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Mittwoch, dm 2. November 1892 Amtsblatt der Lönigl. Amtshanptmannschaft Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts und des Atadtrats zu Frankenberg. Der Kirchenvorstand zu Niederlichteuau. Inserat berühren: Stxspaltlge aorpu«- gelle ad. deren Sian» 10 Pfg. Eingesandt und Reklamen unter de» Redaktion,strich ' !»Pfg. Rachwet, mid Ossertcn-Annahme Pro Inserat 28 Pfg. «ktra. Kleinster Inseraten« »etrag 20 Pfg. Komplizierte Inserate nach befmm dcrcm Tarif. stellvertretenden^ Vorsi^enden^d wir am Sonntage am Grabe des unserem Kirchenvorstande seit 21 Jahren angehörigen Mitgliedes unh» Erscheint täglich, «lt Au,nähme der «onn- und JesUag«, abend, für den sol- sgenden Lag. Prell vierteljährlich r M. »0 Pfg., monatlich d« Pfg., Einzel.«rn. d Pfg. kesiellungen nehmen alle Post- anftaltcn, Postboten und dl« «urgab«, stellen der Lage- blatte, an. ^ezirksuu^^ Herrn Friedrich August Böhme, oestanden sükt-n Kaufmanns und Oemeindevorstands in Höerlichtenau, alle lammt, welch schweren Verlust wir und seine Gemeinde mit dem Scheiden dieses theueren Mannes erlitten haben, der, erfüllt „^bKirche, gern mit bauen half an dem Wohle unserer Kirchgemeinde, den eifrigsten Antheil nahm an allen kirchlichen »"z.^^°bnden Vorschlägen zur Förderung unseres gottesdienstlichen Äemeindelebens vorging, mit uns die Freude an allen m ? oes Gotteshauses und des Gottesdienstes dienenden Neuerungen aus vollem Herzen theilte, der, getragen von der unge- s-in Verehrung seiner Gemeinde, uns allen als ein lieber Freund sich erwiesen hat, und rufen ihm in aufrichtiger Trauer über sem frühes Scherben einen Dankesgruß in die Ewigkeit nach. . . stellung der hierzu erforderlichen Mittel ansieordnet hatte, ergriff mein verewigter Herr Vater das Projekt mit der ganzen Wärme seines tiefen Gemüts. Seiner unmittelbaren Anregung und Ein wirkung verdanken wir bis in die kleinsten Ausgestaltungen da» hehre Bauwerk, welches wir heute kirchlich geweiht haben. Fanden doch in dieser Aufgabe sein echt evangelischer Sinn und seine hohe künstlerische Begabung die schönste Befriedigung. Gott hat eS nicht gewollt, daß mein unvergeßlicher Herr Vater das vollendete Werk hat schauen sollen. Nie aber wird die dankbare Nachwelt es vergessen, daß sein Name mit diesem Denkmal der Reformatio« unzertrennlich verbunden ist Uns aber, dem lebenden Geschlechte, soll Lie erneute Schloßkirche nicht nur ein Zeichen der Erinnerung sein an vergangene Zeiten, sondern sie ist und bleibt unS eine ernste Mahnung für Gegenwart und Zukunft. Denn sie ist uns der beredte Ausdruck des Segens, den Gott uns durch die evan gelische Kirche geschenkt hat und täglich aufs neue darreicht. Diesen Segen nicht verkümmern zu lassen, ihn dankbaren und gläubigen Herzens zu bewahren und zu pflegen, ist unsere Aufgabe. Denn auf dem gläubigen Festhalten an der ewigen Wahrheit des Evan geliums ruht unsere Hoffnung im Leben und im Sterben. Wir haben unseren Glauben heute vor GotteS Angesicht aufs neue be kannt, und wir vergessen es nicht, daß dieses Bekenntnis uns auch heute noch mit der gefamten Christenheit verbindet. In ihm liegt ein Band Les Friedens, welches auch über die Trennung hinüber reicht. Es giebl in Glaubenssachen keinen Zwang. Hier entscheidet allein die freie Ueberzeugung des Herzens, und die Erkenntnis, daß sie allein entscheidet, ist die gesegnete Frucht der Reformation. Wir Evangelischen befehden niemand um seines Glaubens willen. Aber wir halten fest an dem Bekenntnisse des Evangeliums bis in den Tod. Das ist meine Zuversicht, mein Gebet und meine Hoffnung, darin bestärkt mich der Geist, welcher diese Festver- sammlung sichtlich durchweht. Auf dem festen Grunde unseres evangelischen Glaubens haben wir das heutige Fest feiern dürfen. Daß dies in so erhebender Weise hat geschehen können, verdanke ich vor allen Dingen den Allerhöchsten, Höchsten Fürsten, sowie den Regierungen der freien Hanfastäbte des deutschen Reiches. Es drängt mich, Ihnen meinen tiefen Dank zu entbieten. Der gleiche Dank erfüllt mich gegen die Allerhöchsten Souveräne be freundeter Reiche, welche mit uns durch das Band des evangelische« Glaubens verknüpft sind und welche ihre Teilnahme an der heutigen Feier durch Entsendung erlauchter und hoher Vertreter so bernt willig bekundet haben. Mein Dank und meine Anerkennung ge bühren endlich den Männern, welche den herrlichen Bau geschaffen, ihn so reich und sinnreich geschmückt und dazu beigetragen haben, das heutige Fest so schön anszugestalten. Dieser Pokal aber, den einst Luthers Lippen berührten, soll mir dazu dienen, das Wohl meiner durchlauchtigsten Gäste zu trinken. Deutschlands evange lische Fürsten und die Regierungen der deutschen freien Städte, sie leben hoch!" Den Schluß der Feier bildete die Aufführung deS Herrigschen Lutherfestipiels, währenddessen eine glän zende Illumination begann. Unter brausenden Ova tionen erfolgte die Abreise deS Kaisers und der fürst lichen Gäste. Kaiser Wilhelm hat beschlossen, zur Erinnerung an die am 3l. Oktober d. I. stattgefundene Einweih ung der erneuten Schloßkirche zu Wittenberg eine Denkmünze in Bronze prägen zu lassen, welche auf der Vorderseite sein Bildnis und auf der Rückseite eine Abbildung der Schloßkirche mit der Umschrift: „Eine feste Burg ist unser Gott" und dem Datum: „Wittenberg, den 31. Oktober 1892" tragen soll. Die Denkmünze wird in zwei Größen hergestellt. Die größere ist für die fürstlichen Personen bestimmt, die der Feier beigewohnt resp. sich dabei haben vertreten lassen, und soll als besondere Auszeichnung auch den jenigen verliehen werden, welche sich Nm den Erneue rungsbau oder die Veranstaltung de- Festes verdient gemacht Haden. vr. Berkhauses. Der letztere übergab den Schlüssel dem Superintendenten Quandt etwa mit folgenden Worten: „Auf Befehl Sr. Majestät des deutschen Kaisers und Königs von Preußen, des Schirmherrn und Bauherrn dieses Gotteshauses, und Kraft des mir übertragenen Amtes als Vorsteher der höchsten kir- chenregimentlichen Behörde dieser Lande übergebe ich Ihnen, als dem berufenen Diener am Worte, diesen Schlüssel, um die Thür des erneuerten Gotteshauses zu öffnen. Möge diese Pforte allen, welche durch dieselbe einlreten, werden zur Thür zum Himmelreich. Amen." Unter Vorantritt der Zeugen der Schlüssel übergabe betraten die Fürstlichkeiten und nach densel ben der Kaiser mit glänzendem Gefolge die Kirche, von den mächtig durch das Gotteshaus schallenden Klängen einer Hymne empfangen. Der Kaiser nahm auf dem erhöhten Kaiserstuhl, die deutschen Fürstlich keiten auf dem von ihnen gestifteten Gestühle Platz. Sodann intonierte die Orgel mit vollen Registern den altkirchlichen Gesang: „Komm, heiliger Geist", nach welchem der durch Generalsuperintendcnt Schulze voll zogene Weiheukt folgte. Nach Beendigung des Fest- gottesdienstes begaben sich der Kaiser, die Kaiserin und die sürstlichen Gäste nebst Gefolge, von der auf dem ganzen Wege zu Tausenden und Abertausenden auf gestellten Menge mit endlosem Jubel und Hurra be grüßt, zu Wagen nach dem Lutherhause. In den oberen s. Z. von Luther bewohnten Räumen verlas der Kaiser mit lauter Stimme die urkundliche Auf zeichnung über den Nattgehabten Weiheakt, die dem- nächst vom Kaiser und den anwesenden Fürstlichkeiten, sowie von den Vertretern der abwesenden Fürstlichkei ten und der freien Städte eigenhändig unterzeichnet wurde. Nach der Unterzeichnung nahmen die kaiser lichen Majestäten, sowie deren Gäste nebst den kaiser lichen Prinzen von der vor dem Lutherhause erbauten Tribüne die Huloigung des historischen Festzuges ent gegen, der von Bewohnern Wittenbergs und der Um gegend veranstaltet war. Derselbe stellte bekanntlich Episoden der Stadt Wittenberg dar. Hierauf sand im Refektorium und in den oberen Sälen des Luther- Hauses Tafel zu 450 Gedecken statt, bei welcher der Kaiser nachstehende Rede hielt: „Im dankbaren Ausblick zu Gatt dem Herrn, der uns in seiner Gnade das heutige Fest bereitet, erhebe ich den Pokal, den die Stadt Wittenberg dem Reformator vr. Martin Lutber zu seiner Hochzeit im Jahre 1ü25 dargebracht hat. Es war dies die Zeit, zu welcher Lie Reformation in den deutschen Landen bereits festen Fuß gefaßt hatte. Wittenberg, die Wiege und Werkstatt der deutschen Reformation, ward reich an Rubm und Ehren. Kein Wunder, daß bei dem Herannahen der 4Mjährigen Wiederkehr des Geburtstags Luthers die Augen der evangelischen Welt sich abermals nach Wittenberg lenkten und Ler Gedanke Gestalt ge- wann, Lie Schloßkirche, welche die Stätte der ersten reformato rischen That gewesen und in der neben den irdischen Ueberresten der ersten Schirmherren der evangelischen Kirche die Gebeine Lu thers und Melanchthons ruhen, würdig wieder herzustellen. Dieser Gedanke sand vollen Anklang in den Herzen meiner m Gott ruhenden Vorfahren, des Kaisers und Königs Wilhelm l und des Kaisers und Königs Friedrich HI. Majestäten. Aber in ihrer hoch- herzigen Weife erweiterten sie den Plan »ahin, durch den Erneue rungsbau zugleich ei» Denkmal Ler deutschen Reformation zu Mm. Nachdem mein hochseliger Herr Großvater die Bereit Der L-thertag in Wittenberg. . Siadt Wittenberg prangte schon am Sonntag IM reichsten Festichmuck, an dessen Vollendung aüer- warts die letzte Hand angelegt wurde. Von dem mit Fahnen und Wappen aller evangelischen Fürstenhäuser festlich geschmückten Bahnhof bis zur Lutherkirche be zeichneten hohe, mit Tannengrün umwundene Masten, von denen Fahnen in allen Farben, abwechselnd mit dem schwarzgelben Banner der Stadt Wittenberg, wehten, die Feststraße. Vor dem Rathause, der Lu therkirche und dem Lutherhause waren mit Baldachinen überdeckte Estraden errichtet. Der Fremdenzufluß war ein sehr großer. Am Montag früh wurde von allen Kirchtürmen zur Einweihung des Festes das Luther lied : „Ein' feste Burg ist unser Gott" geblasen. Die Straßen der Stadt waren herrlich geschmückt. Gegen j9 Uhr hielten die Torgauer Geharnischten in ihren prächtigen mittelalterlichen Rüstungen ihren Einzug. Die mit Einladungskarten versehemn Personen ver sammelten sich von 10 Uhr ab auf dem durch Militär abgesperrten Platz vor dem Rathause, wo auf einer bedeckten Estrade die eingetroffenen Fürstlichkeiten die Ankunft des Kaisers und der Kaiserin erwarteten. Der kaiserliche Sonderzug fuhr kurz nach 11 Uhr im Bahnhofe ein, von dem sich der Kaiser im offenen Vierspänner mit Spitzreiter, auf dem ganzen Wege enthusiastisch begrüßt, nach dem Rathause begab, wäh rend die Kaiserin mit der Prinzessin Friedrich Leopold und der Erbprinzessin von Meiningen unmittelbar vor dem Südportal der Lutherkirche vorfuhren, um in derselben die für sie bereitgehaltenen Plätze einzuneP men. Bei seiner Ankunft vor dem Rathaufe wurde der Kaiser von dem Bürgermeister Schild, sowie von den Mitgliedern des Magistrats und der Stadtver- ordnete»versammlung ehrfurchtsvoll begrüßt. Auf die Begrüßungsansprache des Bürgermeisters erwiderte der Kaiser ungefähr: „Er wolle halten, was fein hoch- seliger Großvater Kaiser Wilhelm und was Kaiser Friedrich gelobt, und freue sich, das ausgefüyrt zu Ahm, was sein hochseliger Vater mit besonderer Liebe «strebte. Weiter gab er seiner Freude Ausdruck, die Stadt Wittenberg aus so bedeutungsvollem Anlaß besuchen zu können und sie so reich geschmückt zu fin- den." Sodann setzte sich der Festzug zur Küche unter Leitung der Festordner in Bewegung. Festliches Glo- ^kengeläute von den Türmen der Stadtkirche wie von dem der Schloßkirche begleiteten denselben. Beim An- nähern des Zuges an die Schloßkirche erklang von der Gallerte des Turmes der von dem Trompeterkorps deS 7. Kürassierregiments geblasene Choral: „Ein' feste Burg ist unser Gott". Der Kaiser betrat nach Ankunft des Zuges an der denkwürdigen Thesentbür die Estrade deS vor derselben errichteten, mit kaiser- Uchen Adlern reich geschmückten Zeltes, wo nutimehr die Uebergabe deS Schlüssels stattfand. Der Geh. Rat Adler überreichte den Schlüffe! auf einem Samtkiffen. Der Kaiser übergab ihn mit einigen weihevollen Wor- tek dem Präsidenten de- evangelischen OberkirchenratS, nslocal. ,d. ich. 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