutreten. Der ent scheidende Satz der Resolution lautet: „Aus jede« Fall ist der «eltverband der BSlkerb«»dSgefellfchast der Mei«u«g, daß die Prinzipien »er Beschränkung und der Hera»« setzung der Rüstungen für alle Staate» die gleiche» sei» müsse»." Frhr. v. Rheinbaben betonte darüber hinau» den natürlichen und grundsätzlichen Wunsch de- deutschen Volke-, über die 1932 zunächst herzu stellende Gleichheit der Be- wasfnung-art in der jetzigen Aktion zu einem völligen RüstungSauSgleich zu kommen. Er wie- auf den engen Zusammenhang der Rü stungen mit dem wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Leben der Völker hin und betonte die wachsende Enttäuschung des deutschen Volke-, die zur offenen Krise führen müsse, wenn die Ab ¬ erfolgten kurze Kommandoworte. Unmittelbar darauf erhob sich der Ballon unerwartet schnell vor den Augen der ziemlich überraschten Zuschauer in die Lüfte. Erst al- er über dem Fabrikgelände schwebte, erfolgte lautes Händeklatschen. Der Ballon schlug zunächst nordwestliche Richtung ein, drehte dann aber in etwa 1000 Meter Höhe nach Südosten und glänzte wie eine weiße Kugel in der Morgensonne. Er blieb lange dem unbewaff neten Auge sichtbar und schwebte etwa 1'/, Stunden nach dem Start am südöstlichen Horizont in schätzungsweise 5000 Meter Höhe und etwa drei Kilometer Entfernung. Man rechnet nach den eigenen Angaben Piccards mit einem etwa 7stündigen Flug. Ter Ballon fliegt unter Schweizer Flagge. Piccards Ballon wurde auf seinem Strato sphärenflug im Lause des Vormittags in ver schiedenen schwäbischen Orten in beträchtlicher Höhe alS kleine silberne Kugel gesichtet, u. a. in Kempten um 8.15 Uhr und etwas später über Lindau am Bodensee. Nach Schätzung do» sachverständiger Seite hat Pros. Piccard» Ballon, soweit man seinen sichtbaren Flug verfolgen tonnte, die Grenze der Zirruswolken bereits über schritte« »>d damit eine Höhe von zehn» bi» zwölstan send Metern er- reicht. rüstungskonferenz 1932 die deutsche Gleichberech tigung nicht anerkenne. * Der dänische Ministerpräsident droht mit der Klage beim Völkerbunde. Kopenhagen, 27. Mai. Ministerpräsident Stauning erklärte anläßlich der Nachricht aus Oslo, der norwegische Eis- meeraus schuß habe die norwegische Regierung ausgefordert, die von Norwegern kolonisierten Teile der Ostküste von Grönland unter norwegische Staatsoberhoheit zu stellen, einem Pressevertreter gegenüber: Wenn die Nor- Weger die dänische Staatsoberhoheit über Ost grönland verletzen würden, dann würde Dänemark sofort beim Völkerbund Klage gegen Norwegen erheben. Zu dem bereits gemeldeten Grönland-Zwischen- fall erklärt der norwegische Premierminister, daß weder die Regierung noch das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten irgendeinen Antejl an der Entschließung der Arktikkommission hätten und daß daher die Verantwortung für diese Ent schließung einzig und allein der Kommission zu fallen müsse. Der Premierminister gab auch seiner Meinung über die politische Wirkung dieser Entschließung Ausdruck, deren Publikation er für unerwünscht bezeichnete, da hierdurch eine Reihe sehr delikater Probleme aufgerollt worden sei. G Einberufung der Völkerbunds» Versammlung. Genf, 27. Mai. Ter geschästSführende Präsident de» Völker- bund-rateS, vr. EurtiuS, hat die Völkerbunds- Versammlung zu Montag, den 7. September, einberusen. Versammlung im großen Saal des alten Kur hauses war außerordentlich stark besucht. Die mit begeistertem Beifall aufgenommenen Ausführungen anden ihren Niederschlag in mehreren Ent- chließungen über die Lage der deut-' chen Volksgruppen in Europa. Den Höhepunkt der Tagung bildete am ersten Feiertag die durch Rundfunk verbreitete Rhein- andkundgebung im Kaisersaal deS Rathauses. Die Wahlen zuin Hauptvorstand hatten da- Er gebnis, daß an Stelle des zurücktretenden Bor genden Freiherr v. dem BuSsche zum Verein-- »orsitzenden Reichsminister a. D. vr. Geßler ge wählt wurde. Am Sonntagnachmittag 3 Uhr sand eine Studententagung statt, um 4 Uhr trafen sich die auslandsdeutschen Frauen im Konzerthaus zu einer vertraulichen Aussprache, in der über die Erfah rungen, Schwierigkeiten und Kämpfe berichtet wurde. — Die Besucherzahl der Abendfeier im Waldstadion zählte nach Zehntausenden. Die Weihe der neuen Banner und Wimpel nahm die Dichterin des Auslandsdeutschtums, Maria Kahle, vor. Aachener Schüler führten das mit großem Beifall aufgenommene Spiel von Christoph Kaergel: „Wir suchen Deutschland" vor. Der Pfingstmontag begann mit einer außer ordentlich eindrucksvollen Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof beim Bismarcktum, auf der vr. Ernst Leibe (Berlin) die Weiherede hielt. Um 10 Uhr sande,! vier Parallelveranstaltungen statt, eine An gestelltentagung, eine Arbeitertagung, eine Bauern- tagung und eine geschlossene Vertretertagung der akademischen Ortsgruppen. Den Abschluß des zweiten Pfingsttages bildete dann der Festzug, der sich um 3 Uhr nachmittags durch die Hauptstraßen der Stadt bewegte. Mit großer Begeisterung wurden alle Abordnungen der abgetrennten Ge biete aus Ost, West und Süd von den Zuschauern begrüßt. Auf -der Hauptversammlung wurde nach dem Vortrag vr. Ammendes über die Lage der deut schen Volksgruppen in Europa eine Entschließung gefaßt, in der es heißt: Die Hauptversammlung stellt erneut fest, daß die auslandsdeutfchenGruppen in Europa mehr oder minder stark durch ihreStaa« ten in der Freih eit ihrer nationalen, kulturellen Entwi cklung beeinträchtigt werden In zahlreichen Staaten leben die deut« schen BolkSminderheiten immer noch in einem unerträglichen Zustand offener Verfolgung der selbstverständlichen nationalen Dasein-rechte al- Mensch, Staatsbürger und Bolkebürger, wie e» besonder» die Verhältnisse inSüdtirol beweisen. Auch in fortgeschrittenen Staaten wie in der Tschechoslowakei sehen sich die Deutschen ständig einer zielbewußten Zurückvrängung durch «in genau berechnete» System de» Zusammenwir ken» staatlicher und privater Kräfte ausgesetzt. Der VDA. fordert al» sittliche und rechtliche Not wendigkeit die unbedingte Achtung der nationalen Leben-rechte aller Volk-minderheiten Entschließungen auf der Frankfurter Lehrertagung Franksurt/Main, 27. Mai- Aus der Vertreter-Versammlung de- Deutschen LehrervereinS wurden gestern zwei Entschließungen angenommen. In der Ent schließung zur Schul- und Beamtenpolitik heißt es u. a.: „Die Vertreter-Versammlung deS Deutschen LehrervereinS spricht ihr Bedauern darüber auS, daß das Reich außer beim Grundschulgesetz in keinem Falle von dem Artikel 10 Gebrauch ge macht hat, um die wichtigsten Schulbestimmungen der Verfassung durchzuführen. Dringend ist ein Entscheid darüber, waS unter der „bestehenden Rechtslage" deS BolksschulwesenS in den einzelnen Ländern zu verstehen ist sowie die Verabschiedung deS Reichsgesetzes über die Beamtenrechte, das die in der Verfassung den Beamten und Lehrern zu gesicherten Rechte gegen jeden Gesinnungsdruck und Willkür sichert". In der Entschließung zur Lehrer bildung heißt eS u. a.: „Der Deutsche Lehrer verein hat wiederholt die einheitliche Regelung der Lehrerbildung durch ein ReichSgesetz verlangt; Vorbildung auf einer Hochschule und wissenschaft liche Ausbildung durch mindesten» sech» Semester Studium auf einer Hochschule. Die LoSIösung der Lehrerbildung von der Hochschule (Hessen) und die Herabsetzung der Studienzeit von drei auf zwei Jahre (Thüringen) hat alle Freund« der Lehrerbildung schmerzlich enttäusch». Die Ver treter - Versammlung Wendel sich mit Entschieden- Helt «egen die t« einer solchen Regelung zu« Keine Reparalionsanleihe für Deutschland. Berlin, 27. Mai. Zur Meldung deS „Daily Herald" über eine geplante Anleihe an Deutschland in Höhe von zwei Milliarden Mark zur Behebung der augen blicklichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und zur Ermäßigung der weiteren Reparationszahlung er fahren wir von unterrichteter Seite, daß an hiesigen amtlichen Stellen von einer solchen Anleihe nicht- bekannt ist. In politischen Kreisen ist man der Auffassung, daß eine derartige Anleihe keineswegs die ge eignete Maßnahme zur Lösung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und zur Regelung det Reparatiouöfrage wäre. Deutschland brauche keine neue Anleih«, um seine Ncparaiwnsschulden weiter- bemblen »u könne«. ES braucht eine posi ¬ tive Herabsetzung der Reparation», zahlung. Die Hereinziehung deS Völkerbünde» in diesen Fragenkreis hält man in politischen Kreisen für nicht opportun. Der Völkerbund könnte wohl in der Lage sein, in weniger be deutenden Füllen eine wirtschaftliche Hilfe zu or ganisieren, aber für die Lösung der Reparations- Problem- ist er nicht geeignet. Heerschau der deutschen Stämme. Die Aachener Tag»»« de» VDA. Aachen, 27. Mal. Die Tagung de- Verein» für da» Deutschtum im Ausland gab der westlichsten Stadt deS Reiches ihr farbenfrohe- Gepräge. Die Veranstaltungen wurden am Sonnabend durch eine Sitzung de» Hauptvorstandes im Vallsaal de» alte« Kurhaus«» einaeleitet. D«r »eMi.be Teil der Haupt- -- > ,, .... . , Das Abrüstungsproblem auf der Tagung -er Völkerbundsligen.