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Spinnmühle zu konvaleszenten, sowie allen denjenigen, welche sich durch Ruhe und Naturgenuß von den Anstrengungen ihres Berufes erholen wollen, bietet das in der Nähe Dresdens gelegene Augustusbad sowohl in landschaft licher Beziehung als auch in Rücksicht auf die Man nigfaltigkeit seiner Heilmittel einen angenehmen und geeigneten Aufenthalt. Der Gebrauch der Eisenquel len, die zum Trinken und Baden dienen, hat sich seit der Gründung des Bades, also seit 172 Jahren, bei allgemeinen Schwächezuständen, Anämie, Skrophulose, Bleichsucht, sowie insbesondere bei den verschiedenar tigsten Frauenkrankheiten und deren Folgezuständen bewährt. Die günstigen Erfolge durch die Eisenmoor, bäder bei Schwächezuständen verschiedener Art, ner vöser Ueberreizung, Prosluvien, Neuralgien, Rheuma tismus und chronischen Gelenkleiden sind allgemein be kannt. In der seit 1885 bestehenden Wasserheilanstalt wird die Wasserkur so, wie sie sich im Lause der Zeit in den Händen denkender Aerzte entwickelt hat und in vorsichtiger und genau überwachter Weise in Anwen dung gebracht. Ebenso finden Elektrotherapie, Mas sage und Heilgymnastik in geeigneten Fällen ausge dehnte Anwendung. Für den Effekt all dieser Heil mittel ist von wesentlichem Einfluß die reizende ge sunde Lage des Badeortes in einem Thale, welches von Hügeln umgeben ist, die mit Laub- und Nadel holz reich bewaldet sind, wo eine reine ozonreiche Luft und ein mildes Klima das Atmen zu einem wahren Genuß macht. Die in großer Anzahl vorhandenen komfortablen Wohnungen, welche teils auf den An höhen, teils im Thale gelegen sind, die sehr gute Verpflegung, sowie das ungezwungene Badeleben, der dem es an angenehmen Unterhaltungen und Zer streuungen aller Art nicht fehlt, tragen dazu bei, die Kur möglichst kurzweilig zu gestalten. Alles Nähere über Augustusbad ist aus dem Prospekte zu ersehen, welcher von der Badedirektton sranko versandt wird. — Das „Meißner Tageblatt" schreibt : Kürz, lieh kam ein Fabrikant aus der Nachbarschaft nach dem Meißner Bahnhof, um den Zug nach Dresden zu benützen. Der Herr löste sich ein Billet zweiter Klaffe, überschritt den Perron und öffnete, ohne sich um einen Beamten zu kümmern oder den Schaffner nach seinem Platz -u fragen, eine Wagenthür zweiter Klaffe. In die schwellenden Polster zurückgelehnt, brannte sich der Reisende eine Havanna an und stu turhrilkundige zur Krankenbehandlung verwenden dür fen und endlich, daß nur approbierte Aerzte zu auto ritären Befugnissen (Zeugniserteilung, Gutachten rc.) berechtigt seien. — Vor einiger Zeit wurde berichtet, daß vor nun mehr 70 Jahren, nämlich im Jahre 1822, die erste stehende Dampfmaschine in Sachsen ausgestellt worden sei. Weitere Nachforschungen rn dieser Angelegenheit haben nun zunächst die Thatsache sestgestellt, daß die erste stehende Dampfmaschine in Sachsen bereits im Jahre 1820 aufgestellt worden ist. In der von Ul bricht, Rechnungsrat der sächsischen StaatSbahnen, bearbeiteten Geschichte dieser Bahnen steht wörtlich: „Die Verwendung des Dampfes als Arbeitskraft be gann in Sachsen im Jahre 1820, in welchem die erste Dampfmaschine beim Betriebe einer Spinnerei in Gebrauch kam." Diese Behauptung stützt sich auf die im Jahre 1822 bereits erschienene, von C. G. Kretschmar in Chemnitz verfaßte Geschichte der Stadt Chemnitz. Auf Seite 231 dieser völlig zuverlässi gen Schrift steht nach vorhergehenden Mitteilungen über den Stand der Spinnereien wörtlich: „Selbst die englischen Dampfmaschinen stehen auf dem Punkte ihrer Einführung in einigen Spinnfabrikrn, wozu nur noch Steinkohlengruben in der Nähe fehlen. In der dem hiesigen Hause Köbler und Söhne gehörigen Spinnmühle zu Mühlau (bei Burgstädt) ist eine der gleichen seit 1820 schon im Gange." An der Richtig keit dieser interessanten Notiz ist nicht zu zweifeln, da der Verfasser des 1822 erschienenen Buches sich über die Zeit nicht irren konnte. Ueber die Entwickelung deS Dampfmaschinenwesens seit jenem ersten Anfänge geben folgende Zahlen ein zuverlässiges Bild: Bon 1820 bis 1845, also in 25 Jahren, vermehrten sich die stehenden Dampfmaschinen in Sachsen aus 197, von 1845 bis 1856 auf 550, von 1856 bis 1861 auf 1003, von 1861 bis 1874 auf 3295, von 1874 diS 1878 auf 4548, von 1878 bis 1888 auf 7293. Gegenwärtig wird sich also die Zahl der in Sachsen befindlichen feststehenden Dampfmaschinen auf unge fähr 8000 belaufen. — Es ist unglaublich, auf was für Gegenstände die Spitzbuben zuweilen verfallen, wenn es gilt, eine Beute zu ergattern. In Deutschenbora bei Nos sen besaß ein Grundstücksbesitzer einen schönen Pfau- Hahn, der kürzlich früh ganz mißgestaltet ausgefunden wurde. Von diebischen Händen waren ihm sämtliche Echwanzpiegelfedern ausgerissen worden, sodaß das arme Tier infolge der erlittenen Qualen nach einigen Tagen starb. Die Federn dürften von dem Diebe verkauft werden. — Augustusbad bei Radeberg. Kranken, Re dierte eifrig seine Geschäftsbriefe. Er mochte sie wohl alle gelesen haben, die Langeweile plagte ihn und so schaute er einmal zum Fenster hinaus. Wer beschreibt letzt sein Entsetzen — der Zug war fort. Unter dem Gelächter der BahnhosSgartenbesucher mußte der Herr wieder aussteigen, er hatte sich in einen abgehängten Wagen gesetzt! Die Schaffner hatten den Herrn wahrscheinlich einsteigen sehen, aber gewiß gedacht: „Hat sich der Herr nicht um euch gekümmert, so kümmern wir uns auch nicht um ihn!" — In Neu werd er bei Rochlitz hat sich am 1. Osterfeiertag dar vierjährige Töchterchen der Schmidt- schen Familie dadurch nicht unbedenklich verletzt, daß es beim Tragen der Ostersuppe mit der heißen Flüs sigkeit sich verbrühte. — Recht teuer dürfte eine Salbe werden, die ein Droguist Ende Februar dieses Jahres dem Hofmeister eines Rittergutes bei Wurzen gegen Ungeziefer des Rindviehes verabfolgte. Die sehr giftige Salbe war nämlich schlecht zubereitet und enthielt nicht weniger als 33 Prozent Quecksilber. ES erkrankten deshalb 19 Stück Jungvieh in höchst bedenklicher Weise. Da von sollen 3 Stück gefallen sein. Nachdem die Sache zur Anzeige gebracht worden war, beschlagnahmte am Freitag die Polizei bei den. Droguisten den noch vor- handenen Vorrat der Salbe. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Großherzog Friedrich von Baden beging am Sonntag sein 40jähriges Regierungsjubiläum. — Ueber den Rücktritt des preußischen Kriegs ministers v. Kaltenborn-Stachau war schon seit Wo chen gesprochen worden. Jetzt soll nach Berliner Zeitungen der Zeitpunkt für den Rücktritt des Mini sters gekommen sein. Die Demission soll in naher Zeit bevorstehen. In der letzten Zeit hat General Kaltenborn-Stachau auch keinen Vortrag beim Kaiser mehr gehalten, rS waren aber zur Audienz der Chef des Militärkabinetts und der Ches des Generalstabes befohlen worden. — Wegen einer beim Regiment der Gardes du Korps in Potsdam vorgekommenen schweren Solda tenmißhandlung haben am Sonnabend vor dem Amts gericht in Potsdam Vernehmungen von Mannschaften des Regiments stattgefunden. Angeschuldigt sind die jetzt wieder im Zivilverhältnis sich befindlichen frühe ren vierjährig-freiwilligen Gefreiten Schramm und Hamann, und zwar sollen sie während ihrer Dienst zeit den Rekruten Körber derartig mißhandelt haben, daß derselbe dadurch das Gehör und die Sprache verloren hat. — Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt an hervor ragender Stelle einen Aussatz über den Plan einer Weltausstellung in Berlin. Es heißt da u. a.: „Würde sich der Einwand, die Zeit der Weltausstel lungen sei vorüber, ganz eigentümlich ausnehmen in einem Augenblick, in welchem sich Deutschland an strengt, die Weltausstellung in Chikago so reichhaltig und glänzend wie nur möglich zu beschicken, so spre chen auch andere Wahrnehmungen dafür, daß es vor erst noch nicht zu spät ist, auch einmal in der deutschen NeichShauptstadt eine jene» Veranstaltungen zu treffen, sie, so groß immer ihre Schattenseiten sein mögen, doch auch ehre entschiedenen Vorteile in einem Zeit alter nicht vermissen lassen, welches von hoher Seite ehr treffend als ein solches des Verkehrs bezeichnet vorden ist." Man müsse sich jedoch von vornherein davor sichern, daß der Spekulationsgeist, der in der neueren Zeit schon so viele Opfer, gerade in der Reichshauptstadt, gefunden habe, sich des Feldes be mächtige; die Aufgabe, dies zu verhindern, erscheine umsomehr als eine unerläßliche Vorbedingung bei der weiteren Verfolgung des Projektes, als die eventuellen Folgen einer Nichtbeachtung dieser Aufgabe nicht nur ür die Entwickelung der Reichshauptstadt, sondern für die des ganzen Vaterlandes verhängnisvoll werden könnten. In erster Linie gelte es zu untersuchen, welche schädlichen Folgen insbesondere aus einem ver mehrten Spekulationstriebe in Grundstücken und in »erjenigen Arbeit entstehen möchten, durch welche der chon an und für sich bedenkliche Zug aus der Pro- vinz nach Berlin einen neuen Antrieb erfahren dürfte. Sodann müsse man demnächst sich auch ebenso über rie mit der Ausstellung zu verfolgenden Ziele und iber die.mit der Ausstellung verbundenen Kosten ein lurchaus klares Bild machen. „Erscheinen die Nach teile unter den gegebenen Verhältnissen so groß, daß es besser ist, das Projekt einstweilen fallen zu lassen, o darf es nichts geben, was diesen herzhaften Ent- chluß zu verhindern vermöchte. Fällt hingegen die rnst- und gewissenhafteste Prüfung im entgegen ge- etzten Sinne aus, so muß auch die ganze Energie der Kation und vor allem der nationalen Produktion darangesetzt werden, um ein Werk, so wichtig und so reich, m die Wirklichkeit überzuführen, das bestimmt sein soll, wie den Namen Deutschlands zu ehren, auch dessen Wohlfahrt nach außen hin wie im Innern in einem Maße zu fördern, wie dies nur von einer wirklich großartigen Weltausstellung erwartet werden kann." — Redakteur FuSangel hat, wie wir bereits kurz meldeten, den Fürsten Bismarck verklagt wegen dessen Beschuldigung, FuSangel habe ausländische Gelder angenommen, um die deutsche Industrie zu ruinieren. In den „Hamb. Nachr." wurde s. Zeit erklärt, daß diese Aeußerung nicht, wenigstens nicht m dem Sinne, gefallen sei. Nach früheren Entschei dungen untersteht Fürst Bismarck der Militärgerichts barkeit, und es muß für Klagen gegen ihn infolge seines hohen militärischen Ranges der Gerichtshof jedesmal durch besondere Kabinettsordre des Königs gebildet werden. Kaiser Wilhelm I. lehnte das steis ab. Man darf gespannt sein, ob Kaiser Wilhelm ll. eine solche Ordre erlassen wird. — Zu den Defraudationen bei Baron v. Roth schild in Frankfurt a. M. wird neuestens von dort gemeldet: Bestem Vernehmen nach soll die vom Haupt kassierer Jäger unterschlagene Summe den zuerst ge meldeten Betrag von 1,700000 M. nicht übersteigen. Privatschulden und sonstige Verbindlichkeiten Jägers existieren nicht, da er diese vor der Flucht geordnet hat. Man glaubt bestimmt, daß Jäger einen größe ren Betrag mitgenommen hat. — Jäger hat, wie feststeht, seine Flucht über Basel, Luzern und das fernere Ausland bewerkstelligt. Da er im Besitze großer Barmittel ist und seine Flucht von langer Hand vorbereitet hat, so kann seine Festnahme nur durch einen Zufall erfolgen. Jäger spricht gut fran zösisch und englisch. Die Behörden nehmen an, er werde von einem französischen oder englischen Hafen aus den Kontinent verlassen. Auch seitens der Ber liner Gasthofspolizei wird eifrigst auf den Flüchtling gefahndet, da es nicht ausgeschlossen erscheint, daß sich I. nach der Reichshauptstadt gewendet hat in der Voraussetzung, daß er dort unausfällig eine Zeitlang sich aufhalten kann. Grokbritarmien. — Da die französische Regierung durch Verrat eines englischen Sergeanten in den Besitz der Pläne der Besestigungen von Malta bis in die kleinsten Ein zelheiten gelangt ist, läßt die britische Admiralität die unterseeischen Minen bei der Insel verlegen und auch an den Landbefestigungen verschiedene Veränderungen vornehmen. Italien. — Das Leitwort sür die Lösung der Kabinetts krisis ist in kurzen Worten dahin zusammenzufassen: Der Militäretat wird als unantastbar bezeichnet, einer Verminderung der Wehrkraft des Landes seien aufs Aeußerste getriebene Ersparungen auf allen anderen Gebieten der öffentlichen Verwaltung vorzuziehen, in erster Reihe die Verzichtleistung auf die afrikanischen Kolonialdestrebungen oder doch eine weitere Einschrän kung der auf dieselben aufzuwendenden Mittel. Auf der Grundlage dieses Gedankens haben sich alle bis herigen Mitglieder deS Ministeriums Rudini mit Ausnahme des Finanzministers Colombo zusammen gesunden. Rnfilanb. — Minister v. Giers ist zwar noch am Leben, aber in Wixn will man bereits seinen eventuellen Nachfolger kennen, und zwar soll dies Jenobiew, ein entschiedener Panslavist, sein, der vorläufig die Lei tung des auswärtigen Amte» in Petersburg hat. Gerbte«. — Die Belgrader Polizei verhaftete auf frischer That, als sie gerade größere Summen von österreichi schen Banknoten in Verkehr bringen wollten, dr-i Agenten einer weitverzweigten Notensälscherbande mit dem mutmaßlichen Sitze in Stuttgart und Paris. Bulgarien« — In Rustschuk soll man der „Vossischen Ztg." zufolge eine erstaunliche Entdeckung gemacht haben, welche anzudeuten scheint, daß ein neuer Anschlag ge gen das Leben bulgarischer Staatsmänner im Werke var. Infolge Information feilens der türkischen Polizei, welche der bulgarischen Regierung vom otto- manischen Kommissar übermittelt worden, habe die bulgarische Polizei eine Haussuchung bei einem ge wissen Garabet vorgenommen. In dessen Wohnung seien nicht weniger als 14 Bomben, mit Dynamit und Eisenstücken gefüllt, entdeckt worden. Die Polizei habe ermittelt, daß die Bomben in Galatz gefüllt worden, ehe sie nach Rnstschuk gebracht wurden. Ga rabet sei ein Armenier und habe mutmaßlich Brief wechsel mit dem Komitee bulgarischer Emigranten ge habt, welcher jüngst Sitzungen in Galatz gehalten ;at. — Die schnelle Freilassung Kuscheleffr wird, wie >ie „F. Z." von angeblich verläßlicher Seite aus Sofia erfährt, in den Kreisen der bulgarischen Regie rung auf eine sehr ernste Unterredung Stambuloffs mit dem türkischen Kommissar in Sofia, Reschid Bey» zurückgeführt. Im Verlaufe dieser Unterhandlung habe Stambuloff gesagt, daß die Geduld Bulgariens