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Sächsische Slaalszeilung Staatsanzeiger für Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erscheinung-tage». Bezug-prei»: Monatlich S RM. Einzelne Nummern 15 Pf. Schriftleitg. u. Geschäftsstelle DreSden-A. 1, Gr. Zwingerstr. 18. Ruf 14 574 u. 813SS. Postscheck-Konto Dresden 2486 / Stadtgiro 140 / Staatsbank-Santo 674. den Zreistaat Sachfen Anzeigenpreise: 32 mm breite, 3 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 35 Pf., 66 mm breit im amtlichen Teile 70 Pf., Reklamezeile 1 RM. Ermäßigung auf GeschäftSanzeigen, Familiennachrichten und Stellengesuche. Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtag-- Beilage, Ziehungsliste der Staatsschuldenverwaltung, Holzpflanzen - Berkaus-liste der Staat-forstverwaltung. Verantwortlich für die Schriftleitung: OberregierungSrat HanS Block in Dresden. Dresden, Montag, 21. April Nr. 97 L9SL der Die Lösung jede» dieser Probleme erfordere nicht nur schaden würde. Tr, Korrespondent hält e- für nicht nur die vertrauensvolle Beteiligung '^7",. wahrscheinlich, daß die französische Regierung sich 4. Regelung duktion durch ständigung. der industriellen Pro eine besondere europäische Ber „Manchester Guardian" über die Rück wirkungen der Benesch-Rede. London, 27. April. Die Rede des tschechoslowakischen Außenministers vr. Benesch über die geplante österreichisch-deutsche Zollunion hat, obwohl sie von den amtlichen tschechoslowakischen Stellen in voster Ausführlich keit hierher gedrahtet worden war, in London kaum ein Echo erzeugt. Dagegen interessiert die hiesigen Blätter sehr, daß sie in Pari-, wie erwartet werden konnte, stark beachtet und, wie „Manchester Guardian" aus der französischen Haupt stadt meldet, zur Einleitung einer „neuen Offensive" gegen den österreichisch-deutschen Plan benutzt wird. Der Pariser Korrespondent deS Blattes unterstreicht die „außergewö hnliche Bedeutung", die dort der Rede in amtlichen Kreisen beigemessen wird. Er bemerkt: Es ist klar, daß wir auf einen Ver such von feiten Frankreichs und der Tschechoslowakei in Genf nächste Monate vorbereitet sein müssen, die Erörterung der Rechtsfrage zu unterdrücken, zweifellos weil die französische und die tschecho slowakische Regierung es für wahrscheinlich halten, daß der Internationale Gerichtshof oder irgend eine andere unabhängige juristische Autorität diese Frage zugunsten Deutschlands und. Österreichs ent- Pari», 27. April. Petit Parisien" entwickelt die Grundlagen französischen Gegenaktion zur deutsch-öster- sämtlicher europäischen Nationen, na mentlich der vier Großmächte Deutsch land, Frankreich, Englandund Italien, ohne deren gleichzeitige Mitwirkung nicht» Solides zustande gebracht werden könne, sondern sie setze außerdem voraus: einmal die Schaffung eines doppelten Kontingentierungssystem- für die land wirtschaftlichen Überschüsse und Vorzugstarife, auf Grund deren den Bauern ein vernünftiger Gewinn gewährleistet werden solle, zum anderen, waS die industriellen Nationen anlange, die Annahme einer Reihe von Maßnahmen, die geeignet seien, die Regelung und den Absatz ihrer Erzeugnisse zu ge währleisten. Den außereuropäischen Getreide staaten müsse man begreiflich machen, daß die Liquidierung des Getreideüberschusses in Mittel und Osteuropa zu einer Stärkung der Kaufkraft dieser Agrarstaaten führen würde, von der auch die überseeischen Länder würden profitieren können, um ihre Fabrikerzeugnisse in größeren Mengen ab- zusetzen. Zu diesem Zweck denke man auch an eine Abweichung vom System der Meistbegünstigungs klausel, um den als Käufer für Getreide nicht in Frage kommenden Industriestaaten völlig freie Konkurrenzmöglichkeit in den Agrarstaaten Mittel und Osteuropas zu geben. der Verweisung der rechtlichen Seite de- Abkom men- an das Haager Gericht widersetzen wird. ES verlaute von unterrichteter Seite, so meldet der Berichterstatter weiter, daß Titulescu bei seiner Durchreise nach Rumänien in Paris seiner Ansicht Ausdruck gab, daßesimJnteresseRumänien- liegen könnte, sich der österreichisch- deutschenZollunion anzu schließen. Die jugoslawische Regierung scheine ähn liche Bestrebungen an den Tag zu legen, desgleichen Polen. Die wirkliche Furcht Frankreichs und der Tschechoslowakei sei die, daß die Zollunion zuviel Länder umfassen werde. Der Korrespondent betont weiter, daß von dem „großen Programm", das die französische Regierung als Hauptvorschlag für die österreichisch-deutsche Zoll union in Genf unterbreiten wollte, nichts mehr zu hören sei. Der Berliner Korrespondent des „Manchester Guardian" schreibt: Benesch» bedauerliche Rede hat den deutschen Widerstand gegen die Absicht, ihn zum Vorsitzenden der kommenden Abrüstungs konferenz zu machen, vermehrt. Der Korrespon dent hält die Übernahme des Vorsitze- durch Benesch jetzt für ausgeschlossen, wenn eine Nicht beteiligung Deutschlands auf der Konferenz ver mieden werden soll. reichen Zollunion-Initiative. ES sei notwendig, so schreibt das Blatt, daß am 15. uud 18. Mai in Genf ein klarer und festfundierter Gegenplan vorliege, der den Interessen jeder Macht Rechnung trage, und dem auch Deutschland und Österreich sich anschließen könnten. Dieser Plan müsse fol gende vier Probleme regeln: 1. die durch den Getreideüberschuß in Polen, Rumänien, Ungarn, Bulgarien, der Tschechoslowakei und Südslawien hervorgerufenen Agrarkrise; 2. die Finanz- krise. die sich daraus ergebe und zu deren Lösung ein besonderer Unterausschuß der Euro päischen Union die Grundlage für eine inter nationale landwirtschaftliche Kreditbank gelegt habe; 3. die besondere Lage Österreich-, da durch die Frieden-Verträge gleichsam in die Un möglichkeit versetzt wurde, au- eigenen Mitteln zu leben; zu Österreich- Gunsten müsse man sich end lich entschließen, die Zollschranken zu senken; Grundlinie« -er franzSflschen Gegenaktton zur deutsch-österreichischen Zollunion. Fortsetzung -er Verhan-lungen üder das Arbettsprogramm -er Reichsregierung Berlin, 25. April. Da- Reichskabinett setzte in seiner heutigen Sitzung unter Vorsitz deS Reichskanzlers und in Anwesenheit de- Reichsbankpräsidenten die Ver handlungen über das vorgesehene Arbeitsprogramm fort. Zur Erörterung standen insbesondere die auf agrarpolittschem Gebiete zutreffenden Maßnahmen. Es ergab sich dabei die Notwendig keit, Einzelheiten noch zunächst in Be sprechungen der in Frage kommenden Mini- sterien zu klären. Auf Grund dieser Ergeb nisse werden die Beratungen de- Kabinett- in der nächsten Woche weitergeführt werden. Der Kampf um de« Butterzoll. Berlin, 27. April. Zwischen den Ressort-, die an der Erhöhung de» Butterzolle- interessiert sind, haben heute vormittag die vorgesehenen Besprechungen be gonnen, durch die die morgige Kabinett-sitzung vorbereitet werden soll. Beteiligt sind daran außer dem Reich-ernährung-ministerium Italien und England lehnen die französischen Zlottenvorschläge ab. auch da- Wirtschaft-- und da- Arbeits- Ministerium sowie da- AuSwärtige.Amt. Ob e» gelingen wird, bi- morgen bereit- zu einer Klärung zu gelangen, ist zweifelhaft, und man rechnet deshalb in politischen Kreisen auch kaum damit, daß in dieser Kabinettssitzung bereit» eine Entscheidung fällt. Bekanntlich hat diese- Problem 8a? 'Kabinett bereits vor einigen Wochen beschäftigt. Die Lösung wurde damals verschoben, da sich kein Kompromiß finden ließ, mit dem sich der Reichs - arbeitsminister einverstanden erklären konnte. Er vertritt den Standpunkt, daß eine Zoll politik, die Preiserhöhung nach sich zieht, mit der Politik der Lohnsenkung unver einbar ist. Da» dürfte er auch in der Sonn abendsitzung des Kabinetts zum Ausdruck gebracht haben, und darauf geht wohl die Meldung eines Berliner MontagblatteS zurück, daß vr. Steger wald mit seinem Rücktritt gedroht habe, fall- die Zollforderungen deS ReichsernährungS- minister- vom Kabinett beschlossen würden. Zu dieser Demission dürste eS aber nach der Auf fassung gutunterrichteter politischer Kreise unter keinen Umständen kommen. Vielmehr rechnet man damit, daß entweder in Verbindung mit einerSenkung de-Weizen- undGersten- zolle- ein Ausgleich gefunden wird, dem auch der Arbeit-Minister seine Zustimmung gibt oder daß da- Problem des Butterzolle» jetzt noch nicht zur Entscheidung gebracht, also verschoben wird. Dabet ist zu beachten, daß auch von anderen Refforts gewichtige Einwen dungen erhoben werden. Etwa» Positive- über den AuSgang läßt sich deshalb nicht eher sagen, als die heute begonnenen Ressortbesprechungen zum Abschluß gekommen sind. Anklage gegen Spione im Leunawerk. Berlin, 26. April. Der Oberreichsanwalt in Leipzig hat, der „Montag-post" zufolge, gegen den Händler Becker, den Okonomieverwalter Amman, die Frau Becker- und den Gefreiten im 6. Reiter- regiment Vollrath in Demmin, sowie gegen 5 andere Personen Anklage wegen Werk spionage und Verrat- militärischer Geheimnisse erhoben. Der Prozeß vor dem Reichsgericht dürste im Juni stattfinden. Der Hauptangeschuldigte Becker, der in Weißenfel» in unmittelbarer Nähe der Leunawerke wohnte, hat der französischen Spionagezentrale in Straß burg Betriebsgeheimnisse der Leuna werke verschafft, und zwar mit Hilse seiner Krau, die al» Aufwärterin bei den Leunawerken tätig war. Der Okonomieverwalter Amman, der sich gleichfalls zum Zweck der Spionage bei den Leunawerken in Weißenfels angesiedelt hatte, unterstützte nicht nur Becker bei seiner Werkspio nage, sondern nutzte auch seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu dem Reichswehrsoldaten Vollrath dazu aus, diesen zur Preisgabe von Dinge« zu bewegen, die im Interesse der Landesverteidigung geheimgehalten werden mußten. «vtmmmtsNsche KuudgeS«»ge» a« L. «et so- wohl solch« «»te, freiem Himmel wie in geschloffenen Räumen werden in München verbot«». Rom, 27. April. Die italienisch« Antwort ans bi« franzssischen Vorschläge zur Abänderung der Flottenverstän digung von Rom wird, wie der römisch« Korre spondent de» „torriere della Sera" mittrilt, »och ei»tge Lage ans sich warte» lasse«. Die e»gltsche Antwort, die in Abschrift der italienische« Regierung »«gestellt wurde, werde tu Rom al» «egativ tu de« Siu»e be trachtet, daß die »eue« Vorschläge Frauk- reich» nicht augeuomme« werde«. Am italienische» A«ße»«intsteri«« werde die Uua««eh«barkett der sra»»bslsche« Vorschläge bestätigt, dl« ti-s-reise»»« R»deru«ge« und verschieb««ge« a» der t» Rom erzielte« Verständig««« »arstelltc«. Da» ttalte»ische ««d e«gltsche A«ße«amt seie« t« täglichem G«. da«k,«»«»tausch. Zwischen beide» R«girr»»geu herrsch« i» dez«, aus di« et»»»schl«g«»de Helt««« vtzttig« Über, «tufttmmuug. Ihre Vrurtetluug der fr««zdstschru Vorschläge «ud de» mit dem Flottrupaft zusamm«»- hängenden Problem» sei identisch. Vie Londoner Klottenverhandlungen im Spiegel -er englischen presse. London, 27. April. Der diplomatische Korrespondent des Arbeiter- blatte» „Daily Herald" schreibt zu den Flottenverhandlungen, daß sie ein neue» und kritische» Stadium erreicht hätten. Am Sonnabend sei dem französischen Botschafter Fleuriau erklärt worden, daß die britische Regierung nach reiflicher Erwägung die franzö sischen Vorschläge nicht annehmen könne. „Times" schreiben zum gleichen Thema u. a.: ES verlautet, daß ein Teil der britischen Antwort in einer erläuternden Darstellung der Verhandlungen besteht, die dem Abschluß der Flottenvereinbarung voraufgegangen waren. Es handelt sich um eine Erwiderung auf die franzö sische Auslegung der gleichen Verhandlungen, die in den französischen Darlegungen eingeschlossen ist. Der zweite Teil der britischen Antwort setzt die Gründe au-einander, au- denen die englische Regierung die französischen Vorschläge für un aunehmbar halten muß. Ferner enthält er Gegenvorschläge, di«, wie man hofft, über den bei den Verhandlungen der Sachverständigen erreichten toten Punkt hinaus helfen werden. „Times" schließen: Die Besprechungen zwischen den Sachverständigen nähern sich einem entscheidenden Stadium. Biel wird von der Antwort der ita lienischen Regierung auf die letzten französischen Vorschläge abhängen, die vielleicht den gleiche» Gedankengängen folgen werden wie di« britische Note, vielleicht auch nicht. Noch wichtiger wird möglicherweise letzten Endes das Ergebnis der französischen Präsidentenwahl vom 13. Mai sein. Da» Arbeiterblatt „Daily Herald" hält die Stockung der Flottenverhandlungen für beklagens wert nicht nur um deS Berhandlung-gegenstandeS willen, sondern auch wegen der Wirkungen, die ein Fehlschlag auf die Aussichten der Abrüstungskonferenz haben müsse. Die französischen Vorschläge würden den Londoner Flottenvertrag zum großen Teil zerstören und Großbritannien vor aussichtlich zwingen, auf die Sicher heitsklausel dieses Vertrages zurück zugreisen. Dies würde bedeuten, daß Groß britannien, Amerika und Japan von den Einschränkungen entbunden werden würden, die sie sich selbst auferlegt haben. Es sei unmöglich, sich hiermit abzusinden. Al» Gegenwartsaufgabe müsse betrachtet werden, eine Methode zu finde«», die die Franzosen befriedige und den Londoner Vertrag unversehrt lasse. Di« Berliner Besprechungen Sir Eric Drmnmoaös. Berlin, 25. April. Über den Besuch des Generalsekretärs de» Völkerbundes, Sir Eric Drummond, erfahren wir von unterrichteter Seite, daß die Besprechungen, die Reichsaußenminister vr. EurtiuS mit Sir Eric Drummond geführt hat, laufende»» Angelegenheiten des Völkerbundes und de- inneren Dienstes de» Völkerbundssekretariates galten. Mit Bezug auf die Personalfrage»» des Sekre tariate- ist die bekannte deutsche Forderung auf paritätische Besetzung des Sekretariate- erneut zur Sprache gekommen. Die Verlängerung der Amts dauer des deutschen Unter - Generalsekretärs, Dufour-Feronce, wird auf der Maitagung de- Völkerbundsrates entschieden werden, die Stellung des deutschen Mitgliedes der Informationsabteilung des Sekretariates unterliegt dagegen lediglich der Entscheidung des Generalsekretärs selbst. Der Generalsekretär wird diese Entscheidung nach dqr Ratstagung und nach Anhörung des Völkerbund»- rate- Ende Mai fällen. Entgegen verschiedenen umlaufenden Presse meldungen ist bei den Besprechungen zwischen dem Außenminister und dem Generalsekretär von einer Vorkonferenz für die Große Abrüstungs konferenz nicht die Rede gewesen. Die technische Vorbereitung der Abrüstungskonferenz wird auf einer der nächsten Tagungen deS Völker- bundSrateS getroffen werden. Auch die Frage d«S Orte- und des Präsidenten der Ab rüstungskonferenz wird der Entscheidung deS BölkerbundSrateS Vorbehalten. Ebenso unzutreffend sind die Behauptungen, daß di« Generalakte Gegenstand der Besprechungen ge wesen sein sollen. Reich-finanzmiaister Dietrich über -i« Mittelstandspolittt. Berlin. 26. April. Da- Berliner Kartell des selbständigen Mittel standes veranstaltet einen Vortragszyklus, bei dem alle bürgerlichen Parteien Gelegenheit haben, ihr Programm zur Erhaltung de- selbständigen Mittel stände- zu entwickeln. Heute sprach neben dem preußischen Landtag-abgeordneten Bayer (D- Bp.) und Kniest (D. Staat-p.) Reichsfinanz minister Dietrich. Er führte etwa folgende- aus: Den Tiefpunkt der Entwicklung haben wir insofern überwunden, al- die Zahl der Arbeitslosen zurück- gegangen ist. Wenn e» nicht gelungen ist, überall eine Senkung der Realsteuern durchzuführen, so deswegen, weil der Reichsrat die ursprünglichen Vorschläge der Regierung geändert hat, aber ein Stillstand ist wenigsten» fast allgemein erreicht. Der Abbau der Bau- Wirtschaft war notwendig, weil wir im Be griff waren und e» auch vielfach sogar schon getan hatten, Wohnungen zu bauen, die den Minderbemittelten nicht nutzten, »veil