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282 Sonntag, den 4. D^ember 18SS. »8ch<>nt tL,lich. MU Nu« nähme der ^onn-und Festtage, adenü« für den s»l- jgendcn Lag. Preil vierteljährlich l M. ao Pfg., «imatlich es Psg., «tnjel-Nrn. bPsg. Bestellungen luhmtn alle Post- anstalten, Postboten und die iluigabe- pellen der Lage- dlatter an. ^nkcndcrgcr Taget/,,, ^ezrrKsaE^ Juserat^ledsthr«: Gtnfstaltige Korsm»» tzcile od. deren «au» 1V PK- «»gesandt und Pellamen unter de« Redaktlonistrich »PK- Pachwrl» und Offerten-ilunahipc Pro Inserat W Pf«, Kleinster Inserat«»« tetra, 20 Ptz. «nuplltlerta stnfer.te »ach d^o» derem Lartf. letzte Wort über die Politik der beiden letzten Jahrzehnte noch nicht gesprochen sei. Die beständigen Steigerungen unserer Wehr- krasr hätten auch unsere Nachbarn zu dauernden Soldatenvermeh- rungen veranlaßt, sodaß ein Ende noch gar nicht abzusehen sei. Er könne nur das sagen: Wird die Militärvorlage, so wie sie jetzt ist, angenommen, so wird sich der Unmut der Bevölkerung auf das Höchste steigern. Die Reichsregierung mag dies wohl erwägen und sich hüten, die Dinge gar zu sehr auf die Spitze zu treiben. (Beifall links.) Reichskanzler Graf Caprivi: Der Vorredner hat gefragt, ob ich bei dieser Vorlage gar nicht an die Sozialdemokratie gedacht hab«. Allerdings habe ich daö gcthan und gerade di« Sozial demokratie Hot am allerwenigsten Ursache, sich darüber irgendwie auszuregeu. Die Militärvorlage ist bestrebt, die Forderung nach der Gleichheit aller vor dem Gesetz unbedingt durchzuführen, sie will auch weiterhin eine gleichmäßige Verteilung der Lasten herbei führen. Von diesem, jedenfalls wichtigen Standpunkt aus be trachtet, ist sie wohl geeignet, der sozialdemokratischen Agitation Abbruch zu thun. (Beifall.) Was die neue Militärprozeßordnung betrifft, so spreche ich nochmals die Erwartung aus, daß eS hier über zu einer befriedigenden Lösung schon im nächsten Jahre kom men wird. v. Schalscha (Zentr.): Von mehreren Rednern ist hervorgeho ben, daß die breiten Levölkerungsklassen ungemein unter einer starken Arbeitslosigkeit zu leiden Haden. Diese Behauptung ist indessen übertrieben und unzutreffend, sie besteht nur in den Städten und in den Jndustriebezirken; aus dem Lande herrscht sogar Ardeitermaugel, trotzdem doch recht gute Löhne gezahlt wer den. Dieser Zustand ist nur «ine Folge der zügellosen Freizügig keit und der zügellosen Konkurrenz im deutschen Reiche, wodurch zugleich die Züchtung der Millionäre gesöroert wird. Leider ist nicht einmal di« so notwendige Abänderung des Gesetzes über den tlnterstützungswohnsttz von der Reichsregierung in Aussicht genom men. Die neuen Handelsverträge Haden ber Industrie keinen Nutzen, der Landwirtschaft aber Schaden gebracht. Wir haben s. Z. sofort gesagt, daß die Herabsetzung der landwirtschaftlichen Zölle ein verkehrter Schritt sein würde. Auch durch die neue Mi- litärvorlage soll die Landwirtschaft noch mehr bluten, bluten in Spiritus, in Bier und in Menschen, denn ber Hauplersatz kommt vom Lande. Gründlich zu Velsen ist der Landwirtschaft freilich nur durch eine Senderung unserer Währung. Mag die Reichsregie,ung bald das Nölige «rlennen und ihren Vertretern aus der interna tionale» Müuzkoaserenz in Brüssel die entsprechenden Weisungen geben. Rickert (freis.): Der »bg. KoszielSki hat vorhin ausgeführt, daß rr und seine politischen Freunde die ärmsten Landstriche im »rvtsch« Reiche vertreten. Um so mehr müßten dann ad«r die Herren darauf Bidacht nehme», die Kornzölle zu beseitige». Wir , würden uns freuen, wenn sie sich in diesem Bestreben mit uns ver binden würden; ich kann versichern, daß sie dann auch die Unter stützung der Freisinnigen finden würden. Angesichts unserer wirt schaftlichen Notlage müssen schließlich die Zölle fallen, welche die Lebensmittel verteuern. Auch unsere Finanzlage im Reiche ver schlechtert sich mehr und mehr. Früher sollte es Norm sein, dah.. die Ueberweisungen aus der Reichstaffe au die Einzelstaate» die Einzahlungen der Einzelstaaten au die Reichskasse um dO Millio»e» Mark im Jahre überstiegen; jetzt ist dieser Ueberschuß, nachdem er sich mehr und mehr verriugert bat, aber schon ganz verschwunde». Der Marineetat muß ganz unbedingt sehr weitgehende Streichung«» erfahren; z»m Glück haben sich ja auch alle Herre» durchaus streich lustig gezeigt, sogar von Frege waren die Forderungen zu groß. Im Schiffbau wird jetzt überhaupt so ohne alle Methode «td überhastet vorgegangen, daß schon mit Rücksicht hierauf der Reichstag Lie Schiffsneudauten thunlichst «inschränken muß. Die Freisinnige» können die neue Militärvorlage in ihrer gegenwärtigen Korm nicht annehmen, wie Richter bereits erklärt hat, wir könnten nur die Konsequenzen aus einer Einführung der zweijährigen Dienstz«it ohne Erhöhung der Friedensstärke ziehen. Zur Vermeidung von Mißverständnissen will ich aber ausdrücklich erklären, daß unsere Stellung gegen di« Militärvorlage kein Mißtrauensvotum gegen über Ler Leitung unserer auswärtigen Politik sein soll. Wir find nicht der Ansicht, daß die Leitung unserer auswärtigen Politik sich seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck verschlechtert hat. Das Gegenteil ist der Fall. Von meiner Partei denkt niemand daran, dem Reichskanzler Grafen Caprivi fern Amt persönlich z» erschweren, obgleich der Reichskanzler anderer politischer Ansicht ist, als meine Partei. Es lag deshalb auch kein Anlaß silr ih» vor, Angriffe gegen die freisinnige Partei zu richten, wie eS am Mittwoch geschehen ist. 1887 find die Freisinnigen zur Bewilligung des letzten Mannes und des letzten Groschens bereit gewesen, »ur über die Dauer der Bewilligung bestand eine Differenz, und da» war eine N-bensrag«, wie »er heutige Reichskanzler selbst aner kannt hat. Es ,st sehr überraschend gewesen, daß damals der Fürst Bismarck nur dieser Kleinigkeit willen den Reichstag auflöste: Laß sein Nachfolger diesem Beispiele nie folgen wird, davon hi» ich überzeugt. Der neuen Militärvorlage können wir, wie gef^t, nicht zustimmen, solche weitausgreifenbe Pläne müssen Zett i»r Reife haben und das Volk durchdringen, sie müssen «rst verdaut werden. Mit der Vermehrung der indirekten Steuern kau, «», auch mcht so weiter gehen, wie bisher. Da, «olk ist heute schon überlastet. Die konservative Partei hält allerdings an dieser «ott»- belastung fest; in ihr, die jetzt glücklich auf dem Standpunkte AhlwardtS angekommen tst, herrschen die Stöcker und Hammerstein, und doch verdank«» dir Konservativen ihr Programm dem getauft«» A«dnch Stahl. Redner schließt mit der Versichern»^ daß Lie freisinnige Parte» aus sachlichen Gründen »od io derver- Fertigstellung und Ausgabe unserer erbitten wir bis vormittags 1N^ ."folgen zn ässen. Größere Inserate Aufnabme finden cx , o Uhr, wabrend kleinere Inserate bis 18 Uhr mittags AbdruNind^ Anzeigen können wir eine Garantie L «ooruas in oer bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen. D. Exp. ÄmtMa« der Lömgl. Amtshmptmamschast Flöha, de- König«. Ämlsgerichir «iid de- Bl-chwaar-n und dergl. mehr gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Frankenberg, am 1. December 1892. Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung und Baeladung Die jagdberechligten Grundstücksbesitzer von Niederltchtenau werden hiermit vor geladen, Montag, de« 19 December dfS. IS.« Nachmittags 4 Uhr, im Erbgericht pünktlich zu erscheinen. . . - . Beschlußfassung über Ausübung der Jagd auf anderwsite 6 Jahre, durch den jetzigen Jagdpachter. Zur Giltigkeit des Beschlusses müssen mindesten« der vierte Theil aller jag»' berechitgten GrnnbstückSbefitzer vertreten sein. . x- Es wird zugleich bemerkt, daß die im Termin nicht Erschienenen sich dem Beschluß der Anwesenden zu fügen haben M-d--Nch!°»-u, dm S «-«mb-- IMS. Versteigerung in Oberlichtenau. Donnerstag, den 8. December 1898, von Nachm. 1 Uhr an, sollen in Oberlichlenau 1 Pferd (Schimmel) 2 Schweine, 5 Hühner und 1 Hahn, 1 KohleA« wagen, ca. 20 C-r. Heu und Grummet, 1 Partie Stroh, ca. 80 Ctr. Kartoffeln, 1 Sack Kleesamen, 5 Säcke Düngemittel, 1 Putte Dünger, ca. 50 Scheffel B^uu-» kohlen. 1 Kutsch- und 2 «rbeitsgeschirre, 1 Brückenwaage mit Gewichten, I Egge, 1 Jges, 1 Schiebebock, 1 Nadekarre, versch. Kohlenmaaße, 1 Durchwurf, 2 eiserne Brechstangen, 1 eiserner Hemmschuh, 1 Pianoforte, I Vertiko, 1 Kleidersecretar, 1 Kommode, 1 Tisch, 1 Schreibpult, 1 Hängelampe, 2 Bettstellen, 1 Matratze, Feder betten und versch. andere Wirlhschaflsgegenstände gegen sofortige Bezahlung öffent lich versteigert werden. Sammelort: Bahnhofsrestaurant. Frankenberg, den 3. December 1892. , Müller, Gerichtsvollzieher. . ».LÄ mLWW »-"-E ist di- Königliche Amtsyauptmannschaft Flöha, am 2. December 1892 ——— Frhr. von Teuber«. Ldqf. 14. öffentliche Sitzung des Stadtverordueteucolleainms Montag, den o. December 1892, Nachmittags 6 Uhr im Rathhaussaale. 1) Mittheilungen. 2) Erbauung einer Schleuß- vom Kaisersaalgrundstück bis in den Mühlgraben, Ein- m "°" -b500 M. dazu in den 1893-r Haushaltplan. 3) Regelung der F-ldstraß- an den Brandstellen. Entschädigung von 1600 M an dl- 4 Brandcalamitosen. 4) Gesuch des Bauunternehmers Dähne und des Webers Helbig um Ueberlassunq .. cn ^"lwreal der Reichsstraße, » 3 M. 12 Pf. pro Quadratmeter, i)) Voranschlag der Kirchengemeindekassenrechnung und des Kirchenärars für 1893 6) Befchlußsaffung über ein- in di- Kaufverträge mit Nestler und Rudolph auszu« nehmende Bestimmung. 7) desgl. über eine von der Königl. Kreishauptmannschast hinsichtlich des Orlsstatuls, die Krankenversicherung der Arbeiter betreffend, gezogene Erinnerung 8) Berwilligung von 75 M. Erhöhung des Beitrags zur Volksbibliothek des G-- werbevereins. 9) Beitrag von 100 M. zum 25jährigen Jubiläum d-S Frankenberger Sänger bundes. hierauf: Sitzung unter Ausschluß der Oeffeutlichkeit. Rechtsanwalt Prider, Vorsteher der Stadtverordneten. ' —>.--1'1!. 1 1_LH_1.I vom Reichstage. In der 7. Sitzung vom 2. Dezember wurden die Anträge aus Einstellung der Strafverfahren gegen die Abgeordneten Geyer und Schmidt (Soz.-Dem ), sowie Werner (Antisem.) debattelos ange nommen. Hieraus Fortsetzung Ler ersten Beratung des Reichs- hauShaltsetalS für !8S3jS4, nebst dem Auleihegesetz und dem Etat für Lie Schutzgebiete v. Koscielski (Pole): Er vertrete mit feinen Freunden die ärmsten Landesteile und die ärmste Bevölkerung, deshalb müsse strenge Sparsamkeit ihre Richtschnur sein, insbesondere auch gegenüber den militärischen Forderungen, wie denen der Marine. Seine Wählerschaft verkenne nicht di« Bedeutung der Militärvorlage und fie brächte nach wie vor der Marine reges Interesse entgegen. Redner protestierte sodann gegen die vorjährige Behauptung des Fürste» Bismarck, die Pole» wollten einen Krieg zur Zertrüm merung Preußens, sowie gegen die von einem „Leipziger Re porter" übermittelte Behauptung Bismarcks, die Polen erstrebten den Krieg zur Vernichtung Rußlands. Abgesehen davon, daß die Polen in der Heraufbeschwöruug eines Krieges und seiner Greuel «i»«u Frevel erblickten, komme noch in Betracht, daß ei» Krieg mit Rußland sür die Polen ein Bruderkrieg sein würde. Er bitte, die Pole» doch so zu nehmen, wie sie stck> selbst geben. HausmaNn (LoikSp) nahm die heutige auswärtige Politik in Schutz dieselbe werde sehr korrekt und iu versöhnlichere» Formen als früher geleitet. Leider werde die Volksvertretung nur über di« Beziehungen mit afrikanischen Häuptlingen, nicht aber über die mit den europäischen Mächten durch Weißvücher insormiert. Der Redner bekämpfte dann die Koloniaipolttik und das «uswan- derungsgesetz Anstatt den Leuten das Auswandern zu erschweren, sollte man lieber vielmehr darauf achten, ihnen den Aufenthalt »m ranke angenehm zu machen. Davon merke man aber bisher nichts. Wenn die Reichsregierung in der neuen Militärvorlage einfach die Einführung der zweijährigen Dieastzeit und die hierdurch bedingte Ergänzung der Friedensstärke der Reichsarmee vorgeschlagen hätte, würde die Neuerung eine durchaus volkstümlich« gewesen sem. Deutschland würde damit zugleich ein glänzendes Beüpiel seiner weitgehenden Friedensliebe gegeben haben. So «st die Milttür- vorlage nur Wasser auf die Mühle der Sozialdemokratie. Hat denn der Reichskanzler gar nicht daran gedacht? Ber der jetzigen wirtschaftlichen Lage im dtutschea Reich« Forderungen, wie die >n der Militärvorlage gestellten, zu bewilligen, würde sür den Reichs tag geradezu unverantwortlich sein. Der Reichskanzler hat gester» bemerkt, Lie Vene Militärstrafprozeßvrdaung würde gegenwärtig im Schoße d«r Militärverwaltung erwogen; nun, Redner fürchte, die- jer Schoß wird ein recht unfruchtbarer sei». Der Reichskanzler hab« ferner den Freisinnig«» «ine Liste ihrrr »eg«tiveu «bstim - Kümglen votgehalten; aber «r möge doch dar»- denken, datz da»