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niSvoll inS Wer! setzte, als die Zeit erfüllet war. die Geburt seines eingeborenen Lohnes. Es ist die Liebe dieses Lohnes, die eS »u rübmen gilt, des Herrn vom Himmel, der aus den Flügeln der Barmherzigkeit aus dem Schöbe des Vater« zu uns hernieder kam, Mensch zu werden gleich wie wir, doch ohne Sünde, uns Hilf, losen zu -eisen, unS Gefallene mit seigtm BKite zu ver söhnen, uu« Verlorene zu erkaufen und dqs, durch unsere Leberlretungen zerrissen» Pnndzwiich,» uns und d m heiligen Sötte versöhneud wiederHerznsteÜen. Diese er barmende Leeb«, diz dir Menschheit nicht in ihrem v«r- schutdeten Jammer »ntergrhen lasten wollte, die ihren Weg vom Himmel zur Erde, vom Reichtum zur Armut, von der SotleSherrtichkeit zur KnechlSzestalt nahm ünd nun immerfort in zerbrochenen und mühseligen Men- schenherzen einkehrt, auch ihnen den Frieden zu geben, den die Welt mit all ihren Schätzen und all ivren Ge- Nüsse» nicht geben kann, hat unseren frommen Länger» ihre köstlichsten Lieder entlockt und unseren gläubigen Künstlern Pinsel und Griffet geführt, daß sie sich über- bieten, uns recht beweglich vorzusühren, was ihnen selbst das Herz gerührt hat. So erklingen sie denn wirder an den geweihten Stätten, di« alten werten Gesänge: „Dies ist der Tag, den Golt gemacht" und „Gelobet seist Du, Jesu Christ, daß Du Mensch geboren bist" und von den Kanzelst wird es uns ins Herz ge- drückt, daß wir von den irdischen Weihnachtsgeschenken den Blick erheben zu der reichen WeihnachlSbescherung, die der ewige Gott uns bereitet hat, von der irdischen WeihnachtSsreude empoisteigen zu der, welche allem Volk widerfahren ist, denn uns ist heut« der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt Davids. O sorgen wir, daß wir nicht aufgehen in dem sichtbaren, das auch hier nur ein Gleichnis ist, daß ias weihnachtliche Leben in den Häusern und im Ver kehr nicht im Widerspruch stehe zu der andächtigen Be wegung der Gemeinde im Gotteshaus«, daß unsere Wcih- AachtSfeter nicht etwa nur darin besteht, uns auf die wenigen Tage über das Elend des Erdenlebens hinwea- zutäuschen, sondern darin, daß wir die Gnade freudig ergreifen, die leibhaftig erschienen ist, es hell zu machen an jedem dunklen Ort, daß unsere Wechnachlswonne nicht so kurze Zett nur dauert, wie etwa die Spielsachen unserer Kleinen hallen, sondern noch nachhäit, wenn das Alltagsleben mit seinen Pflichten und Rätseln wieder in sein Recht tritt, und daß cs auch von unseren Lippen erklinge: Dies ist Lie Nacht, da mir erschienen des großen Gottes Freundlichkeit; Das Uinv, Lem alle Engel dienen, bringt Licht in meine Dunkeiheit; Und dieses Welt- und Himmelslicht weicht hunderttausend Sonnen nicht. Gerade der Satz im apostolischen Glaubensbekennt nisse, welcher die Weihnachlslhat Gottes betrifft und schildert, ist in der jetzigen Zeft, wie oft schon früher, heiß umstritten. Man möchte ihn ausstreichen und weiß dafür nichts anderes anzujühren, als ein ver- standsstolzes: „Es kann Nicht sein." ES soll natürlich nicht wunderbar mit der Geburt des Jesvsknaben zu- gegangen sein. Man möchi« aus dem Christentum und bem christlichen Glauben ein Geheimnis nach dem an- dern wegschaffen. Man übersieht aber dabei, daß man damit das Christentum zu nichts anderem macht, als zu einer auSgehöhlien Nuß und einem ausgebrannten Krater. Was Hal man an solchen? Ist es nicht wahr, sondern ein ücerwundener Standpunkt : „em pfangen vom heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Marta", dann ist Jesus geworden, wie alle anderen, dann ist er auch nur wie alle anderen. Ist er nicht in seinem Ursprung von uns verschieden, fo ist er über haupt nicht von uns verschieden. Ist er wie unser ei ner, dann ist er nicht unser Heiland. Er mag viel leicht doppelt mitleidig unsere Plage und Last mit uns gefühlt haben, aber wegnehmen konnte er sie nicht; er hat dann nicht mehr Anspruch mit seinen Aussprüchen auf die Unfehlbarkeit gehabt, als der Papst rn Nom, er >st dann mchl unser unerreichbar, s Vorbild, nicht der Herr, der sein Häuilein aus Erben Hel» und trägt, nicht der, auf welchen wir im Leben und im Tobe un ser« Hoffnung setzen dürfen. Er ist dann einer unter den vielen Großen unseres Geschlechts; aber leicht möglich, daß m Zukunft ein anderer über ihn hinauswächst, ein König im Reiche der Geister: aber warum soll er nicht noch überholt werden von Weise ren im Laufe der Jahrhunderte, wie es Meher jedem Weisen erging, ein Held herrlicher Lhaten. Aber müßte dann nicht die Wirkung derselben kleiner und kleiner werden im zunehmenden Fortschritt der Mensch heit, wie di« Wellen, die ein Slernwulf im Wasser er regt, allmählich sich glätten? Der Segen kann vndrauchl werben, der aus Erden seinen Ausgang hat» dieWohl- lhal kann autgezehrl werden, die von erschaffenen Kräf te» dargereicht wird, wie alle Bi unnen versiegen, wenn sie nicht vom Regen des Himmels gespeist werden. DaS Christkind in der Krippe ist eine Gabe unseres Gottes. In unser armes Fleisch und Blut hat sich das ewige Gut verkleidet. Nein, indem wir des Weih nachtsglaubens, wie er in der Schrift bezeugt ist und an Millionen Herzen sich bewährt hat und von der Kirche wieder in diesen Tagen verkündigt wird, froh werden, können wir die nur beklagen, welche mit ihm gebrochen Hatzen. Ihnen muß der beste Teil wahrer Weihnacht-freude entgehen. Umer Volk wird jetzt von einer Menge ernster Fra- gen bewegt, aber di« Frage, wie cS sich zu der Person Jesu Christi stellt, ist nicht die am wenigsten wichtige. Schlimm genug, wenn wir über jüdischen Eigennutz, der uns und unser Vaterland..in Gefahr dringt und das Gostrecht, das wir dem fremden Voile in unserem Hause gutmütig genug eingeräumt haben, schlecht dankt, zu klagen haben Aber sei nur nun auch die Entrüstung allgemein, wo jüdischer MateriatrSwuS unseren von den Vätern ererbten Glauben bespöttelt und antastet, wo der zersetzend« Geist einer Kritik, die ihr« Freude nur am Niederreißen hat, nicht am demütigen Ergründen der Wahrheit, unserem Volke den Stolz auf sein Chri stentum verleidet. Je mehr es in G-fahr ist, abzusal- len von dem Hort alle-Heils, je mehr die Grundlagen deS kirchlichen und des VolSlebenS unterwühlt werden, je vcrnehmer viele Gebildete der Frage aller Fragen: „Was muß ich lhun, daß ich selig werde?" gegenüber stehen, und je. brüsker di« Volksverhetzer in Wort und Schrift die Losung ausgeben: „Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche", desto größer ist die Verant wortung aller, di« di« Liebe Gottes in seinem Sohne erkannt und geglaubt haben, zu protestieren und ihre Kinder im Glauben an sie zu besestigen. Wir schreiben freudig und dankbar über die Thür des Stalles in Bethlehem: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Das macht «rst recht daS Weihnachls- sest zu einem Feste der Liebe. Tas treibt auch, Liebe an den Brüdern zu üben, nicht nur um des Herkom mens, sondern um der von oben empfangenen Gabe willen! O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weih nachtszeit, Welt war verloren, Christ ward geboren, freue dich, freue dich, o Christenheit. I?. Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 24. Dezember 1892. 7 In den letzten Tagen hat der Schneemann wie der einen, allerdrngs schwachen, Anlauf genommen, unS „weiße" Weihnachlea zu bescheren, und ist mit Unterstützung des eingetretenen Frostes denn auch ein ziemlich winterliches Landschaftsbild zu stände gekom men. Daß aber die WeihnachtSftimmung auch in die Herzen vieler unserer bedürftigen hiesigen Einwohner einziehen kann, dazu haben die vielen wohlthättgen Stiftungen deigetragen, deren sich unsere Stadt erfreut. So wurden am gestrigen Tage aus 40 verschiedenen Stiftungen an Ratsstelle 8421 M. 71 Pf. an 451 hiesige bedürftige Personen ausgezahlt, ein Weih nachtsgeschenk, welches mit innigem Dank gegen die meist längst dahingeschiedenen Wohlthäter in Empfang genommen wu^de. Daß aber auch die neuere Gene, ration von Wohlthätigkettstrieb beseelt ist, dafür legen die reichen Gaben Zeugnis ab» welche zur Weihnachts zeit hier von zahlreichen Vereinen re. verteilt werden. So konnte u. a. am 23. ds. Mts. nachmittags die hiesige Weber-Innung 25 alten würdigen Jnnungs- meistcrn und 35 Webermeisterswrtwen eine Wech- nachtssreude bereiten. Es gelangten in oller Stille zur Verteilung die StistungSzinsen aus der Karl Forberg-Stiftung an 2 Personen je 3 Mk. inkl. ie 75 Pfg. aus der Sammlung, seiner an 2 Personen je 15 Mk. aus der Karl Friedrich Uhlemann-Stiftung und an 10 Personen je 6 Mk. aus der Leberecht John- Stiftung undan 4 Personen je 10 Mk. aus der Lißner- und Flatter-Stistung. Außerdem erhalte» von Len freiwilligen Spenden seilens der Webwarenfabiikanten und sonstigen Freunden der Innung 21 Personen je 3 Mk. und 21 Personen je 2,25 Mk. Diesen Gaben an Geld konnten noch extra je ein Christstollen und diverse brauchbare Waren, Jacken, Röcke, wollene Hauben, Schürzen, wollene, jerdene und halbseidene Tücher, Tabak und Zigarren u. s. w. beigefügt werben. Sichtlich erfreut wurden diese Gaben in Empfang genommen. f Die Weihnachtsausführung: „Das Christkind" in Verbindung mit Klavier-Vorträgen Hot erfreulicher weise ein derartiges Erträgnis ergeben, daß es den kleinen Darstellern und Vortragenden möglich gewor den ist, 100 bedürftige Mitschüler und Schülerinnen sür den 2. WeihnächtSseiertog zu sich zu Gaste zu laden. Dos Mittagsmahl, bestehend in Wiegebraten mit Kartoffeln, 'Kompott und Einfachdier» später Kaffee und Stollen» soll mittags 1j Uhr im Saale des Hotels zum Roß angesichtS eineSlichtschimmernden Christbaums eingenommen werden. Jedenfalls ist mit dieser Be wirtung das Vorhaben voll und ganz zur Durch- sührung gebracht worden» daß sich die geladenen Kinder an festlich-froher Tafel einmal an dem Dar zubietenden recht gütlich thun, zur großen Freude der kleinen Geber! f Wir machen unsere geschätzten Leser noch an dieser Stelle besonders darauf aufmerksam, daß wir in der der heutigen Nummer deigefüglen Sonntags beilage den von »Herrn Bürgerschulleyrer Max Richler im hiesigen Gewerveoerein gehaltenen interessanten Vor trag „Aus Frankenbergs vergangnen Tugen" zum Abdruck gebracht hoben. f Vormünder sind darauf aufmerksam zu machen, daß im Januar die alljährlich zu erstattenden Berichte über die geistige und leibliche Pflege, Verhalten und Aufführung, sowie über di« Fortbildung ihrer Mün del bei dem zuständige» Amtsgericht einzureichen sind. — Am 24. Oktober 1893 begeht König Albert sein 50jährige» Milnär-Jubiläum, indem derselbe am 24. Oktober 1843 al- Leutnant der Infanterie beim damaligen Leid-Jnfanterie-Regiment in den aktiven Militärdienst eintrat. Die Armee beabsichtigt mit Genehmigung Sr. Majestät diesen Tag festlich zu be gehen, und es ist bereits unter Vorsitz der General major von Treitzjchke «in aus dem Chef des General- staveS Oberst Freiherr von Haasen, vem Kommandeur deS Gardereiteriegiments Oberstleutnant von Broizem, dem Abteilungövorstand im Kriegsminlsterium Major von Carlowitz, dem Abteilungsvorstand im 1. Feld- artillerie-Regiment Nr. 12 Major von Gersdorff und dem Hauptmann und Kompaniechef im Schutzea-Re- gimente Hauptmann von Haugk ein Komitee zusam mengetreten, welches die Leitung der zu Lyren dieses Festtages in Aussicht zu nehmenden Veranstaltungen leiten wird. An dem Jubetlage wird eine für die Armee bestimmte Festschrift unter dem Titel: „Gedenk buch für die königlich sächsische Armee zum 50jährigen Dlenstjubiläum Sr. Majestät des Königs" erscheinen. König Alvert ist mit Ausnahme der sächsisch-ernesti- nischen Herzoge, sowohl an Lebens- wie an Dienst jahren, als endlich dem Osfizierspatente nach der älteste Offizier der sächsischen Armee, soweit die aktive» Offi ziere in Frage kommen, da Se. Majestät im Jahre 1828 geboren, im Jahre 1843 in den aktiven Dienst emtrat und das OffizieiSpalent von demselben Jahre besitzt; in den Liste» der Armee wird König Albert als Chef des 1. Lmien-Jnfanteric-Regimenls, jetzigen 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 „Prinz-Regem Luit pold von Bayern", dagegen bereits seit dem 16. Mar 1828 geführt. Feldmarschall Piinz Georg würde am 29. September fern 40jähliges Stabsoffiziers-Jubiläum feurn können. Derselbe ist dem Patente nach dec älteste dienstthuende Offizier der sächsischen Armee. — Das Direktorium des Technikums Mittweida teilt mit Bezug auf die kürzliche Notiz von in Mitt weida vorgekommenen Technikerdemonstralionen mit: Tie seitens unserer Lehrerkonferenz vorgenommene Auflösung von 11 an der Anstalt bestehenden Vereinen in einer Gesamtzahl von 75 Mitgliedern ist dadurch begründet, daß dieselben sich von ihrem ursprüngliche» wifsenschastlichen Ziel vollständig entfernt haben und auf alle mögliche Weise unter Umgehung rejp. Nicht- beachtnug der betreffenden Schulgesetze sog. studenti sche Gebräuche nachzuahmen versuchten. Die diessei tige Verfügung hat allerdings Verbitterung unter den jungen Leuten verursacht, weshatb sich auch ein Teil derselben bereit fand, gegen die Direktion Demonstra tionen anzuzetteln. Durch rasches Handeln unserer Polizeiorgane sind di- Lchü.er in ihrem Vorhaben behindert worden, sodaß daS ganze Vorkommnis auf «ine Ruhestörung hrnauslies, welche an den Betroffe nen durch einfache Polizeistreifen geahndet wird, wäh rend gerichtliche Strafen überhaupt nicht verhängt sind. ES kamen weder Verwunoungen vor, noch find Fensterscheiben eingeworfen und auswärtiger polizei licher Hilfe bedurfte es durchaus nicht. — Die Erbauung eines Jnnungs-Schlachthoses in Limbach wurde iu der am Mittwoch avgehal- lenen Sitzung des dvrtigen Slaürvervrdnetenkollegiums mit 13 gegen 11 Stimmen beschlossen; die 11 Gegner stimmten sur Erbauung des SchlachlyoseS durch die Stadt. Damit ist für Limbach endlich eme wichtige Frage zum Abschluß gebracht worden , welch- fett Monaten di- Gemüter lebyajt erregt hat, was sich auch im Avstimmüngsveryällnis wieoerfpiegelt. — Auf dem Böhmische» Baynyof zu Dresden ereignete sich am Freitag nochmttlag i» der 5. Stunde ein schwerer Unglücksfall. Zwei Streckenarbeiter,'die einen Gegenstand über die Geleise trugen» wurden da bei von einer Rangiermaschine, welche hinter ihnen helkam, ersaßt uud überfahren ke<. zur Sette geschleu dert. Der eine, ein verheirateter Plan» und Vater von 2 Kindern, war auf der Stelle tot» der ander« wurde erheblich vrrtetzt und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. — Nachdem im Prozeß Tisch-mdorf-Leipzig am vorgestrigen vierten Verhanblungstage die Beweisauf nahme zu Ende geführt worden war, begannen gestern vormittag die PlaidoyerS. Staatsanwatt I)r. Lange begründete die Anklage in fünfviertelstündiger Rede und beantragte, den Angeklagten vr. meck. von Tischen-