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1892 Dienstag, den 19. Januar. rxtr«. Kleinster Inseraten» betrag 20 Psg. Amtsblatt der König!. Ämtshanplmannschatt Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadtrats Kompilierte Anserate nach besan» der«« Tarif. «rschetllt tlglich, «U Auinahm« der «ann-mid Festtage, oben»« für den sal- tgendcn Tag. Prell viertelslihklich i ». »o Psg.. «nonatlich ao Psg., «Njtl-Nrn. sPfg. vestellnngc» «ehmen alle Post- «nftalten, Postboten «nd dir «urgabe- stellen de« Tage- dtatte« an. Vom Reichstage. vom 16. Januar teilte der Präsident zunächst den Eingang des Entwurfs eines Gesetzes, betr. die Be- kämpfung der Trunksucht, mit. ^Ü^°^nuug stand die zweite Beratung des Ent- Einstellung des Reichshaushaltsetats Ä* ?^!93, die mit dem Extraordinarium des SptMletats des Reichsamtes des Innern fortgesetzt wurde. Stelle des abwesenden Grafen v. Behr Für die Beteiligung des Reiches an der Weltausstellung zu Chicago im Jahre I8S3 werden WO000 M. gefordert. . Gtr) bedauerte, daß große Teile der deutschen In ¬ dustrie sich an dieser Ausstellung nicht beteiligen wollten. Die Regierung werde hoffentlich fiir eine würdige Vertretung des Rei ches in Chicago sorgen. Unterstaatssckretär v. Rottenburg erllärte, daß fiir die Bear beitung der Angelegenheit die Reichsregierung einen besonderen Kommissar bestellt hat, der teils schriftlich, teils mündlich auf die Beteiligung der Interessenten hingewirkt hat. Nach seiner amt- 4>chc» Aeußenmg werden neben sehr zahlreichen Einzelausstellungen auch Kollektivausstellungen stattfiudcn. Beteiligt werden die In dustrien sein in Wein, Zement, Glas, Photographie, Maschinen, Porzellan, Keramik, Bronze, Bergbau, Elektrotechnik u a. Wenn «s nur darauf ankommc, die vorhandenen Räume zu füllen, so könnten sie heute schon gefüllt sein. Aber es liegt der Reichsregie- rung daran, daß dir Industrien geschlossen anstretcn. Dies Ziel äst noch nicht erreicht. Einige Industrien verhalten sich noch ab lehnend, wie die Saint- und Seiden-, die Leder- und Eisenindu strie. Einzelne sagen: wir haben in Amerika kein neues Absatz- gebiet zu erwarten nnd haben dort einen sestnmschriebenen Besitz- stand. Das mag richtig sein, aber cs ist nicht ausschlaggebend. .Es handelt sich nicht um die Eroberung eines neuen, sondern uni die Erhaltung des alten Besitzstandes. Der Besitzstand unserer Industrie ist in Amerika ein sehr bedeutender. Er beträgt 400 Millionen Wert an Ware», und es kommt nicht aus den Besitz än Nordamerika an, sondern anch auf den in Südamerika und Asieu. Was ersteren Erdteil betrifft, so ist nicht daran zu zweifeln, daß die Vereinigten Staaten mit großer Energie das Ziel verfol gen, die politische Monroedoktrin aus das wirtschaftliche Gebiet anszndehnen. Aber auch nach Asien wendet Amerika seine Blicke. Es poussiert seine Verkehrslinien ans alle Weisen. Erst heute mor gen ist nus amtlich mitgcteilt worden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten die Mittel zur Subvention von 57 neuen Linien, darunter verschiedene nach Ostasien, verlangt hat. Diese Lrbl spricht für die Ausdehnung der amerikanischen Industrie. Wir müssen die Ausstellung unter diesem Gesichtspunkte betrachten. Die amerikanische Industrie hält sich durch die Mac-Kmlcybill ge- -sichert und beginnt einen Eroberungszug. Wenn wir von Chicago Fernbleiben, werden wir kontumaziert werden. Ein anderes Motiv dcS Fernbleibens ist für manche Industrielle der Kostenpunkt, bei der Samt- und Scidenindnstrie trifft der Einwand nicht zu. Dies Moment ist überhaupt nicht ausschlaggebend. Die englische In dustrie scheut nach ihrem bekannten Sprichwort nicht das Pfund, -mn hundert Pfund zu gewinnen, eine ganz richtige Maxime! Ein dritter GninL, sich fernzuhalten, ist die Mac - Kinlcybill. Wenn man den Freihandel nicht als ein moralisches Axiom ansehen will, kann man doch den Bereinigten Staaten keinen Vorwurf aus ihrer - Schutzzollpolitik machen. Das Schmollen ist im Jndustrieleben kein richtiges Kampfmittel. Ich glaube also, daß Lie sich fetzt noch zurückhaltenden Industrien leinen einzigen durchschlagenden G:und fiir ihr Verhalten besitzen. Wir haben alles gethan, sie von der Grundlosigkeit ihrer Haltung zu überzeugen und richten die Bille an die Mitglieder de» Reichstages, deren angesehene Stimme im Reiche gebkrt wird, unser« Bemühungen zu unterstützen. Goldschmidt (sr«is): Ich Hosse mit dem llnterstaatssekretär, daß die Industrien nicht aus ihrer Ablehnung beharren und im Schmollwinkel bleiben werden. Ich stimme auch darin mit ihm überein, daß es sich nicht um eine N-ugewiunuug des Marktes allein tiandell. Rian muß die Weltausstellung in Philadelphia gesehen habe», um beurteile» zu könne», wie dringend die Mah nung ist, sich jetzt an der neuen amerikanischen Ausstellung zu be teiligen. Wir Haden da eine Scharte auszuwetzen, zumal wir uns nicht an der Pariser Ausstellung beteiligt haben . Witte (frcis. tritt den Ausführungen de» llntcrstaatssekretärS v Rottenburg bei Außer den jchvn genannten, sich von der «us- ' stellungsbeschickung fernhaltenden Industrien ist namentlich noch die deütfch«Zuckerinduprie z» neunen, welche bis zur Stunde noch > keine Neigung gezeigt hat, sich zu beteiligen, trotzdem sic allen Grund hat, ihre .technische Vervollkommnung öffentlich darzulcgcn. Schuld an der bisherigen geringe» Beteiligung der deutschen In dustrie ist allein daS Gerücht, daß di« Koste» zu hoch seien. Nach dim nun ein Reich»züschuh von i-00000 Ri. bewilligt ist, dürsten diese «ostevbrdenken sonsalleu. . . . _ , , Unt«rstaatssekretär v. Rottenburg bemerkt, daß die geforderte Summ« sich nachträglich noch etwas, aber nicht über eine Million «rhbhe» dürfte. ' ' , -- - Hache»! lZrntr) bedauert die ablehnend« Haltung LkrCrefcl- der Samt- un» S«id«nindustrit. «»«gaben für in« Beschickung Ds» Weltausstellungen sind Ml» einmal notwendige Ausgaben für 'M b«dÄ«nd« Industrie, die nicht gescheut werden dürfen. Daß mrir später unter Umstände» fürchte» müßten, die Amerika»er konn ten von emer »erliner »M.llnng fortbleiben, glaubt Redner in - chrtorm Fall« Ws die Amerikaner verdienen können, da schmolle» wünfHc, daß die verbündete« Regimmgen erwägen möchten, ob nicht der Crefelder Industrie besondere Vergünstigun gen sür Ausstellnogsbeschickung geboten werden können, da st« sich doch thatsächlich in einer Notlage befindet. Bleibt di« Crefelder Samt- und Seidenindufirie von der Chicagoer Ausstellung fort, so ist die französische Konkurrenz dort allein vertreten, und wird die deutschen Fabrikate vom amerikanischen Markte ganz verdrängen. Hammacher (nat.-lib.) würde es sehr bedauerlich finden, wenn irgend ein deutscher Industrieller aus politischen Gründen von der Weltausstellung in Chicago fern bliebe. In Berlin muß übrigens, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, im Interesse der deutschen Industrie vor dem Jahre 1900 eine Weltausstellung ab gehalten werden, und es ist sehr bedauerlich, daß die Reichsregie rung in dieser Sache nur eine zuwartende Haltung beobachtet. Eine kräftige Offensive wäre hier gerade erforderlich. Lieber (Ztr.) schwärmt zwar nicht gerade für Weltausstellun gen, muß aber zugeden, daß Lie Chicagoer Ausstellung für uns eine hochwichtige Bedeutung haben wird. Die Beteiligung daran ist deshalb für die deutsche Industrie eine Fordernng nationaler Ehre und nationalen Interesses. Frhr. v. Stumm (kons.) bestreitet den Bemerkungen verschie dener Vorredner gegenüber, daß Lie deutsche Eisenindustrie schmolle und deshalb im allgemeinen der Cbicagoer Ausstellung fern bleibe. Die Eisenindustrie habe einmal nichts Neves auszustellen, und dann sei sie durch die Ausführung der Bestimmungen des Arbeiterschutz- gesctzes dermaßen in Anspruch genommen, daß sie zu Ausstellungs vorbereitungen keine Zeit habe und die nutzlos für eine Ausstel lnng auszuwendcnden Millionen lieber im Interesse ihrer Arbeiter ausgebe. ' Unterstaatssekritär v. Rottenburg bemerkt Lem VorreLner ge genüber, es komme nicht vorauf an, daß auf einer Ausstellung nur Neues zur Schau gebracht werde, sondern darauf, daß die gesanite LandesinLustrie würdig vertreten sei. Schrader (sreiO weist darauf hin, daß eine gute Vertretung bcr deutschen Maschinen Industrie in Chicago derselben den süd- amerikaniscken Markt erobern könne. Die deutsche Eisenindustrie sei übrigens vom Reiche so oft unterstützt worden, daß sie sich der Fordernng. auch einmal das Reich zu unterstützen, nicht entziehen könne. Die zur Debatte stehende Position wirb hierauf bewilligt. Die Forderung, 40000 M zur Ausveckung und wissenschaftlichen Beschreibung des „römischen Grcnzwalles" in Süddeutschland, be antragt die Budgetkommission aus Sparsamkeitsrücksichten zu streichen. Stach einer längeren Debatte, in welcher die Abgg. Oechelhäuser (nat.-lib.), Tröltzsch (nat-lib:), Lieber (Ztr), Virchow (freis), sowie llnterstaatssekretär von Rottenburg und ver würltembergische Gesandte v Moser sür die Bewilligung sprechen, während Fritzen den Standpunkt der Budgetkommission vertritt, wird die Forderung, abweichend von Lem Kommissionsbeschluffc, genehmigt. Bei der Position „6. Rate sür den Nordostscekanal" 2 Mill, erhebt Singens (Zrr.) erneut Klage über die angeblich unzureichende Seelsorge für die am Kanalbau beschäftigten Arbeiter. Münch (kreis.) regt an, der Reichstag möchte einmal in corpore die Kanalarbeiten in Augenschein nehmen. Die Position wird hierauf bewilligt und der Rest des Etats des Reichsamtes Les Innern angenommen. Beim Etat des Reichscisenbahnamtes verlangt Schrader, daß diese Behörde aussührlicherc öffentliche Mitteilungen über ihre Thätigkeit mache. Namentlich sei es nötig, zu erfahren, wie sich diese Reichsrcgierung zu der plötzlichen Bestimmung aller Tarif- rcsprmcu stelle, die nach dem Vorgänge der preußischen Staats- baynverwaltnng jetzt überall in Deutschland Platz greife. Präsident des Reichseisenbahnamtes Schultz: Das Reichs eisenbahnamt wirkt heute teils als Verwaltungs-, teils als Aus- sichtsbchörLc. In ersterer Beziehung ist seine Thätigkeit eine nicht öffentliche, hingegen wird die Aufsichtslhätigkeit stets öffentlich dar gelegt. Die Wünsche des Vorredners, betr. ric Eisenbahn-Taris- resorm, gehören gegenwärtig in die Parlament« der Einzelstaaten. Hier können sie nicht eingehend erörtert werden. Graf Kanitz (kauf.) hält eine z» 'weitgehende Verbilligung der Eisenbahntarife fiir einen entschiedenen Fehler. Der Zonentarif, aus welchen immer hingewicsen wird, hat in Ungarn keineswegs so günstige Erfolge für die Bahnverwaltungen gehabt, wie seine Anhänger behaupte». Auch die Gütertarife siuv im Ungarn zn sehr ermäßigt und bringen keinen nennenswerten Nutzen. Was ric im Jahre zahlreich vorgckommenen Eisenbahnunfällc betrifft, so kann man Ler preußischen Staatßbahnverwaltung Vorwürfe wegen mangelhafter Instandhaltung der Bahnen nicht machen. Die Unfälle, Lie bci uns.vorgekommen, haben ganz, andere Ursachen, als mangclndc Bctriebssicherhcjt. Schrader wünscht, daß Ler fiskalische Gesichtspunkt für die Verwaltung der Bahnen in Preuße» nicht Ler allein maßgebeiiLe wcrLen möchte. Der Vervollständig«»-; Les BetricbsmaterialS namentlich müsse mehr Aufmerksamkeit als bisher zngcwendct werden. Präsident Schultz erwidert, daß nach den vorliegenden Ueber- sichtcn diese Notwendigkeit schon berücksichtigt sei. Verkommender Wagenmangcl wird nicht so sehr Lurch Materialmangel, sondern weit mehr noch Lurch Lie Witternngsverhältniffe verursacht. Or. Hammacher suat.-lib.) bedauert, Laß die Tarisgcstaltung der Bahnen gar zu sehr von den Staatssiuanzen abhängig gemacht wird. Bei der Verstaatlichung d«r Bahnen in Preußen tst regie rungsseitig stets versichert worden, Lie U«b«rschüsse sollten mir wieder sür die Bahne» verwendet werd«». H«ute ist «S ab«r ganz a«d«rS grkommtn. Redner bittrt ferner, Latz Rnchs«is«nbahnamt möge sich für die baldige Ansarbtithng eines ReichSeisenbahnge- ' setz« beim Reichskanzler bemühen > - - Leute, welche nach 88 2 A innerhalb de» Ich"!»' L- srss» U SM-, A grandung^ Sonnabend vormittag fand in Burg städt di- erste Gläubigerversammlung des m Kon kurs geratenen dortigen KrehltveremS statt. Rechts anwalt F. Liebe-Chemnitz gab hierbei einen auSführ- lichen Bericht über die Lage des Vereins und über die Gründe, die denselben zum Konkurse gebracht ha ben Sieben den enormen Verlusten, die m den letz ten Jahren dem Vereine durch in Konkurs geratene Schuldner erwuchsen, hatte derselbe auch Einbußen, milche auf die Untreue und Bücherfälschungen de« früheren Direktors Orlamünder zurückzufahren sind. Zahlenmäßig läßt sich jedoch nach dem AuSsvruHe des Konkursverwalters die Unterbilanz noch nicht Nach weisen, da die Bücher viele Jahre zurück zu ergänzen sind. — Aus Chemnitz wird geschrieben: Ein betrüben der Beweis für den schachten Geschäftsgang von Chemnitz ist es, daß im Gegensatz zu der bis vor kurzem immer zunehmenden Beoölkerungzahl dieselbe innerhalb de» letzten Monats um 6l8 einzelne Personen und 34 Fa milien mil 102 Köpfen, also um 720 Köpfe sich ver ringert hak, wie durch da« Meldeamt deS hiesigen Polizeiamtes nachgewiesen ist. Nach genauer Berech nung des Meldeamtes beträgt innerhalb des ganze» vergangenen Jahres die B völkerungszunahme in Chem nitz nur 13 Familien mit 184 Köpfen und 1613 einzelne Personen, und ist seit Jahrzehnten eine so geringe ve- völkerungszunahme hierselbst nicht zu konstatieren ge wesen. — Ai» 13. Januar abends ist in einer Wohn stube in Chemnitz ein Christbaum in Brand ge raten. Beim Transportieren des brennenden Baume« nach der Treppenflur hat sich die ihn tragende Frau E an den Händen nicht unerheblich ver- letzt. Auch ,st verschiedener Schaden entstanden -AmFrettag abend gegen j10 Uhr war in Se.tnlgebäude eines Grundstückes des KSmmer- "" Schadenfeuer entstanden. Anter Anlage eines Küchenofens war da« 'N der Wand befindlich- Holzwerk 0 ^0 ^^ das Feuer teilte sich dem Hinter- gebäude m,t. In letzterem waren außer sonstigen Gera'en einige Tausend Stück neue Obstkörbe einge- denen ein größerer Teil bei Ankunft der Tmm2 Berufsfeuerwehr in Hellen dort.!! Feuerwehr hatte in, Anfang ^"harten Stand, zedoch gelang eS ihr nach drei- KcksauÄ!»» Tätigkeit unter Benutzung zweier sänken " ^"er auf seinen Hertz zu de« in Döbel« ist in den letzten Tagen de- vergangenen Jahre« eine neue ekk- Inserat-Gebühr«»: M ' Einspaltig« »orpuS- Babenberger S Offerten-Annahme —»».tD »iE» pro Jafrrat 2K Psg.